Rudolf Schock wuchs in einer Arbeiterfamilie in Duisburg-Wanheimerort auf und sang von Kindheit an in der Familie und in verschiedenen Chören. Schock absolvierte eine Lehre als Friseur.[1][2] Nach dem frühen Tod des Vaters im Jahre 1923 unterstützten er und seine vier Geschwister, die später alle Berufssänger wurden, die Mutter, die am Duisburger Stadttheater arbeitete, finanziell dadurch, dass sie bei Festen und in Lokalen mit volkstümlichen Liedern und Operettenmelodien auftraten.
Noch als Amateur wurde Rudolf Schock 1932 zusammen mit seiner Schwester Elfriede in den Opernchor des Duisburger Stadttheaters aufgenommen, wo er bald auch kleine Solorollen übernehmen durfte, nachdem er mit Gesangsstudien bei Gustav Pilken in Köln begonnen hatte.
1936 wurde Schock als 1. Chortenor in den Chor der Bayreuther Festspiele aufgenommen. Dies darf man als eigentlichen Beginn seiner Karriere betrachten. In Bayreuth begegnete er unter anderem dem HeldentenorLaurenz Hofer, der sein Lehrer wurde und ihn noch bis in die 1950er Jahre hinein betreute.
1937 erhielt er seinen ersten Solistenvertrag beim Staatstheater in Braunschweig. Dort lernte er die Tänzerin Gisela Behrends (1917–2011) kennen, die er 1940 heiratete. Das Paar, das erst durch den Tod von Rudolf Schock getrennt wurde, hatte zwei Töchter, Isolde (1941–1983) und Dagmar (* 1945).
Bald erhielt Rudolf Schock auch Abendverträge von der Wiener Staatsoper und der Berliner Städtischen Oper (heute: Deutsche Oper Berlin). Seine Laufbahn wurde aber 1939 durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen, da er zur Wehrmacht eingezogen wurde und – von kleineren Unterbrechungen für Auftritte in Wien und Berlin abgesehen – bis zum Kriegsende 1945 Soldat bleiben musste. Nach dem Krieg verdiente er zunächst als Landarbeiter im Harz den Lebensunterhalt für seine Familie, kehrte dann aber auf Anraten des Intendanten des Opernhauses Hannover an die Opernbühne und in den Konzertsaal zurück.
1946 hörte der englische Produzent Walter Legge Rudolf Schock bei einer Aufführung der Oper Die verkaufte Braut von Bedřich Smetana in Hannover.[3] Daraufhin erhielt er seinen ersten Schallplattenvertrag und machte zwischen 1947 und 1961 Aufnahmen für EMI (Electrola). 1962 übernahm sein deutscher Produzent Fritz Ganss die neugegründete Klassikabteilung der ARIOLA-Sonopress,[4] worauf auch Schock das Label wechselte und dann bis 1983 für Eurodisc aufnahm.
1948 wurde Rudolf Schock als erster deutscher Sänger nach dem Krieg an die Londoner Covent Garden Oper geholt. Er trat im Laufe seiner Karriere unter anderem in Berlin und Wien, an der Deutschen Oper am Rhein (Düsseldorf/Duisburg), in Hamburg, München, bei den Salzburger Festspielen und bei den Edinburgher Festspielen auf. 1949 ging er in Australien mit dem Programm auf Tournee, das für den 1948 verstorbenen Richard Tauber vorgesehen gewesen war. Weitere Auftritte hatte er in Amerika, den Niederlanden und Belgien. Ein Höhepunkt seiner Karriere war sein Engagement als Stolzing in der Bayreuther Aufführung der Meistersinger im Jahre 1959.
Nach einer außerordentlich erfolgreichen Opernlaufbahn von einem nur durch die Kriegsjahre unterbrochenen Vierteljahrhundert baute der fast 50-jährige Rudolf Schock allmählich seine Karriere an den großen Opernhäusern ab. Er wandte sich in seinen Schallplatten-Aufnahmen mehr dem klassischen Lied, der Operette und dem Volks-/Heimatlied zu. „Er dankte nicht ab. Er wechselte nur den Thron“ (Klaus Geitel).
Die Ausflüge in die Unterhaltungsmusik wurden Rudolf Schock als Verrat an seiner eigentlichen Berufung angekreidet. Er selbst betonte aber immer wieder, dass er dadurch seiner Arbeit als Opern- und Liedersänger nicht schade, sondern im Gegenteil gerade durch Auftritte mit volkstümlicher Musik der ernsten Musik viele neue Freunde gewonnen habe.
Nach 1962 trat er oft als Gast an kleineren Opernbühnen und sehr viel in Konzertsälen (in deutschsprachigen Ländern, in Belgien, den Niederlanden, Amerika und Kanada) auf. Die Programme enthielten klassische Lieder, Fragmente aus Oratorien, aber auch Opernarien und Operettenlieder. Bei Liederabenden waren zumeist Adolf Stauch, Iván Eröd und Hellmut Hideghéti seine Partner am Klavier. Oft und gerne trat er auch mit deutschen Chören in gemischten Programmen auf und absolvierte noch 1980 eine Tournee durch die Vereinigten Staaten mit der Chorgemeinschaft Germania Siegburg.[5]
Er baute seine Fernsehpräsenz stark aus und die, die ihn bereits im Kino bewunderten, wurden „zu seiner millionenstarken TV-Gemeinde“ (Torsten Schmidt), die ihm ein zweites Vierteljahrhundert treu blieb. Schock trat damals im noch jungen Medium Fernsehen in Opern- und Operettenverfilmungen und in unzähligen Unterhaltungssendungen auf. 1967 erhielt er den Silbernen Bildschirm und 1970 den Goldenen Bildschirm. 1968 bekam er eine Goldene Schallplatte mit Brillanten verliehen, 1979 eine Goldene Schallplatte für das Album Die Stimme für Millionen.
