Die Kleinstadt Sandau (Elbe) liegt am östlichen Ufer der Elbe, fünf Kilometer südwestlich von Havelberg. Westlich der Stadt liegt das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet „Elbaue zwischen Sandau und Schönhausen“.[2]
In einer spätestens 1192 ausgestellten Urkunde wird ein Dorf Sandau als Villa Sandowe erstmals erwähnt.[3] Im Jahre 1272 wurde der Stadt Sandow eine freie Fähre verliehen.[4] In diesem Jahr wurde Sandau zum ersten Mal als „Stadt“ erwähnt.[5] Weitere Nennungen sind 1282 Sandow, 1284 Zandow, 1308 consules civitatis Sandow (Rat der Stadt Sandau).[6]
Im April 1945 wurde die Stadt zu 80 % zerstört, nachdem eine in der Nähe stationierte Einheit der Waffen-SS die Übergabe unterbunden und einen US-amerikanischen Parlamentär erschossen hatte.[8] Nach zwölftägigem Artilleriebeschuss durch linkselbisch stationierte US-Truppen besetzten diese die kleine rechtselbisch gelegene Stadt am 25. April 1945.
Die Volkszählung in der Europäischen Union 2011 zeigte, dass von den 945 Einwohnern der Stadt Sandau (Elbe) rund 22 % der evangelischen und rund 3 % der katholischen Kirche angehörten.[18]
Blasonierung: „In Gold eine schwarz gefugte, rote Burg, bestehend aus einer gezinnten Mauer und zwei Türmen mit beknauften Spitzdächern und je einer Fensteröffnung; die Türme verbunden durch ein abgeflachtes Dach mit aufgesetztem beknauften Kegel; darunter ein blau gekleideter heiliger Mauritius mit Brustharnisch und gegürtetem silbernen Schwert, in der Linken einen von Rot und Silber geteilten Schild, in der Rechten eine blaue Lanze mit silbernem, rot bekreuzten Fähnlein haltend.“[22]
Das Wappen in seiner jetzt gültigen Form wurde 1996 im Zuge des Genehmigungsverfahrens vom Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch gestaltet und dokumentiert.
Die evangelische Kirche St. Nikolaus und St. Laurentius befindet sich auf dem höchsten Punkt der Stadt. Sie wurde um 1200 als wehrhafte dreischiffige Pfeilerbasilika in Backsteinbauweise errichtet. Der Breitturm hatte ein Walmdach. Die Kirche wurde 1695 bei einem großen Stadtbrand bis auf die Umfassungsmauern zerstört. 1858/59 wurden bei einer Restaurierung die barocken Innenumbauten wieder beseitigt. Im April 1945 wurde bei den Kampfhandlungen auch die Kirche St. Laurentius und St. Nikolaus fast zerstört, der Westturm stürzte ein. Das Kirchenschiff hat man in den 1950er und 1970er Jahren wiederhergestellt, der wuchtige Turm blieb Ruine. 2002 wurde sein Wiederaufbau begonnen: 2008 war er bis zum dritten Stockwerk wiederhergestellt, darüber war er noch Ruine; 2013 wurde er schließlich mit einem Dachreiter fertiggestellt.[23]
In das auf das 14. Jahrhundert zurückgehende Schloss, einstmals Sommerresidenz der Bischöfe von Magdeburg, wurden 1945 drei Schwestern des Ordens „Von der Göttlichen Vorsehung“ mit Waisenkindern aus einem zerstörten Kinderheim aus Dülken im Rheinland evakuiert. Die Besitzerin, die Künstlerin Anna Rhomberg,[24] versprach während eines Bombenangriffs, das Schloss der katholischen Kirche zu überlassen, falls sie diesen überleben sollte. 1947 wurde das Schloss der katholischen Kirche als Kinderheim übergeben, 1957 musste es auf Druck der DDR-Organe geschlossen werden. Danach wurde 1959 in dem Gebäude ein Altenpflegeheim eingerichtet, das noch heute als Caritas Altenpflegeheim St. Marien besteht und in Trägerschaft einer Caritas-Gesellschaft 58 Wohnplätze bietet. 1999 erfolgte die Grundsteinlegung für einen Erweiterungsbau, 2000 wurde er bezogen.[25] 2001 folgte eine Sanierung des Altbaus. Im Schloss befindet sich eine katholische Kapelle, in der seitens der Pfarrei St. Elisabeth (Tangermünde) Gottesdienst gehalten wird.
Nördlich der Kirche steht ein Denkmal für die 1. Polnische Armee,[26] deren Soldaten vor Sandau gekämpft hatten. Sie erreichten am 4. Mai 1945 die Elbe südlich von Sandau.[27]
Auf dem Friedhof gibt es eine Gräberstätte für die Opfer des Zweiten Weltkrieges.[28]
W. Schmidt: Heimatkunde der Kreise Jerichow I und II für Schule und Haus. Selbstverlag des Verfassers, Ferchels 1894, S.120–123. (Nachdruck: SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege)
↑Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S.96, Nr. 476 (Online).
↑Erst Wernicke: Der Kreis Jerichow (= Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen. Heft 21). Otto Hendel, 1898, DNB1161357564, S.358–357. (Reprint 2018, Verlag Rockstuhl)
↑Erste Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr.15, 22. Juni 1950, ZDB-ID 511105-5, S.225, §6 (PDF).
↑Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr.18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S.276 (PDF).
↑ abcdeBevölkerung der Gemeinden nach Landkreisen (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Statistische Berichte / A / I / A / II / A / III / 102). ZDB-ID 2921504-3 (destatis.de). (Jahr anklicken)
↑ abcIngo Freihorst: Klietz und Kamern legen 2021 zu. In: Havelberger Volksstimme, Elb-Havel-Echo. 19. Februar 2022, DNB1047268663, S.18.