Die Philodendren (Philodendron), zu deutsch Baumfreund, sind die einzige Gattung der Tribus Philodendreae in der UnterfamilieAroideae innerhalb der Pflanzenfamilie der Aronstabgewächse (Araceae).[1] Die Philodendron-Arten stammen meist aus neotropischen Regenwäldern vom US-Bundesstaat Florida über Mexiko, Zentralamerika und den Karibischen Inseln bis zum tropischen Südamerika.
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Bei Philodendron-Arten handelt es sich um immergrüne, ausdauernde krautige Pflanzen, die als Wurzelkletterer, epiphytisch oder buschförmig wachsen können. Den auf Bäume kletternden und den Bäumen dabei nicht schadenden Arten verdankt die Gattung ihren Namen.[2] Sie können Wuchshöhen von bis zu 6 Metern erreichen. Die ledrigen, glänzenden Laubblätter können einfach, fiederteilig oder fiederspaltig sein; sie sind eiförmig, länglich, herz-, pfeil- oder breit speerförmig, ganzrandig oder gesägt und stehen wechselständig, an langen Sprossachsen oder in Rosetten. Die Blütenstände bestehen aus dem für Aronstabgewächse typischen einzelnen Hüllblatt (Spatha) und einem Kolben (Spadix).
Philodendren können eine höhere Temperatur als die Außentemperatur erzeugen. Bei 4° C beträgt die Temperatur in den geschlossenen Blütenständen beispielsweise von Philodendron bipinnatifidum bis zu 38 °C. Durch die höhere Temperatur strömen die Duftstoffe der Blüten besser aus. Die Blüten der Philodendren riechen aasartig und locken Insekten zur Bestäubung an[3].
Die Früchte sind grün und gurkenähnlich langgestreckt. Das reife Fruchtinnere einiger kultivierter Arten schmeckt bananenartig und ist um einen weichen Kern geschichtet.
Alle Pflanzenteile rufen nach Verzehr starkes Unwohlsein hervor, Kontakt mit dem Saft kann zu Hautreizungen führen.
Die ersten Arten dieser Gattung wurden schon sehr früh gesammelt, beispielsweise 1664 von Georg Marcgraf und etwas später von Charles Plumier; für Ende des 17. Jahrhunderts ist Nikolaus Joseph von Jacquin zu nennen. Die im 17., 18. Jahrhundert und Anfang des 19. Jahrhunderts gesammelten und beschriebenen Arten wurden meist in die Gattung Arum eingeordnet.[4]
Die Gattung Philodendron wurde 1829 durch Heinrich Wilhelm Schott in Wiener Zeitschrift für Kunst, Litteratur, Theater und Mode 1829, 3, S. 780 aufgestellt, dort „Philodendrum“ geschrieben. Typusart ist Philodendron grandifolium(Jacq.) Schott, die 1797 als Arum grandifoliumJacq. erstveröffentlicht wurde.[5] Schott veröffentlichte 1832 in Meletemata Botanica ein Klassifizierungssystem der Familie Araceae anhand von Blütenmerkmalen, dort verwendete er die richtige Schreibweise Philodendron. PhilodendronSchott nom. cons. wurde nach den Regeln der ICN (Melbourne ICN Art. 14.11 & App. III) konserviert gegenüber der originalen Schreibweise „Philodendrum“.[1] Der Gattungsname Philodendron leitet sich von den griechischen Wörtern philo für Liebe oder liebend und dendron für Baum ab.
Synonyme für PhilodendronSchott sind: ArosmaRaf., Baursea(Rchb.) Hoffmanns. ex Kuntze, CalostigmaSchott nom. inval.,ElopiumSchott, MeconostigmaSchott, SphincterostigmaSchott, TelipodusRaf.[6]Philodendron ist die einzige Gattung der Tribus Philodendreae in der Unterfamilie Aroideae innerhalb der Familie Araceae.[1]
Die Gattung Philodendron wurde von Mayo 1990 in drei Untergattungen gegliedert: Untergattung Meconostigma, Untergattung Pteromischum, UntergattungPhilodendron.[4] Croat gliedert 1997 die Gattung Philodendron zusätzlich in einige Sektionen und Untersektionen: Sektion Baursia, Sektion Philopsammos, Sektion Philodendron (mit den Untersektionen Achyropodium, Canniphyllium, Macrolonchium, Philodendron, Platypodium, Psoropodium, Solenosterigma), Sektion Calostigma (mit den Untersektionen Bulaoana, Eucardium, Glossophyllum, Macrobelium, Oligocarpidium), Sektion Tritomophyllum, Sektion Schizophyllum, Sektion Polytomium, Sektion Macrogynium, Sektion Camptogynium.[7]
2018 wurde die Untergattung Meconostigma aus der Gattung ausgegliedert und in eine eigene Gattung Thaumatophyllum gestellt.[8]
Je nach Autor sind die Schätzung der Zahl der Arten in der Philodendron sehr unterschiedlich. Bei Simon J. Mayo 1990[4] sind es 350 bis 400 und bei Thomas Croat 1997 sind es etwa 700 Arten.
