Radsport bei den Olympischen Spielen

Olympische Ringe
Olympische Ringe

Im Rahmen der Olympischen Sommerspiele werden auch Wettbewerbe im Radsport ausgetragen. Bis 1992 war die Teilnahme an den Radrennen auf Amateure beschränkt. Seit 1996 nehmen die besten Profiradrennfahrer teil. Radsportdisziplinen wurden bisher bei allen Olympischen Sommerspielen ausgetragen. Mit 44 Goldmedaillen ist Frankreich die erfolgreichste Nation, die meisten Medaillen insgesamt gewann Großbritannien mit 111. Deutsche Sportler haben 70 Medaillen gewonnen, davon gingen während der deutschen Teilung 14 an bundesdeutsche Sportler und 16 an die der DDR. Die Schweiz erlangte 26 Medaillen, Österreich vier (Stand 2024).

Radsport
Radsport

Bei den ersten Olympischen Spielen in Athen 1896 wurde das Radrennen auf der Strecke des Marathonlaufs Athen-Marathon[1] und zurück ausgetragen. Der siegreiche Grieche Aristidis Konstantinidis hatte im Ziel über zwanzig Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Deutschen August von Goederich, der damit die Silbermedaille gewann.

Doch erst 1912 kehrte der Straßenradsport ins olympische Programm zurück. Allerdings wurden 1912, 1920 und 1924 nur ein Einzelzeitfahren, kein Straßenrennen mit Massenstart ausgetragen. 1912 mussten die Fahrer über 300 Kilometer im Einzelzeitfahren zurücklegen, diese Distanz wurde zwar bei den folgenden Spielen verkürzt, betrug aber immer noch fast 200 Kilometer Alleinfahrt für die Athleten. Außerdem wurde ab 1912 eine Teamwertung der Nationen eingeführt, die bis 1956 ausgefahren wurde.

1928 wurde das Zeitfahren abgeschafft und ein Straßenrennen mit Massenstart – wie schon 1896 – wieder eingeführt. Die Mannschaftswertung der Nationen blieb aber weiterhin bestehen. Dieses Modell bestand bis einschließlich 1956.

Ab 1960 wurde die Mannschaftswertung nicht mehr ausgetragen. An deren Stelle trat von da an ein sogenannter „Straßenvierer“, also ein Mannschaftszeitfahren zu viert über ungefähr 100 Kilometer. Gleich beim ersten Wettbewerb 1960 holte Deutschland Silber.

1992 fand der Straßenvierer ein letztes Mal statt. Ab 1996 waren die olympischen Wettbewerbe für Profis geöffnet. Ab diesem Jahr wurde neben dem Straßenrennen ein Einzelzeitfahren ausgetragen.

Die einzigen deutschen Einzelsieger auf der Straße waren bisher Jan Ullrich 2000 und Olaf Ludwig 1988. Im Mannschaftsfahren gewann 1992 der gesamtdeutsche und 1988 der DDR-Vierer.

Seit 1984 gibt es auch ein olympisches Straßenrennen für Frauen, das 1996 durch ein Einzelzeitfahren ergänzt wurde.

Übersicht der Wettbewerbe

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Wettbewerb 96 00 04 06 08 12 20 24 28 32 36 48 52 56 60 64 68 72 76 80 84 88 92 96 00 04 08 12 16 20 24 28 32 Gesamt
Straßenrennen – Männer 24
Einzelzeitfahren – Männer 11
Mannschaftswertung – Männer 9
Mannschaftszeitfahren – Männer 9
Straßenrennen – Frauen 11
Einzelzeitfahren – Frauen 8
Anzahl der Wettbewerbe 1 1 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 3 3 3 4 4 4 4 4 4 4 4 72
Bahnradsport
Bahnradsport

Bis auf die Spiele 1912 wurden bei allen Olympischen Sommerspielen Wettbewerbe im Bahnradsport ausgetragen. 1896 waren der Einzelsprint, ein Rennen über 10 Kilometer, ein 100-Kilometer-Wettbewerb, ein Zeitfahren und das nur bei diesen Spielen ausgetragene 12-Stunden-Rennen die ersten olympischen Bahndisziplinen. Auch das 10-Kilometer-Rennen fand 1896 zum ersten und letzten Mal bei den Spielen statt. Der Einzelsprint wurde seitdem bei allen olympischen Sommerspielen bis auf 1912 und 1904 ausgetragen.

