Saal, liegt an der Südostküste des Saaler Boddens und ist bekannt durch die einmalige Landschaft mit ihren Naturschönheiten und Erholungsmöglichkeiten. Weite Wasserflächen im Norden und Westen sowie ausgedehnte Mischwaldflächen im Süden und Nordosten umgeben das Gemeindegebiet.
Am 1. Januar 2014 wurde die Gemeinde Bartelshagen II mit ihren Ortsteilen Bartelshagen II, Hermannshagen Heide, Hermannshof und Neuhof nach Saal eingemeindet.
Die erste Erwähnung Saals finden wir in einer Urkunde der Stadt Barth von 1255. Zu jener Zeit existierte schon eine verlassene slawische Burganlage an der Mündung des Saaler Baches in den heutigen Saaler Bodden. Bei der Burganlage dürfte es sich um die Stekeborg oder Stekenborg handeln. In all den Zeiten, in denen die Burganlage bewirtschaftet war, hatte der Bodden noch einen freien Zugang zur Ostsee. Die Lage, gleichwohl versteckt als auch mit der Möglichkeit beschaffen, den weiten Boddenraum zu überwachen, war strategisch wertvoll.
Die Bevölkerung setzte sich um 1255 aus eingessenen Slawen, zugewanderten Westfalen und Dänen zusammen. Die erste Kirche bestand zu jener Zeit schon, war aber gänzlich aus Holz und dem „Heiligen Kreuz“ geweiht. Die heutige Kirche, Anfang des 14. Jahrhunderts errichtet, besteht aus Backstein und ist ein Zeugnis der hohen Bauqualität in der Frühzeit der norddeutschen Backsteingotik. Der freistehende hölzerne Glockenturm entstand im Jahre 1475 und fand seine Würdigung im heutigen Wappen der Gemeinde.
Im 13. Jahrhundert war die nach dem Ort benannte Vogtei „Sale“ eine der zwölf Vogteien des Fürsten von Rügen. Saal war Sitz des Vogtes und somit Verwaltungszentrum, Marktstätte und Gerichtsort der Provinz, zu dem noch zwölf weitere Dörfer gehörten. Später verlor Saal an Bedeutung und Barth und Damgarten übernahmen diese Rolle. Nach dem Jahr 1326 gehörte es zum Herzogtum Pommern.
2005 beging Saal ihre 750-Jahr-Feier mit einem historischen Umzug und großem Dorffest. Eine Dorfchronik erscheint und erzählt von den Menschen und ihrer Geschichte, die sie erlebten und gestalteten: „Die Gemeinde Saal kann auf eine reiche Geschichte verweisen. Der kleine Ort am Bodden, in Vorpommern gelegen, hatte wirtschaftliche Höhen und Niedergänge erlebt, war beachtet und vergessen. Die Saaler jedoch sind geblieben, was sie immer waren: Ein wenig stur, ein wenig eigensinnig, immer aber liebenswert und bodenständig. Sonst hätten sie vermutlich auch nicht so achtungsvoll den Stürmen der Zeit widerstanden.“[3]
Hermannshagen-Dorf: Die Ortschaft wurde geprägt vom Gut des Rittmeisters[4] Felix Baron von Quernheim mit 201 ha. Die anderen Bauernhöfe, auch Bürgermeisterei und Ausbau, waren zwischen 31 und 45 ha groß. Zum Ort gehörte die Gemarkung Fuhlendorf Haide, mit dem 18 ha Hof der Familie Otto Brümmer, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als amtlich erfassten landwirtschaftlichen Betrieb.
