Schwanewede (Kernort; 9932 Einwohner) mit den Ortslagen Brink, Dreienkamp, Flachsberg, Hamfähr, Hünenstein, Kerkhop, Klippenei, Köhlhorst, Koppelsberg, Kreienmoor, Langenberg, Lehmhorst, Metjensande, Reitberg, Schukamp, Siethlandswehr, Trenthöpen, Vorberg und Voßhall
Während der westliche Teil der Gemeinde – die Ortsteile Neuenkirchen, Rade und Aschwarden – entlang der Weser aus Marschland mit Grünlandnutzung besteht (der Osterstader Marsch), finden sich östlich davon Geestlandschaften, die von größeren Waldgebieten eingenommen werden (Düngel und Garlstedter Heide). Die 6 km² große und über 11 km lange Weserinsel Harriersand gehört seit der Gebietsreform 1974 zu Schwanewede. Sie ist eine der längsten Flussinseln Europas und hat einen Sandstrand.
Werkzeuge jungsteinzeitlicher Siedler wurden in der Schwaneweder Gemarkung gefunden und aus der Bronzezeit (um 1800 v. Chr.) sind einige Hügelgräber im Gemeindegebiet erhalten geblieben. Die Hügelgräber in der Neegenbargsheide liegen nördlich von Schwanewede.[3]
Der Name Schwanewede wurde 1203 erstmals urkundlich als Personenname erwähnt. Weiter zurück datieren die Ersterwähnungen von Aschwarden (1105) und Rade (1100). Später wurden Hinnebeck 1236, Beckedorf 1260, Eggestedt 1273 und Brundorf im 14. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt.
Der Ort Schwanewede gehörte lange Zeit zum Amt Blumenthal und kam mit diesem zusammen 1932 zum Landkreis Osterholz. 1929 wurden die Dörfer Schukamp und Lehmhorst nach Schwanewede eingemeindet.
Im Oktober 1943 wurde in dem Heidegebiet zwischen Neuenkirchen und Schwanewede das KZ Farge errichtet.
Bis 2006 waren in Schwanewede nach der Verlegung und Auflösung der anderen Truppenteile Teile des Sanitätsregimentes 12 stationiert. Ab 2007 waren in der Lützow-Kaserne Teile des Kommandos Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst (Kdo SES) beheimatet. Neben den drei Kommandoeinheiten, der Versorgungsunterstützungskompanie und der Sanitätsausbildungskompanie wurde hier auch der Stab des Kommandobereiches Follow-On-Forces (KdoBer FOF) untergebracht. Am 26. Oktober 2011 wurde die Schließung des Standortes Schwanewede im Zuge der Bundeswehrreform bis 2013 bekannt gegeben. Im Zuge der 2013 angepassten Realisierungspläne zum Stationierungskonzept wurde die Schließung des Standortes auf das 3. Quartal 2015 angesetzt.
Ab dem 16. September 2015 wurde die frühere Lützow-Kaserne in Schwanewede vorübergehend als Flüchtlingsnotunterkunft verwendet. Künftig soll das Gelände teilweise mit Wohnbebauung belegt werden.
Am 1. März 1974 wurden die Gemeinden Aschwarden, Beckedorf, Brundorf, Eggestedt, Hinnenbeck, Leuchtenburg, Löhnhorst, Meyenburg, Neuenkirchen und Rade sowie die östlich der Weser gelegenen Gebietsteile der Städte Brake (Unterweser) und Elsfleth (beide im Landkreis Wesermarsch) eingegliedert.[4]
Der Rat der Gemeinde Schwanewede besteht aus 34 Ratsfrauen und Ratsherren. Dies ist die festgelegte Anzahl für eine Gemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 20.001 und 25.000 Einwohnern.[6] Die 34 Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Ebenfalls stimmberechtigtes Mitglied des Rates ist der Bürgermeister.
Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.
Der Ortsrat, der die Ortschaft Schwanewede (Kernort) vertritt, setzt sich aus 15 Mitgliedern zusammen. Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt.