Im Jahr 1900 gab es neben Sprint und Punkterennen nur noch ein Rennen über 25 Kilometer, aber auch dieses wurde seither nicht mehr ausgefahren. Vier Jahre darauf wurden mit der Viertel-Meile, der Drittel-Meile, der halben Meile, der Meile, dem 2-Meilen-Rennen, dem 5-Meilen-Rennen und dem 25-Meilen-Rennen sieben neue Disziplinen geschaffen, doch auch diese Wettbewerbe wurden nur bei diesen Spielen ausgetragen und tauchten danach nicht mehr bei Olympia auf.

Auch bei den Spielen 1908 wurden mit dem 660-Yards-Rennen, dem 5-Kilometer-Wettbewerb und dem Rennen über 20 Kilometer Disziplinen eingeführt, die sich nicht über diese Spiele hinaus im olympischen Programm halten konnten, außerdem fand zum zweiten und letzten Mal das olympische 100-Kilometer-Rennen auf der Bahn statt. Mit dem Tandem und der noch heute ausgetragenen Teamverfolgung konnten aber auch Wettbewerbe etabliert werden, die fortan zum festen Bestandteil olympischer Bahnwettbewerbe wurden.

Während 1912 ganz auf Bahnradsport verzichtet wurde, kam 1920 als neues Rennen ein Wettbewerb über 50 Kilometer hinzu. Aber auch dieser Wettkampf wurde nur noch einmal – nämlich 1924 – ausgefahren.

Bei den nächsten Spielen 1928 wurde das Zeitfahren zum zweiten Mal nach 1896 ausgetragen. Zum letzten Mal fand dieses Rennen 2004 bei Olympischen Spielen statt.

Bis 1964 wurden keine Veränderungen mehr am Bahnradprogramm vorgenommen. Erst bei diesen Spielen wurde mit der Einzelverfolgung ein neues Rennen eingeführt, das 2008 zum letzten Mal bei Olympia ausgetragen wurde.

Bei den Spielen von München 1972 wurde das Tandem zum letzten Mal ausgefahren, und dafür mit dem Punktefahren 1984 ein neuer Wettbewerb ins olympische Programm aufgenommen.

Einige neue Disziplinen kamen für die Milleniumsspiele 2000 auf der Bahn hinzu, nämlich der Keirin, der Teamsprint, die beide immer noch im olympischen Programm sind, sowie das Madison-Rennen.

In den folgenden Jahren wurden aber auch einige Rennen wieder aus dem Programm genommen. So fand 2004 ein letztes Mal das Zeitfahren statt.

2012 wurden die Disziplinen Madison, Punktefahren und Einzelverfolgung gestrichen, dafür kam der Mehrkampf Omnium hinzu. Der Madison machte jedoch 2020 ein Comeback, womit es seitdem je drei Entscheidungen im Kurzzeit-Bereich und drei im Ausdauer-Bereich gibt.

Seit 1988 werden auch Wettbewerbe für Frauen auf der Bahn ausgetragen. Immer dabei seitdem war der Einzelsprint, bis 2008 fanden ein Punktefahren und eine Einzelverfolgung statt, außerdem war zweimal ein Einzelzeitfahren im Programm. 2012 kamen mit dem Keirin, dem Omnium, der Mannschaftsverfolgung und dem Teamsprint vier Rennen hinzu, so dass die Frauen seither dieselben Wettkämpfe wie die Männer fahren. Seit 2024 ist auch die Zahl der Teilnehmerinnen an den Mannschafts-Wettkämpfen dieselbe.

Übersicht der Wettbewerbe

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Wettbewerb 96 00 04 06 08 12 20 24 28 32 36 48 52 56 60 64 68 72 76 80 84 88 92 96 00 04 08 12 16 20 24 28 32 Gesamt
Wettbewerbe für Männer
Sprint 28
Olympischer Sprint/Teamsprint 7
Mannschaftsverfolgung 26
Keirin 7
Madison 5
Omnium 4
10 km 1
100 km 2
25 km 1
¼ Meile 1
⅓ Meile 1
½ Meile 1
1 Meile 1
2 Meilen 1
5 Meilen 1
25 Meilen 1
5 km 1
20 km 1
660 Yards 1
50 km 2
12-Stunden-Rennen 1
Tandem 13
Zeitfahren • • 19
Einzelverfolgung 12
Punktefahren 8
Wettbewerb 96 00 04 06 08 12 20 24 28 32 36 48 52 56 60 64 68 72 76 80 84 88 92 96 00 04 08 12 16 20 24 28 32 Gesamt
Wettbewerbe für Frauen
Sprint 10
Olympischer Sprint/Teamsprint 4
Mannschaftsverfolgung 4
Keirin 4
Madison 2
Omnium 4
Einzelverfolgung 5
Punktefahren 4
Zeitfahren 2
Anzahl der Wettbewerbe 5 3 7 5 7 4 4 4 4 4 4 4 4 4 5 5 5 4 4 5 6 7 8 12 12 10 10 10 12 12 185
Mountainbike
Mountainbike

Seit den Sommerspielen 1996 werden auch Mountainbike-Rennen für Frauen und Männer ausgerichtet.

