Richard Charles Murray Janko (* 30. Mai 1955 in Weston Underwood, Buckinghamshire, England) ist ein britisch-US-amerikanischer Gräzist.
Janko, Nachfahre eines österreichisch-ungarischen Revolutionärs, der 1848 Wien verließ und in London Zuflucht fand, besuchte die Bedford Modern School und erhielt ein Stipendium für das Trinity College Cambridge. Mit Unterstützung seiner Eltern, eines Elektrikers und einer Ladeninhaberin, lernte er Griechisch bei Andrew M. Wilson, der später Harry Potter und der Stein der Weisen ins Altgriechische übersetzte.
Als Student nahm Janko an den britischen Ausgrabungen unter der Leitung von William D. Taylour (1904–1989) in Agios Stephanos, Lakonien, teil. Nach dem B.A. in Classics 1976 am Trinity College Cambridge wurde er 1980 ebendort mit einer Dissertation Studies in the language of the Homeric Hymns and the dating of early Greek epic poetry bei John Chadwick promoviert. Im akademischen Jahr 1978–1979 war er temporary lecturer in St Andrews, dann von 1979 bis 1982 Research Fellow am Trinity College Cambridge. Von 1982 bis 1985 war er Assistant Professor und von 1985 bis 1987 Associate Professor an der Columbia University, New York, von 1987 bis 1994 Professor of Classics an der University of California, Los Angeles, und von 1995 bis 2002 Professor of Greek am University College London. Seit 2002 ist er Professor of Classical Studies an der University of Michigan, seit 2011 unter dem Titel Gerald F. Else Distinguished University Professor of Classical Studies. Er hatte Gastprofessuren an der Scuola Normale Superiore in Pisa (2000) und an der American School of Classical Studies at Athens (2013–2014) inne.
Jankos Forschungen betreffen das bronzezeitliche Griechenland und die archaische Literatur der Griechen, insbesondere die Ilias; die Poetik und den Dialog Über Dichter des Aristoteles; einen Teil der ästhetischen Schriften des Philodem; und die frühgriechische Philosophie (Empedokles und den Derveni-Papyrus).
In seiner Dissertation über Homer, Hesiod and the Hymns (1980) versuchte Janko anhand statistischer Studien eine relative Chronologie der frühgriechischen Literatur. Er war daraufhin am Ilias-Kommentar von Geoffrey Kirk mit dem Band zu den Büchern 13–16 beteiligt; darin vertrat er die Ansicht, dass Homer ein vollendeter Künstler der oral poetry war. 2008 gab er William D. Taylours Bericht über die Ausgrabungen der bronzezeitlichen und mittelalterlichen Siedlung in Agios Stephanos heraus.
In seiner Monographie zum verlorenen zweiten Buch der Poetik des Aristoteles rekonstruierte Janko dessen Theorie der Komödie anhand des Tractatus Coislinianus, einer Handschrift aus dem 10. Jahrhundert. Seine These, dass dieser Tractatus eine Zusammenfassung der aristotelischen Abhandlung über die Komödie darstelle, ist allerdings umstritten. Es folgte eine Edition der Poetik samt Rekonstruktion des zweiten Buches und den Fragmenten von Aristoteles’ Schrift Über Dichter.
Zuletzt edierte Janko die Fragmente von Philodems Schrift Über Gedichte (zusammen mit Fragmenten der aristotelischen Schrift Über Dichter) sowie die des Derveni-Papyrus. Beide Projekte implizierten ebenso wie die Arbeit am Straßburger Empedokles-Papyrus intensive papyrologische Studien.
Janko wurde 2006 in die American Academy of Arts and Sciences und 2009 in die American Philosophical Society aufgenommen. Seit 2017 ist er ausländisches Mitglied der Akademie von Athen. 2002 war ihm der italienische Premio Theodor Mommsen zuerkannt worden.
Monographien
Artikel
Personendaten | |
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NAME | Janko, Richard |
ALTERNATIVNAMEN | Janko, Richard Charles Murray (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | britisch-US-amerikanischer Gräzist |
GEBURTSDATUM | 30. Mai 1955 |
GEBURTSORT | Weston Underwood, Buckinghamshire, England |