Das Releasemanagement (oder Freigabemanagement[1] bzw. Release Engineering) ist traditionell eine Managementaktivität, die sich mit der Freigabe bzw. dem Übergang von Entwicklungsständen in einen operativen Zustand befasst.[2] Es ist Bestandteil bei der Entstehung von Komponenten, Systemen oder Produkten. Beispiele sind Software, Hardware (Elektrik oder Elektronik), mechanischer Bauteile, Computersysteme und die IT[3]. Es unterstützt die übergeordnete Leitung dieser Bereiche. Weitere Begriffe, die im Zusammenhang mit Releasemanagement verwendet werden, sind Auslieferung (Deployment) und Distribution.
Unter Freigabemanagement versteht man die Bündelung und Bereitstellung von Änderungen von Versionsständen zu einem sog. Release oder Versionspaket.
Der Begriff findet häufig Verwendung in der Softwareentwicklung, jedoch bezieht sich die Aufgabe ganz allgemein auch auf z. B. Elektronikentwicklung (vgl. Musterstände), Prototypen, Systeme oder generelle Produkte. Freigabemanagement ist eine Erweiterung der Versionsverwaltung. Des Weiteren ist die Eingliederung eines freigegebenen Objektes in eine Infrastruktur oder Produktion bedeutend.[4] Als Beispiel kann man sich eine Software (oder Anteile davon) vorstellen, die bei einem Auftragnehmer kodiert wurde und nach Abschluss aller Tests an einen Auftraggeber übergeben wird, welcher diese in seinem Produkt weiterverwendet.
Als Grundziel dient das Freigabemanagement dem Bereitstellen von Entwicklungsständen. Das Ziel ist dabei die Abnahme (Übernahme) durch einen Kunden oder andere Partei. Es bildet damit die prozessuale Schnittstelle, z. B. beim Übergang von Software zu Hardware oder eines allgemeinen Produktes vom Ende der Entwicklungsphase zum Endverbraucher.
Änderungen sind allgegenwärtiger Bestandteil in einer Produktentwicklung. Effektives Releasemanagement kann die negativen Folgen von mangelhaften Spezifikationen, Designs, Implementierungen oder Tests und deren Einfluss auf andere Prozesse, Systeme oder Geschäftspartner hemmen.
Hinweis: Das eigentliche Veränderungsmanagement beschäftigt sich explizit mit der Kontrolle von Änderungen innerhalb eines Produktlebenszyklus bzw. dessen Teilabschnitte. Das Anforderungsmanagement ist für ebenfalls als eigenständige Disziplin zu erwähnen.
Verschiedene Normen fordern Arbeitsprodukte, welche u. a. vom Releasemanagement generiert und erfüllt werden müssen. Beispiel: Automotive SPICE, dort SPL.2 Product Release.
Eine Freigabe steht auch in Bezug zu einer Verifizierung und Validierung einer Komponente, Systems oder Produktes. Sie dient als formelle Grundlage dafür.
Die Aufgabe wird meist von einem eigenständigen Releasemanager[5] bzw. Projektleiter oder sogar Team[6] durchgeführt. Inhaltlich bedeutet dies die Planung und Ausführung von Freigaben. Dabei werden festgelegte Umfänge (Anforderungen und Kriterien) berücksichtigt. Ein Verfügbar machen (intern oder extern) für den Endbenutzer bzw. Zielsystem ist dabei Hauptbestandteil der Aufgabe.
Ein Zusammenspiel erfolgt mit dem Veränderungsmanagement (Change Management (ITIL)), Integrationsmanagement, Testmanagement (Akzeptanztests), Marketing etc. bzw. anderen Unternehmenseinheiten. Die meisten an einer Produktentwicklung beteiligten Einheiten werden über das Freigabemanagement angesprochen bzw. es werden Ergebnisse aus den einzelnen Bereichen eingefordert. Unabhängig von einer Freigabe läuft die Produktentwicklung meist weiter. Jedoch kann eine Freigabe (je nach Umfang und Zielsetzung) auch einen Abschluss bzw. Neubeginn einer Projektphase darstellen (Meilensteine).
Die Planung der Freigabe ist als eigenständiges Projekt zu verstehen. Es müssen Zeitpläne erstellt werden, Umfänge abgeschätzt und festgelegt, Kommunikation mit Stakeholdern etc. bewältigt werden, alles was notwendig ist um eine Freigabe zu ermöglichen.
