Sargans

Sargans
Wappen von Sargans
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton St. Gallen St. Gallen (SG)
Wahlkreis: Sarganserlandw
BFS-Nr.: 3296i1f3f4
Postleitzahl: 7320
UN/LOCODE: CH SAR
Koordinaten: 752110 / 212699Koordinaten: 47° 2′ 52″ N, 9° 26′ 26″ O; CH1903: 752110 / 212699
Höhe: 483 m ü. M.
Höhenbereich: 475–1821 m ü. M.[1]
Fläche: 9,46 km²[2]
Einwohner: 6522 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 689 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
30,7 %
(31. Dezember 2023)[4]
Gemeindepräsident: Jörg Tanner (glp)
Website: www.sargans.ch
Sargans von Westen; im Mittelgrund die Siedlung Triesenberg am Hang
Sargans von Westen; im Mittelgrund die Siedlung Triesenberg am Hang
Lage der Gemeinde
Karte von SargansGräppelenseeSchwendiseenVoralpseeSchwarzsee SGSchottenseeWildsee SGTalsee GLSpaneggseeOberer MurgseeUnterer MurgseeChammseeliHeuseeGrossseeStausee GarichtiGigerwaldseeMapraggseeChapfenseeLac da PigniuWalenseeLiechtensteinÖsterreichKanton Appenzell AusserrhodenKanton Appenzell InnerrhodenKanton GlarusKanton GraubündenWahlkreis See-GasterWahlkreis ToggenburgWahlkreis WerdenbergBad RagazFlumsMelsPfäfersQuartenSargansVilters-WangsWalenstadt
Karte von Sargans
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Sargans [ˌsarˈgans] (Betonung auf der zweiten Silbe) ist eine politische Gemeinde bzw. eine historische Stadt im Schweizer Kanton St. Gallen und das Zentrum des Sarganserlandes.

Historisches Luftbild aus 200 m von Walter Mittelholzer von 1919

Sargans liegt am Schnittpunkt des Alpenrheintals, das hier von Südosten nach Nordosten abbiegt, und dem Seeztal, das das Tal des Alpenrheins ohne nennenswerten Höhenunterschied mit dem Zürichsee verbindet.

Der tiefste Punkt ist der Bahnhof auf einer Höhe von 480 m ü. M., der höchste Punkt der Gemeinde befindet sich auf dem Gonzen auf einer Höhe von 1830 m ü. M. Der höchste bewohnte Ortsteil von Sargans liegt am Gonzen auf 730 m ü. M. und wird Prod, umgangssprachlich auch Proud genannt.[5] Zur Gemeinde gehört der nordöstlich gelegene Ortsteil Vild.

Durch seine geographische Lage ist Sargans heute Verkehrsknotenpunkt, regionales wirtschaftliches und kulturelles Zentrum und Bildungsstandort mit zahlreichen Schulen.

Nachbargemeinden sind Mels und Vilters-Wangs, mit diesen zusammen bildet Sargans eine Agglomeration von etwa 20'000 Einwohnern.

Die Aussprache des Ortsnamens lautet im Ortsdialekt gleich wie in der Schriftsprache, wogegen im südostschweizerischen Dialekt der Umgebung die ältere, das Staubsche Gesetz reflektierende Lautung Sargaas [ˌsarˈgaːs] weiterlebt.[6][7]

Der Name wird im Jahr 765 als de Senegaune, später als in Senegaunis, in Sannegannis und ähnlich, 1284 als Sangans und ab dem 15. Jahrhundert in der heutigen Schreibweise erwähnt. Die Deutung des Namens ist unsicher. Möglicherweise liegt ihm der mit dem Suffix -ānus, Plural -ānes erweiterte keltisch-römische Personenname «Sanucus» zugrunde, womit der Ortsname «Ort, wo die Sippe des Sanucus lebt» bedeuten würde. Ein solcher Personenname ist in der Colonia Augusta Raurica belegt, und eine lautliche Entwicklung von *Sanucānes zu den historischen Formen des Typs Sanegans ist sprachwissenschaftlich möglich.[6][8]

Volksetymologisch wird der Ortsname in einer Sage erklärt, in der es heisst, die Bewohner der damals noch namenlosen Siedlung hätten ein Kind zum Flüsschen Saar in der Ebene geschickt mit dem Wunsch, ihren Ort nach dem Tier zu benennen, das dann zu schwimmen käme. Es sei eine Gans gewesen…

Die Geschichte und Gegenwart von Sargans wird seit jeher durch den Verkehr bestimmt. Als «Doppeltor zu den Alpen» mit den Zugängen aus dem Seez- und Rheintal finden sich urgeschichtliche, römische, mittelalterliche und neuzeitliche Siedlungsspuren auf engem Raum vereint. Die 1858/59 gebaute Eisenbahn sowie moderne Strassen und Autobahnen unterstreichen die gute Verkehrslage, die offene Haltung und ein vielfältiges Beziehungsnetz der Sarganserinnen und Sarganser in die nähere und weitere Umgebung.

