Der Schwäbische Albverein e. V. (kurz SAV) mit Sitz in Stuttgart wurde am 13. August 1888 in Plochingen gegründet und ist damit einer der ältesten Wandervereine in Deutschland. Sein Gebiet reicht weit über das namengebende Gebirge, die Schwäbische Alb, hinaus, nach Norden bis zur Tauber, nach Süden bis an den Bodensee, umfasst also das frühere Land Württemberg; ausgenommen davon ist der ehemals württembergische Anteil am Schwarzwald (Landkreise Calw und Freudenstadt). Er ist eingetragen in das Vereinsregister des Amtsgerichts Stuttgart (VR 2430).
Die Zahl der Mitglieder wuchs rasch an, von 519 (1889) auf rund 20.000 (1897), 44.000 (1926), rund 60.000 (1955), rund 100.000 (1971). Mit rund 85.000 Mitgliedern (Stand: September 2023)[2] ist er heute der größte deutsche und europäische Wanderverein.[3]
Am 13. August 1888 trafen sich auf Einladung von Valentin Salzmann in Plochingen die Vertreter mehrerer Verschönerungsvereine mit dem Ziel, die Arbeit der bestehenden Verschönerungsvereine am Albtrauf gemeinschaftlich zu verbessern.[4][5] Bei der konstituierenden Sitzung am 12. November 1888 in Plochingen legte Salzmann den ersten Entwurf zur Satzung des Albvereins vor, der wenig später dann endgültig ins Leben gerufen wurde. Die erste Ausschusssitzung fand am 22. April 1889 in Plochingen an. Bei der ersten Hauptversammlung des Vereins am 5. Mai 1889 in Plochingen wurden Salzmann zum Vorsitzenden, Ernst Camerer zum Schriftführer und stellvertretenden Vorstand, Gustav Ströhmfeld zum Rechner und Eugen Nägele zum Schriftführer gewählt.[6][7]
Eugen Nägele war seit 1890 stellvertretender Vorsitzender und nachdem er 1913 zum Vorsitzenden gewählt worden war, wurde der Sitz des Vereins nach Tübingen verlegt. Der Verein kaufte 1925 ein villenartiges Haus in der Gartenstraße 19 und ließ es unter der Leitung des Architekten Gustav Stähle für seine Geschäftsstelle umbauen. Das Haus wurde an der westlichen Seite um einen Anbau, in dem sich u. a. das Treppenhaus befindet, sowie um den zweiten Stock und Dachstuhl erweitert, so dass es nach dem Umbau das Gebäude außen als „flotter Neubau“ erschien.[8]
Der Verein ist in 22 Gaue gegliedert. Diese sind für die Betreuung der in ihrem Gebiet liegenden Ortsgruppen zuständig. Zurzeit hat der Verein 570 Ortsgruppen.[2] Die Hauptgeschäftsstelle befindet sich in Stuttgart.
Der Verein widmet sich nicht nur dem Wandern, sondern vor allem der regionalen Kultur mit all ihrem Reichtum. Er will das Besondere und das Typische, das in seiner Heimat vom Taubergrund zum Bodensee, vom Schwarzwaldrand bis zum Ries daheim ist, pflegen und erhalten. Dazu zählen der Schutz von Natur und Landschaft ebenso wie die Pflege von Sprache, Musik, Tanz und Lied. Daraus ergeben sich reichhaltige Wander- und Veranstaltungsprogramme sowie viele Möglichkeiten der Erholung, Entspannung und Geselligkeit.
Ein wichtiges Ziel ist aber auch die Ausbildung von qualifizierten Wanderführern und Wanderführerinnen. Hierzu wurde bereits im Jahre 2001 die Heimat- und Wanderakademie Baden-Württemberg gegründet. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt des Schwäbischen Albvereins zusammen mit dem Schwarzwaldverein.
Die Ortsgruppen bieten mit ihren reichhaltigen Wander- und Veranstaltungsprogrammen viele Möglichkeiten der Erholung, Entspannung und Geselligkeit. Mitglied sein im Schwäbischen Albverein heißt nicht nur Mitwandern in einer Gruppe mit einem geschulten Wanderführer, der über die Wege, Natur und Kultur, Landschaftsgeschichte und Bauwerke zu erzählen weiß. Zusätzlich bieten die zahlreichen Wandertreffen, Jahreshauptversammlungen und Sternwanderungen Gelegenheit zum geselligen Wandern und gemeinsamen Feiern. Darüber hinaus bietet der Schwäbische Albverein Ausbildung zu fachkundigen Wanderführern, Naturschützern oder Jugendbetreuern, Unterricht in Volksmusik, Volkstanz, Fahnenschwingen und anderes.