Im Ortsteil Beckedorf wird seit 1996 das Beckedorfer Schmiedemuseum vom gleichnamigen Förderverein betrieben. Es widmet sich vor allem dem Schmiedehandwerk im 19. Jahrhundert und befindet sich in der 1812 gegründeten „Wildhackschen Waldschmiede“. Neben einer voll funktionsfähigen Schmiede mit Esse, Blasebalg und historischen Werkzeugen werden Dokumente, Werkzeichnungen und Schmiedeerzeugnisse ausgestellt. Das kleine Museum ist außer an Feiertagen jeden Freitagnachmittag geöffnet und kann zudem nach Terminabsprache besichtigt werden.[11]
Seit 2007/2008 betreibt der Heimatfreunde Neuenkirchen e. V. in einer historischen Baracke, die sich auf dem Gelände der 2004 aufgelösten Weser-Geest-Kaserne der Bundeswehr bzw. des ehemaligen Marinegemeinschaftslagers, Marinehospitals und Evangelischen Hospitals Neuenkirchen in der Neuenkirchener Heide befindet, die museale EinrichtungBaracke Wilhelmine (Dokumentations- und Lernort Baracke Wilhelmine). Das von der Gemeinde geförderte Ausstellungsprojekt dokumentiert in Form eines kleinen regionalen Museums die Geschichte der Nutzung des Geländes und ist zugleich eine Gedenkstätte an die Zwangsarbeiter des NS-Arbeitslagers sowie die Opfer des KZ Farge bzw. des Baus des U-Boot-Bunkers Valentin in Bremen-Rekum. Ein gesonderter Ausstellungsbereich befasst sich mit dem Thema „Lebensborn“ und dem ehemaligen Lebensborn-Heim „Haus Friesland“ im Herrenhaus Hohehorst auf Gut Hohehorst bei Löhnhorst.[12]
Der Verein Geschichtslehrpfad Lagerstraße/U-Boot-Bunker Valentin e. V. betreibt in Schwanewede-Neuenkirchen das Ausstellungsprojekt und Museum Baracke 27.[13]
Ehemaliges Landgut Albrecht in Leuchtenburg mit Herrenhaus und Park (Albrechts Park). Der Bremer Kaufmann Hermann Hegeler erwarb ein ca. 40.000 m² große Areal und ließ 1868 ein Herrenhaus errichten im Stil der nordenglischen Lowther Castle. 1905 kaufte Carl Albrecht – dem Großvater des späteren niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht – das Anwesen, gab die Gutswirtschaft auf und verbesserte die Ausgestaltung des Parks. Die Familie Albrecht veräußerte den Besitz 1971. Die Lufthansa übernahm das Herrenhaus mit ca. 23.000 m² Gelände u. a. zur Unterbringung der Lufthansaschüler. Das Herrenhaus Leuchtenburg wird seit ein paar Jahren als Hotel geführt.
Herrenhaus Hohehorst auf Gut Hohehorst in Löhnhorst: 1928/29 vom Großindustriellen G. Carl Lahusen als Land- und Sommersitz seiner Familie errichtet; zur Zeit des Nationalsozialismus Lebensborn-Heim Friesland und später Krankenhaus, bis 2014 Drogentherapiezentrum, inzwischen Privatbesitz eines Bremer Bauunternehmers.[15]
Römisch-katholische Kirchengemeinde St. Ansgar, Hannoversche Straße 20, Schwanewede. Die nach dem heiligenAnsgar von Bremen benannte Kirche wurde 1971 erbaut, in ihr finden auch rumänisch-orthodoxe Gottesdienste statt.[17]
In Schwanewede gibt es ein Hallenbad an der Waldschule und ein Freibad in Neuenkirchen. Daneben existieren drei Tennisanlagen und vier Schützenhallen.[18] Auf einem 400 m² großen Parkplatzgelände der ehemaligen Weser-Geest-Kaserne in Neuenkirchen wurde außerdem ein Skateranlage eingerichtet.
Im interkommunalen Gewerbepark „A 27“ im Ortsteil Brundorf (gemeinsam mit Osterholz-Scharmbeck, Stadtteil Heilshorn), knapp 1,5 km östlich der Autobahnabfahrt, befindet sich unter anderem ein Warenzentrallager der Einzelhandelskette Lidl, die Zentrale des Abfallfahrzeugherstellers FAUN Umwelttechnik und bis zur Insolvenz 2011 eine von zwei Europaniederlassungen des Fahrzeugpanzerers Centigon.