Hermannshagen Heide: Nach einer königlich preußischen Ordensliste war Ende des 19. Jahrhunderts Schulze Vierk der Bürgermeister von Hermannshagen Heide.[5]
Hermannshof: In Hermannshof bestanden die vier Höfe der Familien F. Bäsell, W. Dinse, H. Graf und O. Utpadel.[6]
Hessenburg: Der Ort hieß bis 1840 Schlechtmühle(n). Im 14. Jahrhundert gehörte der Ort einer Seitenlinie des Rügischen Fürstenhauses, der Familie von Gristow. 1740 starb diese Familie aus.[7] Der Wunsch der briefadeligen Familie Hesse von Hessenburg zur Umbenennung in Hessenburg[8] wurde durch den preußischen König stattgegeben. Domainenpächter Gustav Lorenz Vollrath Hesse-Redebass begründete dieses spät nobilitierte Adelsgeschlecht[9] und gründete umgehend einen Familienfideikommiss zur Erbregelung des Besitzes. 1914 hieß der Rittergutsbesitzer Gerd von Hesse-Hessenburg. Bis zur Bodenreform war Hessenburg ein Rittergut des Vollrath von Hesse-Hessenburg, 578 ha, davon 139 ha Waldbesitz.
Kückenshagen: Anno 1626 übernahm der Geheime Rat und Kanzler der Wolgastischen RegierungPhilipp von Horn-Schlatkow den umfangreichen Besitz des Bogislaff von Krakevitz, dazugehörten neun Hufen in Kückenhagen.[10][11] Das Dorf hatte vor der Bodenreform noch immer ein Gut, das der Familie der Albrecht`schen Erben, Verwalter Otto Albrecht. Man betrieb eine Fohlenzucht.
Neuendorf und Neuendorf-Heide:[12][13] Der Hof Neuendorf war fiskalischer Besitz, Pächterin Erika Edzardi. Als Verwalter war Administrator Meditsch tätig. Administratoren wurden zumeist von den Kreditgebern der Landwirtschaftsbanken bei pekuniären Verbindlichkeiten vorgegeben. In Neuendorf am Saaler Bodden befindet sich ein zweigeschossiges Herrenhaus aus Backstein mit zwei angedeuteten Seitenflügeln. Vermutlich handelt es sich um ein Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert. Teile der Gutsanlage und der Restbestand eines Parkes sind erhalten. Das Gut gehörte bis 1945 wohl der Familie von Schönermark.[14]
Neuhof: Das einst im Ort befindliche Gut war vormals ein Besitz[15] der rügenschen Familie von Behr. Spätestens 1701 gelangte Neuhof durch Heirat der Gutsbesitzerstochter Margarete Anna von Behr-Hugelsdorf (1685–1752) mit Hans-Jürgen von Gadow (1674–1751) in das Eigentum der Familie von Gadow. Neuhof blieb Pertinenz und gehörte zu einem Güterkomplex mit Drechow und Hugelsdorf. Der Urenkel, Rechtsritter des Johanniterordens, Adolf von Gadow,[16] Bruder des August von Gadow-Drechow, erbt Hugelsdorf mit Neuhof. Seine Ehefrau war Luise Gräfin Krag-Juel-Wynd-Frys. Nachfolger als Gutsherr wurde Hans von Gadow, liiert mit Utta Freiin von Wintzingerode. Als Hauptwohnsitz diente Hugelsdorf,[17] dieses Gut hatte damals 604 ha, Neuhof 367 ha. Die Besitzung behielt den Status eines Rittergutes und war zuletzt im Eigentum von E. und A. Seuffert, 417 ha.
Bei der Wahl der Gemeindevertretung am 26. Mai 2019 erhielt die CDU sechs Sitze (Stimmenanteil 52,5 %), Die Linke einen Sitz (12,4 %), die „WG Bauernverband und ländlicher Raum“ zwei Sitze (22,2 %) und die Wählergruppe „OST“ einen Sitz (12,9 %). Die Wahlbeteiligung lag bei 58,5 %. Zum Bürgermeister wurde Wolfgang Pierson (CDU) mit 69,7 % der gültigen Stimmen gewählt.
