Für seine Arbeit wurde Pollesch mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. So erhielt er 2001 und 2006 den mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer Dramatikerpreis, 2009 außerdem den undotierten Publikumspreis.[11] 2002 wurde er in der Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater heute für die Prater-Trilogie zum besten deutschen Dramatiker gewählt.[7] 2019 wurde ihm in Wien der mit 10.000 Euro dotierte Arthur-Schnitzler-Preis verliehen.[12]
Pollesch lebte offen homosexuell[13][14] und wohnte zuletzt in Berlin-Prenzlauer Berg.[15] Seine letzte Premiere ja nichts ist ok musste aufgrund eines Krankenhausaufenthalts wegen Problemen am Herzen verschoben werden.[16] Sie war für den 20. Januar 2024 geplant gewesen und fand dann am 11. Februar statt.[17]
Pollesch galt als bedeutender Vertreter des postdramatischen Theaters in Deutschland und als einer der produktivsten Dramatiker seiner Zeit. Er hat über zweihundert Stücke geschrieben und uraufgeführt.[21] Sie sind verhältnismäßig kurz und überschreiten selten eine Länge von 90 Minuten, eine Ausnahme ist etwa Je t’adorno (2010).[22] Seine Texte entstanden in enger Zusammenarbeit mit den Schauspielern. Fiel ein Schauspieler aus, fand eine Aufführung üblicherweise nicht statt. Eine Ausnahme war Désirée Nick, die nach der Premiere von Telefavela 2004 für mehrere Monate an der Sendung Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! teilnahm und deshalb umbesetzt wurde. In den Produktionen an der Volksbühne stand ab 2001 häufig die SouffleuseTina Pfurr mit den Schauspielern auf der Bühne.[23] Pollesch inszenierte seine Stücke meist selbst; Ausnahmen waren zwei Inszenierungen von Stefan Pucher 2003 und 2005. Pollesch war philosophisch unter anderem von Donna Haraway und Jean-Luc Nancy beeinflusst.[24] Zu den Schauspielern, mit denen Pollesch häufig arbeitete, zählten Martin Wuttke, Fabian Hinrichs, Kathi Angerer und Sophie Rois.[25]Simon Strauß schrieb nach seinem Tod in der FAZ: „Pollesch konnte das komische Register ziehen, er konnte bitterböse Pointen verfassen, rasante Dialoge schreiben, postdramatische Zeitenwenden grell bebildern. Aber was er vor allem konnte, war die angelesene Theorie wirkungsvoll auf die Bühne bringen.“[26]
2000: Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr; JavaTM zeigt Gefühle; www-slums1–7; Frau unter Einfluss
2001: Ufos & Interviews; www-slums8, 9 & 10; Heidi Hoh 3 – Die Interessen der Firma können nicht die Interessen sein, die Heidi Hoh hat; Stadt als Beute (Volksbühne im Prater, Berlin; 2005 im Film Stadt als Beute adaptiert); Insourcing des Zuhause. Menschen in Scheisshotels; smarthouse
2002: Stadt als Beute 2; Sex (Volksbühne im Prater, Berlin); Der Kandidat (1980). Sie leben!; 24 Stunden sind kein Tag
2003: soylent green ist Menschenfleisch, sagt es allen weiter; freedom, beauty, truth & love – Das revolutionäre Unternehmen; Människor på skithotell (Riksteatern, Schweden); Splatterboulevard; Der Leopard von Singapur; Sex (São Paulo)
2004: Telefavela; Svetlana in a Favela; Pablo in der Plusfiliale; Hallo Hotel...!; Stadt ohne Eigenschaften
2004–2005: Prater-Saga: 1000 Dämonen wünschen dir den Tod; Two-Pence two-Pence und die Voodoothek; In diesem Kiez ist der Teufel eine Goldmine; Diabolo – Schade, daß er der Teufel ist; Die Magie der Verzweiflung
2005: Der okkulte Charme der Bourgeoisie bei der Erzeugung von Reichtum; Häuser gegen Etuis; Cappuccetto Rosso (Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin); Schändet eure neoliberalen Biographien! (Münchner Kammerspiele); Notti senza cuore – Life is the new hard! (Volksbühne Berlin); Menschen im Etui (Staatstheater Hannover)[27]
2006: Strepitolino – i giovanotti disgraziati (Volksbühne Berlin); Soylent green is money (Theatre Project Tokyo, Benisan Pit, Tokio); Wann kann ich endlich in einen Supermarkt gehn und kaufen was ich brauche allein mit meinem guten Aussehen? (Staatstheater Stuttgart); L’affaire Martin! Occupe-toi de Sophie! Par la fenetre, Caroline! Le marriage de Spengler. Christine est en avance. (Volksbühne Berlin); Das purpurne Muttermal (Burgtheater, Wien)
