Heute ist die Gemeinschaft auf allen Kontinenten vertreten. Sie zählt rund 2500 Mitglieder. Zu ihrer Hauptaufgabe gehört die Förderung des Laienengagements in der Kirche.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderten viele Iren nach Argentinien aus. Deren Ersuchen beim Heiligen Stuhl um die Entsendung irischer Seelsorger griffen die Pallottiner auf. 1886 kam der irische Pater Patrick O’Grady und begann in der Stadt Mercedes mit der Seelsorge. Der erste einheimische Pallottiner irischer Herkunft war Thomas Dunleavy und wurde 1895 zum Priester geweiht. 1909 bei der Einteilung der Pallottiner in Provinzen kamen die Niederlassungen in Argentinien zur irischen Provinz und deren Provinzial hatte bis 1928 seinen Sitz in Argentinien. Der irische Provinzial Derry Murphy war 17 Jahre unter anderem als Novizenmeister in Argentinien.
In den 1920er Jahren wanderten deutschsprachige Katholiken (Deutsche, Österreicher, Schweizer, Banater Schwaben, Wolgadeutsche, Luxemburger) nach Argentinien aus. 1925 ging der Pater Franz Xaver Zeus aus Limburg nach Buenos Aires. Damit entstand die Regio de Nuestra Senora de Luján, nach Luján, dem bedeutendsten Marienwallfahrtsort Argentiniens. Die ersten einheimischen Pallottiner deutscher Herkunft waren Marcello Becker und Andreas Kessler und wurden 1956 zu Priester geweiht.
Am 4. Juli 1976 wurden die Patres Alfredo Leaden, Alfredo Kelly, Pedro Dufau und die Seminaristen Salvador Bareito und Emilio Barletti erschossen im Pfarrhaus der Pfarre San Patricio in Buenos Aires aufgefunden. Nichts ist aufgeklärt. 2005 setzte dazu Erzbischof Bergoglio eine Kommission Ne pereant probationes – Damit die Beweise nicht verlorengehen ein.[2]
1892 kamen die Pallottiner erstmals nach Deutschland und bezogen dort ihr erstes Domizil, den Walderdorffer Hof in Limburg an der Lahn. Ihr Ziel war es zunächst, die ihnen 1890 übertragene Kamerun-Mission von dort aus zu leiten.[3][4][5] Weil das Anwesen jedoch zu klein wurde, erwarb die Gemeinschaft 1896 ein Grundstück in Limburg und errichtete, unter einer beachtlichen Eigenleistung, dort ihr Missionshaus. 1927 erbauten sie ebenfalls auf diesem Gelände die Marienkirche.
Am 22. Januar 2007 vereinigten sich die beiden deutschen Provinzen und die österreichische Regio zur deutschsprachigen Herz-Jesu-Provinz mit Sitz in Friedberg (bei Augsburg). Mehr als 500 Patres und Brüder gehören zur Herz-Jesu-Provinz in Deutschland, Österreich und den von Deutschland aus betreuten Delegaturen (Kamerun, Kanada, Kroatien, Spanien und Südafrika). Sie unterhalten an 28 Orten Einrichtungen wie Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen, eine Vinzenz Pallotti University in Vallendar, Exerzitienhäuser, betreuen Pfarreien und sind in etlichen weiteren Bereichen tätig. Das Noviziat befindet sich in Friedberg. Gewählter Provinzial ist der aus der Eifel stammende Markus Hau; zuvor war er Missionssekretär seiner Gemeinschaft. Er trat sein Amt am 2. August 2022 an.[6]
Zu den Arbeitsgebieten in Deutschland zählen: Familienseelsorge, Missionsarbeit, Pfarrseelsorge, Bildungsarbeit, Zeitschriftenapostolat, Urlaubsseelsorge, Fördererpastoral, Seelsorge für Gläubige anderer Muttersprachen, Kirche im sozialen Brennpunkt, Altenseelsorge, Krankenseelsorge, Schule, Schulseelsorge, Wallfahrtsseelsorge, Jugendbildung, Jugendhilfe, soziale Freiwilligenarbeit, Jugendarbeit, Exerzitien, geistliche Betreuung anderer religiöser Gemeinschaften, Meditation, Behindertenarbeit, Kinderpastoral, Wissenschaft, Studierendenseelsorge, Hochschule, Pilgerfahrten, wissenschaftliche und religiöse Weiterbildung, geistliche Begleitung, Polizeiseelsorge, Soldatenseelsorge, Flughafenseelsorge.
