Schlehenlikör, auch Sloe Gin (von englisch sloe ‚Schlehe‘) oder Schlehenfeuer, bezeichnet einen Likör aus den Früchten des Schlehdorns (Schlehen, Schlehenbeeren), einer mit den Zwetschgen verwandten Steinobstart.
Für die Herstellung von hausgemachtem Schlehenlikör sind viele Rezepturen überliefert. Zumeist werden dafür reife Schlehenfrüchte, die nach dem ersten Frost geerntet werden, mit Zucker und Korn, Wodka, Gin oder Rum angesetzt. Als weitere Aromen werden auch manchmal Zimt, Nelken, Muskat oder Sternanis beigegeben. Dieser Ansatz wird für mehrere Wochen oder Monate gelagert, dann gefiltert und abgefüllt.
Bei der industriellen Herstellung werden die Schlehenfrüchte in Alkohol mazeriert; zusätzlich entzieht Zucker den Saft aus den Früchten. Die in den Kernen der Schlehenfrüchte enthaltene Blausäure verleiht Schlehenlikören ein bittermandelähnliches Aroma.
Sloe Gin ist die englische Verkehrsbezeichnung für Schlehenlikör und umfasst selbst hergestellte wie kommerziell vertriebene Produkte. Sloe Gins waren lange in Vergessenheit geraten, erfreuen sich aber – auch bedingt durch den gleichnamigen Song von Tim Curry aus dem Jahr 1978 – in jüngerer Zeit wieder einer Beliebtheit und werden von verschiedenen Herstellern angeboten, darunter Gordon’s (26 % Vol.), Boudier (25 % Vol.), Cowen (26 % Vol.), Hayman’s (26 % Vol.), Plymouth (26 % Vol.), Monkey’s (29 % Vol.) sowie das Münchener Unternehmen The Bitter Truth (28 % Vol.) und die Langeooger Gin Company mit der Variation Black Island Gin No. 3 (30 % Vol.) sowie einer im Hybridfass eingelagerten RESERVE-Variation.
Im Binnenmarkt der EU heißt Sloe Gin ein Likör mit einem Alkoholgehalt von mindestens 25 % Vol., der durch Mazeration von Schlehen(früchten) in Gin erzeugt ist und dem auch Schlehensaft zugesetzt sein kann.[2] Es dürfen nur natürliche Aromastoffe und Aromaextrakte verwendet werden. Wie jeder Likör muss Sloe Gin einen Mindestzuckergehalt haben, hier 100 g Invertzucker pro Liter[3], also mehr als etwa bei Kirschlikören. Entgegen dem Eindruck, den der Name erweckt, muss das Erzeugnis nicht zwingend den einst namensgebenden Kontakt mit Gin gehabt haben, sondern es genügt Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs und „eventuell“ zugesetzter Fruchtsaft. Manche Hersteller verwenden jedoch noch Gin.
In Dorstone (Herefordshire) gibt es jedes Jahr im Januar eine Sloe Gin Competition (Sloe-Gin-Wettbewerb), bei dem Preise für selbst angesetzte Sloe Gins vergeben werden.[4]
Ein bekannter Cocktail mit Sloe Gin ist der Sloe Gin Fizz.