Die Gemeinde besteht aus Dörfern mit ländlichem Charakter, die zum Teil um den Hemmelsdorfer See herum in kurzer Entfernung zur Lübecker Bucht liegen. Von der Nähe zu Lübeck profitieren auch Gewerbegebiete und Neubausiedlungen. Die größten Dorfschaften der Gemeinde sind Sereetz, Ratekau, Pansdorf und Techau. Im Gemeindegebiet gibt es seit August 2015 das Naturschutzgebiet Sielbektal, Kreuzkamper Seelandschaft und umliegende Wälder.[2]
Im Gebiet der Gemeinde Ratekau befinden sich Spuren jungsteinzeitlicher Besiedelung in Form von Grabhügeln, z. B. der Grellberg, ein (unbenannter) Grabhügel bei Pansdorf und das Langbett Langenrehm bei Kreuzkamp.
Ratekau lag früher im Siedlungsgebiet der Wenden, die Dörfer waren wie im Hannoverschen Wendland als Rundlinge angelegt. Im Ort Pansdorf gibt es Reste eines slawischen Burgwalls, den Blocksberg.
Am 7. November 1806, nach der Schlacht bei Lübeck tags zuvor, kapitulierte in Ratekau eine preußische Armee unter Generalleutnant Fürst Blücher mit gut 9000 Mann vor der Übermacht der Truppen Napoleons (siehe auch Blüchereiche in Ratekau). Blücher selbst schrieb den Ortsnamen im Protokoll der Kapitulation „Radkau“.[4] Infolgedessen wurde das Dorf Ratekau in zeitgenössischen Berichten, aber auch in der historischen Literatur, eher als „Radkau“ bekannt als unter seinem heutigen Namen.
Im Jahr 1934 entstand die Gemeinde Ratekau durch Zusammenlegung der Gemeinden Ost-Ratekau und West-Ratekau aufgrund des oldenburgischen Vereinfachungsgesetzes.
Im Gemeindeteil Pansdorf befanden sich während des Zweiten Weltkrieges zwei Zwangsarbeiterkommandos.[5]
In den Baracken der Ziegelei war nach dem Krieg ein Jugendaufbauwerk untergebracht.
Relikte des Kalten Kriegs sind Sprengschächte beiderseits der Bundesautobahn A1 auf dem Standstreifen um die Ausfahrt Sereetz. Die zugehörigen fünf Pioniersperrmittelhäuser (Sprengstoffbunker) stehen in der Nähe des Blocksbergs und sind heute Behausung für Fledermäuse.
Blasonierung: „Über blauem Schildfuß, darin eine goldene Garbe, in Gold rechts eine grüne Eiche, an der unten ein silberner Stein lehnt, links eine eintürmige silberne Kirche mit roten Dächern; darüber zwei auswärts geneigte schwarze Ähren.“[10]
Die Hauptsatzung der Gemeinde beschreibt eine gelegentlich verwendete Version des Wappens mit leicht abgewandeltem Schildfuß.[11]
Die Wappenfiguren stellen die Vizelin-Kirche, die Blüchereiche und den dazugehörigen Gedenkstein dar, welcher 1856 errichtet wurde und an die Kapitulation von Gebhard Leberecht von Blücher 1806 vor den napoleonischen Truppen erinnern soll.
Das Wappen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Ermangelung von Dienstsiegeln, die frei von nationalsozialistischen und kaiserlichen Symbolen sind, von der Gemeinde gewählt und von der britischen Militärregierung genehmigt.
Die Ortschaften der Gemeinde Ratekau sind über ein gut ausgebautes Netz an Landstraßen und Fahrradwegen miteinander verbunden. Die Anbindung an den Fernverkehr geschieht hauptsächlich über die Bundesautobahn 1.
