Pöls (Ehemalige Gemeinde) (Hauptort der Gemeinde) | ||
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Basisdaten | ||
Pol. Bezirk, Bundesland | Murtal (MT), Steiermark | |
Gerichtsbezirk | Judenburg | |
Koordinaten | 47° 13′ 1″ N, 14° 34′ 57″ O | |
Höhe | 790 m ü. A. | |
Einwohner der stat. Einh. | 2259 (1. Jänner 2019) | |
Fläche | 3.347,38 ha (31. Dez. 2019) | |
Postleitzahlen | 8761, 8753, 8754 Pöls-Oberkurzheim | |
Vorwahl | +43/3579 (Pöls) | |
Statistische Kennzeichnung | ||
Gemeindekennziffer | 62043 | |
Lage der ehemaligen Gemeinde im Bezirk Murtal (Stand 2014) | ||
Eigenständige Gemeinde bis 2014;
KG: 65002 Allerheiligen, 65005 Enzersdorf, 65022 Pöls, 65032 Thalheim |
Pöls ist eine ehemalige Marktgemeinde (Markterhebung am 1. Juni 2004) im österreichischen Bundesland Steiermark mit 2259 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2019) im Gerichtsbezirk Judenburg, Bezirk Murtal. Seit 2015 ist Pöls im Rahmen der steiermärkischen Gemeindestrukturreform mit der Gemeinde Oberkurzheim zusammengeschlossen. Die neue Gemeinde führt den Namen „Pöls-Oberkurzheim“.[1]
Pöls liegt zwischen den südlichen Ausläufern der Rottenmanner und Wölzer Tauern sowie der Seckauer Alpen im Pölstal. Die südlichen Ortsteile Greith, Paig und Thalheim sind im bzw. an Südhängen zum Murtal gelegen. Höhere Berge im Gemeindegebiet sind der Geigerkogel (1402 m), der Gerschkogel (1231 m), der Falkenberg (1158 m), der Raningerkogel (945 m) und der Wetzelsberg (1276 m). Der tiefste Punkt des Gemeindegebietes ist in der Mur an der Grenze zu Judenburg gelegen (ca. 710 m).
Die ehemalige Gemeinde gliederte sich in 14 Ortschaften (Einwohner Stand 1. Jänner 2015[2]):
Die Gemeinde bestand aus den vier Katastralgemeinden (Fläche: Stand 31. Dezember 2019[3]):
Die den Ort umgebende Landschaft ist geprägt von glazialen Formen, Endmoränen und Hügeln aus der letzten Eiszeit. Tief eingeschnitten in den Eiszeitschotter windet sich der Fluss Pöls, aus den Niederen Tauern kommend, durch Tal und Ort.
Oberkurzheim | Gaal | Gaal |
Sankt Georgen ob Judenburg | Fohnsdorf | |
Sankt Peter ob Judenburg | Sankt Peter ob Judenburg | Judenburg |
Hinweise auf eine Besiedlung dieser Gegend schon im 2. Jahrtausend v. Chr. geben zahlreiche Funde von Werkzeugen und Gebrauchsgegenständen aus dieser Zeit. Zahlreiche Indizien deuten auch auf eine Römersiedlung auf dem zum Murtal abfallenden Pölshals hin. An diesem Pölshals lag aller Wahrscheinlichkeit nach auch die römische Poststation MONATE. Hier traf die Römerstraße in einem Straßenknoten mit einer vom Aichfeld kommenden Nebenstraße zusammen. Relikte römischer Grabanlagen wurden bis in das beginnende 20. Jahrhundert hinein um Pöls herum gefunden.
Nach 582 wanderten die Slawen von Osten her aus den von den Awaren beherrschten Gebieten ein. Die Siedlungen der Slawen mieden den sumpfigen Talgrund und waren hauptsächlich an den Talrändern zu finden. Viele Namen slawischen Ursprungs zeugen heute noch von der slawischen Siedlungstätigkeit.
Mit großer Wahrscheinlichkeit befand sich im Gebiet des Pölshals eine frühere Kirche, die als Kirche ad Undrimas im Jahr 767 vom Chorbischof Modestus geweiht wurde und im Bereich des Riedes Ingring Wochen vermutet wird.
