Open Textbook

Der Begriff Open Textbook (englisch) bezeichnet ein frei verfügbares Lehrbuch. Es wird in der Regel von Autoren oder Verlegern online bereitgestellt. Im Gegensatz zu normalen Lehrbüchern erlaubt das freie Lizenzierungsmodell dem Benutzer das Lesen, den Download oder teilweise auch das Ausdrucken ohne zusätzliche Kosten.[1] Einige Lizenzierungsarten bieten den Benutzern auch die Möglichkeit, anstelle des kostenlosen Online-Zugangs alternative Formate zu geringen Kosten zu nutzen. Dies (beispielsweise für Druck-, Ton- oder E-Book-Formate) kann dann dazu dienen den Autoren ein bescheidenes Honorar zukommen zu lassen oder einen Beitrag zu den Veröffentlichungskosten zu leisten.

Open Textbooks werden mehr und mehr als eine mögliche Lösung für einige der Probleme des traditionellen Lehrbuchverlagswesens gesehen.[2] Im 2010 Horizon Report des New Media Consortium wurden sie als Komponente der Umsetzung von Open Content in der Hochschulbildung identifiziert.[3]

Open Textbooks sind ein Bestandteil von Open Educational Resources.[4][5]

Damit ein Lehrbuch als Open Textbook bezeichnet werden kann, muss es so lizenziert sein, dass es den Benutzern einige grundlegende Rechte einräumt, die über das normale Copyright hinausgehen.[6][7] Eine Lizenz oder eine Liste der Berechtigungen muss durch den Autor klar angegeben sein.[8]

Im Allgemeinen werden den Benutzern mindestens die folgenden Rechte eingeräumt:

  • Das Lehrbuch darf ohne Zuwendungen an den Autor genutzt werden.
  • Das Lehrbuch darf bei angemessener Erwähnung des Autors kopiert werden.
  • Das Lehrbuch darf zu nicht-kommerziellen Zwecken weitergegeben werden.
  • Das Lehrbuch darf in andere Formate umgewandelt werden (bspw. in Print- oder andere digitale Formate).

Viele Autoren gewähren darüber hinausgehende Rechte wie:

  • Inhalte des Lehrbuchs hinzuzufügen, zu entfernen oder zu ändern, oft unter der Bedingung, dass bei solchen abgeleiteten Werken dieselbe Lizenz Gültigkeit behält.
  • Das Lehrbuch auch ohne Erwähnung des Autors zu kopieren und weiterzugeben.
  • Das Lehrbuch zu kommerziellen Zwecken zu nutzen.

Ein Beispiel der Community College Open Textbook Collaborative beschreibt die Anforderungen an ein Open Textbook als: fast oder komplett kostenlos; leicht zu benutzen, erhalten und weiterzugeben; inhaltlich anpassbar, damit Lehrende die Inhalte anpassen können; druckbar; sowie barrierefrei, damit es mit Hilfstechnologien für beeinträchtigte Lernende, einschließlich solchen mit Lernstörungen funktioniert.[9]

Die CK-12 Foundation setzt auf ähnliche Standards, muss aber weiterhin sicherstellen, dass die Angebote staatlichen Anforderungen entsprechen.[10]

Open Textbooks sind weitaus flexibler als herkömmliche Lehrbücher[11], was den Lehrenden mehr Möglichkeiten bietet, sie besser auf die Lehrbedürfnisse zugeschnitten zu verwenden.[12][13]

Ein häufiges Problem bei herkömmlichen Lehrbüchern ist die Häufigkeit, mit der neue Auflagen erscheinen. Diese machen Anpassungen des Lehrplans an das neue Buch notwendig. Ein Open Textbook hingegen ist zeitlich unbegrenzt verfügbar, so dass die Lehrenden die Ausgaben nur wechseln müssen, wenn sie es für notwendig halten.

Dadurch, dass viele Open Textbooks es erlauben Inhalte anzupassen, können Lehrende ihn besser auf die Erfordernisse des jeweiligen Kurses zurechtschneiden. Weiterhin können die Kosten von Lehrbüchern unter Umständen die Qualität der Lehre beeinflussen, wenn es Lernenden nicht möglich ist, benötigte Materialien zu kaufen.