Vom 1. bis 3. Jahrhundert stand in Sargans ein römischer Gutshof. Bereits damals wurde Erz am Gonzen abgebaut. Das Eisenbergwerk Gonzen war bis 1966 in Betrieb und kann heute besichtigt werden. Für Sargans und auch das Sarganserland bildete es während Jahrhunderten einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor.

Im Jahre 765 n. Chr. wurde Sargans als «Senegaune» erstmals urkundlich erwähnt. Im 9. Jahrhundert ist eine christliche Kirche nachweisbar, ab 1100 wurde der erste Turm des Schlosses erbaut. Bis 1798 war das Schloss das Zentrum der Grafschaft Sargans und namensgebend für das Adelsgeschlecht der Grafen von Werdenberg-Sargans. Sie gründen um 1260 das Städtchen bzw. die Stadt Sargans. Gegenüber den Nachbarorten der Grafschaft Sargans hatten die Stadtbürger bis 1798 Vorrechte. 1405 wurde Sargans während der Appenzellerkriege belagert. Anfang Februar 1445 ereignete sich die Belagerung von Sargans, bei dem es im Rahmen des Alten Zürichkriegs angegriffen und – mit Ausnahme des Schlosses – bis auf die Grundmauern zerstört wurde. Durch den Sarganser Stadtbrand 1811 wurde das Städtchen erneut zerstört. Seit Sommer 2007 macht der «Sarganser Kulturpfad» auf Sehenswürdigkeiten aufmerksam. Neben den von Stadtgraben und -mauern umgebenen Häusern im Zentrum gehören auch die Weiler Schwefelbad, Farb, Töbeli, Vild, Ratell und Prod zur Gemeinde.

Seit 1803 ist Sargans Hauptort des Sarganserlandes im neu gegründeten Kanton St. Gallen. Nach der Rheinregulierung und der Melioration der Rheinebene begann im 20. Jahrhundert ein starkes Bevölkerungswachstum und eine Ausweitung der Siedlungsfläche.

Wappen der «Gemeinen Landvogteÿ Sarganss»

Das heutige Gemeindewappen zeigt heute eine Gans, volksetymologisch den Namen als «Sar-Gans» interpretierend («redendes Wappen»).

Die einstige Grafschaft Sargans hingegen hatte als Wappen einen blauen Schild mit drei goldenen Sternen.

Die Legislative der Gemeinde Sargans wird von der Bürgerversammlung gebildet, an der alle mündigen Schweizerinnen und Schweizer stimmberechtigt sind. Sie tritt normalerweise einmal im Jahr zusammen.

Die Exekutive wird durch den fünfköpfigen Gemeinderat gebildet. Dieser besteht aktuell aus Jörg Tanner (glp, Gemeindepräsident), Andrea Büsser (CVP), Bernhard Hauser (SP), Christian Lamm und Roland Wermelinger (beide parteilos).

Sehenswürdigkeiten

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Die Sehenswürdigkeiten von Sargans sind auf dem informativen «Sarganser Kulturpfad» zugänglich.[9]

Wappen der Grafen von Werdenberg-Sargans

Schloss Sargans

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Die wichtigste Sarganser Sehenswürdigkeit und Wahrzeichen und Symbol des ganzen Sarganserlandes ist das Schloss Sargans, welches seit 1966 das «Museum Sarganserland» beherbergt.[10] Dieses wurde 1984 mit dem Preis «Museum des Jahres in Europa» geehrt und 1987 in die Liste der 37 besuchenswertesten Museen der Welt aufgenommen. Am 8. August 2020 wurde im Innern des Turmes eine «Kinderspur» eröffnet, auf der die mittelalterliche Burg erkundet werden kann.

Römisch-katholische Hauptkirche ist in erhöhter Lage am Rande der Altstadt St. Oswald & Cassian.

Im Nordwesten des Städtchens wurde 1959 die reformierte Kirche Sargans erbaut.

Bei Vild steht am Beginn des Saumweges oberhalb von Matug die Marienkapelle Vild.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Eisenbergwerk Gonzen, das heute als Schaubergwerk zugänglich ist.

Sargans als historisches Städtchen seit Mitte des 13. Jahrhunderts bildet die Kulisse für die seit 2009 durchgeführten Sarganser Mittelaltertage. Unter dem Aspekt «klein, aber fein» wird jeweils versucht, einen Markttag um 1250 möglichst authentisch darzustellen. Die Durchführung liegt in Händen einheimischer initiativer Personen (derzeitige Leitung: Mathias Bugg), unter Zuzug von spezialisierten Mittelaltergruppen. Organisation: Gemeinde Sargans mit dem Sarganser Kulturpfad und Historischer Verein Sarganserland. Derzeit ist der am 27. März 2015 gegründete Verein Historia Sanegauns hauptverantwortlich für die Organisation.[11][12][13]

Die Kantonsschule Sargans

Sargans verfügt über eine Kantonsschule, 1963 als erste Landmittelschule des Kantons St. Gallen gegründet, die neben dem Gymnasium auch Wirtschaftsmittelschul- und Fachmittelschulabschlüsse anbietet. Die Kantonsschule lehrt zurzeit rund 750 Schüler und hat circa 100 Lehrer angestellt. Neben dem Schulbetrieb entfaltet sie ein reiches kulturelles Leben, insbesondere auch mit der seit 1976 etablierten Erwachsenenbildung Sarganserland (Rektoren: 1963–1991 André Schwizer, 1991–2001 Sepp Dietrich, 2001–2020 Stephan Wurster und seit 1. August 2020 Pascale Chenevard, Flums).