Der Releasemanager entscheidet, wann ein System als Release zur Weitergabe freigegeben werden kann. Durch eine geeignete Release-Strategie muss dabei darauf geachtet werden, dass das System frei von schwerwiegenden Fehlern, also produktionssicher ist. In der traditionellen Softwareentwicklung ist dies meist der Fall, wenn der Entwicklungsprozess das Stadium Release Candidate erreicht.
Das Freigabemanagement integriert die Arbeitsprodukte des Risikomanagements, wie z. B. Risikoanalysen, die für den betreffenden Release Gültigkeit haben. Zu jeder Freigabe werden diverse Risiken einer Freigabe abgeschätzt. Diese können sich von anderen Risiken unterscheiden und sind speziell zugeschnitten.
Das Freigabemanagement integriert Test- und Prüfberichte (bereitgestellt von der Qualitätsabteilung) für den jeweiligen Release. Weiterhin spielen im Falle von Software auch Ergebnisse aus der Informationssicherheit eine Rolle (z. B. Penetrationstest) und können Einfluss auf eine Freigabe nehmen.
Das Freigabemanagement arbeitet entlang der Produktentwicklung und bereitet meist eine zyklische Herausgabe vor. Wenn die reine Entwicklung abgeschlossen ist, bedeutet das aber nicht gleichzeitig eine Veröffentlichung. Dazu müssen oft noch weitere Schritte erfolgen:
Erstellung der Konfigurationsstände, welche alle Komponenten beinhaltet
Zusammenstellung und Bezeichnung von Software-Quellcode, Hardwaredesigns, technischen Zeichnungen oder anderer Elemente
Bereitstellung von Benutzerhandbüchern, technischer Dokumentation usw.
Bereitstellung/Vertrieb der Komponente, der Software, Hardware etc.
Hilfestellung für die Ausbildung und Vorbereitung der Mitarbeiter
Die Dokumentation dient z. B. der späteren Nachproduktion oder Rückverfolgung von speziellen Releases für einzelne Kunden oder Plattformen.
Es sollte eine komplette Beschreibung der gesamten Systemumgebung und des zugrunde liegenden Systems (Programme, Versionen, Dokumente, Beschreibungen, Anleitungen, generelle Artefakte) erstellt werden.
Software-Freigabemanagement verändert sich als Aufgabe ebenso wie die Softwareentwicklung selbst. Im Falle von Groß-Softwareprojekten existieren eigene Release-Teams (bzw. Release-Engineering Teams) und eigene Abläufe, die sich je nach Projekt aufstellen, anpassen und optimieren. Als Beispiel arbeitet das Release-Team der Wikimedia Foundation (MediaWiki) mit sog. Release-Trains (Freigabezügen), welche wöchentlich stattfinden.[6] Je nach Software-Kontext (z. B. Open-Source-Software[7] oder Mobile Apps[8]) ergeben sich eigenständige Anforderungen und Herausforderungen. Die hohe Komplexität (Datenmengen, Datenbanken, Schnittstellen, Benutzereingaben/UIs, Zielgeräte, Probleme usw.) von Software spiegelt sich u. a. auch bei der Freigabe wider. Dies kann am Beispiel der Corona-Warn-App detailreich nachvollzogen werden.
Für Releasemanagement stehen verschiedene Werkzeuge zur Verfügung, je nach Produkt und Industrie.
Hinweis: Ein reines Werkzeug zur Versionskontrolle dient noch nicht zum eigentlichen Releasemanagement. Anteilig am Releasemanagement sind auch die sog. Versionshinweise.
Hinweis: Kontinuierliche Integration kann als eine Art Weiterentwicklung der einfachen Versionskontrolle verstanden werden. Es kann ebenso automatische Releases verwalten. Es ist jedoch meist eine Kernfrage des Releasemanagement die genauen Inhalte (Features) und Defekte zu definieren und koordinieren.
Im Zusammenhang mit ITIL stehen das geforderte Definitive Hardware Library und Definitive Software Library.[15] Die Bedeutung ist jeweils die Archivierung (logische Verwaltung) von technischen bzw. Softwarekomponenten eines Unternehmens. Das DSL wurde nach der Veröffentlichung von ITIL v3 zu DML (Definitive Media Library) umbenannt.
Over-the-Air-Updates sind sowohl in der Telekommunikation, Internet der Dinge, als auch Automobilindustrie[16] teils im produktiven Einsatz und fordern ein robustes und geeignetes Freigabemanagement.
App Stores – Spezifische Fragestellungen (auch Rechtliche[20]) und Techniken[21][22] ergeben sich für Software, die in sog. App Stores veröffentlicht wird.
Die NASA bietet seine für die Raumfahrt entwickelte Software der Öffentlichkeit an und hat dafür ein eigenständiges Programm aufgelegt.[23]
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