Das ReichOrthornavirae umfasst alle Viren, die ein RNA-Genom haben und eine RNA-abhängige RNA-Polymerase (RdRp) kodieren.[3]
Das Reich umfasst dsRNA-, (+)ssRNA- und (-)ssRNA-Viren des RealmRiboviria, der fast alle RNA-Viren enthält. Dies entspricht den Gruppen 3, 4 respektive 5 der überkommenen Baltimore-Klassifikation.
Der Name des Taxons ist abgeleitet von griechischὀρθόςOrthos, deutsch ‚gerade‘ sowie RNA für die Art des Genoms und dem Suffix -virae für ein Reich von Viren.[4]
Die vorgeschlagene Spezies „Spodoptera-litura-Männchen-tötendes Virus“ („Spodoptera litura male-killing virus“, SlMKV oder SLMKV) ist nach den Autoren Nagamine et al. (2023) nahe verwandt mit der Ordnung Tolivirales und könnte daher ebenfalls der Klasse Tolucaviricetes angehören, auch wenn sie in der Taxonomie des NCBI als „unclassified Riboviria“ geführt wird.[6][7][8]
Es wird vermutet, dass die RNA-Viren der Orthornavirae bereits in der RNA-Welt oder in Protobionten vor dem Urvorfahr[12] aller heutigen zellulären Organismen (Bakterien sowie Archaeen und Eukaryoten) entstanden. Den Lenarviricota fehlen nämlich die Kapside – mit Ausnahme einiger Leviviren (Ordnung Levivirales). Zudem haben diese im Vergleich zu den anderen Viren der Orthornavirae die am stärksten divergierenden Proteine, so dass sie der Ursprung der meisten mobilen genetischen Elemente (MGEs) sein könnten, die bei zellulären Organismen und DNA-Viren zu finden sind.[13][14]
Die meisten Prokaryoten infizierenden RNA-Viren (RNA-Phagen) könnten innerhalb der Jahrmillionen ausgestorben sein oder auf Eukaryoten übergesprungen sein, wo sie gute Bedingungen für ihre Replikation vorfanden, etwa im Vorhandensein des eukaryotischen Cytosols. Umgekehrt hatten Prokaryoten in dieser Zeit Abwehrmechanismen (wie CRISPR) entwickelt, die es den meisten RNA-Viren unmöglich machen, sich in ihnen zu replizieren.[15]
Nuruddin Unchwaniwala, Hong Zhan, Janice Pennington, Mark Horswill, Johan A. den Boon, Paul Ahlquist: Subdomain cryo-EM structure of nodaviral replication protein A crown complex provides mechanistic insights into RNA genome replication. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 20. Juli 2020, doi:10.1073/pnas.2006165117, PMID 32690711 (englisch, pnas.org [PDF]).
↑ abcdefg
Ahmed A. Zayed, James M. Wainaina, Guillermo Dominguez-Huerta, Eric Pelletier, Jiarong Guo, Mohamed Mohssen, Funing Tian, Akbar Adjie Pratama, Benjamin Bolduc, Olivier Zablocki, Dylan Cronin, Lindsey Solden, Erwan Delage, Adriana Alberti, Jean-Marc Aury, Quentin Carradec, Corinne Da Silva, Karine Labadie, Julie Poulain, Hans-Joachim Ruscheweyh, Guillem Salazar, Elan Shatoff, Ralf Bundschuh, Kurt Fredrick, Laura S. Kubatko, Samuel Chaffron, Alexander I. Culley, Shinichi Sunagawa, Jens H. Kuhn, Patrick Wincker: Cryptic and abundant marine viruses at the evolutionary origins of Earth's RNA virome. In: Science. 376. Jahrgang, Nr.6589, 8. April 2022, ResearchGate:359802266, S.156–162, doi:10.1126/science.abm5847, PMID 35389782, bibcode:2022Sci...376..156Z (englisch). Siehe insbes. Fig. 3. Dazu:
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Origins and Evolution of the Global RNA Virome. In: Yuri I. Wolf, Darius Kazlauskas, Jaime Iranzo, Adriana Lucía-Sanz, Jens H. Kuhn, Mart Krupovic, Valerian V. Dolja, Eugene V. Koonin (Hrsg.): mBio. Band9, Nr.6, 27. November 2018, ISSN2150-7511, doi:10.1128/mBio.02329-18, PMID 30482837 (englisch).
↑auch letzter universeller gemeinsamer Ahn (LUGA) genannt, englischlast universal common ancestor, LUCA