Bis Ende der 1960er Jahre endete die A 1 am südlichen Rand der Gemeinde kurz vor der Blüchereiche in Ratekau. Der Fernverkehr wurde dann über die Bundesstraße 207 weiter in Richtung Norden geleitet. Seit Anfang der 1970er Jahre ist die A 1 nordwärts weitergeführt und hat die drei Anschlussstellen Pansdorf (Nr. 17), Ratekau (Nr. 18) und Sereetz (Nr. 19) auf dem Gebiet der Gemeinde erhalten. In den Sommermonaten dient vor allem die Abfahrt Ratekau zahlreichen Tagestouristen aus Hamburg zum Erreichen der Ostsee. Die Bundesstraße 207 wurde Ende der 1990er Jahre zur Landesstraße herabgestuft.
Das Gebiet der Gemeinde wird von den Bahnstrecken Lübeck–Puttgarden (Vogelfluglinie) und Lübeck–Kiel durchquert. Einziger Bahn-Haltepunkt der Gemeinde ist der im Jahr 2000 reaktivierte Bahnhof Pansdorf. Ein zweiter Bahnhof am nördlichen Rande des Ortes Ratekau ist seit 1968 stillgelegt. Zur Jahrtausendwende gab es Überlegungen, auch diesen Bahnhof zu reaktivieren. Wegen seiner ungünstigen Lage zum Ort wurde aber ein Neubau näher an den Wohngebieten des Dorfes für sinnvoller erachtet. Die Inbetriebnahme des neuen Haltepunktes Ratekau war für 2012 geplant, wurde aber wegen des neuen Hinterlandausbaus zur festen Fehmarnbeltquerung nicht mehr realisiert.[13] Stattdessen soll Ratekau ab 2028 zusammen mit Timmendorfer Strand einen gemeinsamen Regional- und IC-Bahnhof südlich der heutigen Autobahnabfahrt Ratekau erhalten.[14] Die bisherige Eisenbahntrasse, die durch das Dorf führt, soll mit Inbetriebnahme der neuen, um das Dorf herum geführten Trasse voraussichtlich 2028 stillgelegt werden.[15]
Mit dem SV Sereetz und dem TSV Pansdorf stellte die Gemeinde zwei Vereine, die in den 1990er-Jahren an der Fußball-Oberliga Nord teilnahmen. Neben Kiel, Lübeck und Flensburg ist Ratekau damit eine von nur vier Gemeinden im Schleswig-Holsteinischen Fußballverband, die mit mehreren Vereinen in überregionalen Spielklassen vertreten waren. Im Frauenfußball wurde der TSV Ratekau – teils in einer Spielgemeinschaft mit dem NTSV Strand 08 – vier Mal Schleswig-Holsteinischer Fußballmeister, verzichtete jedoch stets auf den Aufstieg in die Regionalliga.
Darüber hinaus gehörten die Nachwuchshandballerinnen des TSV Ratekau 2013/14 der ersten Saison der neu gegründeten A-Juniorinnen Handball-Bundesliga an.
Das Dorfmuseum Ratekau wurde 2000 in einer in Luschendorf abgebauten und in Ratekau wieder aufgebauten reetgedecktenFachwerk-Räucherkate eröffnet und später um weitere Gebäude sowie einen Bauerngarten ergänzt. Gezeigt wird unter anderem eine Sammlung landwirtschaftlicher, handwerklicher und hauswirtschaftlicher Geräte.[16]
Joachim Hossenfelder (1899–1976), NSDAP-Mitglied seit 1929, 1932 Mitbegründer der „Deutschen Christen“, vom 6. September 1933 bis zu seiner Absetzung im Dezember 1933 „Bischof von Brandenburg“, Geistlicher Vizepräsident des preußischen Evangelischen Oberkirchenrates sowie Mitglied der Reichskirchenregierung, von 1954 bis 1969 Pastor der Ev.-Luth. Kirchengemeinde in Ratekau.
Harald Gerhardt: Die Gemeinde Ratekau (Reihe Archivbilder). Sutton, Erfurt 2004, ISBN 3-89702-776-3.
Joachim Hossenfelder: Festschrift zur Erinnerung an das achthundertjährige Bestehen der Kirche zu Ratekau am 23. September 1956. Verlag Struve, Eutin 1956.
Otto Rönnpag: Eine neue Gemeinde entsteht. Timmendorfer Strand 1945. In: Jahrbuch für Heimatkunde. Eutin 1987, S.150–154.
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.183.