Oraàs

Oraàs
Oraàs (Frankreich)
Oraàs (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Nouvelle-Aquitaine
Département (Nr.) Pyrénées-Atlantiques (64)
Arrondissement Oloron-Sainte-Marie
Kanton Orthez et Terres des Gaves et du Sel
Gemeindeverband Béarn des Gaves
Koordinaten 43° 26′ N, 0° 59′ WKoordinaten: 43° 26′ N, 0° 59′ W
Höhe 27–172 m
Fläche 10,57 km²
Einwohner 185 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 18 Einw./km²
Postleitzahl 64390
INSEE-Code

Oraàs ist eine französische Gemeinde mit 185 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Pyrénées-Atlantiques in der Region Nouvelle-Aquitaine (vor 2016: Aquitanien). Die Gemeinde gehört zum Arrondissement Oloron-Sainte-Marie und zum Kanton Orthez et Terres des Gaves et du Sel (bis 2015: Kanton Sauveterre-de-Béarn).

Der Name in der gascognischen Sprache lautet Oràs.[1] Die Bewohner werden Oraàsois und Oraàsoises genannt.[2]

Oraàs liegt circa 45 Kilometer nordwestlich von Oloron-Sainte-Marie in der historischen Provinz Béarn.

Umgeben wird der Ort von den Nachbargemeinden:

Castagnède Salies-de-Béarn
Escos Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Sauveterre-de-Béarn
Abitain Athos-Aspis

Oraàs befindet sich im Einzugsgebiet des Flusses Adour. Der Gave d’Oloron durchquert das Gebiet der Gemeinde mit seinen Nebenflüssen,

  • dem Arrec Héuré und seinem Zufluss,
    • dem Arrec Baraillou, und
  • dem Ruisseau de Laclau und seinem Zufluss,
    • dem Arrec de Lasmarges.[3]

Bis zum 15. Jahrhundert trugen die Grundherren von Oraàs lediglich den Titel „de Leü“. 1678 besaß Antoine de Lons zwei Wassermühlen. Die älteste, „Mühle Arbus“ genannt, wurde über dem Bach Arrec Héuré gebaut. Sie ist auf der Karte von Cassini eingetragen. Die andere befand sich auf der anderen Seite des Gave bei Abitain. Dies gab dem Grundherrn das Recht, ein Boot zu unterhalten, um den Gave zu überqueren. Die Napoleonischen Kriege sind an Oraàs nicht spurlos vorübergegangen, denn auf dem Gemeindegebiet sind die Körper von drei englischen Soldaten gefunden worden. In den bewaldeten Hügeln tritt Steinsalz zutage. Oraàs war bekannt für sein sehr salzhaltiges Quellwasser, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gefördert wurde.[2][4]

Toponyme und Erwähnungen von Oraàs waren:

  • Oras (13. Jahrhundert, fors de Béarn, Manuskript aus dem 14. Jahrhundert, S. 20),
  • Nostre-Done d’Oras (1442, Notare aus Labastide-Villefranche, Nr. 1, Blatt 44),
  • Horas und Horaas (1538 bzw. 1548, Manuskriptsammlung aus dem 16. bis 18. Jahrhundert),
  • Oras (1750 und 1793, Karte von Cassini bzw. Notice Communale),
  • Oraas (1801, Bulletin des lois) und
  • Oràas (1863, Dictionnaire topographique Béarn-Pays basque).[5][4][6]

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einem Höchststand der Einwohnerzahl von 565 in der Mitte des 19. Jahrhunderts reduzierte sich die Zahl bei einigen Erholungsphasen bis zur Jahrtausendwende auf ein Niveau von rund 170, das bis heute gehalten wird.

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2009 2021
Einwohner 217 205 212 197 180 170 175 163 185
Hier fehlt eine Grafik, die leider im Moment aus technischen Gründen nicht angezeigt werden kann. Wir arbeiten daran!
Ab 1962 offizielle Zahlen ohne Einwohner mit Zweitwohnsitz
Quellen: EHESS/Cassini bis 2006,[6] INSEE ab 2009[7]