Von einem Herzinfarkt im Jahr 1969 erholte er sich gut und setzte alsbald seine umfassende Tätigkeit auf der Bühne, im Konzertsaal, im Aufnahme- und Fernsehstudio fort. Sein letztes Konzert gab er am 9. November 1986 mit der Chorgemeinschaft Constantia 1869 in Düren-Birkesdorf.[6]
Am 13. November 1986 starb Rudolf Schock in seinem Heim in Düren an Herzversagen. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Düren-Gürzenich.
Seit 2000 rückt der Opernsänger Rudolf Schock wieder in den Vordergrund. EMI/Warner hat ihr gesamtes Opernrepertoire mit dem Tenor seither in verschiedenen Auflagen auf CD wiederveröffentlicht und auch die späteren Gesamtaufnahmen und Opernquerschnitte bei Ariola-Eurodisc wurden von Sony Classical inzwischen wieder herausgegeben. Kleinere Produzenten (zum Beispiel Relief und Walhall) machten einem teils erneuerten Opernpublikum die Rundfunk-Operngesamtaufnahmen mit Rudolf Schock aus den Fünfziger-Jahren zugänglich. Die Folge ist, dass heutzutage die wachsende Anerkennung seiner künstlerischen Verdienste es nicht nur den Verehrern Schocks leichter macht, ihn „vor einer schnellen Kritik und oberflächlichen Klassifizierung zu schützen“ (Gerald Köhler, Universität Köln).
Für seine künstlerischen Leistungen wurde Schock 1954 in Wien zum Kammersänger ernannt, 1961 wurde ihm der Goldene Electrola-Ring verliehen. Gerade für seine Verdienste um die Verbreitung der sog. ernsten Musik wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und dem Großen Verdienstkreuz ausgezeichnet. Außerdem war er Träger des Preises der Robert-Stolz-Stiftung und der Hermann-Löns-Medaille in Gold. Seine Heimatstadt Duisburg ehrte ihn mit der Mercator-Plakette und hat nach seinem Tod eine Straße nach ihm benannt. Die Stadt Düren, in der Schock seine letzten Lebensjahre verbrachte, hat 1992 dem Platz vor dem „Haus der Stadt“ seinen Namen gegeben.[7]
Emmerich Kálmán: Gräfin Mariza, Melodienfolge (Graf Tassilo) mit Oda Troll, Lilli Schubert, Otto Falvay; Chor und Orchester des Metropoltheaters Berlin, Dirigent: Paul Huhn, EMI-Electrola 1947
Arthur Bliss: The Olympians, Gesamtaufnahme (Hector) mit Margherita Grandi, Adele Leigh, Edith Coates, Murray Dickie; Chor und Orchester der Royal Opera Covent Garden, Dirigent: Karl Rankl, BBC London, 1949
Carl Loewe: Berühmte Lieder und Balladen; mit Iván Eröd, Klavier, Ariola-Eurodisc, 1980
Ich erinnere mich gern (Originalaufnahmen aus der gleichnamigen ZDF-Show) Diese Zusammenstellung von älteren Aufnahmen enthält auch die letzten Schallplattenaufnahmen von Rudolf Schock, nämlich „Ich erinnere mich gern“ von Frederick Loewe, „Willst du das Land meiner Träume seh`n“ von René Kollo und „Immer wieder will ich euch fragen“ von Norbert Schultze mit dem Symphonieorchester Graunke, Dirigent: Fried Walter, Ariola-Eurodisc, 1983
Rudolf Schock: Wanderlieder. Grüß` euch Gott alle miteinander. Voggenreiter, Bonn-Bad Godesberg 1975, ISBN 3-8024-0044-5 – Lieder und Geschichten vom Wandern, gesammelt und herausgegeben von Rudolf Schock.
Rudolf Schock in Zusammenarbeit mit Rolf Ulrici: Ach, ich hab' in meinem Herzen. F. A. Herbig, München und Berlin 1985, ISBN 3-7766-1363-7 – Autobiografie.
Ralf Krüger: Unser Leben für Schock. Ein heiterer Familienroman. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1986, ISBN 3-499-15750-0 – Rudolf Schock als allbeherrschendes Familienidol einer Berliner Familie von der Nachkriegszeit bis in die 80er-Jahre.
Charlotte Hofmann-Hege: Alle Tage ist kein Sonntag – Das Geheimnis um Rudolf Schock und die Schlossmagd. Salzer, Heilbronn 1991, ISBN 3-7936-0299-0 – Eine ältliche Schlossmagd schickt dem Tenor zu jedem Konzert Rosen und wird von ihm besucht.
Rudolf Schock & die Roelens : der Tenor und das Fräulein. Katalog zur Ausstellung der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität zu Köln, Schloss Wahn. Mit Beiträgen von Elmar Buck, Gerald Köhler und Torsten Schmidt. Theaterwissenschaftliche Sammlung, Köln 2005, ISBN 3-931691-40-3.