Die Ruchgras-Arten sind einjährige bis ausdauernde Pflanzen. Einjährige wachsen büschelig, ausdauernde bilden ein kurzes Rhizom, an dem zahlreiche Erneuerungstriebe entstehen. Die Blattscheiden sind bis zum Grund hin offen. Ihre Oberfläche ist rau, eine Behaarung kann vorhanden sein, wobei an der Öffnung der Scheide meist lange Haarbüschel sitzen. Die Ligula ist ein häutiger Saum.
Der ährenrispigeBlütenstand ist eiförmig oder länglich, dabei zusammengezogen, dicht und enthält viele Blüten. Die Ährchen haben zwei verkümmerte sterile Blütchen sowie ein über diesen stehendes, fertiles Blütchen. Achsenfortsatz haben sie nicht. Zur Fruchtreife fallen die drei Blütchen gemeinsam aus den zurückbleibenden Hüllspelzen aus, bilden also eine Ausbreitungseinheit (Diaspore). Es gibt zwei Hüllspelzen. Die scheinbare Anzahl von vier ergibt sich durch die Deckspelzen der beiden sterilen Blütchen. Die Hüllspelzen sind spitz und sehr ungleich: die untere ist einnervig und halb so lang wie das Ährchen; die untere ist dreinervig und gleich lang wie das Ährchen. Sie schließt das Blütchen zur Gänze ein. Die Deckspelzen der sterilen Blütchen sind bräunlich, zur Gänze oder nur auf dem Rücke behaart und tragen eine Granne. Die Vorspelze kommt nur beim fertilen Blütchen vor und ist einnervig. Die Zahl der Staubblätter beträgt zwei. Der Fruchtknoten ist kahl und hat zwei endständige, lange Griffel. Die Narben sind lang und fiederig. Sie ragen aus der Spitze der Ährchens hervor.
Die Frucht ist von den verhärteten Deck- und Vorspelzen umschlossen. Der Embryo ist ein Viertel bis halb so lang wie die Frucht. Der Nabel (Hilum) ist punktförmig und befindet sich am unteren Ende. Die Ausbreitung der Früchte erfolgt durch Epizoochorie, Anemochorie oder Hemerochorie.
Nach einer Verwundung oder beim Trocknen entwickelt sich häufig ein Cumarin-Geruch. Das Cumarin entsteht wahrscheinlich aus einem Glucosid der o-Cumarsäure.
Die Gattung Anthoxanthum wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum Band 1, Seite 28 aufgestellt. Der wissenschaftliche Gattungsname Anthoxanthum ist das latinisierte Kompositum der griechischen Wörter ἀνθος für Blüte und ξανθός für gelb, also „gelbe Blüte“; diese Bezeichnung leitet sich von der gelblichen Färbung der Blütenstände der Art Anthoxanthum odoratum nach dem Abblühen ab.
Die Gattung Anthoxanthum gehört zur Subtribus Phalaridinae aus der TribusAveneae in der Unterfamilie Pooideae innerhalb der Familie Poaceae.[1]
Von manchen Bearbeitern, wie etwa den Autoren der Flora of China 2006, werden auch die Arten der Gattung Hierochloe zu Anthoxanthum gestellt.[2]
Anthoxanthum arcticumVeldkamp: Sie kommt von der Subarktis südlich bis östliche und zentrale Kanada vor.[4]
Grannen-Ruchgras (Anthoxanthum aristatumBoiss., Syn.: Anthoxanthum pueliiLecoq & Lamotte): Kommt im Mittelmeergebiet und auf den Kanaren und auf Madeira vor. Es ist in Mitteleuropa, Nordamerika und Neuseeland ein Neophyt.[4]
Anthoxanthum brevifoliumStapf: Sie ist nur vom Typusmaterial bekannt, das am Ben MacDhui in den Drakensbergen in der südafrikanischen Provinz Ostkap[4] gesammelt wurde. Es handelt sich vermutlich um ein Synonym von Anthoxanthum ecklonii.[5]
Anthoxanthum davidsei(R.W.Pohl) Veldkamp (Syn.: Hierochloe davidseiR.W.Pohl): Sie kommt in Costa Rica und von Kolumbien bis ins nordwestliche Venezuela vor.[4]
Anthoxanthum ecklonii(Nees ex Trin.) Stapf: Das Verbreitungsgebiet reicht von Malawi bis ins südliche Afrika. Mit zwei Unterarten, von denen eine, Anthoxanthum ecklonii subsp. natalenseMashau 2016 erstbeschrieben wurde.[4]
Anthoxanthum flexuosum(Hook. f.) Veldkamp (Syn.: Hierochloe flexuosaHook.f.): Sie kommt im mittleren und östlichen Himalaja vor.[4]
Anthoxanthum mexicanum(Rupr. ex E.Fourn.) Mez: Sie kommt von den mexikanischen Bundesstaaten Puebla, Oaxaca und Chiapas bis Guatemala und in Venezuela vor.[4]
Anthoxanthum monticola(Bigelow) Veldkamp: Sie ist auf der Nordhalbkugel in Nordeuropa, Russland, Mongolei, Korea, im nordöstlichen China, Japan und in Nordamerika weitverbreitet.[2]