Hier eine Artenliste nach Kew World Checklist of Selected Plant Families (Stand 2018):[6]
Einige werden in den Tropen bis Subtropen als Zierpflanzen für Parks und Gärten verwendet. Mehrere davon werden als Zimmerpflanze gepflegt, beispielsweise: Kletterphilodendron (Philodendron hederaceum, im Handel unter dem SynonymPhilodendron scandens geführt), Philodendron erubescens mit vielen Sorten in unterschiedlichen Blattfarben, zum Beispiel Rotblättriger Philodendron 'Red Emerald', Baum-Philodendron oder Doppeltspaltfiederblättriger Baumfreund (Philodendron bipinnatifidum), zu dieser Art gehört auch der Zottelige Philodendron, der auch als eigene Art Philodendron selloum gehandelt wird, Herzblättriger Philodendron (Philodendron cordatum), Kleinblättriger Philodendron (Philodendron grazielae), Ausgefranster Baumfreund (Philodendron laciniatum).
Zudem gibt es verschiedene Zuchtformen. Philodendren im Allgemeinen sind beliebte, da leicht zu kultivierende, schattenverträgliche und schnell wachsende Zimmerpflanzen. Sie eignen sich auch sehr gut für Hydrokultur.
Auswirkung auf das Raumklima
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Wenige Arten der Gattung Fensterblätter (Monstera) werden selten als Philodendron-Arten gehandelt, da sie zu einer Zeit in den Gartenbau eingeführt wurden, als beispielsweise für Monstera adansoniiSchott der botanische Name Philodendron pertusum(L.) K.Koch & C.D.Bouché verwendet wurde.[10] Die Laubblätter einiger Philodendron-Arten sehen denen mancher Monstera-Arten sehr ähnlich. Allerdings werden die beiden Gattungen Monstera und Philodendron zu verschiedenen Unterfamilien der Familie Araceae gezählt.
↑ abcPhilodendron im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 16. August 2014.
↑J. Hecker: Der Kinder Brockhaus - Noch mehr Experimente. Naturwissenschaften zum ausprobieren. F. A. Brockhaus AG, ISBN 978-3-7653-3211-1.
↑ abcS. J. Mayo: History and Infrageneric Nomenclature of Philodendron (Araceae). In: Kew Bulletin. Volume 45, Issue1, 1990, S. 37–71. doi:10.2307/4114436
↑Philodendron bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 16. August 2014.
↑ abcdPhilodendron. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 14. April 2020.
↑Thomas B. Croat: A Revision of Philodendron Subgenus Philodendron (Araceae) for Mexico and Central America. In: Annals of the Missouri Botanical Garden. Volume 84, Issue 3, 1997, S. 311–704. doi:10.2307/2992022
↑Cassia Mônica Sakuragui, Luana Silva Braucks Calazans, Leticia Loss de Oliveira, Érica Barroso de Morais, Ana Maria Benko-Iseppon, Santelmo Vasconcelos, Carlos Eduardo Guerra Schrago, Simon Joseph Mayo: Recognition of the genus Thaumatophyllum Schott − formerly Philodendron subg. Meconostigma (Araceae) − based on molecular and morphological evidence. In: PhytoKeys. Band98, 5. Februar 2018, ISSN1314-2003, S.51–71, doi:10.3897/phytokeys.98.25044, PMID 29750071, PMC 5943393 (freier Volltext) – (pensoft.net [abgerufen am 4. Juni 2023]).
Mathieu Chouteau, Denis Barabé, Marc Gibernau: A Comparative Study of Inflorescence Characters and Pollen-Ovule Ratios Among the Genera Philodendron and Anthurium (Araceae). In: International Journal of Plant Sciences. Volume 167, Issue 4, 2006, S. 817–829. doi:10.1086/504925
Marie-Pierre L. Gauthier, Denis Barabé, Anne Bruneau: Molecular phylogeny of the genus Philodendron (Araceae): delimitation and infrageneric classification. In: Botanical Journal of the Linnean Society. Volume 156, Issue 1, 2008, S. 13–27. doi:10.1111/j.1095-8339.2007.00733.x
Roger S.Seymour, Marc Gibernau: Respiration of thermogenic inflorescences of Philodendron melinonii: natural pattern and responses to experimental temperatures. In: Journal of Experimental Botany. Volume 59, Issue 6, 2008, S. 1353–1362. doi:10.1093/jxb/ern042
Marc Gibernau, Denis Barabé: Thermogenesis in three Philodendron species (Araceae) of French Guiana. In: Canadian Journal of Botany. Volume 78, Issue 5, 2000, S. 685–689. doi:10.1139/b00-038
Zur Nutzung als Zimmerpflanze
Christine Recht: Grünpflanzen fürs Zimmer: So gedeihen sie am besten. Gräfe & Unzer, 1999, ISBN 3-7742-1344-5.
Karl-Heinz Jacobi: Das farbige Hausbuch der Zimmerpflanzen. BLV, München u. a. 1999, ISBN 3-405-14902-9.
Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.