2007: Tod eines Praktikanten (Volksbühne Berlin); Solidarität ist Selbstmord (Münchner Kammerspiele); Ragazzo dell’Europa (TR Warszawa, Warschau); РРШ/Rollende Road Schau (Druzba 1, The Lake/Sofia); Liebe ist kälter als das Kapital (Staatstheater Stuttgart); Diktatorengattinnen I (Volksbühne Berlin); Die Welt zu Gast bei reichen Eltern (Thalia Theater, Hamburg); Hallo Hotel Nachtportier (Volksbühne Berlin); Seid hingerissen von euren tragischen Verhältnissen (Universität der Künste, Berlin)
2008: Darwin-Win & Martin Loser-Drag King & Hygiene auf Tauris (Volksbühne Berlin); Tal der fliegenden Messer (Mülheim/Volksbühne Berlin); Fantasma (Burgtheater, Wien)
2009: Du hast mir die Pfanne versaut, du Spiegelei des Terrors (Volksbühne Berlin); Ping Pong d’Amour (Münchner Kammerspiele); Ein Chor irrt sich gewaltig (Volksbühne Berlin); Wenn die Schauspieler mal einen freien Abend haben wollen, übernimmt Hedley Lamarr (Staatstheater Stuttgart); JFK (Thalia Theater, Hamburg), Cinecittà Aperta (Mülheim/Volksbühne Berlin); Calvinismus Klein (Schauspielhaus Zürich)
2010: Ich schau dir in die Augen, gesellschaftlicher Verblendungszusammenhang! (Volksbühne Berlin); Mädchen in Uniform – Wege aus der Selbstverwirklichung (Deutsches Schauspielhaus, Hamburg); Peking-Opel (Akademietheater, Wien), Der perfekte Tag (Volksbühne Berlin); Drei Western (Staatstheater Stuttgart); Sozialistische Schauspieler sind schwerer von der Idee eines Regisseurs zu überzeugen (Schauspiel Frankfurt); XY Beat (Münchner Kammerspiele)
2011: Schmeiß Dein Ego weg! (Volksbühne Berlin); Was du auch machst, mach es nicht selbst (Stadttheater Freiburg); Fahrende Frauen (Schauspielhaus Zürich); Die Kunst war viel populärer, als ihr noch keine Künstler wart! (Volksbühne Berlin); Jackson Pollesch (TR Warszawa, Warschau); Die Liebe zum Nochniedagewesenen (Akademietheater, Wien)
2012: Kill your Darlings! Streets of Berladelphia (Volksbühne Berlin); Wir sind schon gut genug! (Schauspiel Frankfurt); Eure ganz großen Themen sind weg (Münchner Kammerspiele); Neues vom Dauerzustand (Deutsches Schauspielhaus, Hamburg); Don Juan (Volksbühne Berlin); Macht es für euch! (Schauspielhaus Zürich)
2013: KapiTal der Puppen (Staatsschauspiel Dresden); Revolver der Überschüsse (Schauspiel Stuttgart); Der General (Volksbühne Berlin); Glanz und Elend und der Kurtisanen (Volksbühne Berlin); Cavalcade or Being a Holy Motor (Akademietheater, Wien); Gasoline Bill (Münchner Kammerspiele)
2014: Herein! Herein! Ich atme euch ein! (Schauspielhaus Zürich); Je t’adorno (Schauspiel Frankfurt); House for Sale (Volksbühne Berlin); Du weißt einfach nicht, was die Arbeit ist (Staatstheater Stuttgart); Rocco Darsow (Deutsches Schauspielhaus, Hamburg)
2015: Von einem der auszog, weil er sich die Miete nicht mehr leisten konnte (Volksbühne Berlin, mit Dirk von Lowtzow); Love/No Love (Schauspielhaus Zürich); Keiner findet sich schön (Volksbühne Berlin); Service/No service (Volksbühne Berlin)[28]
2016: Bühne frei für Mick Levčik (Schauspielhaus Zürich)[29]; I love you, but I’ve chosen Entdramatisierung (Volksbühne Berlin)[30]; Stadion der Weltjugend (Staatstheater Stuttgart); Diskurs über die Serie und Reflexionsbude(Es beginnt erst bei drei), die das qualifiziert verarscht werden great again gemacht hat etc. Kurz: Volksbühnen-Diskurs. Teil 1: Ich spreche zu den Wänden, Teil 2: Es beginnt erst bei Drei. (Volksbühne Berlin)[31]
2017: High (du weißt wovon) (Schauspielhaus Zürich)[32]; Ich kann nicht mehr (Deutsches Schauspielhaus, Hamburg)[33]; Carol Reed (Akademietheater, Wien)[34]; Diskurs über die Serie und Reflexionsbude (Es beginnt erst bei Drei), die das qualifiziert verarscht werden great again gemacht hat etc. Kurz: Volksbühnen-Diskurs, Teil 3: Dark Star (Volksbühne Berlin)[35]; Was hält uns zusammen wie ein Ball die Spieler einer Fußballmannschaft? (Schauspiel Stuttgart)[36][37]
