Saltasaurus

Saltasaurus

Künstlerische Lebendrekonstruktion von Saltasaurus loricatus

Zeitliches Auftreten
Oberkreide (spätes Campanium bis frühes Maastrichtium)[1]
76,4 bis 69,9 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Dinosaurier (Dinosauria)
Echsenbeckensaurier (Saurischia)
Sauropodomorpha
Sauropoden (Sauropoda)
Titanosaurier (Titanosauria)
Saltasaurus
Wissenschaftlicher Name
Saltasaurus
Bonaparte & Powell, 1980
Art
  • Saltasaurus loricatus
Saltasaurus im Größenvergleich mit einem Menschen

Saltasaurus ist eine Gattung sauropoder Dinosaurier aus der Gruppe der Titanosauria, die in der späten Oberkreide Südamerikas lebte. Die einzige anerkannte Art ist Saltasaurus loricatus.

Bisher sind Teile des Skeletts von mindestens fünf Individuen bekannt, einschließlich Schädel-, Wirbel- und Beinknochen. Diese Fossilien stammen aus den Schichten der Lecho-Formation der argentinischen Provinz Salta und können auf das späte Campanium bis frühe Maastrichtium datiert werden.

Saltasaurus zeigte eine Panzerung aus Osteodermen (Hautknochenplatten), die aus großen Platten und mosaikartigen Flächen aus kleinen Knöchelchen bestand. Er ist einer der abgeleitetsten (fortgeschrittensten) Titanosaurier und wird innerhalb der Unterfamilie Saltasaurinae und der Familie Saltasauridae eingeordnet.[2]

Mit einer Länge von zwölf Metern[3] gehörte Saltasaurus zu den kleineren Sauropoden. Er war der erste Sauropode, bei dem Osteoderme zweifelsfrei nachgewiesen werden konnten. Diese Hautknochenplatten fanden sich in direkter Verbindung mit Überresten verschiedener Individuen. Es können zwei Typen von Osteodermen unterschieden werden: Der erste Typ ist durch ovale, dezimeter-große Platten gekennzeichnet, die teilweise mit Kämmen oder Stacheln versehen waren. Der zweite Typ, der „Mosaik-Typ“, ist in Form von mosaikartigen Oberflächen aus kleinen, etwa 10 Millimeter großen Knöchelchen präsent.[2][4][5]

Das Skelett ist nur sehr lückenhaft überliefert. Verwandte Gattungen zeigen jedoch einen verglichen mit anderen Sauropoden kürzeren Schwanz, eine flexiblere Wirbelsäule sowie einen Schädel mit länglicher Schnauze und dünnen Zahnkronen, der jenen der Diplodociden ähnelt.[6][7] Saltasaurus ist vermutlich einem ähnlichen Bauplan gefolgt. Die Vorder- und Hinterbeine von Saltasaurus und anderen Titanosauriern standen nicht senkrecht unter dem Körper, wie bei anderen Sauropoden, sondern waren etwas nach außen gebeugt. So war der nach außen gekantete Oberschenkelknochen bei Saltasaurus von vorne betrachtet mehr als doppelt so breit wie von der Seite betrachtet, was dem durch die weitere Beinstellung verstärkten Beugungsmoment entgegenwirkte.[8]

Verschiedene anatomische Merkmale grenzen Saltasaurus von anderen Gattungen ab (Autapomorphien): So waren beispielsweise die vorderen Schwanzwirbel etwa doppelt so breit wie hoch. Die Rippen der vorderen Schwanzwirbel waren robust und an ihrem unteren Ende verdickt. Die vorderen und mittleren Halswirbel zeigen zudem einen Kamm an der Unterseite der Wirbelkörper.[2]

Ein großer Nistplatz von Titanosauriern, die Fundstelle Auca Mahuevo, wurde 1997 von Luis Chiappe und seinem Team in Patagonien entdeckt. Die rundlichen Eier enthielten vollständige fossile Embryonen mit Hautabdrücken. Zwar können diese Überreste bislang keiner bekannten Titanosaurier-Gattung zugeschrieben werden; die große Anzahl an Gelegen an einem einzigen Ort lässt jedoch darauf schließen, dass zumindest einige Titanosaurier große Nistkolonien gebildet haben.[9]

Saltasaurus wird innerhalb der Titanosauria oft innerhalb einer Saltasauridae genannten Familie eingeordnet. Innerhalb dieser Familie werden oft die beiden Unterfamilien Opisthocoelicaudiinae (v. a. Opisthocoelicaudia und Alamosaurus) und Saltasaurinae (v. a. Saltasaurus, Neuquensaurus und Rocasaurus) geführt. Während die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Titanosauria bis heute stark umstritten sind, wird von praktisch allen Studien übereinstimmend angegeben, dass Saltasaurus die abgeleitetste oder eine der abgeleitetsten (am meisten fortgeschrittenen) Titanosaurier-Gattungen ist.[7]

Funde, Forschungsgeschichte und Namensgebung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saltasaurus wurde 1980 von José Bonaparte und Jaime Powell mit der Typusart Saltasaurus loricatus erstmals wissenschaftlich beschrieben[10]. Der Name Saltasaurus (Salta, gr. sauros „Echse“) ist nach der argentinischen Provinz Salta im Nordwesten Argentiniens benannt, in der die ersten Fossilien entdeckt wurden[11].