Bei der Wahl der Gemeindevertretung am 9. Juni 2024 erhielt die CDU fünf Sitze (Stimmenanteil 48,5 %), die „WG Bauernverband und ländlicher Raum“ zwei Sitze (23,7 %), die Wählergruppe „FWS“ einen Sitz (7,9 %), die Wählergruppe „OST“ einen Sitz (12,6 %) und Henning Trommet einen Sitz (7,4 %). Die Wahlbeteiligung lag bei 67,1 %. Zum Bürgermeister wurde Wolfgang Pierson (CDU) mit 64,0 % der gültigen Stimmen gewählt.
Das Wappen wurde am 15. August 1995 durch das Innenministerium genehmigt und unter der Nr. 86 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Blasonierung: „In Blau ein verbretterter silberner Turm mit einem nach unten stärker werdenden Sockel, einem Zeltdach und zwei schwarzen Fensteröffnungen, beseitet: vorn von einer goldenen Ähre, hinten von einem pfahlweise gestellten silbernen Fisch.“
Das Wappen wurde von dem Barther Wolfgang Sohn gestaltet.
Seit 1895 betrieb die private Bahngesellschaft Franzburger Kreisbahnen (FKB) die Schmalspurbahnstrecke zwischen Stralsund, Barth und Damgarten mit einem Bahnhof in Saal. Seit dem 1. April 1949 wurde die Führung, wie auch die der übrigen ehemaligen Klein- und Privatbahnen im Lande, durch die Deutsche Reichsbahn übernommen. Die Stilllegung der Strecke für Saal endete 1965. Das ehemalige Bahnhofsgebäude fand eine Weiternutzung als Kindergarten Zwergenbahnhof für die Jüngsten der Gemeinde. Das letzte Relikt der ehemaligen Bahnstrecke sind die Reste der Brücke auf zwei Widerlagern aus Klinkersteinen. Diese Erinnerung wird wachgehalten durch eine liebevolle Restaurierung. Im weiteren Verlauf der Trasse in Richtung Damgarten ist 2022 ein neuer Radweg entstanden.
Straßenverbindungen wie die Kreisstraße K 2 führen durch Saal von Damgarten bis Hermannshagen Heide an die L 211 sowie die K 3 von Saal bis in die Nachbargemeinde Trinwillershagen.
Busverbindungen führen u. a. nach Barth (Bahnhof, Anschluss nach Stralsund) und Ribnitz-Damgarten (Bahnhof Ribnitz-Damgarten-West, Anschluss an Fernverbindungen in Richtung Stralsund und Rostock, Schwerin, Hamburg, Stuttgart).
Seit mehr als einem Jahrzehnt hat die Gemeinde begonnen um für die Freizeit seiner Einwohner mehr anzubieten. Durch die touristische Nutzung bei Sport und Erholung seiner Feriengäste ist die Gemeinde an der Südlichen Boddenküste ein interessantes Ziel geworden. Der Hafen in Neuendorf wurde mit neuen Liegeplätzen für Vereinsmitglieder und Gastlieger ausgebaut. Der Strandbereich wurde mit Stellplätzen für Camper erweitert und ist als Badestelle beliebt, besonders bei Windsurfern.
Der Saaler Strandbereich hat sich mit dem Wassersportcenter zu einem Hot-spot für Kitesurfer entwickelt.
Der Angelsport hat ein breites Angebot für Mitglieder und Gäste im Boddenbereich und den Pachtgewässern der Tongruben im Portfolio.
Auf dem Gebiet der ehemaligen Ziegelei sollte ein Ferienpark Am Bodden mit exklusiven Reetvillen als Feriendomizil für Urlauber entstehen. Diese Idee ging leider nicht auf und die Gemeinde bleibt wohl noch einige Jahre auf einem verfallenden, verwahrlosten Bauplatz eines flüchtigen Investors mit seinen Ruinen sitzen.[18]
Der Sage nach sollen die Vitalienbrüder unter Klaus Störtebeker die am Bodden liegende Burg noch bis 1391 genutzt haben und von dort einen Schatz unter den heutigen Glockenturm der Dorfkirche verbracht haben. 1391 wurden sie auf dem Ribnitzer See in eine Schlacht mit den Dänen verwickelt, mussten fliehen und betraten den Boden Saals nie wieder. So soll der Schatz noch immer dort liegen.
