Prottes liegt im Weinviertel, im Norden das Marchfeldes auf 160 bis 200 Meter Meereshöhe. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 13,7 Quadratkilometer. Davon werden drei Viertel landwirtschaftlich genutzt, drei Prozent sind Weingärten, vier Prozent Gärten und neun Prozent der Fläche sind bewaldet.[1]
Prottes liegt im Wiener Beckens, das im Miozän entstand. Ursprünglich von einem Meer, später von einem Süßwassersee bedeckt bildeten sich mehrere tausend Meter dicke Ablagerungen. Diese Schichten enthalten Erdöl, das heute abgebaut wird. In Schottergruben werden immer wieder Fossilfunde aus dieser Zeit gemacht. In der Eiszeit wurde durch Westwinde Löß abgelagert.[2]
Die erste urkundliche Erwähnung von Protlechin (Prottes) stammt aus dem Jahr 1115. Dass hier bereits im Mittelalter Weinbau betrieben wurde, zeigt eine Urkunde aus 1342. Im Jahr 1359 wurde ein Hermann von Landenberg als Herr von Prottes genannt. In dieser Zeit wurde sein Gut mit der Herrschaft Matzen zusammengelegt und Prottes blieb für mehrere Jahrhunderte bei den Herren von Matzen.1614 verkauften die Herren von Matzen ihren Besitz an Hans Christoph Freiherrn von Fünfkirchen. Als sich 1700 die Tochter des Leonhard von Fünfkirchen, Gräfin Maria Theresia Althan, mit Ferdinand Graf Kinsky vermählte, gelangte Prottes mit Matzen an die Herrschaft Kinsky. Nach dem Ersten Weltkrieg verkaufte Graf Paul Kinsky Matzen, Prottes und Angern an der March an die Firma Löw.[3]
Der Name Prottes änderte sich im Lauf der Jahre mehrfach. Da seine Schreibweise falsch tradiert wurde, stimmt auch die bisher gebräuchliche Deutung nicht. Im Buch Prottes, erschienen 2015, Autor Manfred Grünwald, wird im Kap. „Der Name“, S. 94–107, erstmals die richtige Namensschreibweise angewendet und darauf basierend die etymologische (Etymologie=Wissenschaft von der Herkunft und Geschichte der Wörter und ihrer Bedeutungen) Deutung. Nach der neuesten Forschung bedeutet „Protlechin, Protlechendorf“ BROTLEIHE. Es könnte sich also um das verliehene Privileg an einen Bäcker zur Herstellung von Brot handeln.[4]
Katholische Pfarrkirche Prottes Mariä Himmelfahrt: Romanisches Langhaus aus dem 13. Jahrhundert mit gotischem Chor und barockem Umorientierungsbau von 1740
Erdöl-Lehrpfad: In Prottes befindet sich ein Erdöl-Lehrpfad, bei dem in Form eines Freilichtmuseums die örtliche Erdölgewinnung thematisiert wird. Der Erdöl-Lehrpfad beginnt am Hauptplatz und verläuft entlang der Josef-Seitz-Straße, wo Originalgeräte, die zur Aufsuchung, Gewinnung und Verarbeitung von Erdöl und Erdgas verwendet werden, ausgestellt sind. Der Lehrpfad ist 4,5 km lang und es werden mehr als 150 Exponate gezeigt.[5]
In den Jahren 1999 bis 2010 nahm die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe von 35 auf 18 ab. Von diesen waren sieben Haupterwerbsbauern, die beinahe zwei Drittel der Flächen bewirtschafteten. Im Produktionssektor arbeiteten 39 Erwerbstätige in der Bauwirtschaft und 37 im Bereich Herstellung von Waren. Die wichtigsten Arbeitgeber des Dienstleistungssektors waren die Bereiche freiberufliche Dienstleistungen (67), soziale und öffentliche Dienste (34) und der Handel (26 Mitarbeiter).[6][7][8]
Wirtschaftssektor
Anzahl Betriebe
Erwerbstätige
2011
2001
2011
2001
Land- und Forstwirtschaft 1)
18
35
17
20
Produktion
11
7
76
64
Dienstleistung
69
35
154
114
1) Betriebe mit Fläche in den Jahren 2010 und 1999
In der Marktgemeinde befinden sich ein Kindergarten und eine Volksschule. Der Kindergarten wird von allen Kindern ab dem dritten Lebensjahr bis zum Beginn der Schulpflicht besucht. Da nur wenige Kinder (rund 50 im Schuljahr 2006/07) in der Volksschule unterrichtet werden, werden verschiedene Jahrgänge in manchen Gegenständen gemeinsam unterrichtet.
Prottes erhielt im 15. Jahrhundert das Marktrecht. Das Marktwappen zeigt einen gespaltenen Schild, dessen vorderes blaues Feld mit zwei gekreuzten goldenen Schlüsseln und einer darüber schwebenden goldenen Infel belegt ist und dessen rückwärtiges rotes Feld über einem halben grünen Dreiberg zwei goldene Weinstöcke mit goldenen Ranken und Trauben zeigt.[3]
Die daraus abgeleiteten Gemeindefarben sind blau-rot.
Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Manhartsberg. 7 von 34 Bänden. 5. Band: Neusiedl bis Rohrendorf. Sollinger, Wien 1835, S. 145 (Prottes (Groß-) – Internet Archive).