Schlotheim Landgemeinde Stadt Nottertal-Heilinger Höhen
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Koordinaten: | 51° 15′ N, 10° 39′ O | |
Höhe: | 243 m ü. NHN | |
Fläche: | 22,4 km² | |
Einwohner: | 3559 (31. Dez. 2018) | |
Bevölkerungsdichte: | 159 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 31. Dezember 2019 | |
Postleitzahl: | 99994 | |
Vorwahl: | 036021 | |
Lage von Schlotheim in Thüringen
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Schlotheim ist ein Ortsteil der Stadt und Landgemeinde Nottertal-Heilinger Höhen im Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen (Deutschland).
Schlotheim liegt in der Mitte Deutschlands in hügeliger Landschaft im Nordwesten des Thüringer Beckens. Es ist Namensgeber des herzynisch, das heißt von Nordwest nach Südost, verlaufenden Schlotheimer Grabens, dessen Verlauf hier vom Tal der Notter auf den im Ortsgebiet mündenden Marolteroder Bach übergeht und im zweitgenannten Abschnitt durch die Heilinger Höhen flankiert wird.
Nach Norden reicht das Ortsgebiet bis in die südöstliche Abdachung des Dün.
Angrenzende Orte Schlotheims sind Bothenheilingen, Hohenbergen, Issersheilingen, Kleinwelsbach, Körner, Marolterode, Mehrstedt, Neunheilingen und Obermehler.
Der Kirchberg, auch Alte Schanze genannt, war mit einer Wallburg südlich von Schlotheim an der Notter-Niederung auf einer fünf Hektar großen Fläche schon in der Jungsteinzeit belegt. Feuersteingeräte, ein Gräberfeld, Siedlungsspuren und Römische Münzen wurden gefunden. Die Wallburg war wohl Flucht-, Kult- und Versammlungsstätte. Reste des Walls sind neben Erhebungen im Gelände noch erkennbar.[1]
Im 10. Jahrhundert war Schlotheim Königshof mit Burg.[2] Die Burg Schlotheim wurde erstmals 974 erwähnt, während Wolfgang Kahl die urkundliche Ersterwähnung des Ortes in der Zeit von 802 bis 817 nachweist.[3] Unter dem Landgraf Ludwig III. wird ein Günther von Schlotheim genannt, der auch unter Herrmann I. am Hof genannt wird. Dieser Schlotheim begleitete Ludwig nach Otranto und verstarb wie sein Herr an Typhus. Auch die Schlotheimer waren Besitzer einer Burg, verloren aber in den Wirren der Wettiner an Besitz und Einfluss.[4] Im Jahr 1277 erhielt Schlotheim das Stadtrecht. Die Stadt kam 1323 zur Grafschaft Hohnstein und wurde 1340 schwarzburgisch. 1425 kaufte Friedrich von Hopffgarten Stadt und Schloss vom Grafen Heinrich von Schwarzburg. Sie gehörte ab 1571 zu Schwarzburg-Sondershausen und ab 1599 zu Schwarzburg-Rudolstadt. Schlotheim war seitdem eine Exklave der Schwarzburg-Rudolstädter Unterherrschaft. 1768 ließen die Hopffgarten die Burg abbrechen und an ihrer Stelle das heutige Schloss Schlotheim erbauen.
Seit dem Mittelalter hat der Anbau von Hanf und Flachs Tradition und bildete die Grundlage der Leineweberei und des Seilerhandwerkes. Die früheste Erwähnung eines Schlotheimer Seilers findet sich in einem Dokument des ehemaligen Schlotheimer Klosters aus dem Jahr 1387. Doch erst 1624 kam der Gewerbezweig durch Ansiedlung des ortsfremden Seilermeisters Peters wieder in Gang. Die Seilerei von Gottfried Heinrich Angermann und die seiner Nachfahren (Familie Martini) stehen für den Übergang zur Gurtweberei, womit im 18. und 19. Jahrhundert die ersten Manufakturbetriebe der Stadt entstanden. Der Erfurter Textil-Großhändler Krakrügge veranlasste 1836 den Aufbau der ersten Fabrikanlage. Um 1850 betrieben in Schlotheim über 50 Handwerks- und Industriebetriebe die Seile-, Riemen- und Gurtfertigung. Hierbei wurden nun besonders die Transmissionsriemen für die zu dieser Zeit in großer Zahl betriebenen Dampfmaschinen von wirtschaftlicher Bedeutung. Der Schlotheimer August Reuschel hatte durch weitere technische Verbesserungen die Treibriemenseilerei begründet und wurde damit zu einem der vermögendsten Einwohner der Stadt. Um die Jahrhundertwende führte das Schlotheimer Gewerbeverzeichnis neunzehn Industriebetriebe der Seiler-Branche. Bis 1989 hatte Schlotheim in der Weberei und Seilerei bis zu 2500 Arbeitsplätze aufgebaut. In Schlotheim war der Stammbetrieb des auf Sportartikel spezialisierten VEB Kombinat SPONETA beheimatet, diese Firma wurde 1953 gegründet und 1993 erfolgreich privatisiert.[5]
Ab 1836 entwickelte sich eine Seilereitradition. Schlotheim wurde 1897 an das Eisenbahnnetz angeschlossen und 100 Jahre später wieder vom Netz genommen. Im Juli 1997 fand die feierliche Eröffnung des Verkehrslandeplatzes statt.
