Proskau wurde im Jahr 1250 erstmals urkundlich erwähnt.[1] Es gehörte zum Herzogtum Oppeln, das ab 1327 ein Lehen der Krone Böhmen. 1531 ist es Pruzko erwähnt.[2] 1560 wurde Proskau die Stadtrecht verliehen, das 1915 aberkannt und 2004 neu verliehen wurde.
Vom 14. Jahrhundert an bis 1769 war das Gebiet um Proskau Familienbesitz der Proskowski. Diese veranlassten 1563 den Bau des Renaissanceschlosses, das im Dreißigjährigen Krieg durch die Schweden niedergebrannt wurde. Es wurde 1677 durch den Mailänder Architekten Giovanni Seregno neu errichtet. Im Jahre 1763 ließ Graf Leopold Proskowski im Hinterhof des Schlosses eine in Europa und der Welt bekannte Fayence-Manufaktur einrichten, die bis 1793 produzierte.
Nach der Neuorganisation der Provinz Schlesien gehörte die Stadt Proskau ab 1816 zum Landkreis Oppeln, mit dem es bis 1945 verbunden blieb. 1845 bestanden im Ort eine katholische Pfarrkirche, ein Schloss und weitere 198 Häuser. Im gleichen Jahr lebten in Proskau 1703 Einwohner, davon 1463 katholisch, 192 evangelisch und 48 jüdisch.[2] 1874 wurde der AmtsbezirkSchloss Proskau gegründet, dem die Landgemeinden Chrzumczütz, Neuhammer, Proskau, Wilhelmsberg und Zlattnik sowie die Gutsbezirke Proskau Domäne und Zlattnik Domäne eingliedert wurden.[3] 1885 wurden 2269 Einwohner gezählt.[4]
Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 stimmten 1587 der Proskauer Wahlberechtigten für einen Verbleib bei Deutschland und 151 für Polen.[5] Proskau verblieb mit dem gesamten Landkreis Oppeln[6] bis 1945 beim Deutschen Reich. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte der Ort 2511 Einwohner. Vom 28. bis 30. Januar 1945 beging die Rote Armee Kriegsverbrechen an der deutschen Zivilbevölkerung, denen auch der örtliche Pfarrer Walloschek zum Opfer fiel.[7] Während und nach dem Krieg ist jedoch nur ein geringer Teil der einheimischen Bevölkerung vertrieben worden.
Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Proskau 1945 mit dem größten Teil Schlesiens an Polen. Nachfolgend wurde es in Prószków umbenannt. Von 1945 bis 1950 gehörte es zur Woiwodschaft Schlesien und danach zur Woiwodschaft Opole. Seit 1999 ist der Powiat Opolski zuständig. Bis heute leben in der Gemeinde drei Bevölkerungsgruppen: Neben Polen und Deutschen auch 4 % Schlesier.[8] Im Jahr 2004 wurden Proskau das Stadtrecht wieder zuerkannt und seit dem 30. April 2010 trägt die offiziell zweisprachige Stadt den amtlichen Namen „Prószków / Proskau“.[9] Seit Juni 2012 sind auch die Ortsschilder zweisprachig.[10]
Das Proskauer Schloss ist das Wahrzeichen des Ortes. Es wurde 1563 als Residenz des Grafen Georg Proskowski im Stil der Renaissance erbaut. 1644 wurde es von den Schweden in Brand gesteckt und 1677 unter der Leitung des italienischen Baumeisters Giovanni Seregno im Stil des Barock wieder aufgebaut. Dabei entstanden die beiden Türme an der Vorderfront. Es gehörte bis 1769 dem oberschlesischen Adelsgeschlecht Proskowski.[11][12] Von 1847 bis 1881 diente das Schloss Als Königlich Preußische Gärtnerlehranstalt.[13] Nach deren Auflösung wurde das Schloss als Krankenhaus genutzt. Heute befindet sich hier ein Altenheim. 2011 wurde das Schloss aufwändig saniert.
Westlich angrenzend befindet sich der Schlosspark mit einem alten Baumbestand.
