Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa 130 Kilometer östlich von Stettin und etwa 10 Kilometer westlich von Szczecinek(Neustettin). Östlich des Dorfes liegt der Jezioro Radacz(Raddatzsee).
In Ludwig Wilhelm BrüggemannsAusführlicher Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern (1784) ist Raddatz unter den adligen Wohnsitzen des Neu-Stettinschen Kreises aufgeführt. In Raddatz gab es damals ein Vorwerk, also den Gutsbetrieb, neun Vollbauernstellen, sechs Halbbauernstellen, einen Krug und eine Schmiede. Zu Raddatz gehörten ferner die auf der Feldmark gelegenen Vorwerke Bramstädt, Neuendorf, Vor-Pankow und Hinter-Pankow sowie die Bramstädtsche Mühle, eine Wassermühle. Insgesamt gab es hier 27 Haushaltungen („Feuerstellen“).[2]
Besitzer des Ritterguts war seit 1834 Xaver von Kleist, der es noch 1854 besaß.[1] Um 1884 befand sich das Gut mit Branntweinbrennerei im Besitz der Familie Goltz.[3] 1896 wird Louis Caminer als Besitzer genannt.[4]
Im Jahr 1865 erhob der preußische Fiskus in der Landgemeinde Raddatz eine Grundsteuer in Höhe von 66 Reichstalern, 19 Silbergroschen und zwei Pfennigen und im Gutsbezirk Raddatz eine Grundsteuer von 125 Reichstalern, einem Silbergroschen und sechs Pfennigen.[5]
Am 1. April 1927 betrug die Flächengröße des Ritterguts Raddatz 1024 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 225 Einwohner.[6] Gutsbesitzer W. Moltrecht ließ 1928 einen neuen hölzernen Rindviehstall errichten.[7]
Die Gemeinde Raddatz hatte um 1930 einer Flächengröße von 21,7 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen zusammen 49 bewohnte Wohnhäuser an fünf verschiedenen Wohnorten:[8]
Im Frühjahr 1945 wurde Raddatz von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde die Region seitens der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit ganz Hinterpommern und der südlichen Hälfte Ostpreußens der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Es wanderten nun Polen zu. Raddatz wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Radacz‘ verwaltet. Die einheimische Bevölkerung wurde von der polnischen Administration aus Raddatz vertrieben.
Kirche, ein Fachwerkbau aus dem Jahre 1744. Hier befand sich seit wohl 1747 eine Kanzel, die aus einem Prunkwagen des polnischen Königs Johann III. Sobieski gearbeitet war, den ein Angehöriger der Familie Kleist erworben hatte.[17] Der Sage nach soll König Friedrich II. den Triumpfwagen dem Generalfeldmarschall Alexander von Kleist, Erbauer der Kirche, unter der Bedingung überlassen haben, dass er daraus eine Kanzel fertigen lässt.[18][19]
Raddatz, Dorf und Rittergut, am gleichnamigen See, Kreis Neustettin, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Raddatz (meyersgaz.org).
Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Flechsig-Buchvertrieb, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-439-X, S. 283–284.
↑ abK. Fr. Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichem Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Berlin 1857, S. 151, Ziffer 27 (Google Books).
↑ abLudwig Wilhelm Brüggemann: Ausührliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Effenbart, Stettin 1784, S. 767–768, Ziffer 53 (Google Books).
↑P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band II: Provinz Pommern. Zweite Auflage, Berlin 1884, S. 58–59 (Google Books).
↑C. Leuchs: Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute etc. Band 12: Pommern, Nürnberg 1896, S. 335 (Google Books).
↑Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Cöslin, No. 41, vom 11. Oktober 1865, S. 362, Ziffer 172–173 (Google Books).
↑Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 399 (Google Books).
↑Th. Gesteschi: Konstruktion landwirtschaftlicher Bauwerke, Springer, Berlin 1930, S. 35 (Google Books)
↑Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 4: P–S, Halle 1823, S. 103, Ziffer 89 (Google Books).
↑Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 306, Ziffer 54 (Google Books).
↑Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.), Berlin 1856, S. 493 (Google Books).
↑Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (6. Kreis Neustettin). Berlin 1866, S. 26–33, Ziffer 179–180 (Google Books).
↑ abKönigliches statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 98–99, Ziffer 88 (Google Books) und S. 104–105, Ziffer 215 (Google Books).
↑Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Aufgrund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer Quellen. Band IV: Provinz Pommern, Berlin 1888, S. 110–111, Ziffer 92 (Google Books) und S. 116–117, Ziffer 228 (Google Books).