Alpen-Ruchgras (Anthoxanthum nipponicumHonda, Syn.: Anthoxanthum odoratum subsp. nipponicum(Honda) Tzvelev, Anthoxanthum odoratum var. nipponicum(Honda) Tzvelev, Anthoxanthum odoratum var. alpinumGray, Anthoxanthum odoratum var. alpinumUechtr. nom. illeg., Anthoxanthum odoratum var. glaberrimumSchur, Anthoxanthum odoratum var. glabrescensCelak., Anthoxanthum odoratum var. longiaristatumCelak., Anthoxanthum nipponicum var. furumiiHonda, Anthoxanthum odoratum var. furumii(Honda) Ohwi, Anthoxanthum alpinumÁ.Löve & D.Löve, Anthoxanthum odoratum subsp. alpinum(Á.Löve & D.Löve) B.M.G.Jones & Melderis nom. illeg., Anthoxanthum odoratum subsp. furumii(Honda) T.Koyama): Es kommt von Europa bis Japan vor.[4] Manche Autoren stellen sie auch als Unterart zu Anthoxanthum odoratum.[2]
Duftendes Mariengras (Anthoxanthum nitens(Weber) Y.Schouten & Veldkamp, Syn.: Hierochloe odorata(L.) P.Beauv., Hierochloe hirta(Schrank) Borbás, Hierochloe arcticaJ.Presl): Sie ist von subarktischen bis gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel weitverbreitet.[4][2]
Gewöhnliches Ruchgras (Anthoxanthum odoratumL.): Sie ist in der Alten Welt von Europa bis zur Mongolei, in Nordwestafrika und Makaronesien weitverbreitet. Sie ist auf Grönland und in der Neuen Welt, in Australien und Tasmanien und anderen Ländern ein Neophyt.[4]: Die Flora of China 2006 gibt zwei Unterarten an:[2]
Anthoxanthum odoratum subsp. alpinum(Á.Löve & D.Löve) Tzvelev non (Á.Löve & D.Löve) B.M.G.Jones & Melderis nom. illeg.: Sie kommt in Europa, Russland, Korea, Japan und Xinjiang vor.[2] Diese Unterart wird von manchen Autoren als eigenständige Art angesehen: Anthoxanthum nipponicumHonda.[4]
Anthoxanthum odoratumL. subsp. odoratum: Sie kommt in Europa, Russland, Taiwan und im Lu Shan in Jiangxi vor.[2]
Anthoxanthum pallidum(Hand.-Mazz.) Tzvelev: Sie gedeiht in feuchten Wiesen, an Berghängen in Höhenlagen von etwa 2700 Metern in den chinesischen Provinzen Sichuan sowie nordöstlichen Yunnan.[2]
Anthoxanthum potaninii(Tzvelev) S.M.Phillips & Z.L.Wu: Sie gedeiht in Höhenlagen von 2500 bis 3000 Metern in den chinesischen Provinzen südliches Gansu sowie westliches Sichuan.[2]
Anthoxanthum pusillum(Hack.) Veldkamp (Syn.: Hierochloe pusillaHack.): Sie kommt vom südlichen Chile bis ins südliche Argentinien vor.[4]
Anthoxanthum rariflorum(Hook. f.) Veldkamp (Syn.: Hierochloe rarifloraHook.f.): Sie kommt vom südöstlichen Queensland bis ins östliche Tasmanien vor.[4]
Anthoxanthum redolens(Vahl) P.Royen (Syn.: Hierochloe redolens(Vahl) Roem. & Schult.): Sie kommt von Ecuador bis ins südliche Südamerika, auf den Falkland-Inseln, in Neuseeland, Neuguinea und im südöstlichen Australien vor.[4]
Anthoxanthum utriculatum(Ruiz & Pav.) Y.Schouten & Veldkamp (Syn.: Hierochloe utriculata(Ruiz & Pav.) Kunth): Sie kommt von Chile bis ins südliche Argentinien vor.[4]
Anthoxanthum wendelboi(G.Weim.) Veldkamp (Syn.: Hierochloe wendelboiG.Weim.): Sie kommt in Pakistan vor.[4]
Zhen-lan Wu, Sylvia M. Phillips: [2]Anthoxanthum, S. 336–338 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 22: Poaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2006, ISBN 1-930723-50-4.
Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6.
Thomas Gaskell Tutin: Anthoxanthum L., S. 229–230. In: Thomas Gaskell Tutin (Hrsg.): Flora Europaea. Band 5, Cambridge University Press 1980, ISBN 0-521-20108-X.
↑Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
↑ abcdefghijklmn
Zhen-lan Wu, Sylvia M. Phillips: [1]Anthoxanthum, S. 336–338 – textgleich online wie gedrucktes Werk. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 22: Poaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2006, ISBN 1-930723-50-4.
A. C. Mashau: A synopsis of Anthoxanthum (Poaceae: Pooideae: Poeae) in southern Africa and description of a new subspecies. In: Kew Bulletin, Volume 71, Issue 18, 2016, S. 1–5.