In Eggestedt besteht ein Tagebaubetrieb (Kiestagebau).
Das Busliniennetz in der Gemeinde wird vom Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN) betrieben, wozu das Unternehmen BSAG (Bremer Straßenbahn AG) und das Regional Busunternehmen „Fa. Reisedienst von Rahden GmbH & Co. KG“ zählen. Anbindungen bestehen in die umliegenden Gemeinden, in die Kreisstadt Osterholz-Scharmbeck und nach Bremen.
Wilko Jäger (1939–2023), Lehrer und Schulleiter, sowie Heimatkundler, Autor und Fotograf; war jahrzehntelang Schulleiter im Ortsteil Meyenburg und lebte dort
Hellmut Lange (1923–2011), Schauspieler, lebte Jahrzehnte im Ortsteil Leuchtenburg
Nina Müller (* 1980), ehemalige Handballspielerin der Frauen Handballnationalmannschaft, hat 12 Jahre lang beim HSG Schwanewede/Neuenkirchen gespielt
Finn Lemke (* 1992), aktiver Handballspieler beim TBV Lemgo, begann in Schwanewede mit Handballsport
Christina Jantz-Herrmann (* 1978), aktuelle Bürgermeisterin, ehemalige Bundestagsabgeordnete, aufgewachsen in Schwanewede
Wilko Jäger: Durch Geest und Marsch zur Weser. Die Gemeinde Schwanewede und ihre Ortschaften. Hrsg.: Volksbank Schwanewede und Gemeinde Schwanewede, Verlag H. Saade, Osterholz-Scharmbeck 2002.
Horst Zientz: Schwanewede – ein Dorf im Herzogtum Bremen auf der Geest. Hrsg.: Ortsrat Schwanewede. Meyer, Löhnhorst 1991.
Wilko Jäger (Hrsg.): Die Gemeinde Schwanewede in alten Ansichten. Zusammengestellt von Wilko Jäger. 2. Auflage. Europäische Bibliothek, Zaltbommel (Niederlande) 1985, ISBN 90-288-3088-X.
Friedrich Kühlken: Zwischen Niederweser und Niederelbe. Eine Heimatkunde des Landes Bremen und des Niedersächsischen Regierungsbezirks Stade. Verlag H. Saade, Osterholz-Scharmbeck 1950.
Heiko Kania: Das Zwangsarbeitsystem des Dritten Reiches im Zweiten Weltkrieg. Dargestellt am Beispiel der Großstadtrandgemeinde Schwanewede bei Bremen. Studienarbeit 1997 (Online)
↑ abStatistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.243.
↑Harald Steinmann: Ein Mausoleum in Schwanewede. In: Heimat-Rundblick. Geschichte, Kultur, Natur. Nr. 112, 1/2015 (Frühjahr 2015). Druckerpresse-Verlag, ISSN2191-4257, S. 14–15.
Aschwarden mit Bruch und Hassel |
Beckedorf mit Fredeholz, Rosenbusch, Sandfurt, Schwankenfurt, Vollershagen und Wölpsche |
Brundorf mit Lilkendey und Karlshorst |
Eggestedt |
Harriersand mit Wilhelmsplate |
Hinnebeck mit Hinnebeckerfurt |
Leuchtenburg mit Holthorst |
Löhnhorst mit Hohehorst |
Meyenburg mit Damm, Mühlengrund, Brakland und Großer Kamp |
Neuenkirchen mit Göspe, Stellerbruch und Vorbruch |
Rade mit der Halbinsel Fährplate |
Schwanewede (Kernbereich) mit Brink, Dreienkamp, Flachsberg, Hamfähr, Hünenstein, Kerkhop, Klippenei, Köhlhorst, Koppelsberg, Kreienmoor, Langenberg, Lehmhorst, Metjensande, Reitberg, Schukamp, Siethlandswehr, Trenthöpen, Vorberg und Voßhall