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Pfarrkirche, gewidmet Mariä Himmelfahrt. Sie ist im 14. Jahrhundert vor allem aus Sandstein der Region und Kieselsteinen des nahen Gave errichtet worden. Der Langbau mit einem Kirchenschiff wird durch eine Apsis verlängert, die mit fünf Wänden abgeschlossen ist. Auf drei Wänden lassen hohe, schmale Fenster Licht in den Chor. Die Wandecken sind mit Strebewerken mit Wassernasen verstärkt. Der Glockenturm über dem Eingangsvorbau auf der anderen Seite der Kirche wurde vermutlich im späten 19. Jahrhundert angefügt. Der südliche Eingang zeigt sich durch die Wölbungen seines Rundbogens und kleine Kapitelle aus, die sehr erodiert sind. Der Eingang an der Westseite ist leicht spitzbogenförmig. Er besitzt drei Wölbungen mit dicken Wülsten, die auf Kapitellen ruhen, welche mit langen Palmetten verziert sind. Die umgebende Archivolte ist mit Sternen besetzt. Langhaus und Chor sind mit einem Kreuzrippengewölbe ausgestattet. Der Altar im Chor der Kirche ist ohne Tabernakel, aber mit einem Medaillon, einer Girlande aus Blattwerk und zwei Cherubinenköpfen verschönert.[8]
  • Schloss Leu. Im gleichnamigen Ortsteil wurde das Schloss auf einem Erdhügel auf einer Anhöhe am Ende des 13. Jahrhunderts errichtet. Einer der ersten Grundherren war Espan du Leü, Abt des Laienklosters von Orthez und Freund von Gaston Fébus, Vicomte von Béarn. 1725 war das Schloss noch von einem doppelten Graben umgeben und besaß eine Scheune, Pferdeställe, einen Weinkeller, einen Innenhof und einen Garten. Aber zur Zeit der Französischen Revolution wurde es bereits als Ruine bezeichnet. Die Dicke der Wände des dreistöckigen Gebäudes variiert zwischen 1,20 m und 1,30 m. Fenster verschiedener Größe sind ohne Symmetrie auf verschiedenen Stockwerken angeordnet. Unterhalb des Walmdachs verläuft ein Genueser Fries, bestehend aus einer doppelten Ziegelreihe im Mörtel, rund um das Gebäude. Merkmale der Verteidigungsfunktion des ursprünglichen Baus sind heute noch erkennbare Kragsteine und Schießscharten. Das Schloss beherbergt heute einen landwirtschaftlichen Betrieb und ist nicht zu besichtigen.[9]
  • Herrensitz von Oraàs. Er befand sich in den Jahren 1940 bis 1950 im Besitz von Maurice Escande, späterer Intendant der Comédie-Française. Es ist im traditionellen Baustil errichtet mit Kieselsteinen aus dem Gave und Dächern mit Dachgauben und Flachziegeln.[10]

Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Weinrebe der AOC Béarn

Die Landwirtschaft ist traditionell der wichtigste Wirtschaftsfaktor der Gemeinde.[2] Das Weingut „Villa Bys“ baut seit 2004 auf 26 Hektar Weine u. a. der AOC Béarn an.

Oraàs liegt in den Zonen AOC des Weinbaugebiets Béarn, des Ossau-Iraty, eines traditionell hergestellten Schnittkäses aus Schafmilch, sowie der Schweinerasse und des Schinkens „Kintoa“.[11]

Hier fehlt eine Grafik, die leider im Moment aus technischen Gründen nicht angezeigt werden kann. Wir arbeiten daran!
Aktive Arbeitsstätten nach Branchen am 31. Dezember 2015[12]
Gesamt = 17

Oraàs ist erreichbar über die Routes départementales 27 und 284.

Cécile Sorel

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Maurice Escande, geboren am 14. November 1892 in Paris, gestorben am 10. Februar 1973 in Paris, war französischer Theater- und Filmschauspieler und u. a. Intendant der Comédie-Française von 1960 bis 1970. Er lebte in den 1930er Jahren auf seinem Anwesen in Oraàs.
  • Cécile Sorel, geboren am 7. September 1873 in Paris, gestorben am 3. September 1966 in Trouville-sur-Mer (Département Calvados), war eine französische Schauspielerin und Mitglied der Comédie-Française. In mehreren Jahren verbrachte sie die Sommermonate bei Maurice Escande, mit dem sie eine Freundschaft verband.
Commons: Oraàs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Oraàs. Gasconha.com, abgerufen am 16. Oktober 2017 (französisch).
  2. a b c Oraàs. visites.aquitaine.fr, archiviert vom Original am 16. Oktober 2017; abgerufen am 16. Oktober 2017 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr
  3. Ma commune : Oraàs. Système d’Information sur l’Eau du Bassin Adour Garonne, abgerufen am 16. Oktober 2017 (französisch).
  4. a b David Rumsey Historical Map Collection France 1750. David Rumsey Map Collection: Cartography Associates, abgerufen am 16. Oktober 2017 (englisch).
  5. Paul Raymond: Dictionnaire topographique du département des Basses-Pyrénées. In: Dictionnaire topographique de la France. Imprimerie nationale, 1863, S. 125, abgerufen am 16. Oktober 2017 (französisch).
  6. a b Notice Communale Oraàs. EHESS, abgerufen am 16. Oktober 2017 (französisch).
  7. Populations légales 2014 Commune d’Oraàs (64423). INSEE, abgerufen am 16. Oktober 2017 (französisch).
  8. Conseil régional d’Aquitaine: Église Notre-Dame-de-l’Assomption. visites.aquitaine.fr, archiviert vom Original am 16. Oktober 2017; abgerufen am 16. Oktober 2017 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr
  9. Conseil régional d’Aquitaine: Château de Leu. visites.aquitaine.fr, archiviert vom Original am 16. Oktober 2017; abgerufen am 16. Oktober 2017 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr
  10. Conseil régional d’Aquitaine: Gentilhommière d’Oraàs. visites.aquitaine.fr, archiviert vom Original am 16. Oktober 2017; abgerufen am 16. Oktober 2017 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr
  11. Institut national de l’origine et de la qualité : Rechercher un produit. Institut national de l’origine et de la qualité, abgerufen am 16. Oktober 2017 (französisch).
  12. Caractéristiques des établissements en 2015 Commune d’Oraàs (64423). INSEE, abgerufen am 16. Oktober 2017 (französisch).