2018: Hello, Mister MacGuffin! (Schauspielhaus Zürich);[38]Cry Baby (Deutsches Theater, Berlin);[39]Ich weiss nicht, was ein Ort ist, ich kenne nur seinen Preis (Manzini-Studien) (Schauspielhaus Zürich)[40]
2019: Black Maria (Deutsches Theater, Berlin);[41]Probleme Probleme Probleme (Deutsches Schauspielhaus, Hamburg);[42]Deponie Highfield (Burgtheater, Wien);[43](Life on earth can be sweet) Donna (Deutsches Theater, Berlin); Glauben an die Möglichkeit der völligen Erneuerung der Welt (Friedrichstadt-Palast, Berlin, mit Fabian Hinrichs)[44]
2020: Passing. It’s so easy, was schwer zu machen ist (Münchner Kammerspiele);[45]Melissa kriegt alles (Deutsches Theater, Berlin);[46]Take the Villa and run! (Staatstheater Nürnberg)[47][48]
2021: Goodyear (Deutsches Theater Berlin);[49]Die Gewehre der Frau Kathrin Angerer (Wiener Festwochen);[50]Aufstieg und Fall eines Vorhangs und sein Leben dazwischen (Volksbühne Berlin);[51]J'accuse (Deutsches Schauspielhaus Hamburg);[52]Herr Puntila und das Riesending in Mitte (Volksbühne Berlin)[53]
2022: Geht es Dir gut? (Volksbühne Berlin);[54]Liebe, einfach außerirdisch (Deutsches Theater Berlin);[55]Und jetzt? (Volksbühne Berlin)[56]
Christine Bähr: Arbeitssubjekte im theoretischen Theatertext. René Polleschs „Insourcing des Zuhause. Menschen in Scheiss-Hotels“. In: Dies.: Der flexible Mensch auf der Bühne. Sozialdramatik und Zeitdiagnose im Theater der Jahrtausendwende. Transcript, Bielefeld 2012, S. 335–380.
Natalie Bloch: Ich will nichts über mich erzählen. Subversive Techniken und ökonomische Strategien in der Theaterpraxis von René Pollesch. In: Thomas Ernst, Patricia Gozalbez Cantó, Sebastian Richter, Nadja Sennewald, Julia Tieke (Hrsg.): SUBversionen: Zum Verhältnis von Politik und Ästhetik in der Gegenwart. Transcript, Bielefeld 2008.
Franz-Josef Deiters: „Mit Hamlet kann ich meinen Alltag nicht bewältigen“. René Polleschs Theorietheater des Nicht-Repräsentierbaren". In: Franz-Josef Deiters: Neues Welttheater? Zur Mediologie des Theaters der Neo-Avantgarden. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2022, S. 85–113. ISBN 978-3-503-20998-9.
Diedrich Diederichsen: Maggies Agentur. In: René Pollesch: Prater-Saga. Hrsg. v. Aenne Quiñones. Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz/Alexander, Berlin, S. 1–19.
Muriel Ernestus: Von politischem Theater und flexiblen Arbeitswelten. Überlegungen zu Theatertexten von Widmer, Richter und Pollesch. Sine Causa, Berlin 2012.
Karen Knoll: Unordnung im Sinnlichen. Zum politischen Theater René Polleschs. Diss. Universität Frankfurt am Main 2010.[64]
Claudia Löschner: Pollesch, René. In: Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraums. Hrsg. v. Wilhelm Kühlmann in Verbindung mit Achim Aurnhammer et al. Berlin / New York 2010, Bd. 9. S. 294f.
Matthias Naumann, Michael Wehren (Hrsg.): Interview mit Fabian Hinrichs Macht es für Euch! In: Dies. (Hrsg.): Räume, Orte, Kollektive. Neofelis-Verlag, Berlin 2013, S. 153–173.
Katharina Pewny: Prekäre Künstler als Erfolgsmodelle. Jochen Roller – René Pollesch. In: Dies.: Das Drama des Prekären. Transcript, Bielefeld 2011, S. 221–241.
Johann Reißer: Archäologische Schnitte, kollidierende Wucherungen: Das post-bürgerliche Schauspiel des Selbst in René Polleschs Theater des Sagbaren. In: Artur Pelka, Stefan Tigges (Hrsg.): Das Drama nach dem Drama. Verwandlungen dramatischer Formen in Deutschland seit 1945. Transcript, Bielefeld 2011, S. 287–302.
Tim Schuster: Räume, Denken: Das Theater René Polleschs und Laurent Chétouanes. Neofelis-Verlag, Berlin 2013.
↑ abcdClaudia Löschner: Pollesch, René. In: Wilhelm Kühlmann in Verbindung mit Achim Aurnhamme u. a. (Hrsg.): Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraums. Berlin / New York 2010, S. 294–295.
↑ abcRené Pollesch. Goethe-Institut, archiviert vom Original am 17. Januar 2012; abgerufen am 27. Februar 2024.