Saqaliba (arabisch صقالبة, DMG ṣaqāliba ‚Slawen‘) bezeichnet in mittelalterlichen arabischen Quellen Slawen und andere Völker Ostmittel-, Südost- und Osteuropas.
Die Bezeichnung aṣ-ṣaqāliba (sing. Ṣaqlabī, Ṣiqlabī) ist dem mittelgriechischen Σλάβος entlehnt, das mit der slawischen Selbstbezeichnung Slovĕnin in Verbindung steht. Wegen der großen Zahl slawischer Sklaven hat das Wort in mehreren europäischen Sprachen die Bedeutung „Sklave“ angenommen (englisch slave, französisch esclave, italienisch schiavo), so auch im Spanien der Umayyaden, wo Ṣaqāliba alle fremden Sklaven bezeichnete.
In der arabischen Welt gab es Ṣaqāliba als Soldaten, Sklaven, Eunuchen, Handwerker und Wachmänner. Einige wurden sogar berühmt, so zum Beispiel Sabir al-Fata oder der fatimidische General Dschauhar as-Siqillī als Gründer Kairos. Durch ihre Rolle als Soldaten konnten sie zusammen mit Sklaven anderer Herkunft verschiedene Herrscherdynastien gründen, siehe dazu auch Mamluken. Der Titel al-Fatā[1] („junger Mann“; indeterminiert fatan) bezeichnet den freigelassenen Saqlabī.
Obwohl die Bedeutung des Begriffes Saqāliba gewissermaßen unscharf ist, bezog er sich primär auf Slawen. Zu Beginn der arabischen Überlieferung dürfte er jedoch auch Nachbarvölker umfasst haben: al-Chwarizmi (Ṣūrat al-arḍ, 9. Jahrhundert) erwähnt ein „Gharmāniyā, Land der Ṣaqāliba“, und Ibn Faḍlāns Reisebericht (921/22) nennt den König der turksprachigen Wolgabulgaren einen „König der Ṣaqāliba“.
Die frühesten Nachrichten über die slawisch-arabischen Beziehungen stammen aus der Theophanes-Chronik (10. Jahrhundert):
Die älteste Erwähnung in arabischer Sprache stammt vom christlichen Dichter al-Achtal (710), der in einem Gedicht einen "Mob rötlicher Slawen" schildert (جمعة الصقالبة الصهب dschamʿat as-saqāliba as-suhb, DMG ǧamʿatu ṣ-ṣaqāliba aṣ-ṣuhb). Der umayyadische Verwalter Chorasans Yazīd ibn al-Muhallab erwähnte die Ṣaqāliba in einer Rede (720).
Diese frühen Erwähnungen beziehen sich vor allem auf slawische Diaspora-Gruppen, ein direkter Kontakt zwischen Slawen und Arabern erfolgte nach der arabischen Eroberung Choresmiens im frühen 8. Jahrhundert.
Auch im islamischen al-Andalus gab es freigelassene Militärsklaven, die aus Ostmittel-, Ost- oder Südosteuropa stammten und in arabischen Quellen als ṣaqāliba bezeichnet wurden und von denen einige bis zu hohen Würdenträgern oder Emiren einiger Taifa-Königreiche aufstiegen, beispielsweise: