Die Virionen der Rudiviridae sind stabförmig mit einem konstanten Durchmesser von 23 nm und einer variablen Länge von 830 bis 900 nm. Dieses helikale Kapsid ist aus spiralförmig angeordneten Molekülen eines DNA-bindenden Kapsidproteins aufgebaut. Die Windungen der Spirale wiederholen sich alle 4,3 nm. An den Enden der Virionen erkennt man stöpselartige Strukturen, die das Kapsid verschließen und an denen sich je drei kurze für die Rezeptorbindung zuständige Fibrillen (Schwanzfasern) befinden.
Das Genom der Rudiviren besteht aus einem einzigen Strang einer doppelsträngigen DNA mit einer Größe von 32 bis 35 kBp. Das Genom enthält offene Leserahmen für 45 (SIRV-1) bzw. 54 (SIRV-2) virale Proteine. Typisch sind sehr lange repetitive Sequenzen an den Enden des DNA-Stranges.
Die frühere Gattung Rudivirus wurde inzwischen vom ICTV aufgeteilt.
Mit der Umstellung auf binäre Nomenklatur (analog zu zellulären Organismen) wurden die alten Speziesnamen zu Bezeichnungen für die jeweiligen Referenzstämme.
Damanach ist die Systematik der Rudiviridae inklusive Vorschläge nach der Taxonomie des NCBI mit Stand Ende April 2023 wie folgt:
Ursprünglich wurde die Virusspezies „Thermoproteus tenax virus 4“ (TTV4) in die alte Gattung Rudivirus klassifiziert. Da sich die Morphologie jedoch erheblich unterscheidet und nicht ausreichend Sequenzinformationen vorliegen, wurde das TTV4 als unklassifizierte Virusspezies keiner bestehende Virusfamilie zugeordnet. Eine neue Virusfamilie Bacilloviridae wurde vorgeschlagen,[4] jedoch vom ICTV (bisher) nicht akzeptiert. Siehe auch Thermoproteus tenax spherical virus 1 (TTSV-1), Gattung Alphaglobulovirus, in Globuloviridae, ebenfalls Archaeenviren.
Das Genom zeigt Ähnlichkeiten mit der Virusfamilie Poxviridae bei Wirbeltieren.[5] Dies betrifft die Anordnung und Reihenfolge der Gene wie auch die Replikation des Genoms in der infizierten Zelle. Auffällige Sequenzübereinstimmungen von bis zu 30 % bestehen zur Familie Lipothrixviridae, deren Mitglieder bis auf eine zusätzliche Virushülle auch einen ähnlichen, helikalen Aufbau des Kapsids zeigen. Aufgrund erweiterter Sequenzanalysen kann ein gemeinsamer evolutionärer Ursprung der beiden Familien Rudiviridae und Lipothrixviridae angenommen werden, weshalb sie seit 2012 zu einer neuen, gemeinsamen Ordnung Ligamenvirales zusammengefasst sind.
K. Stedman, D. Prangishvili: Family Rudiviridae. In: C. M. Fauquet, M. A. Mayo et al. (Hrsg.): Eighth Report of the International Committee on Taxonomy of Viruses. London, San Diego 2004, S.103–106 (englisch).
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David Prangishvili, Eugene V. Koonin, Mart Krupovic: Genomics and biology of Rudiviruses, a model for the study of virus–host interactions in Archaea. In: Biochemical Society Transactions, Band 41, Nr. 1, 29. Januar 2013, S. 443–450; doi:10.1042/BST20120313. Zitat: „According to the GenBank® record, this virus, SMRV1 (Sulfolobales Mexican rudivirus 1), has been recovered from a hot spring located in Los Azufres National Park, Mexico“ (englisch).
↑Wolfram Zillig, David Prangishvilli, Christa Schleper, Marieke Elferink, Ingelore Holz, Sonja Albers, Davorin Janekovic, Dorothee Götz: Viruses, plasmids and other genetic elements of thermophilic and hyperthermophilic Archaea. In: FEMS Microbiol. Rev., Band 18, Nr. 2-3, 1996, S. 225–236; doi:10.1111/j.1574-6976.1996.tb00239.x, PMID 8639330 (englisch).