Im oberschwäbischen Weingarten wurde Ende 2022 eine Kommunität des Pallottinerordens gegründet. Zunächst zogen zwei Pallottiner, einer aus Spaichingen für die Pilgerseelsorge und einer aus dem indischen Mangalore für die Hochschulseelsorge, in ein leerstehendes Pfarrhaus ein. Später sollte noch ein Ordensmann aus Afrika dazukommen.[7]
Im März 2023 wurde ein Vorfall bekannt, bei dem einer der Patres eine junge erwachsene Frau im Aufenthaltsraum der Evangelisch-Katholischen Hochschulgemeinde unsittlich berührt hatte. Daraufhin wurde er zu einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen verurteilt und von der Diözese Rottenburg-Stuttgart von allen priesterlichen Ämtern und Aufgaben entbunden.[8]
Bereits 2016 hatte derselbe Pater Kanada wegen ähnlicher Vorwürfe verlassen müssen, war dort aber nicht angeklagt worden.[9]
Im Mai 2024 einigten sich die Ordensgemeinschaft und die Diözese darauf, dass der verbliebene Pallottinerpater Weingarten im Sommer 2025 verlassen und die Kommunität damit aufgelöst wird.[10]
Heinrich Vieter (1853–1914) aus Selm-Cappenberg in Westfalen, seit 1886 Mitglied der Pallottiner, 1887 zum Priester geweiht, ging mit der ersten Gruppe von Missionaren in die damalige deutsche Kolonie Kamerun. Er wurde am 22. Januar 1905 zum ersten Bischof von Kamerun geweiht. Er wird in Kamerun bis heute als „Vater des Glaubens“ verehrt. Im Januar 2005 wurde in Yaoundé der Seligsprechungsprozess eröffnet.
Richard Henkes (1900–1945) aus Ruppach im Westerwald, 1925 zum Priester geweiht, seit 1921 Mitglied der Pallottiner, am 8. April 1943 durch die Gestapo verhaftet und im KZ Dachau inhaftiert. Dort starb er am 22. Februar 1945, nachdem er sich während des freiwilligen Dienstes in der Typhusbaracke selbst infiziert hatte. Er wird als „Märtyrer der Nächstenliebe“ verehrt. Sein Seligsprechungsverfahren wurde 2003 im Bistum Limburg durch Bischof Franz Kamphaus eröffnet. Am 23. Januar 2007 wurde der diözesane Teil des Seligsprechungsverfahrens abgeschlossen und die Akten an die Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen in Rom übergeben. Papst Franziskus entschied und der Vatikan gab es am 22. Dezember 2018 in Rom bekannt, dass Henkes ein Märtyrer sei.[11] Am 15. September 2019 wurde er in Limburg seliggesprochen.[12]
Franz Reinisch (1903–1942) aus Feldkirch (Vorarlberg), 1928 zum Priester geweiht, seit 1930 Mitglied der Pallottiner, am 1. März 1942 zur Wehrmacht einberufen, wegen Verweigerung des Fahneneides am 7. Juli vom Reichsgericht zum Tode verurteilt und am 21. August im Zuchthaus Brandenburg-Görden mit dem Fallbeil hingerichtet.
Józef Jankowski (1910–1941) aus Pommern, 1936 zum Priester geweiht, während der deutschen Besatzung Militärseelsorger und Leiter des Priesterseminars von Ołtarzew, am 16. Mai 1941 von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz gebracht, dort infolge der Entbehrungen und Misshandlungen am 16. Oktober 1941 verstorben. 1999 von Johannes Paul II. seliggesprochen.
Józef Stanek (1916–1944) aus Łapsze Niżne in Spisz (Zips), 1941 zum Priester geweiht, während der deutschen Besatzung Student am Institut für Soziologie der Universität Krakau, das damals im Untergrund arbeitete, im August 1944 zum Kaplan der Untergrundarmee ernannt, am 23. September von SS-Einheiten festgenommen und erhängt. 1999 von Johannes Paul II. seliggesprochen.
Johannes Kopp (1927–2016), europäischer Zen-Lehrer der ersten Generation unter dem Namen Ho-un-Ken Roshi.
Heinrich Vieter, bearbeitet von Norbert Hannappel: Die Jugend ist unsere Zukunft. Chronik der katholischen Mission Kamerun 1890–1913, Band 1.1. Pallotti-Verlag, Friedberg 2011, ISBN 978-3-87614-075-9.
Heinrich Vieter, bearbeitet von Norbert Hannappel: Die Jugend ist unsere Zukunft. Chronik der katholischen Mission Kamerun 1890–1913, Band 1.2. Pallotti-Verlag, Friedberg 2011, ISBN 978-3-87614-076-6.
Hermann Skolaster P.S.M.: Die Pallottiner in Kamerun. 25 Jahre Missionsarbeit. Kongregation der Pallottiner, Limburg/Lahn 1924.
Pallottinergemeinschaft Sankt Josef (Hrsg.): Hersberg.1929/30–2005. Schloss, Seminar, Aufbaugymnasium, Bildungshaus. Die Pallottiner in Immenstaad am Bodensee. Eppe Verlag, Bergatreute 2005, ISBN 3-89089-404-6.
Antonia Leugers: Eine geistliche Unternehmensgeschichte: Die Limburger Pallottiner-Provinz (1892–1932). EOS Verlag, St. Ottilien 2004, ISBN 978-3-8306-7195-4.