Lizenzierungsmodelle

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Die verbreitetsten freien Lizenzen sind:

Eine Reihe von Projekten hat es sich zum Ziel gesetzt, Open Textbooks zu entwickeln, unterstützen und für sie zu werben. Fürsprecher für Open Textbooks und verwandte Open-Education-Projekte sind die William and Flora Hewlett Foundation[14] und die Bill and Melinda Gates Foundation.[15]

Hochschulbildung

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Allgemeinbildung

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Die Autorenvergütung für Open Textbooks weicht stark von der herkömmlichen Lehrbuchveröffentlichung ab. Definitionsgemäß erlaubt der Autor eines Open Textbooks die kostenlose Nutzung des Lehrbuchs der breiten Öffentlichkeit, was eine Vergütung des Zugangs ausschließt. Es entwickelt sich jedoch eine Reihe von Modellen zur Unterstützung der Autoren. Beispielsweise bezahlt ein Open-Textbook-Verlag namens Flat World Knowledge seinen Autoren Anteile an den Erlösen verkaufter Printexemplare und Lernhilfen.[16] Weitere Kompensationsmodelle umfassen Stipendien, Förderprogramme und Finanzierung durch Werbung.[17]

Einzelnachweise

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  1. Learn More About Open Textbooks, the Student PIRGs
  2. Open Education Conference 2009. Interactive Open Textbook Panel Discussion. (Video, 1:02:08) Murugan Pal, CK12 Foundation; Eric Frank, Flat World Knowledge; Cable Green, WA State Board for Community and Technical Colleges; Barbara Illowsky, De Anza College; Steve Acker, Ohio State University.
  3. 2010 Horizon Report, Chapter 7 (Memento des Originals vom 16. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/wp.nmc.org Johnson, L., Levine, A., Smith, R., & Stone, S. (2010) for the New Media Consortium and the EDUCAUSE Learning Initiative. Accessed Dec 23, 2010.
  4. Open Educational Resources. (Memento des Originals vom 13. Januar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arl.org SPARC.
  5. Free to Learn Guide (PDF; 2,0 MB) by Hal Plotkin. "An Open Educational Resources Policy Development Guidebook for Community College Governance Officials." (Funded by The William and Flora Hewlett Foundation) Living document is open-licensed for iterative improvement. Creative Commons. 2010.
  6. Considerations for Creative Commons Licensing of Open Educational Resources: The Value of Copyleft (Memento des Originals vom 5. März 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bgsu.edu by Charles Lowe, Bowling Green State University. Computers and Composition Online. September, 2010.
  7. Open Knowledge Definition (OKD) Open Knowledge Foundation.
  8. TEDxNYED: Open Education and the Future presentation by David A. Wiley. March 6, 2010.
  9. Welcome to College Open Textbooks! College Open Textbooks. (Funded by The William and Flora Hewlett Foundation)
  10. CK-12 FlexBooks customizable, standards-aligned, free digital textbooks for K-12.
  11. OER: The Myth of Commercial Textbook Reliability (Memento des Originals vom 11. April 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/collegeopentextbooks.ning.com by Geoff Cain. College Open Textbooks Community. March 19, 2011.
  12. ASU Statepress. Open Source Alternatives Bring Flexibility to Textbooks. February 25, 2010.
  13. 7 Things You Should Know About Open Textbook Publishing (PDF; 851 kB) by Judy Baker and Jacky Hood. Educause Learning Initiative. March 8, 2011.
  14. Open Educational Resources The William and Flora Hewlett Foundation.
  15. Washington State Community and Technical Colleges Launch the Washington State Student Completion Initiative The Bill and Melinda Gates Foundation. Oct 14, 2009.
  16. Flat World Knowledge, Author's World
  17. Resources on Open Textbooks (Memento des Originals vom 28. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.studentpirgs.org, the Student PIRGs