Schusspflanzen | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Stylidium turbinatum | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Stylidium | ||||||||||||
Sw. ex Willd. |
Die Schusspflanzen (Stylidium) sind mit über 300 Arten die umfangreichste Gattung aus der Familie der Stylidiaceae. Die meisten Arten finden sich in Australien, wo sie die sechstgrößte Gattung der dortigen Flora stellen.[1]
Sie haben einen ungewöhnlichen Mechanismus zur Übertragung ihrer Pollen auf Bestäuber entwickelt, indem sie mit ihrem Gynostemium, einem Blütenorgan, das aus dem Zusammenwachsen von Staubblatt und Stempel entsteht, auf den Bestäuber „einschlagen“.
Schusspflanzen sind größtenteils mehrjährige, seltener einjährige krautige Pflanzen. Einige mehrjährige Arten überdauern als Zwiebeln. Ihre Größe ist sehr variabel, sie erreichen Größen von nur wenigen Zentimetern bis zu 180 Zentimetern (Stylidium laricifolium). Zumeist sind es bodenständige Rosetten, es gibt jedoch auch einige Sonderfälle wie kletternde (Stylidium scandens) oder strauchige Arten (Stylidium laricifolium).
Auch das Blattwerk ist vielgestaltig und reicht von schmalen, nadelförmigen bis hin zu kurzen, stummeligen Blättern (Stylidium pulviniforme).
Die in Form einer Traube angeordneten, zygomorphen Blüten bestehen aus vier Blütenblättern (nur Stylidium hispidium hat fünf) und erreichen einen Durchmesser von 5 bis 30 Millimetern. Die Blütenfarbe ist von Art zu Art verschieden, häufig jedoch finden sich weiß, gelb und rosa, teils in Kombination. Aus dem Zentrum der Blüte ragt die Säule, in gespanntem Zustand ist sie hinter die Blütenblätter gebogen.
Die Säule der Pflanzen ist berührungsempfindlich. Sobald ein Insekt auf der Blüte landet, wird ein zuvor aufgebautes Aktionspotential ausgelöst und eine Turgoränderung führt innerhalb von bis zu 15 Millisekunden (die Geschwindigkeit ist temperaturabhängig, hohe Temperaturen beschleunigen den Mechanismus) zum „Zuschlagen“ der Säule auf den Körper des Insekts, das dabei mit Pollen eingestäubt wird. Sollte die Blüte bereits etwas älter sein, hat die aus der Säule heraus nachwachsende Narbe die Staubbeutel bereits verdrängt und nimmt so bei der Berührung des Insektenkörpers eventuell vorhandenen fremden Pollen auf. Durch diese zeitliche Trennung der Funktionen der Säule wird eine Selbstbestäubung vermieden.
Teile der Pflanzen sind mit Drüsenhaaren bewachsen, die ein klebriges Sekret absondern, mit dem sie Insekten fangen. 2006 konnte nachgewiesen werden, dass die Pflanzen auch Protease zur Verdauung ihrer Beute produzieren.[2] Mit dem Nachweis der Verstoffwechselung der so gelösten Nährstoffe konnte 2007 dann abschließend belegt werden, dass die Gattung karnivor ist.[3]
Die meisten Arten der Gattung sind endemisch in Australien, allein 150 Arten sind heimisch in West-Australien. Nur von vier Arten sind auch Vorkommen außerhalb Australiens bekannt, nämlich von Stylidium tenellum (Myanmar, Malaysia, Vietnam), Stylidium kunthii (Bengalen und Myanmar), Stylidium uliginosum (Sri Lanka und Südchina) sowie Stylidium alsinoides (Philippinen).
Schusspflanzen finden sich auf grasbewachsenen Ebenen, offenem Heideland, felsigen Hängen, Sandböden, in Wäldern und an den Rändern von Bächen und Wasserlöchern.