Die römisch-katholische Kirche St. Georg am Ring wurde 1587 im Auftrag des Grafen Georg Pruskowski erbaut. Nach dem großen Brand 1644 erhielt sie beim Wiederaufbau 1687 ihr barockes Erscheinungsbild. Auch im Inneren finden sich zahlreiche barocke Elemente, darunter die Stuckdekorationen, der Hauptaltar, mehrere Skulpturen und die Kanzel. Über dem Eingang hängt das Wappen der Familie Pruskowski.[1]
Das Arboretum erinnert an die 1847 gegründete Königliche Landwirtschafts-Akademie. Diese wurde 1881 aufgelöst und durch das Königliche Pomologische Institut ersetzt. Dafür wurden nördlich des Ortes Gärten, Gewächshäuser und eine Obstbaumschule angelegt. Ab 1934 fand hier jährlich die Chrysanthemen-Ausstellung statt. Noch heute werden hier neue Generationen ausgebildet. Das Arboretum umfasst eine Fläche von ca. 17 Hektar. Des Weiteren wachsen hier exotische Gewächse aus China, Japan und anderen Ländern. Zu sehen ist hier außerdem ein vor zwei Millionen Jahren versteinerter Baum.[1]
Proskauer Ring (Marktplatz) mit Bürgerhäusern aus dem 17./18. Jahrhundert im Stil des Klassizismus und des Barock.
Die Evangelische Kirche (Kościół ewangelicki) wurde 1866 aus Backstein errichtet.
Evangelischer Friedhof mit erhaltenen deutschen Grabmälern.
Auf dem ehemaligen deutschen katholischen Friedhof befinden sich Grabsteine aus den letzten drei Jahrhunderten.
Die Kapelle des böhmischen Landesheiligen Johannes von Nepomuk wurde 1877 errichtet.
St.-Anna-Kapelle
Historischer Speicher aus dem Jahr 1789
Gebäude der alten Brauerei aus dem Jahr 1870
Denkmal für die Gefallenen beider Weltkriege an der ul. Zamkowa
Das Wappen der Stadt zeigt im ersten und vierten Feld jeweils auf einem gold-schwarz geteilten Grund einen springenden Hirsch mit umgekehrten Farben. Das zweite und das dritte Feld sind gespalten in den Farben Silber und Rot. Auf silbernem Grund befindet sich ein rotes Hufeisen und auf rotem Grund ein silbernes Hufeisen.
Georg Christoph Graf von Proskau (am 4. August 1692 erwähnt), Herr der Ortschaft Proskau und Primkenau
Karl Daniel Friedrich Bach (1756–1829), Maler, Zeichner und Kunstpädagoge, künstlerischer Kurator der Proskauer Fayencemanufaktur
Anastasius Sedlag (1786–1856), Theologe, zeitweise Pfarrer in Proskau
Ernst Heinrich (1792–1862), Agrarwissenschaftler, Erster Direktor der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau
Gustav Stoll (1814–1897), Pomologe, erster Direktor des Königlichen Pomologischen Instituts
Hermann Settegast (1819–1908), Agrarwissenschaftler, 1847–1856 Verwalter der Königlichen Domäne Proskau und Lehrer am Königlichen Pomologischen Institut in Proskau
Friedrich Engel (1821–1890), Architekt und Publizist, Dozent an der Landwirtschaftlichen Akademie in Proskau
Julius Kühn (1825–1910), Agrarwissenschaftler, habilitierte in Proskau
Reinhold Hensel (1826–1881), Zoologe und Paläontologe, Professor für Zoologie an der Forstakademie von Proskau
Adolph Hermiersch (1827–1903), katholischer Pfarrer und Politiker, 1857–1865 Kaplan in Proskau
Adolf Stengel (1828–1900), Agrarwissenschaftler, Dozent an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau
Robert Hartmann (1831/1832–1893), Naturforscher und Völkerkundler, Lehrer am Königlichen Pomologischen Institut
Walter von Funke (1832–1900), Agrarwissenschaftler, Dozent an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau
Hermann Otto Glüer (1834–1913), Rittergutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstags, Schüler am pomologischen Institut
Carl Pape (1836–1906), Physiker, Professor an der Landwirtschaftlichen Akademie
Christian Friedrich Rabe (1837–1898), Tierarzt, Lehrer der Tierheilkunde an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau
Paul Sorauer (1839–1916), Botaniker und Phytomediziner, zwischen 1872 und 1893 Leiter der Pflanzenphysiologischen Versuchsstation am Königlich Pomologischen Institut
Gustav von Schönberg (1839–1908), Nationalökonom, 1867–1868 Leiter der Pflanzenphysiologischen Versuchsstation am Königlich Pomologischen Institut
