Schirmeck liegt im Tal der Bruche in den Vogesen auf einer Höhe von 314 m. In die Bruche mündet in Schirmeck der Framont, der sich in Grandfontaine aus zwei Quellbächen bildet. Des Weiteren mündet in der Ortslage der aus Barembach kommende gleichnamige Bach in die Bruche.
Straßenseitig erfolgt die Anbindung über die Departementsstraße D 1420 Mutzig/Molsheim–Saales sowie über einen Abzweig hiervon in Schirmeck in Richtung Nordwesten über den Vogesenkamm.
Die kleine Stadt Schirmeck mit dem gleichnamigen Schloss über ihr samt Umgebung gehörte einst zum römisch-deutschen Reich und befand sich im Besitz des Bischofs von Straßburg. Im Jahr 1336 wurde Schloss Schirmeck mit den zugehörigen Ländereien vom Straßburger Bischof an die Grafen Salm abgetreten.[2] Im 16. Jahrhundert wurde Schloss Schirmeck zerstört, und um 1780 war die Ortschaft nur noch ein Dorf.[3] Sie wurde zusammen mit dem Territorium des Fürstentums Salm-Salm von Truppen des französischen Königs besetzt und 1793 von Frankreich annektiert.[4] Bis zur Französischen Revolution war hier ein Verwaltungszentrum des Bischofs von Straßburg.
Das Département Bas-Rhin wurde 1790 gebildet und Schirmeck wurde diesem provisorisch zugeteilt. 1795 wechselte es zum Département Vosges. Ab 1871 gehörten Schirmeck und der gleichnamige Kanton zum Reichsland Elsaß-Lothringen. Ab 1886 war es Ausgangspunkt der 44,3 km langen Dononbahn. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Elsass ein weiteres Mal von Frankreich annektiert und Schirmeck gehörte seither zum wieder errichteten Département Bas-Rhin. Ab Schirmeck biegt die historische deutsch-französische Sprachgrenze nach Nordwesten ab.
Während der Zeit zwischen 1940 und 1944 gehörte Schirmeck unter deutscher Besatzung zum CdZ-Gebiet Elsaß und war mit La Broque, Rothau und Barembach zur Großgemeinde Schirmeck zusammengeschlossen worden. Am Ortsrand von La Broque bestand von August 1940 bis November 1944 das von den Nationalsozialisten angelegte Sicherungslager Schirmeck-Vorbruck, das den Polizeibehörden unter anderem als „Erziehungslager“ im Zuge der „Germanisierung“ des Elsass diente. 1940 wurden die im Ort verbliebenen jüdischen Einwohner nach Südfrankreich deportiert. Laut Yad Vashem wurden sieben namentlich bekannte ehemalige Einwohner Opfer der Endlösung.[5] Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Elsass wieder zu Frankreich und Französisch löste Deutsch wieder als alleinige Amtssprache ab.
Das Mémorial de l’Alsace-Moselle (Elsass-Mosel-Gedenkstätte) ist der Geschichte des Elsass im Spannungsfeld zwischen Deutschland und Frankreich gewidmet. Hier werden seit Juni 2005 auf 3.000 Quadratmetern Schrift-, Bild- und Tondokumente über den Zeitraum zwischen 1870 und dem Ende des Zweiten Weltkriegs gezeigt.[6] Bis Ende 2017[veraltet] sollte dort eine Gedenkmauer entstehen, auf der mehr als 50.000 Namen von Toten des Zweiten Weltkriegs eingraviert werden sollten.[7] Nach Kritik an der unterschiedslosen Nennung von Tätern und Opfern wird das Konzept überarbeitet.[8]
Pfarrkirche Saint-Georges mit Orgel von Stiehr und Mockers (1859) und Rinckenbach (1912): Nach dem Brand vom 4. Juli 1859, der die Kirche beschädigte, beauftragte die Gemeinde die Orgelbauerfirma Stiehr und Mockers mit dem Bau einer neuen Orgel, die 13.000 Francs kostete. Die alte Orgel wurde für 3.000 Francs in Zahlung genommen und an die Kirche in Odratzheim verkauft. Das neue Instrument wurde im Jahre 1863 geliefert. Der Orgelbauer Martin Rinckenbach restaurierte das Instrument im Jahre 1912 und installierte einen separaten Spieltisch. Es handelte sich um den ersten neugotischenProspekt der Firma Stiehr und Mockers.[18]
Kirche Saint-Pierre-Fourrier in Wackenbach
Brunnen zur Erinnerung an den 17. November 1918, als französische Truppen in Schirmeck einmarschierten
Ehemaliges Rathaus von 1864, am Markt, heute Vereinshaus
Ehemaliges Gefängnis (19. Jahrhundert), heute Wohnhaus (111 rue du Tribunal)
Hôtel des Postes von 1898 (121 B, avenue de la Gare)
Heinrich Brandt (1886–1970), deutscher evangelisch-lutherischer Theologe und Landessuperintendent des Sprengels Osnabrück-Diepholz der hannoverschen Landeskirche, wurde 1916 in Schirmeck ordiniert.
↑ abC. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 41.
↑Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 194–195.
↑Die durch Französische National-Schlüsse dem Fürstlichen Hause Salm-Salm zugefügten Friedens- und Vertragsbrüchigen Kränkungen, dagegen nothdringlich ergriffenen Maßregeln, und endlich geschehene gewaltsame Bemächtigung des Reichsunmittelbaren Fürstenthums Salm, und seiner in Frankreich gelegenen Herrschaften. Mit dreißig Beilagen. Regensburg 1793, Beilagen, S. 33–34.
↑Schirmeck (Elsass). Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. aufgerufen am 28. Dezember 2024.
↑ abcSchirmeck - statistische Angaben der Arbeitsgruppe für Demographie und Geschichte der École des hautes études en sciences sociales (EHESS), Frankreich
↑Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Spalte 55.
↑Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 23, Ziffer 257.
↑ abMichael Rademacher: Landkreis Molsheim, Elsaß-Lothringen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Die Bewegung der Bevölkerung in Elsaß-Lothringen, Druck von M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1893, S. 22–23, Ziffer 11.
↑Lexikoneintrag zu Schirmeck, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, Band 17, Leipzig/Wien 1909, S. 811.
↑Schirmeck, Kreis Molsheim, Elsass-Lothringen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Schirmeck.