Rätselmärchen

Rätselmärchen ist ein Rätseltext (ATU 407). Er steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm ab der 2. Auflage von 1819 an Stelle 160 (KHM 160), vorher an Stelle 69 des zweiten Bandes. Dort schrieb sich der Titel Räthselmärchen, bis zur 2. Auflage Räthsel-Märchen. Das Rätsel stammt aus dem Rätersch-Büchlein (wohl 17. Jahrhundert), das auf das Straßburger Rätselbuch (16. Jahrhundert) zurückgeht.

Drei Frauen sind in Feldblumen verwandelt, aber eine darf nachts zu Hause sein. Sie lässt sich von ihrem Mann erlösen, indem er sie vormittags abbricht. Der Erzähler fragt, wie ihr Mann sie erkannte, da alle drei doch ganz gleich waren. Antwort: Da sie des Nachts im Haus und nicht auf dem Feld war, fiel der Tau nicht auf sie, wie auf die andern zwei.[1]

Herkunft und Vergleich

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grimms Anmerkung notiert: Aus einem Volksbuche mit Räthseln aus dem Anfang des 16ten Jahrhunderts in Haupts Zeitschrift 3, 34 und vergleicht zur Verwandlung KHM 56 Der Liebste Roland, zur Auflösung KHM 62 Die Bienenkönigin. Jacob Grimm fand das Märchen zuerst im Rätersch-Büchlein, einem von unzähligen Nachdrucken vom Straßburger Rätselbuch, auf das auch Wilhelm Wackernagels Veröffentlichung in Moriz Haupts Zeitschrift für deutsches Altertum zurückgeht.[2]

Rätselfragen kommen auch vor in KHM 22 Das Rätsel, KHM 94 Die kluge Bauerntochter, KHM 114 Vom klugen Schneiderlein, KHM 125 Der Teufel und seine Großmutter, KHM 85b Prinzessin mit der Laus. Zur Ehethematik vgl. KHM 69 Jorinde und Joringel, KHM 76 Die Nelke. Speziell Rosen stehen in Grimms Märchen für Frauen, Lilien für Männer (KHM 9, 51, 85, 96, 113, 188, Anmerkung zu KHM 122). In einem Text aus Grimms Nachlass schützen Tautropfen vom Dill vor Hexerei.[3]

  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. S. 674. Düsseldorf und Zürich, 19. Auflage 1999. (Artemis & Winkler Verlag; Patmos Verlag; ISBN 3-538-06943-3)
  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. S. 254, 504. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe, Stuttgart 1994. (Reclam-Verlag; ISBN 3-15-003193-1)
  • Uther, Hans-Jörg: Handbuch zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Berlin 2008. S. 332–333. (de Gruyter; ISBN 978-3-11-019441-8)
  • Rölleke, Heinz (Hrsg.): Grimms Märchen und ihre Quellen. Die literarischen Vorlagen der Grimmschen Märchen synoptisch vorgestellt und kommentiert. 2., verb. Auflage, Trier 2004. S. 270–271, 569. (Wissenschaftlicher Verlag Trier; Schriftenreihe Literaturwissenschaft Bd. 35; ISBN 3-88476-717-8)
  • Meinel, Gertraud und Klíma, Joseph R.: Blumenmädchen. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 2. S. 495–506. Berlin, New York, 1979.
  • Neumann, Siegfried: Rätselmärchen. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 11. S. 280–285. Berlin, New York, 2004.
  • Grimm, Jacob: Über Frauennamen aus Blumen. Vorgelesen in der Akademie am 12. Febr. 1852. In: Wyss, Ulrich (Hrsg.): Jacob Grimm. Selbstbiographie. Ausgewählte Schriften, Reden und Abhandlungen. S. 190–215. München 1984. (Deutscher Taschenbuch Verlag; ISBN 3-423-02139-X)
Wikisource: Rätselmärchen – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Deutsches Textarchiv – Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815. Abgerufen am 29. Januar 2021.
  2. Uther, Hans-Jörg: Handbuch zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Berlin 2008. S. 332. (de Gruyter; ISBN 978-3-11-019441-8)
  3. Rölleke, Heinz (Hg.): Märchen aus dem Nachlass der Brüder Grimm. 5. verbesserte und ergänzte Auflage. Trier 2001. S. 101, 118–119. (WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier; ISBN 3-88476-471-3)