Von 2011 bis 2023 war in Saal ein Standort der Central European Petroleum GmbH (CEP),[23] die mit einer Explorationsbohrung in 2.500 m Tiefe nach Erdöl gebohrt hatte. Die Aktivitäten wurden inzwischen eingestellt und alle Lizenzen wurden aufgegeben und der Standort vollständig zurückgebaut.
Ein kultureller Höhepunkt, im Rahmen der jahrelangen privaten Bemühungen des Eigentümers zur Erhaltung des Gutshauses, war das Sommerkonzert im Juli 2022 mit Live-Auftritten der Klaus Renft Combo.
Im Landesprogramm des NDR in der Sendung NORDMAGAZIN vom 8. Juli 2024 wurde die Dorfgeschichte: Das Leben in Neuendorf gesendet.[24]
↑Andreas Ciesielski (Hrsg.): Saal im Wandel der Zeiten: eine Chronik. Scheunenverlag, Kückenshagen 15. Juni 2005, S.304 (eurobuch.com [abgerufen am 6. September 2022]).
↑Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Jürgen v. Flotow, Detlev Freiherr v. Hammerstein, Elsa Freifrau v. Bethmann geb. v. Werner: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser / A (Uradel/ vor 1400 nobilitiert). 1952. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA von 1951 bis 2014. BandI, Nr.4. C. A. Starke, 1952, ISSN0435-2408, S.272–273 (d-nb.info [abgerufen am 14. Februar 2022]).
↑General-Ordenskommission (Hrsg.): Königlich Preussische Ordensliste. 1886. Band2. EV, Berlin 1863, S.321 (google.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
↑Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Paul Niekammer. 9. Auflage. Band I f. Ausgabe Pommern. Kreis Franzburg-Barth, Reprint Klaus. - D. Becker Potsdam. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S.39 (google.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
↑Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter. Provinz Pommern, Franzburg. Selbstverlag, Berlin 1857, S.176 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
↑Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland herausgegeben von einigen deutschen Edelleuten. 1863. 2. G - L. H. Enthaltend zuverlässige und urkundliche Nachrichten über 9898 Adels-Geschlechter, Hesse, Lorenz Gustav, k. schwed. Pfandträger des adelichen Lehengutes Redebast. Georg Joseph Manz, Regensburg 1863, S.149 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
↑Leopold Freiherr von Ledebur: Adelslexikon der preussischen Monarchie. 1855. In: Standardwerk der Genealogie. Band1, H. Hesse von Hessenburg. Ludwig Rauh (Expedition des Adelslexicons), Berlin, Leipzig 1855, S.349 (google.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
↑Julius von Bohlen: Geschichte des adlichen, freiherrlichen und gräflichen Geschlechts von Krassow. Urkundenbuch. In: Familien-Chronik. Zweiter Theil, Urkunden über Divitz. In Commission von F. Schneider & Comp., Berlin 1853, S.360–364 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
↑Amts-Blatt der Preußischen Regierung zu Stralsund. 1862. In: LR (Hrsg.): Öffentliche Bekanntmachung. Nr.18. EV, Stralsund 1. Mai 1862, S.194 (google.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
↑Georg Christian Friedrich Lisch: Urkunden und Forschungen zur Geschichte des Geschlechts Behr. 1861. In: Familien-Chronik. Erste Abtheilung. Bis zum Jahre 1299, I. Band. In Commission der Stiller`schen Hofbuchhandlung (Didier Otto), Schwerin 1861, S.67 (google.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
↑Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem. 1859. In: Johanniterorden (Hrsg.): MV mit Status der Ritter. Pommern, Nr.1158. Martin Berendt, Berlin 1859, S.73–123 (bsb-muenchen.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
↑Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1901. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). In: "Der Gotha" - Hofkalender. Zweiter Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung, Gadow. Justus Perthes, Gotha 15. November 1900, S.309–310 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).