McIntosh (1990) betrachtete Titanosaurus robustus sowie Titanosaurus australis als weitere Arten von Saltasaurus (Saltasaurus robustus und Saltasaurus australis). Diese beiden Saltasaurus-Arten werden heute nicht mehr anerkannt. Während Titanosaurus australis als eigenständige Gattung betrachtet wird (Neuquensaurus), gilt Titanosaurus robustus als Nomen dubium (zweifelhafter Name), das identisch mit Neuquensaurus oder mit Saltasaurus sein könnte.[12]

Commons: Saltasaurus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Gregory S. Paul: The Princeton Field Guide To Dinosaurs. Princeton University Press, Princeton NJ u. a. 2010, ISBN 978-0-691-13720-9, S. 213, Online.
  2. a b c Paul Upchurch, Paul M. Barrett, Peter Dodson: Sauropoda. In: David B. Weishampel, Peter Dodson, Halszka Osmólska (Hrsg.): The Dinosauria. 2nd edition. University of California Press, Berkeley CA u. a. 2004, ISBN 0-520-24209-2, S. 259–324.
  3. Thomas R. Holtz Jr.: Supplementary Information. zu: Thomas R. Holtz Jr.: Dinosaurs. The most complete, up-to-date Encyclopedia for Dinosaur Lovers of all ages. Random House, New York NY 2007, ISBN 978-0-375-82419-7, online (PDF; 184,08 kB).
  4. Ignacio A. Cerda, Jaime E. Powell: Dermal armor histology of Saltasaurus loricatus, an Upper Cretaceous sauropod dinosaur from Northwest Argentinia. In: Acta Palaeontologica Polonica. Bd. 55, Nr. 3, 2010, ISSN 0567-7920, S. 389–398, doi:10.4202/app.2009.1101.
  5. Michael D. D'Emic, Jeffrey A. Wilson, Sankar Chatterjee: The titanosaur (Dinosauria: Sauropoda) osteoderm record: review and first definitive specimen from India. In: Journal of Vertebrate Paleontology. Bd. 29, Nr. 1, 2009, ISSN 0272-4634, S. 165–177, doi:10.1671/039.029.0131.
  6. Kristina Curry Rogers: Titanosauria: A Phylogenetic Overview. In: Kristina Curry A. Rogers, Jeffrey A. Wilson (Hrsg.): The Sauropods. Evolution and Paleobiology. University of California Press, Berkeley CA u. a. 2005, ISBN 0-520-24623-3, S. 50–103, doi:10.1525/california/9780520246232.003.0003.
  7. a b Jeffrey A. Wilson: An Overview of Titanosaur Evolution and Phylogeny. In: Fidel Torcida Fernández-Baldor, Pedro Huerta Hurtado (Hrsg.): Actas de las III Jornadas Internacionales sobre Paleontología de Dinosaurios y Su Entorno. = Proceedings of the 3rd International Symposium about Paleontology of Dinosaurs and their Environment Paleontología de dinosaurios y su entorno. Salas de los Infantes (Burgos, España), 16 al 18 de septiembre de 2004. Colectivo arqueológico-paleontológico de Salas, Salas de los Infantes (Burgos, España) 2006, ISBN 84-8181-227-7, S. 169–190.
  8. Jeffrey A. Wilson, Matthew T. Carrano: Titanosaurs and the Origin of „Wide-Gauge“ Trackways: A Biomechanical and Systematic Perspective on Sauropod Locomotion. In: Paleobiology. Bd. 25, Nr. 2, 1999, ISSN 0094-8373, S. 252–267.
  9. Luis M. Chiappe, Frankie Jackson, Rodolfo A. Coria, Lowell Dingus: Nesting Titanosaurs from Auca Mahuevo and Adjacent Sites: Understanding Sauropod Reproductive Behavior and Embryonic Development. In: Kristina Curry A. Rogers, Jeffrey A. Wilson (Hrsg.): The Sauropods. Evolution and Paleobiology. University of California Press, Berkeley CA u. a. 2005, ISBN 0-520-24623-3, S. 285–302, doi:10.1525/california/9780520246232.003.0011.
  10. José F. Bonaparte, Jaime E. Powell: A continental assemblage of tetrapods from the Upper Cretaceous beds of El Brete, northwestern Argentina (Sauropoda-Coelurosauria-Carnosauria-Aves). In: Mémoires de la Société Géologique de France. NS Bd. 139, 1980, ISSN 0369-2027, S. 19–28.
  11. Ben Creisler: Dinosauria Translation and Pronunciation Guide (Memento vom 13. Oktober 2011 im Internet Archive)
  12. Jeffrey A. Wilson, Paul Upchurch: A Revision of Titanosaurus Lydekker (Dinosauria - Sauropoda), the first dinosaur genus with a ‚gondwanan‘ distribution. In: Journal of Systematic Palaeontology. Bd. 1, Nr. 3, 2003, ISSN 1477-2019, S. 125–160, doi:10.1017/S1477201903001044.