Der Schwäbische Albverein betreibt insgesamt 21 Wanderheime mit Übernachtungsmöglichkeiten auf der Schwäbischen Alb, aber auch in anderen Gebieten Baden-Württembergs. Die meisten von ihnen werden ehrenamtlich von Ortsgruppen an Wochenenden und Feiertagen bewirtschaftet. (Abkürzung: ehr.) Andere Wanderheime sind an einen Pächter verpachtet. (Abkürzung: verp.)[9]
Der Schwäbische Albverein unterhält ein Netz von Wanderwegen mit einer Gesamtlänge von über 20.000 Kilometern. Neben zahlreichen örtlichen Wanderwegen gibt es auch zehn Hauptwanderwege, deren Bewältigung Tage oder Wochen in Anspruch nehmen kann:
Bei offiziellen Anlässen und Feiern des Vereins wird das Albvereinslied „Nun steckt dies Zeichen an den Hut, ihr Albvereinsgenossen“ gesungen.[10] Der Text stammt von Gründungsmitglied Eugen Nägele und wurde im Juni 1890 in den „Blättern des Schwäbischen Albvereins“ vorgestellt. Gesungen wird das Lied zur Melodie des Frankenlieds von Valentin Eduard Becker.[11]
Im Verlag des Schwäbischen Albvereins erscheinen seit dem Jahr 1893 Schriften zur Schwäbischen Alb und ihrer angrenzenden Regionen, neben Wanderführern und -karten auch Literatur über Geschichte, Geologie, Flora und Fauna, Naturschutz, Volkskunst, Liedgut und Mundart. Neben Einzeltiteln veröffentlicht der Verlag aktuell die seit 1977 erscheinende Reihe Natur – Heimat – Wandern sowie als Karte des Schwäbischen Albvereins seit 2003 Wanderkarten im Maßstab 1:35.000 und seit 2017 ebensolche im Maßstab 1:25.000. Darüber hinaus ist der Verein auch an Kooperationstiteln mit anderen Herausgebern beteiligt, unter anderem an Wander- und Freizeitkarten des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg und am Schwäbischen Heimatkalender. Der Verlag des Schwäbischen Albvereins ist Mitglied im Börsenverein des Deutschen Buchhandels sowie im Landesverband Baden-Württemberg des Börsenvereins.
Die Blätter des Schwäbischen Albvereins[12] informieren seit ihrer ersten Ausgabe am 12. Mai 1889 über die Aktivitäten im Verein und stellen ein Forum für Heimat- und Landeskundliches dar. Albvereinsmitglieder erhalten die Zeitschrift kostenlos; sie kann aber auch von Nicht-Mitgliedern abonniert werden. Die Blätter des Schwäbischen Albvereins erscheinen vierteljährlich in einer Auflage von 70.000 Exemplaren. In einem digitalen Archiv stehen alle Ausgaben von 1889 bis heute kostenlos zur Verfügung.[13]
Die Schwäbische Albvereinsjugend gehört zur Deutschen Wanderjugend und ist die Jugendorganisation des Schwäbischen Albvereins. Sie wurde 1926 gegründet und hat über 13.000 Mitglieder und ca. 150 örtliche Kinder- und Jugendgruppen.
Wie der Hauptverein ist auch die Albvereinsjugend in Gaue und Ortsgruppen aufgeteilt. Höchstes Gremium ist die Jugendvertreterversammlung, die dreimal im Jahr tagt. Eine hauptamtliche Geschäftsstelle in Stuttgart betreut die Aktivitäten der Mitglieder im Vereinsgebiet.
Die Albvereinsjugend bietet offene Jugendarbeit, Fortbildungen und Freizeiten auf Vereinsebene und in den Ortsgruppen an.
Vier Leitbilder prägen das Selbstverständnis der Albvereinsjugend: Gemeinsam unterwegs, Natur & Umweltschutz, soziales und demokratisches Handeln, zwischen Tradition und Moderne.
Die zentrale Zeitschrift Stufe erscheint viermal im Jahr. Das vereinseigene Jugendzentrum Fuchsfarm befindet sich auf dem Raichberg bei Albstadt-Onstmettingen auf der schwäbischen Alb, wo seit 1965 regelmäßig Zeltlager für Jugendliche veranstaltet werden. 2006 präsentierte die Schwäbische Albvereinsjugend das Brettspiel Quer durch BaWü mit verschiedenen Ausflugs- und Wanderzielen aus dem Vereinsgebiet.
Der Hauptverein wurde zusammen mit dem Schwarzwaldverein am 20. September 2017 vom Tourismus-Verband Baden-Württemberg als „Vorreiter eines nachhaltigen Tourismus“ mit der Verdienstmedaille ausgezeichnet.[14]
Die folgenden Ortsgruppen des Schwäbischen Albvereins erhielten seit 1989 die Eichendorff-Plakette:
↑Gedenken an Vereinsgründer Salzmann. In: „Blätter des Schwäbischen Albvereins“, Heft 1/2014, Heft 6/2008, S. 31.
↑ Antje Nagel [= Zacharias]: Entlang dem Neckar. In: Udo Rauch (Hrsg.); Zwischen Ammer und Neckar. Das Tübinger Stadtbild im Wandel, Stadt Tübingen, Kulturamt : Tübingen 1994, ISBN 3-910090-11-7. S. 112.