Raymond Boudon (* 27. Januar 1934 in Paris; † 10. April 2013) war ein französischer Soziologe und Philosoph.
Raymond Boudon studierte zunächst ab 1954 Philosophie an der Ecole Normale Supérieur in Paris, um sich anschließend sozialwissenschaftlichen Problemen zuzuwenden. Nach einem Gastaufenthalt (1961–62) an der Columbia University in New York, bei dem er mit Paul F. Lazarsfeld und Robert K. Merton interagierte, arbeitete er bis 1964 am Centre d’Études Sociologiques in Paris an seiner These für ein doctorat d’état (vergleichbar einer Habilitation), um im selben Jahr eine Professur an der Universität Bordeaux anzutreten. 1967 übernahm er eine neu geschaffene Professur für Methodologie der Sozialwissenschaften an der Universität Paris IV (Paris-Sorbonne), die er bis zum Ende seines akademischen Lebens innehatte.[1]
Boudon war ein Pionier mathematischer Modellierung in der Soziologie, die er nicht nur in Gestalt statistischer Analysen einsetzte, sondern auch für die "generative" Theoriebildung. Besonders einflussreiche Forschungen bezogen sich auf das Problem der Ungleichheit von Bildungschancen und soziale Mobilität. In seinem Werk L'Inégalité des chances (überarbeitete englische Ausgabe: Education, Opportunity, and Social Inequality, 1974) wendet Boudon eine handlungstheoretische Perspektive auf die Analyse sozialer Mobilität an und stellt sich damit gegen die in weiten Teilen der Soziologie übliche Variablen-Soziologie, die etwa in der Schule von Otis Duncan oder Robert Hauser vertreten wurde, was damals kontrovers diskutiert wurde. Boudon sah sich als Verfechter eines methodologischen Individualismus, wonach soziale Phänomene durch Annahmen über das Handeln von Individuen zu erklären sind. Aus der nämlichen Perspektive heraus, makrosoziologische Tatbestände auf der Grundlage von mikrosoziologischen Handlungsmodellen zu erklären, entwickelte er die Theorie der rationalen Entscheidung (Rational-Choice-Theorie) weiter.[2]
Er war Mitglied der Académie des sciences morales et politiques, der Academia Europaea, der British Academy, der American Academy of Arts and Sciences, der International Academy for the Human Sciences of St Petersburg, der Königlichen Gesellschaft von Kanada, der Argentinischen Akademie für die Sozialwissenschaften. 1995 erhielt er den Premio Amalfi.
Personendaten | |
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NAME | Boudon, Raymond |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Soziologe |
GEBURTSDATUM | 27. Januar 1934 |
GEBURTSORT | Sorbonne |
STERBEDATUM | 10. April 2013 |