Rebecca Cheptegei

Rebecca Cheptegei

Rebecca Cheptegei bei den Weltmeisterschaften 2023 in Budapest
Rebecca Cheptegei (2023) in Budapest

Nation Uganda Uganda
Geburtstag 22. Februar 1991
Geburtsort Cheminy, Uganda
Sterbedatum 5. September 2024
Sterbeort Eldoret, Kenia
Karriere
Disziplin Langstreckenlauf
Medaillenspiegel
Berg- und Traillauf-WM 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Militärweltspiele 0 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
Berg- und Traillauf-Weltmeisterschaften
Gold Chiang Mai 2022 Up and Downhill
Logo der CISM Militärweltspiele
Bronze Rio de Janeiro 2011 5000 m
Logo der World Athletics Crosslauf-Weltmeisterschaften
Bronze Bydgoszcz 2010 U20-Team
letzte Änderung: 4. September 2024

Rebecca Cheptegei (* 22. Februar 1991 in Cheminy im Distrikt Bukwo, Uganda; † 5. September 2024 in Eldoret, Kenia) war eine ugandische Leichtathletin, die sich auf den Langstreckenlauf spezialisiert hatte. Ihren größten Erfolg feierte sie 2022 mit dem Weltmeistertitel bei den Berglauf-Weltmeisterschaften in Chiang Mai. 2024 wurde sie Opfer eines Femizids: Ihr Ex-Freund hatte sie mit Benzin übergossen und angezündet, wenige Tage danach starb sie.

Rebecca Cheptegei wurde als Tochter von Joseph und Agnes Cheptegei geboren und wuchs als zweites von dreizehn Geschwistern auf. Wie viele Sportler und Sportlerinnen in Ostafrika war sie Mitglied der Armee und konnte sich mit der finanziellen Unterstützung der Streitkräfte Ugandas auf ihr Leichtathletiktraining konzentrieren. Sie trat 2008 den Streitkräften bei, erreichte den Rang eines „Corporals“, war Mitglied des dortigen Leichtathletikclubs und vertrat ihr Land bei den Militärweltspielen in Rio de Janeiro 2011.[1]

Mit einem Ugander bekam Rebecca Cheptegei zwischen 2013 und 2015 zwei Töchter. Später zog sie nach Kenia, um näher an geeigneten Sporttrainingszentren zu sein, die in einer Region liegen, die an ihre Heimatregion in Uganda grenzt. Sie kaufte in Kinyoro im Trans-Nzoia County ein Grundstück und ließ ein Haus bauen,[2] in dem sie bis zu ihrem Tod 2024 mit ihrer Schwester Dorcas Cherop und ihren zwei Töchtern[3][4] im Alter von neun und elf Jahren lebte.[5][6][7]

Sportliche Laufbahn

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Rebecca Cheptegei beim Berglauf Sierre–Zinal in der Schweiz (2022)

Erste internationale Erfahrungen sammelte Rebecca Cheptegei bei den Crosslauf-Weltmeisterschaften 2010 in Bydgoszcz, bei denen sie nach 19:48 min auf den 15. Platz im U20-Rennen kam und in der Teamwertung die Bronzemedaille gewann. Bei den Militärweltspielen 2011 in Rio de Janeiro gewann sie mit einer Zeit von 16:00,26 min die Bronzemedaille im 5000-Meter-Lauf.

In den darauffolgenden Jahren bestritt Cheptegei vor allem Rennen im Straßenlauf und im Berglauf. Im April 2022 wurde sie in 2:31:21 h Erste beim Padua-Marathon. Im November 2022 siegte bei den Berg- und Traillauf-Weltmeisterschaften in Chiang Mai in 46:25 min im Up-and-Downhill-Mountain-Wettbewerb. Im Dezember 2022 erzielte sie mit 2:22:47 h ihre Marathon-Bestzeit als Vierte des Marathons in Abu Dhabi. 2023 lief Cheptegei bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest in 2:29:34 h auf Platz 14. Im November desselben Jahres wurde sie beim Florenz-Marathon in 2:27:08 h Zweite. Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris beendete sie den Marathonwettbewerb mit Saisonbestzeit von 2:32:14 h auf dem 44. Platz.[8]

Persönliche Bestzeiten

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  • 5000 Meter: 16:00,26 min, 22. Juli 2011 in Rio de Janeiro
  • 10.000 Meter: 32:53,23 min, 24. Juni 2022 in Kampala
  • Halbmarathon: 1:13:05 h, 9. Oktober 2011 in Cantalejo
  • Marathon: 2:22:47 h, 17. Dezember 2022 in Abu Dhabi

Am 1. September 2024 wurde Rebecca Cheptegei Opfer eines Brandanschlags durch ihren ehemaligen kenianischen Lebensgefährten: Laut Polizeiangaben wurde sie von ihm wegen des Streits um ein Grundstück mit Benzin überschüttet und angezündet; dabei erlitt sie Verbrennungen an mehr als 75 Prozent ihres Körpers.[9] Sie wurde in das Kitale County Referral Hospital eingeliefert und tags darauf in das Moi Teaching and Referral Krankenhaus in Eldoret verlegt,[2] wo sie am 5. September ihren schweren Verletzungen erlag.[10][11][12] Der mutmaßliche Mörder starb am 9. September an den Verbrennungen (etwa 30 Prozent seines Körpers), die er sich selbst bei der Tat zugezogen hatte.[13]

Rebecca Cheptegei wurde am 14. September 2024 in ihrem Heimatbezirk Bukwo in Uganda mit militärischen Ehren beigesetzt.[14][15]

