Nach seiner Rückkehr leitete er 1864/65 die Düsseldorfer Zeitung, 1866/69 die Elberfelder Zeitung, 1870 das Neue Blatt (Leipzig) sowie den Bazar in Berlin. 1871 übersiedelte er in die Reichshauptstadt und gründete hier die Wochenschrift Die Gegenwart, die er bis 1881 leitete. 1877 rief er mit der Monatsschrift Nord und Süd eine Zeitschrift ins Leben, die der Deutschen Rundschau von Julius Rodenberg erheblich Konkurrenz bereitete. Lindau hat für seine beiden Periodika fast alle prominenten Autoren seiner Zeit gewinnen können, so Berthold Auerbach, Theodor Fontane, Karl Gutzkow, Paul Heyse, Friedrich Schrader und Gottfried Keller. Nord und Süd gab er bis 1904 heraus.
Nebenbei widmete sich Lindau intensiv dem Theater. 1895 wurde er zum Intendanten des Hoftheaters in Meiningen berufen, dem er bis zu seinem Rücktritt 1899 vorstand. Zurückgekehrt nach Berlin war er hier von 1900 bis 1903 Direktor des Berliner Theaters. Zwischen 1909 und 1917 war Lindau Dramaturg des Königlichen Schauspielhauses. Schon früh experimentierte er mit den künstlerischen Möglichkeiten des Films. So schrieb er nach seinem gleichnamigen Schauspiel das Drehbuch zu dem Film Der Andere mit Albert Bassermann in der Hauptrolle. Max Mack führte Regie in diesem Streifen, der als erster deutscher Autorenfilm gilt und dem neuen Medium künstlerisch zum Durchbruch verhalf.
Große Publikumserfolge feierte Lindau als Theaterautor zwischen 1870 und 1880 vor allem mit seinem zweiten Stück „Maria und Magdalena“. Auch als Romanautor – hier vor allem mit seinem Romanzyklus Berlin (1886–1888) – und Reiseschriftsteller hatte er eine breite Leserschaft.
Im Herbst des Jahres 1873 heiratete er in Berlin Anna Kalisch (1853–1919), eine Tochter des Schriftstellers und Kladderadatsch-Journalisten David Kalisch. Er hatte einen Sohn, Hans Lindau.[1]
Lindau galt zeitweise als Kritikerpapst in Berlin, wurde aber auch wegen einer Affäre mit der Schauspielerin Elsa von Schabelsky zeitweilig heftig attackiert. Er profitierte auch von den Kontakten und dem Einfluss seines Bruders Rudolf Lindau, eines erfolgreichen Politikers und Publizisten.
Wunderliche Leute. Kleine Erzählungen. Breslau 1888.
Interessante Fälle. Criminalprocesse aus neuester Zeit. Schottlaender, Breslau 1888
Aus dem Orient. Flüchtige Aufzeichnungen. Schottlaender, Breslau 1890; archive.org.
Die Sonne. Schauspiel. Entsch, Berlin 1891
Vater Adrian und andere Geschichten. Schles. Buchdr., Kunst- u. Verl.-Anst., Breslau 1893.
Altes und Neues aus der Neuen Welt. Eine Reise durch die Vereinigten Staaten und Mexico. 2 Bände. Duncker, Berlin 1893; (books.google.de) Nachdruck: Salzwasser Verlag, Paderborn 2012, ISBN 978-3-86444-437-1
Der Andere. Schauspiel. Goldmann, New York 1893. Online
Gotthilf Weisstein [und Richard Nathanson]: Paul Lindau, eine Charakteristik. Stuhr, Berlin 1875.
J. Fisahn: Paul Lindau als Kritiker und das Theater. Ein Beitrag zur Kritik der Kritik. Kaulfuß, Liegnitz 1876 (2. Auflage: 1879).
Egmont Hadlich: Paul Lindau als dramatischer Dichter. Kritische Essays. Weile, Berlin 1876 (Digitalisat).
Albert Hahn: Ein Mann unserer Zeit, Paul Lindau. Mahlo, Berlin 1877 (Digitalisat).
Wilhelm Goldschmidt: Notizen zu Schriften von Paul Lindau. Bichteler, Berlin 1878.
Paul Lindau und das literarische Judenthum. Eine Controverspredigt aus der Gegenwart von Junius [d. i. Karl Franz Frohme]. Minde, Leipzig [1879] (Digitalisat).
Ottilie Heller: Paul Lindau als Uebersetzer. Friedrich, Leipzig 1880.
Franz Mehring: Kapital und Presse. Ein Nachspiel zum Falle Lindau. K. Brachvogel, Berlin 1891 (Digitalisat).
Victor Klemperer: Paul Lindau. Eine Monographie. Concordia, Berlin 1909.
Renate Antoni: Der Theaterkritiker Paul Lindau. Univ. Diss., FU Berlin 1961.
Anneliese Eismann-Lichte: Paul Lindau, Publizist und Romancier der Gründerjahre. Univ. Diss., Münster 1981.
Roland Berbig: Paul Lindau – eine Literatenkarriere. In: Peter Wruck (Hrsg.): Literarisches Leben in Berlin. 1871–1933. Akademie-Verlag, Berlin 1987, S. 88–125.
Günter Tiggesbäumker: Paul Lindau und das Haus Ratibor. Zu einem vergessenen Autor der Gründerzeit. In: Corvey-Journal, 1990, 2 (3), S. 56–61.
Hans Manfred Bock: Reichshauptstadt und französischer Kulturtransfer 1871-1890. Reichshauptstadt und französischer Kulturtransfer 1871-1890. In: Etienne François, Philippe Despoix (Hrsg.): Marianne – Germania. Deutsch-französischer Kulturtransfer im europäischen Kontext 1789–1914. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 1998, S. 315–332.