Im Jahr 2006 stieg die Verschuldung durch vielfältige Investitionen der Stadt Schlotheim auf über 13,114 Mio. €. Dies macht eine Pro-Kopf-Verschuldung von 3804 Euro aus, wenn man die Verschuldung der Eigenbetriebe hinzunimmt, erhöht sich die Pro-Kopf-Verschuldung auf 5604 Euro (Stand 2007).[6]
Ab 2015 wurden in der leerstehenden Siedlung neben dem Flugplatz rund 700 Flüchtlinge, die dem Unstrut-Hainich-Kreis zugewiesen wurden, in einer Sammelunterkunft untergebracht. Diese geballte Unterbringung wurde sowohl vonseiten der Stadt als auch durch den Flüchtlingsbeirat kritisiert, da sie als Integrationshemmnis gesehen wird und die Möglichkeiten der Kleinstadt übersteige. Die Kreisverwaltung rechtfertigte ihr Vorgehen mit begrenzten finanziellen Mitteln und fehlenden Kapazitäten an anderen Orten, sodass die Gemeinschaftsunterkunft noch bis 2020 in dieser Größe weiterbetrieben werden soll.[7][8] Folge der Unzufriedenheit war ein hohes Wahlergebnis von 39,9 % für die Alternative für Deutschland bei der Bundestagswahl 2017.[9]
Am 8. März 1994 wurden die Gemeinden Mehrstedt und Hohenbergen nach Schlotheim eingemeindet. Am 31. Dezember 2019 schloss sich die Stadt Schlotheim mit weiteren Gemeinden zur Stadt und Landgemeinde Nottertal-Heilinger Höhen zusammen. Die Gemeinden waren zuvor in der Verwaltungsgemeinschaft Schlotheim zusammengeschlossen, die gleichzeitig aufgelöst wurde.[10]
Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgender Sitzverteilung:[11]
Partei / Liste | Sitze | +/− |
CDU | 7 | −1 |
SPD | 4 | −1 |
Die Linke | 1 | −1 |
Bürgerbündnis Schlotheim – Obermehler e.V. (BSO) | 4 | ±0 |
Blasonierung: „In Grün ein silberner Drudenfuß.“
Zur Zeit der DDR war das Pentagramm von sechs silbernen Sternen begleitet. Ein Vorhängeschloss im Wappen war um etwa 16. Jahrhundert der Anfang und seit 1505 ist das heutige Wappen bekannt.[14]
Neben der industriellen Seilerei werden auch Sport- und Campingartikel, Schulmöbel und Stühle und Lederwaren in Schlotheim hergestellt. Daneben ist ein Automobilzulieferer und eine Kunststoffverarbeitung ansässig.
In Schlotheim gibt es neben Grund- und Regelschule auch ein Gymnasium.
Der Bahnhof Schlotheim lag an der Bahnstrecke Ebeleben–Mühlhausen und wurde 1897 eröffnet. Er war der größte Bahnhof der Bahnstrecke (außer Mühlhausen) mit einem Empfangsgebäude, Güterschuppen, einem dreiständigen Lokschuppen mit Wasserturm. Neben den Gleisen für den Personenverkehr auf einem Inselbahnsteig gab es mehrere Ladegleise mit einer Ladestraße. Mit Einstellung des Streckenabschnittes 1974 nach Ebeleben wurde Schlotheim zum Endbahnhof. 1980 wurde Bahnhof umgebaut und Teile der Gleisanlagen zurückgebaut. Der Güterverkehr wurde Ende 1994 und der Personenverkehr zum 31. Mai 1997 eingestellt. Seit 15. August 1998 ist die Strecke stillgelegt und alle verbliebene Bahnhofsgebäude wurden abgerissen.[17] Auf dem Streckenabschnitt der ehemaligen Bahnstrecke in Schlotheim gibt es jetzt einen Radweg.
Im Busverkehr ist Schlotheim an die Regionallinie 131 sowie an die landesbedeutsame Linie 130 (Mühlhausen–Sondershausen) angebunden.
Schlotheim ist über die Bundesstraße 249 (Eschwege–Sondershausen) erreichbar.