Anne Hidalgo, die Bürgermeisterin von Paris, kündigte auf einer Pressekonferenz am 6. September 2024 an, die Stadt Paris werde Cheptegei zu Ehren eine Sportstätte benennen.[16]

Am 8. September wurde ihrer zum Abschluss der Sommer-Paralympics 2024 nach den Marathons mit einer über die Lautsprecheranlage ausgestrahlten Trauerrede sowie einem Foto von Rebecca Cheptegei auf der Großleinwand in Zielliniennähe an den Esplanade des Invalides als „Opfer eines Femizids“ gedacht. Die Ehrung wurde unter anderem durch das Internationale Olympische Komitee, das Internationale Paralympische Komitee, die Para World Athletics und World Athletics organisiert.[17]

Femizide in Kenia

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Der Tod Rebecca Cheptegeis wird als Femizid in einer Reihe von Verbrechen gegen ostafrikanische Athletinnen eingestuft. 2021 kam die Läuferin Agnes Jebet Tirop durch Stichverletzungen ums Leben; ihr Ehemann ist der Tat verdächtig. Im Falle der Läuferin Damaris Muthee Mutua, die 2022 erwürgt aufgefunden wurde, gilt ihr Freund als der Täter. Allein im Januar 2024 wurden dort 14 Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet. In der Folge kam es zu Protestmärschen mit mehreren tausend Teilnehmern – hauptsächlich Frauen – gegen diese Femizide.[18][19] Joan Chelimo, Sprecherin der Gruppe Tirop’s Angels, die sich gegen geschlechtsspezifische Gewalt einsetzt, gab an, dass international erfolgreiche Läuferinnen wegen ihres Erfolgs, ihres Einkommens und ihres Status besonders gefährdet durch Männer aus ihrem Umfeld seien.[20]

Commons: Rebecca Cheptegei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Celestine Karoney: I saw athlete running towards me on fire after attack, neighbour tells BBC. In: BBC News vom 7. September 2024. Abgerufen am 8. September 2024.
  2. a b Ugandan athlete Rebecca Cheptegei dies after petrol attack. In: StandardMedia.co.ke vom 6. September 2024. Abgerufen am 7. September 2024.
  3. Uganda holds funeral for slain Olympic athlete Rebecca Cheptegei. In France24 vom 14. September 2024. Abgerufen am 14. September 2024.
  4. Korbinian Kothny: Mutmaßlicher Mörder von Olympia-Läuferin ist tot. In: Frankfurter Rundschau vom 11. September 2024. Abgerufen am 12. September 2024
  5. Celestine Karoney, Damian Zane: ‘Running for her family’ – Olympian mourned after vicious attack. In: BBC News vom 5. September 2024. Abgerufen am 8. September 2024.
  6. Nach Brand-Anschlag: Olympia-Teilnehmerin Cheptegei mit 33 Jahren verstorben. In: kicker.de. Abgerufen am 6. September 2024.
  7. David Averre: Shocking new details emerge of Olympic runner Rebecca Cheptegei’s murder as neighbour says human fireball screamed ‘help me’ before ex-boyfriend threw MORE petrol over her in fatal attack. In: Daily Mail vom 9. September 2024. Abgerufen am 9. September 2024
  8. Athletics Women’s Marathon Results. In: olympics.com. Abgerufen am 12. August 2024 (englisch).
  9. Ugandische Läuferin wurde offenbar mit Benzin übergossen und angezündet. In: Spiegel.de.
  10. Ugandische Olympia-Läuferin Rebecca Cheptegei ist tot: vom Partner angezündet. In: Neue Zürcher Zeitung. 5. September 2024, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 5. September 2024]).
  11. Simone Schlindwein: Ugandische Athletin ermordet: Femizid an Olympiateilnehmerin. In: Die Tageszeitung: taz. 5. September 2024, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 5. September 2024]).
  12. Nach Feuer-Attacke: Olympia-Läuferin Cheptegei stirbt an Verletzungen. In: sportschau.de. 5. September 2024, abgerufen am 5. September 2024.
  13. Cheptegeis Ex-Partner überlebt Brandverletzungen nicht. In N-tv vom 10. September 2024. Abgerufen am 10. September 2024
  14. Anne Soy, Damian Zane: Thousands mourn Ugandan Olympian killed by ex-partner. In BBC vom 14. September 2024. Abgerufen am 14. September 2024.
  15. Ugandan athlete who died after her partner set her on fire gets a military funeral. In CNN vom 14. September 2024. Abgerufen am 15. September 2024.
  16. A Paris, un site sportif prendra le nom de la marathonienne Rebecca Cheptegei, brûlée vive, annonce Anne Hidalgo. In: lemonde.fr. 6. September 2024, abgerufen am 7. September 2024 (französisch).
  17. Evelyn Watta, Lena Smirnova: Ugandan runner Rebecca Cheptegei remembered after Paris 2024 Paralympic marathons. In: olympics.com vom 8. September 2024. Abgerufen am 12. September 2024
  18. Tom Odula: Thousands march against femicide in Kenya following the January slayings of at least 14 women. In: APNews.com. 27. Januar 2024, abgerufen am 7. September 2024 (englisch).
  19. Martina Schwikowski: Häusliche Gewalt in Ostafrika: das Tabu brechen. In: Deutsche Welle vom 6. September 2024. Abgerufen am 7. September 2024.
  20. Jamie Braidwood: ‘Another life lost’: Rebecca Cheptegei’s death highlights violence against sportswomen in Kenya. In: independent.co.uk. 5. September 2024, abgerufen am 6. September 2024 (englisch).