Im Oktober 1984 übersiedelte Kunad mit seiner Familie von der DDR in die Bundesrepublik Deutschland und ließ sich 1985 in Tübingen nieder.[1] Im selben Jahr stellte er bei den zuständigen Behörden einen Antrag auf Entlassung aus der DDR-Staatsbürgerschaft, dem stattgegeben wurde.[2] Die letzten Lebensjahre verbrachte er als freischaffender Künstler in Tübingen.
Kunad komponierte Klavierstücke, Kammer-, Orchestermusik, Oratorien und Opern (unter anderem Bill Brook nach einer Erzählung von Wolfgang Borchert und Der Meister und Margarita nach dem Roman von Michail Bulgakow). Musikalisch stand er zunächst unter dem Einfluss des frühen Strawinsky und Carl Orffs. Später wandte er sich der Zwölftontechnik und der Aleatorik. Ab den 1970er-Jahren gab er die Zwölftontechnik zugunsten der seriellen Musik auf. Thematisch war Kunads Werk ab 1980er-Jahren von religiösen Stoffen und christlicher Mystik geprägt, was zum Konflikt mit der herrschenden Ideologie in der DDR führte, aber auch in Westdeutschland nicht den gewünschten Widerhall erzeugte.[1]
Kristina Brazaitis: Von Lituania infelix bis zur Aufklärung und danach: Die ‚Veroperung’ von Bobrowskis „Litauische Claviere“ durch Gerhard Wolf und Rainer Kunad. In: Lietuviu Kultūros Institutas. Litauisches Kulturinstitut (Hrsg.): Deutsche und litauische Literatur. Eine Begegnung. Lampertheim (LKI) 2003, S. 29–52.
Siglind Bruhn: Christus als Opernheld im späten 20. Jahrhundert. Edition Gortz, Waldkirch 2004, ISBN 3-938095-03-2, S. 189–208.
Siglind Bruhn: Jesus and Satan in Moscow. Three Late-20th-century Operas on Bulgakov’s Novel. In: The Journal of Music and Meaning. 4 (Winter 2007), section 2 (online) (Download)
Sabine Kreter: "Alles auf Hoffnung" - Bobrowski-Vertonungen von Rainer Kunad. Dissertation 1993. Waxmann, Münster/ New York 1994, ISBN 3-89325-207-X. (Auszüge online)
Thomas Kupsch: Neue Musik am Staatsschauspiel Dresden. Die Komponisten Rainer Kunad, Thomas Hertel und Eckehard Mayer als Leiter der Schauspielmusik im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. In: Herrmann, Matthias (Hrsg.): Dresden und die avancierte Musik im 20. Jahrhundert. Laaber 2004, ISBN 3-89007-511-8, S. 201–210.
Éva Pintér: “Da pacem, Domine” - kompositorische Annäherungen. In: Hartmut Lück, Dieter Senghaas (Hrsg.): Vom hörbaren Frieden. (edition suhrkamp 2401). suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-12401-3, S. 326–343. (zu R. Kunad, S. 339f.)
Günter Pistorius: „Ganz im Vertrauen auf Gott schreiben“. Eine Dokumentation des geistlichen Werks von Rainer Kunad. In: Matthias Herrmann (Hrsg.): Die Dresdner Kirchenmusik im 19. und 20. Jahrhundert. (Musik in Dresden, 3). Laaber 1998, ISBN 3-89007-331-X, S. 531–545.
Eberhard Schmidt: Analyse: Rainer Kunad, Vincent. In: Herrmann, Matthias (Hrsg.): Dresden und die avancierte Musik im 20. Jahrhundert. Laaber 2004, ISBN 3-89007-511-8, S. 186–190.
Frigga Schnakenburg: Das musikalische Bühnenschaffen Rainer Kunads und seine "Litauischen Claviere". Versuch einer Darlegung unter Berücksichtigung der opernästhetischen Ansichten des Komponisten für die Entwicklung des sozialistischen Musiktheaters. Diplomarbeit. Leipzig 1977.
Hans-Jürgen Schneider: Passion fürs Musiktheater. Eine Erinnerung an Rainer Kunad. In: [t]akte, Nr. 1/2016.
Ursula Stürzbecher: Komponisten in der DDR. 17 Gespräche. Gerstenberg, Hildesheim 1979, ISBN 3-8067-0803-7. (zu R. Kunad: ab S. 109)
Kent Howard Skinner: Salomonische Stimmen and Das Thomas-Evangelium. Two oratorios by Rainer Kunad. Dissertation. University of Texas, Ann Arbor, Michigan / Austin 1993.
Rolf Stabel: IM Tänzer. Der Tanz und die Staatssicherheit. Schott, Mainz 2008, ISBN 978-3-7957-0165-9. (zu R. Kunad, S. 30–57: Wir aber nennen Liebe lebendigen Frieden. Eine (eigentlich zu kurze) Tanzgeschichte der DDR).
Heike Sauer: Traum, Wirklichkeit, Utopie: das deutsche Musiktheater 1961–1971 als Spiegel politischer und gesellschaftlicher Aspekte seiner Zeit. Dissertation 1993. Waxmann, Münster/ New York 1994, ISBN 3-89325-235-5. (Auszüge online)
↑ abHeike Sauer: Traum, Wirklichkeit, Utopie. Das deutsche Musiktheater 1961–1971 als Spiegel politischer und gesellschaftlicher Aspekte seiner Zeit. Waxmann, Münster/New York 1994, S. 141.