Unweit der Kantonsschule steht die Regionale Sportanlage (RSA), die für den Schulsport, besonders aber auch für Vereinssport und Veranstaltungen offensteht und einen regionalen Treffpunkt darstellt. Die Sporthalle wurde 2010 abgebrochen, neu erstellt und im Juni 2012 als «Sporthalle Riet» eingeweiht. Seit November 2006 wird auf dem Areal in den Wintermonaten jeweils auch der «Eispark Sarganserland», die erste Eisbahn des Sarganserlandes, betrieben.

Sargans ist ein Verkehrsknotenpunkt, da hier das Rheintal, das Seeztal und das Churer Rheintal zusammenlaufen. Im Strassenverkehr befindet sich hier ein Autobahndreieck mit der A3 und A13. Im Schienenverkehr trifft im Bahnhof Sargans die Bahnstrecke Ziegelbrücke–Sargans auf die Bahnstrecke Chur–Rorschach.

Die 1492 fertig gestellte alte Schollbergstrasse von Sargans nach Trübbach ist die erste eidgenössische Fahrstrasse. Sie wurde restauriert und ist seit 2014 als Wanderweg begehbar.

Persönlichkeiten

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  • Martin Zeiller: Sargans. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae (= Topographia Germaniae. Band 1). 2. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 62–64 (Volltext [Wikisource]).
  • Lucie Bolliger Ruiz: Die Orts- und Flurnamen von Sargans. 1984.
  • Lucie Bolliger Ruiz: Die romanischen Orts- und Flurnamen von Sargans. In: Vox Romanica 49/50 (1990/91), S. 165–270.
  • Mathias Bugg: Sargans. In: Schweizer Städtebilder. Urbane Ikonographien (15.–20. Jahrhundert). Hrsg. von Bernd Roeck u. a. Zürich 2013, S. 497–504 (Entwicklung der Stadt Sargans anhand von Bildquellen).
  • Mathias Bugg: Sargans (Stadt). In: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 2, 2013, S. 809–810.
  • Mathias Bugg: Unterwegs auf dem Sarganser Kulturpfad. 2008.
  • Mathias Bugg: Das Schloss Sargans um 1900. 1999.
  • Div. Autoren: Kunstführer durch die Schweiz. Sargans, Band 1, 2005.
  • Benedikt Frei: Der römische Gutshof von Sargans. 1971.
  • Wolfgang Göldi: Sargans. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Johannes Huber: Katholische Gebetsstätten in Sargans. 2002.
  • Paul Hugger: Der Gonzen. 2000 Jahre Bergbau. 1991.
  • Franz Perret: 1100 Jahre Pfarrei Sargans 850–1950. 1950.
  • Erwin Rothenhäusler, Dora Fanny Rittmeyer, Benedikt Frei: Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen, Band I: Bezirk Sargans. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 25). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1951. DNB 750089172.
  • Anton Stucky: Sargans Schulgeschichte. 1982.
  • Werner Vogler (Hrsg.): Sargans in alten Ansichten. 1991.
  • Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 2: Die Rechtsquellen des Sarganserlandes von Sibylle Malamud und Pascale Sutter, Basel 2013 (online).
Commons: Sargans – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. Nach mündlichen Überlieferungen im Sarganserland, kann direkt im Prod überprüft werden
  6. a b Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 796 f.
  7. Sprachatlas der deutschen Schweiz, Originalmaterial.
  8. Lucie Bolliger Ruiz: Die romanischen Orts- und Flurnamen von Sargans. In: Vox Romanica 49/50 (1990/91), S. 245.
  9. Sarganser Kulturpfad. Abgerufen am 19. Oktober 2013 (Schweizer Hochdeutsch).
  10. Museum Sarganserland. Abgerufen am 19. Oktober 2013 (Schweizer Hochdeutsch).
  11. Mittelaltertag Sargans. In: medievalandmore. 29. Mai 2011, abgerufen am 14. Oktober 2011 (Schweizer Hochdeutsch).
  12. Mittelaltertag in Sargans. comthurey-alpinum.ch, abgerufen am 13. Oktober 2011 (Schweizer Hochdeutsch).
  13. 21. Mai 2011 – Mittelaltertag in Sargans. lebendige-geschichte.ch, 23. September 2010, abgerufen am 13. Oktober 2011 (Schweizer Hochdeutsch).