Im Jahre 860 wird Pöls erstmals urkundlich erwähnt (als „curtis ad pelisam“ – der Gutshof am Pölsbach) und gehört somit zu den ältesten Orten der Steiermark. In der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts setzte der Zustrom bayrischer Bauern ein. Nicht wenige slawische Siedlungen erhielten deutsche Namen, es gab jedoch auch Siedlungsneugründungen durch die bayrischen Einwanderer. Einfälle von Ungarn brachten die bayrische Siedlungstätigkeit in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts kurzfristig zum Erliegen. Nach der für die Ungarn desaströsen Schlacht auf dem Lechfeld (955) setzte die bayrische Kolonisation wieder umso stärker ein.
Im 12. und 13. Jahrhundert kam es zu umfassenden Rodungen und zur Anlage vieler neuer Höfe, eine Entwicklung, die um 1300 ihren Höhepunkt erreichte. Das 14. Jahrhundert sah den Niedergang vieler Höfe in Lagen, die wirtschaftlich nicht lebensfähig waren (von 70 im Allerheiligengraben bei Pöls bewirtschafteten Höfen sind bis heute nur zwei Anwesen übrig geblieben). In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts war durch Zerschlagung des Großgutshofes „ad Pelisam“ und die Ansiedlung von Handwerkern und Taglöhnern das Dorf Pöls entstanden.
Im 15., 16. und 17. Jahrhundert wuchs das Dorf Pöls. Etliche Handwerker und Keuschler siedelten sich hier an. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts stockt die räumliche Ausdehnung von Pöls für etwa 200 Jahre, wahrscheinlich verursacht durch Wirtschaftskrisen, Seuchen und Kriege. Seit dem 18. Jahrhundert wurden die üblicherweise aus Holz gezimmerten Häuser (Holzkeuschen) abgelöst von aus Steinen gemauerten Häusern. Aufgestockt wurden viele Objekte erst in den letzten 150 Jahren. Bis in die jüngste Vergangenheit hinein war das Dorf umzäunt. Selbstschließende Falltore versperrten die Zugänge als Schutz gegen eindringendes Weidevieh und Raubtiere.
In der Zwischenkriegszeit entwickelte sich das bäuerliche Dorf Pöls zum Industrieort.
Am Beginn der Industrialisierung standen die Hammerwerke im Pölstal (Anfang 16. Jhdt.), später folgten Sensenwerke und von 1865 bis 1901 wurde auch Eisen verhüttet. 1700 begann Ferdinand Fürst Schwarzenberg, der kurz zuvor das 1660 errichtete Schloss Gusterheim gekauft hatte, mit der Papiererzeugung in Pöls. Seit dieser Zeit ist die Geschichte der Gemeinde Pöls scheinbar untrennbar mit der im Ort befindlichen Papier- bzw. Zellstoffproduktion verbunden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde mit der Gewinnung von Zellstoff aus Holzfasern die moderne industrielle Entwicklung eingeleitet.
Im Ersten Weltkrieg war Pöls von Kampfhandlungen verschont geblieben, jedoch waren 19 Soldaten aus Pöls gefallen. Durch wirtschaftliche Unsicherheit und materielle Not waren die ersten Nachkriegsjahre besonders schwierig. Zusätzlich brach am 10. Oktober 1920 die Maul- und Klauenseuche aus, die den Viehbestand beträchtlich dezimierte und erst im April 1922 beendet war.
Der Ausbau der Papierindustrie durch die italienische Firma BURGO ab 1921 ließ die Bevölkerung rasch wachsen. In der Folge vergrößerte sich Pöls durch die Notwendigkeit, Wohnraum für die Werksangehörigen zu schaffen und die daraus resultierende rege Bautätigkeit, rasch. Wie in ganz Österreich war die politische Lage in den folgenden Jahren äußerst gespannt.
Im Zweiten Weltkrieg blieb Pöls dank seiner inneralpinen Lage und der nicht kriegswichtigen Industrie von Zerstörungen weitgehend verschont. Zwar wurde des Öfteren Luftalarm gegeben (z. B. im Dezember 1944 31 Mal), jedoch wurde das Pölstal meist nur überflogen. Nur einmal, am 7. Februar 1945, wurde Pöls von fünf leichten, amerikanischen Kampfflugzeugen im Tiefflug unter Beschuss genommen. Ziel war vor allem die Fabrik, jedoch hatten auch 21 Privathäuser Einschüsse. Personen kamen dabei nicht zu Schaden. Die meisten Luftangriffe in der Region wurden im März 1945 verzeichnet. Mehrmals war der Bahnhof Thalheim Ziel von Angriffen, so z. B. am 12., 14. und 25. März. Am 11. Mai 1945 wurde Pöls von der Roten Armee besetzt, kam jedoch in weiterer Folge wie die gesamte Steiermark unter britische Besatzung. Insgesamt fielen im Zweiten Weltkrieg 117 Pölser Soldaten.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zeigte sich eine rasante bauliche Entwicklung, die sich auf die Gestaltung des Ortsbildes nachhaltig auswirkte. Das neue Amtsgebäude der Gemeinde, die Kirche und der renovierte Pfarrhof bildeten nun den Kern des Ortes. Am Ortsrand entstanden Ansammlungen von Einfamilienhäusern. In den letzten Jahrzehnten gingen die Bemühungen der Gemeinde vor allem in Richtung der Hebung der allgemeinen Lebensqualität, was auch diverse Auszeichnungen bestätigen (siehe weiter unten).
Seit 2015 ist Pöls im Rahmen der steiermärkischen Gemeindestrukturreform mit der Gemeinde Oberkurzheim zusammengeschlossen; die neue Gemeinde führt den Namen „Pöls-Oberkurzheim“.[1]
Laut der Volkszählung 2001 waren 83,9 % der Bevölkerung römisch-katholische Christen, 2,5 % evangelische Christen, 0,1 % Muslime und jeweils 1,0 % der Einwohner hatten ein sonstiges bzw. ein nicht bekanntes Glaubensbekenntnis angegeben. 11,4 % der Pölser Bevölkerung waren ohne Bekenntnis.
Vor der Gemeindezusammenlegung setzte sich der Gemeinderat nach der Gemeinderatswahl am 21. März 2010 zusammen aus:
Letzter Bürgermeister war Gernot Esser (SPÖ).
Das Gemeindewappen der Marktgemeinde Pöls wurde im Jahre 1971 offiziell verliehen.
Blasonierung:
Das Zahnrad symbolisiert die wirtschaftlich bestimmende Industrie, die drei Wehrtürme sind ein Hinweis auf die drei umgebenden Burgen Offenburg, Reifenstein und Sauerbrunn.
Pöls pflegt Partnerschaften mit:
Mit der Gemeinde Oberkurzheim bestand eine enge gesellschaftliche Verstrickung, weil viele öffentliche Institutionen (Volksschule, Hauptschule, Kath. Pfarrkirche, früher auch Gemeindeamt) für beide Gemeinden zuständig sind, bzw. das Gemeindeamt von Oberkurzheim sich bis vor kurzem in Pöls befunden hat.
In unmittelbarer Nähe befindet sich oberhalb von Schloss Sauerbrunn die sogenannte „Sternschanze“. Es handelt sich um einen kleinen frühneuzeitlichen Wehrbau in vierzackiger Sternform, wie er in Nordeuropa wohl nur sehr selten errichtet wurde. Eine fortartige „Miniaturfestung“. Der eigentliche Grund für die Errichtung ist bislang unklar. Da die Sternschanze in Nähe des Schlosses liegt, ist aber anzunehmen, sie diente zu dessen Schutz und zur sicheren Verwahrung von Wertsachen und als Rückzugsort der örtlichen Bevölkerung und der Schlossbewohner in Kriegszeiten.