Übersicht der Wettbewerbe

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Wettbewerb 96 00 04 06 08 12 20 24 28 32 36 48 52 56 60 64 68 72 76 80 84 88 92 96 00 04 08 12 16 20 24 28 32 Gesamt
Cross-Country – Männer 8
Cross-Country – Frauen 8
Anzahl der Wettbewerbe 2 2 2 2 2 2 2 2 16
BMX
BMX

Um die Olympischen Spiele für Jugendliche attraktiver zu machen[2], wurden 2008 erstmals auch zwei Wettbewerbe im BMX-Racing veranstaltet.

Übersicht der Wettbewerbe
Wettbewerb 96 00 04 06 08 12 20 24 28 32 36 48 52 56 60 64 68 72 76 80 84 88 92 96 00 04 08 12 16 20 24 28 32 Gesamt
BMX-Rennen – Männer 5
BMX-Rennen – Frauen 5
Anzahl der Wettbewerbe 2 2 2 2 2 10
BMX-Freestyle
BMX-Freestyle

In Tokio 2020 wurde erstmals BMX-Freestyle in der Disziplin Park ins Programm aufgenommen, um das olympische Programm noch weiter zu verjüngen.

Übersicht der Wettbewerbe
Wettbewerb 96 00 04 06 08 12 20 24 28 32 36 48 52 56 60 64 68 72 76 80 84 88 92 96 00 04 08 12 16 20 24 28 32 Gesamt
Freestyle – Park – Männer 2
Freestyle – Park – Frauen 2
Anzahl der Wettbewerbe 2 2 4

Ewiger Medaillenspiegel

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Stand: 2024

Rang Land Goldmedaille Silbermedaille Bronzemedaille Gesamt
1 Frankreich Frankreich 44 29 29 102
2 Vereinigtes Konigreich Großbritannien 40 40 31 111
3 Italien 1861 / Italien Italien 36 18 13 67
4 Niederlande Niederlande 26 25 17 68
5 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 20 24 22 66
6 Australien Australien 18 21 23 62
7 Deutsches Reich / Deutsches Reich / Deutsches Reich NS / Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch 1956 / Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch / Deutschland Deutschland (Gesamt)
(davon Deutschland BR / Deutschland BR BR Deutschland)
(davon Deutschland Demokratische Republik 1968 / Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR)
26
(4)
(6)
32
(5)
(6)
28
(5)
(4)
86
(14)
(16)
8 Sowjetunion Sowjetunion 11 4 9 24
9 Belgien Belgien 9 9 14 32
10 Danemark Dänemark 8 11 11 30
11 Schweiz Schweiz 6 11 9 26
12 Russland Russische Föderation
(davon Olympia ROC)
5
(–)
5
(–)
11
(2)
21
(2)
13 Spanien Spanien 5 5 6 16
14 Schweden Schweden 4 5 9 18
15 Neuseeland Neuseeland 3 7 5 15
16 China Volksrepublik China 3 3 3 9
17 Kanada 1868 / Kanada Kanada 2 5 9 16
18 Kolumbien Kolumbien 2 2 4 8
19 Tschechoslowakei Tschechoslowakei 2 2 2 6
20 Norwegen Norwegen 2 2 4
Osterreich Kaisertum / Osterreich Österreich 2 2 4
22 Lettland Lettland 2 1 3
23 Argentinien Argentinien 2 2
24 Sudafrika 1910 / Sudafrika Südafrika 1 4 4 9
25 Königreich Griechenland / Griechenland Griechenland 1 3 4
26 Portugal Portugal 1 2 3
27 Kasachstan Kasachstan 1 1 2
Tschechien Tschechische Republik 1 1 2
29 Slowenien Slowenien 1 1 2
30 Ecuador Ecuador 1 1
Estland Estland 1 1
32 Polen Polen 8 4 12
33 Japan Japan 2 3 5
34 Ukraine Ukraine 2 2 4
35 Malaysia Malaysia 1 1 2
Mexiko Mexiko 1 1 2
Venezuela Venezuela 1 1 2
38 Kuba Kuba 1 1
Uruguay Uruguay 1 1
40 Hongkong Hongkong 2 2
41 Belarus Belarus 1 1
Jamaika Jamaika 1 1
Litauen Litauen 1 1

Einzelnachweise

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  1. Cycling Road Equipement and History (Memento vom 12. November 2010 im Internet Archive)
  2. welt.de: BMX-Fahren soll Olympia jugendlicher machen, abgerufen am 3. April 2011