1852 war Hamerling als Aushilfslehrer für klassische Sprachen in Wien tätig. Von 1853 bis 1854 unterrichtete er am Akademischen Gymnasium in Graz, von 1855 bis 1866 arbeitete er als Gymnasiallehrer in Triest. Dort verfasste er Theaterkritiken für die Triester Zeitung. Im Herbst 1866 musste er wegen eines chronischen Magenleidens (1889: unheilbarer Magenkrebs)[1] pensioniert werden und lebte fortan in Graz, wo seine fruchtbarste literarische Schaffensphase begann.
Im 60. Lebensjahr verstarb Hamerling am 13. Juli 1889 in seiner (heute noch bestehenden) Villa in Stifting, Kutscherwirtgasse 10 (später: Stiftingtalstraße 44; heute: Billrothgasse 6, Graz-Ries)[2] an Zehrfieber.[3] Er wurde auf dem Friedhof St. Leonhard in Graz beigesetzt.
Hamerling zählte zu seiner Zeit zu den meistgelesenen deutschsprachigen Autoren. Zu seinen Hauptwerken zählt das Epos Ahasverus in Rom (verfasst 1865), das ihn einer breiten Leserschaft erst bekannt machte, und Der König von Sion (1869). In mehreren Werken, insbesondere in Homunculus (1888), bediente sich Hamerling deutlicher antisemitischer Stereotype. Dies führte zu seiner Vereinnahmung durch führende Antisemiten seiner Zeit. Später wurde auch seine klischeehafte Darstellung von Frauen kritisiert.[4]
Am ersten Todestag, dem 13. Juli 1890, wurde in der Grazer Innenstadt am Haus, in dem er in der Realschulgasse gewohnt hatte (ab 1899 umbenannt, bis heute: Hamerlinggasse 6), eine Gedenktafel enthüllt. Hans Brandstetter (1854–1925) fertigte dafür in weißem Marmor ein reliefiertes Porträt des Schriftstellers. Es waren unter anderem anwesend: Ferdinand Portugall (1837–1901), Bürgermeister der Stadt Graz, Julius Derschatta von Standhalt (1852–1924), steirischer Abgeordneter zum Reichsrat, Aurelius Polzer (1848–1924), Dichter und Schriftsteller sowie Clothilde Gstirner, die langjährige Lebensgefährtin Hamerlings. Die Festrede hielt der nationale DichterFranz Goltsch (1865–1921). Die greise Mutter des Verstorbenen beobachtete das Geschehen aus einem Fenster der gegenübergelegenen Ober-Realschule.[5]
In seinem Geburtsort Kirchberg am Walde gab es bis 2006[6] ein Robert-Hamerling-Museum, getragen vom Hamerling-Verein. Der deutschnationale Politiker Georg Ritter von Schönerer (1842–1921) hat sein Geburtshaus 1891 niederreißen und an dessen Stelle das Stiftungshaus errichten lassen. Heute befindet sich im Stiftungshaus ein Museum.
Im Jahr 1890 wurde in Wien Rudolfsheim-Fünfhaus (15. Gemeindebezirk) die Robert-Hamerling-Gasse benannt, 1904 in der Josefstadt (8. Bezirk) der Hamerlingplatz, sowie zu unbekannten Zeitpunkten in Penzing (14. Gemeindebezirk) die Hamerlinggasse und in Simmering (11. Gemeindebezirk) der Hamerlingweg. In Graz ist seit 1889, die den Opernring mit der Hans-Sachs-Gasse[A 2] verbindende Realschulgasse auf Hamerlinggasse umbenannt – Hamerling wohnte hier im Haus Nr. 6. In Linz ist die Hamerlingstraße und damit das anliegende Gymnasium nach ihm benannt; ebenso der Hamerlingweg in der Ortslage Zehlendorf Süd im Ortsteil Zehlendorf des Berliner Stadtbezirks Steglitz-Zehlendorf.
Im Jahr 1980 legte die österreichische Post zum 150. Geburtstag eine Sonderbriefmarke auf.[7]
Die bedeutende lettische Dichterin und Dramatikerin Aspazija (1865–1943) entlehnte 1887 ihren Künstlernamen Hamerlings Roman Aspasia[8], den sie später auch ins Lettische übersetzte (in Fortsetzungen veröffentlicht 1899) und zu einem Drama mit dem Titel Aspazija (Buchausgabe und Uraufführung 1923) verarbeitete.
Aspasia. Ein Künstler- und Liebesroman aus Alt-Hellas. Hesse & Becker, Leipzig 1875. Digitalisat Bd.1, Bd.2, Bd.3
Lord Lucifer. Ein Lustspiel in fünf Aufzügen. Richter, Hamburg 1880. Digitalisat
Amor und Psyche. Dichtung in sechs Gesängen. Richter, Hamburg 1882. Digitalisat
Homunculus. Modernes Epos in zehn Gesängen. Richter, Hamburg 1888. Digitalisat
Stationen meiner Lebenspilgerschaft. Autobiographie. Verlagsanstalt und Druckerei Actien-Gesellschaft (vormals I. F. Richter-Verlag), Hamburg 1889. Digitalisat der 2. Aufl. 1889
Lehrjahre der Liebe. Tagebuchblätter und Briefe. Verlagsanstalt, Hamburg 1890 (postum)
Die Atomistik des Willens. Beiträge zur Kritik der modernen Erkenntniß. Verlagsanstalt, Hamburg 1891 (postum)
Letzte Grüße aus Stiftinghaus. Lyrischer Nachlaß, hg. v. Oskar Linke. Verlagsanstalt, Hamburg 1894 (postum)
Ungedruckte Briefe. Vier Theile. Daberkow, Wien 1897–1901 (postum)
Hamerlings Werke. Volksausgabe in vier Bänden. Ausgewählt und herausgegeben von Michael Maria Rabenlechner. Mit einem Geleitwort von Peter Rosegger. Verlagsanstalt, Hamburg 1900
Carl von Vincenti: Der Einsiedler vom Stiftingthal. Ein Dichterbild. In: Velhagen & Klasings Neue Monatshefte. Jg. 4 (1889/90), Bd. 2, Heft 12, August 1890, S. 745–752.
Michael Maria Rabenlechner: Hamerling. Sein Leben und seine Werke. Verlagsanstalt, Hamburg 1896
Peter Klimm: Zwischen Epigonentum und Realismus. Studien zum Gesamtwerk Robert Hamerlings (= Dissertationen der Universität Wien, Band 115, ISSN0379-1424). Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs, Wien 1974, DNB750543701. (Zugleich: Dissertation, Universität Wien, Wien 1972).
Hans-Heinz Dum: Robert Hamerling 1830–1889. Leben und Werk. Gedenkrede zum 150. Geburtstag des Dichters. Ledermüller, München 1980, ZDB-ID 1164785-1.
Thomas Kracht: Robert Hamerling, sein Leben – sein Denken zum Geist. Schicksal an der Schwelle. Verlag am Goetheanum, Dornach 1989, ISBN 3-7235-0544-9.
Ilse Krumpöck: Zündstofflieferant Robert Hamerling. Ein Mythos gerät ins Wanken. Innsalz, Munderfing 2019, ISBN 978-3-903154-88-9
↑Peter Autengruber: Schriftsteller. In: Peter Autengruber, Oliver Rathkolb, Lisa Rettl, Walter Sauer (Hrsg.): Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. 1. Ergänzungsband. Verein zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Zeitgeschichte, Wien 2021, S.41, 44–45 (digital.wienbibliothek.at [PDF; abgerufen am 10. Februar 2024]).