Der Burgenforscher Otto Piper beschreibt den Bau in seinem Buch Burgenkunde (1912) folgendermaßen[4]:
„Ein ganz besonders eigenartiger Bau ist ferner die Sternschanze, welche auf einem von der Natur wenig begünstigten Gelände etwa 100 Schritte von dem steiermärkischen Schlosse Sauerbrunn entfernt liegt. Innen vor dem (alten) ebenerdigen Eingang führt eine Falltür und Treppe in ein Kellergeschoß hinab. Das Eingangsstockwerk nebst dem darüber liegenden sind überwölbt. Vom ersteren aus führt (ausser späteren geradläufigen Holztreppen) eine enge Wendelstiege (Wendeltreppe) in der südwestlichen Mauerecke in die drei darüber liegenden Geschosse (Abbildungen 170 I bis III auf S. 259). Ueber den besonderen Eingang des vorletzten (Geschosses) siehe S. 199. Unter den zahlreichen Schießscharten, welche ursprünglich allein das Innere notdürftig erhellten, sind besonders die röhrenförmigen (siehe Kapitel 12, S. 350) bemerkenswert. Die über einem Kordonstein liegende Wehrplatte hat als Zinnenkranz eigenartige, nicht völlig klare Aufbauten, die nicht mehr ganz erhalten, auch vielleicht nicht ganz fertig geworden sind. Darüber zwei parallele Halbwalmdächer. Von einem Abort oben in der südöstlichen Mauerecke (siehe Kapitel 16) abgesehen, ist keine auf einen dauernden Aufenthalt von Menschen hinzielende Einrichtung vorhanden. Der um 1552 errichtete Bau scheint auch immer nur als Magazin gedient zu haben.“
Sowie[5]:
„In besonderem Maße sind diese Scharten (Schießscharten) in zwei Stockwerken der sogenannten Sternschanze bei Sauerbrunn in (der) Steiermark ausgebildet (1, Verweis auf sein Buch ‚Österreichische Burgen‘, Band II, S. 175). Die 44 cm breiten und 53 cm hohen Mauerkanäle bestreichen hauptsächlich im unteren Stockwerk die gegenüberliegenden Schenkel der stumpfen Winkel (allerdings bei der hohen Lage jener wohl nur im Hinblick auf eine Leiterersteigung), und augenscheinlich hat man nur um deswillen dem Gebäude diese Sternform gegeben. Die Mündung der beiden Schiessröhren auf der Westseite des unteren Stockwerkes siehe Bild 169 (S. 259) über der ebenerdigen Tür. Im oberen Geschoß, Bild 170 II, (S. 259) münden die Röhren in der äusseren Ausweitung anderer geradeaus gerichteter Scharten.“
Außerdem weist Piper darauf hin, dass der Hocheingang zum zweiten (Ober)Geschoß eine Aussparung (Falz) hat, in die eine Zugbrücke aufgenommen gewesen sein kann (siehe Abbildung 169 auf S. 259)[6].
Die Abbildung 169 (S. 259) zeigt die dem Schloss Sauerbrunn zugewandte westliche Seite mit dem ebenerdigen Eingang des Erdgeschoßes und dem Hocheingang des zweiten Obergeschoßes (II). Die Querschnitte von drei Geschoßen (I, II, III) sind als Bild 170 auf S. 259 angeführt. Es wurden wohl nur die Querschnitte der drei(?) Obergeschoße abgebildet, da die Abbildungen 170 I bis III nur in Abbildung II eine Türöffnung aufweisen.
Zahlreiche sportliche Betätigungsmöglichkeiten:
Pöls lebt hauptsächlich von der Zellstoff- und Papierindustrie sowie der damit auch verbundenen Holzverarbeitung. In geringerem Ausmaß ist aber auch der Tourismus ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Hier stehen vor allem die guten Sportmöglichkeiten und die Nähe zur Formel 1 – Rennstrecke am Red Bull Ring (ehem. A1-Ring) in Spielberg (Entfernung rund 15 km) als Attraktionen bereit.
Pöls war in früherer Zeit ein Verkehrsknoten, da sich hier die Straßen aus dem Aichfeld mit der Passstraße über den Triebener Tauern trafen. Noch heute kreuzen sich im Gemeindegebiet die Triebener Straße B 114, die B 114a (Alter Pölshals) und die Fohnsdorfer Straße L 503.
In Thalheim befindet sich ein ÖBB-Bahnhof an einer Teilstrecke der Rudolfsbahn die Zellstoff Pöls AG besitzt einen eigenen Güterbahnhof, der an die Nebenbahnstrecke Zeltweg–Fohnsdorf angebunden ist.
Der größte Arbeitgeber in Pöls ist die zur Heinzel Group gehörende Zellstoff Pöls AG mit derzeit etwa 409 Mitarbeitern[7], gefolgt von der Stenqvist Austria Ges.m.b.H. (ehemalige 3P Verpackungswerke) mit etwa 90 Beschäftigten.