Hans von Scheel (1839–1901), Nationalökonom und Statistiker, Lehrer am Königlichen Pomologischen Institut
Hugo Werner (1839–1912), Dozent für Landwirtschaft an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau
Thomas von Kozlowski (1839–1911), Rittergutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstags, Schüler am pomologischen Institut
Boleslaw von Kossowski (1839–1892), Rittergutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstags, Schüler am pomologischen Institut
Leo Becker (1840–1886), Rittergutsbesitzer, Landrat und Mitglied des Deutschen Reichstags, Schüler am pomologischen Institut
Heinrich Möller (1841–1932), Tierarzt, Lehrer der Tierheilkunde an die Landwirtschaftliche Akademie Proskau
Karl Perseke (1843–1907), Botaniker und Forschungsreisender, Schüler am pomologischen Institut
Franz Goeschke (1844–1912), Botaniker, Mitarbeiter am pomologischen Institut
Karl Götz von Olenhusen (1847–1933), Rittergutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstags, Schüler am pomologischen Institut
Witold von Skarzynski (1850–1910), Rittergutsbesitzer und Politiker, Schüler am pomologischen Institut
Emil Pott (1851–1913), Tierzuchtwissenschaftler, Student an der Landwirtschaftlichen Akademie
Richard Börnstein (1852–1913), Physiker und Meteorologe, Lehrer am pomologischen Institut
Ernst Flechsig (1852–1890), Chemiker und Schachmeister, Dozent an der Landwirtschaftlichen Akademie
Wilhelm Lauche (1859–1950), Gartenbaufachmann und Hofgartendirektor, Obergärtner und Lehrer für Obstbau am Königlichen Pomologischen Institut
Alexander Bode (1860–1920), Gärtner und Pädagoge, Schüler am pomologischen Institut
Carl Heicke (1862–1938), Gartenarchitekt, studierte in Proskau
Rudolf Aderhold (1865–1907), Mykologe, Leiter der botanischen Abteilung an der Lehranstalt für Obst- und Gartenbau in Proskau
Carl Bonstedt (1866–1953), Gärtner und Botaniker, Ausbildung am pomologischen Institut
Hermann Kube (1866–1944), Gartenkünstler und Stadtgartendirektor, Schüler am Königlichen Pomologischen Institut
Hugo Baum (1867–1950), Botaniker, Student am pomologischen Institut
Heinrich Zeininger (1867–1939), Hofgartendirektor, 1922–1924 Direktor der Höheren staatlichen Lehranstalt für Obst- und Gartenbau in Proskau
Carl Rimann (1870–1947), Gartenarchitekt und Fachschriftsteller, Schüler und Lehrer an der Lehranstalt für Obst- und Gartenbau
Otto Schindler (1871–1936), Gartenbaulehrer, Direktor des pomologischen Institut
Richard Thieme (1876–1948), Gartenarchitekt, Ausbildung am pomologischen Institut
Hans Abmeier, Pädagoge und Hochschullehrer, zeitweise Lehrer in Proskau
Alfons Perlick (1895–1978), Pädagoge, Schüler am Lehrerseminar in Proskau
Georg Pniower (1896–1960), Gärtner, Landschaftsarchitekt und Professor für Garten- und Landeskultur in Berlin, studierte in Proskau
Karl Heinrich Meyer (1903–1988), Garten- und Landschaftsarchitekt, Schüler an der Lehranstalt für Obst- und Gartenbau
Proskau, Flecken, Landkreis Oppeln, Regierungsbezirk Oppeln, Provinz Schlesien. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Proskau (meyersgaz.org).
Erhard Heinrich, Andrzej Pawelczyk: Proskau – Eine Geschichte im Überblick. Hrsg.: Pfarrer der katholischen Pfarrgemeinde St.Georg in Proskau [Prószków]. Erhard Heinrich, 2000, ISBN 83-913284-1-4.
Ryszard Emmerling, Urszula Zajaczkowska: Oppeln – Die Hauptstadt der Wojewodschaft. Schlesischer Verlag ADAN, Opole 2003, ISBN 83-915371-3-7.
Ryszard Emmering: Schlesische Schlösser und Paläste – Oppelner Land. Schlesischer Verlag ADAN, Opole 2000, ISBN 83-908136-4-5.
Die Landwirthschaftliche Akademie Proskau. Festschrift zur Feier des fünfundzwanzigsten Bestehens der Anstalt. Vierte Ausgabe, Wiegandt & Hempel, Berlin 1872 (Google Books).
↑ abcdAnna Bedkowska-Karmelita: Reiseführer durch das Oppelner Land. Alkazar, Opole 2009, ISBN 978-83-925591-3-9, S. 30.
↑ abJohann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845, S. 514.
↑Swantje Duthweiler: Die Königlich Preussische Gärtnerlehranstalt zu Proskau – Ein Baustein in der Geschichte moderner Gartenarchitektur. In: Die Gartenkunst 19 (1/2007), S. 127–142.