Seeben, ein Rundplatzdorf[2], liegt im Norden der Altmark im Nord-Westen des Bundeslandes Sachsen-Anhalt an der Grenze zum Nachbarland Niedersachsen. Im Nordwesten liegt das Waldgebiet Seebenauer Holz im EU-Vogelschutzgebiet „Landgraben-Dumme-Niederung“. Es wird von Gräben entwässert, die nach Norden zur Wustrower Dumme fließen.[3]
Der Ortsteil liegt an der B 71. Die nächsten größeren Städte sind Salzwedel (Entfernung 10 km), Uelzen (36 km) und Lüneburg (70 km). Nachbarorte sind Darsekau und Cheine.
Zur ersten urkundlichen Erwähnung von Sebene kam es 956, als Otto I. dem Stift Quedlinburg sechs Dörfer schenkte, darunter das heute bekannte Seeben.[4] Zu diesem Zeitpunkt bildete, die im 12. Jahrhundert erbaute Dorfkirche den Ortseingang für das Rundplatzdorf.
Die heutige Ortsansicht bildete sich nach dem großen Dorfbrand im April 1863. Durch die teilweise recht dichte Bebauung und die damalige noch weit verbreitete Verwendung von Strohdächern brannte fast das gesamte Dorf mit 12 Höfen nieder. In den Folgejahren wurde der Ort wieder aufgebaut die Charakteristik eines Rundlingsdorf jedoch aufgegeben.[5]
Am 14. September 1569 belehnten Christoph und Antonius Wustrow den Dietrich Brewitz aus Bockhorn bei Salzwedel mit dem Dorfe Seeben,[7] am 11. November 1839 endete diese endgültig und sämtliche Abgaben und Arbeitsleistungen wurden den Dorfbewohnern gegen eine Einmalzahlung erlassen. Die Seebener Dorfbewohner verdienten ihr Auskommen zu dieser Zeit neben der Landwirtschaft auch mit dem Holzhandel, dem Stechen und Verkaufen von Torf und auch die Herstellung von Leinen.[8][9]
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs marschierten am 21. April 1945 Teile des 47. Infanteriebataillons und 10. Panzerbataillons der Fifth Armored Division der US-Army aus Salzwedel kommend in Seeben ein. Zuvor kam es noch zu einigen Scharmützeln mit deutschen Soldaten in den umliegenden Wäldern. Zwei der bei diesen Kämpfen gefallenen deutschen Soldaten, sind heute in einem Waldstück Richtung Rockenthin beerdigt.[10][11][12]
Von 1961 bis 1989 war Seeben durch seine grenznahe Lage Teil des Sperrgebiets der DDR. Ehemalige Grenzanlagen, wie beispielsweise Grenzzaun und Grenzturm, sind erhalten geblieben. Diese Relikte des Kalten Krieges und der Trennung Deutschlands sind ein Ausflugsziel von Fahrradtouristen und Naturliebhabern.
Im Cheiner Torfmoor östlich von Seeben wurde im 19. Jahrhundert ein Feuersteindolch aus der frühen Bronzezeit gefunden.[13]
1956, im Jahr des 1000-jährigen Bestehens, wurden in Seeben etwa 430 Pfennige und Groschen aus der Zeit von 1430 bis 1512 von spielenden Kindern entdeckt. Ein Lehrer, der die Münzen Tage darauf bei den Schülern fand, erkannte die Bedeutung, sammelte sie ein und übergab sie dem Danneil-Museum in Salzwedel, wo sie heute in einer Ausstellung besichtigt werden können.[14]
In der Sage Über die Entstehung des Dorfes Seeben, die Alfred Pohlmann[15] im Jahre 1901 überlieferte, wird über den Riesen Jan Kahl und seine Frau namens Seba berichtet. Der Riese lag im Streit mit dem Markgrafen zu Salzwedel, der darauf dessen Frau entführen ließ. Später gelang dem Riesen die Befreiung seiner Frau. Sie starb aber kurz darauf. Das war an der Stelle, wo jetzt die Kirche steht. Der Riese zwang einige aus seinem Gefolge, sich dort anzusiedeln. Das Dorf benannte er nach seiner Gattin. Jan Kahl wurde im Seebenauer Holz begraben. Sein Grab war mit Eichen bepflanzt, eine auf seinem Kopf, zwei auf den Armen und zwei auf den Füßen.[16]
Der Historiker Johannes Schultze erläuterte 1964 die verschiedenen Zuordnungen der sechs Dörfer in der marca lipani in der Urkunde von 956[4]. Er schrieb: „Man hat die Dörfer im Gau Osterwalde in die Umgebung von Salzwedel lokalisiert, ohne dass die Ansichten in der Identifizierung übereinstimmen.“[17] Das sind:
liubeme = Lübbow (Wendland) oder Lübeln (Wendland)
Am 1. April 1938 wurden die Gemeinden Seeben und Darsekau aus dem Landkreis Salzwedel zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen Seebenau vereinigt.[18] Mit der Eingemeindung von Seebenau nach Salzwedel am 1. Januar 2010[19][20] kam der Ortsteil Seeben zur Stadt Salzwedel und gleichzeitig zur neu entstandenen Ortschaft Seebenau.[19]
Die evangelische Kirchengemeinde Seeben war eingekircht in die mater combinata Rockenthin, die zur Pfarrei Bombeck gehörte.[26] Die Evangelischen aus Seeben gehören heute zum Pfarrbereich Osterwohle-Dähre im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[27]
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für die Pfarrei Bombeck stammen aus dem Jahre 1760.[28]
Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.2057–2059, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.129–130 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.346, 148. Seeben (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑ abHansestadt Salzwedel (Hrsg.): Salzwedel – Statistik Einwohner/Ort zum Stichtag 31.12.2023 mit Haupt- oder alleiniger Wohnung. 6. August 2024.
↑ abcdPeter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.2057–2059, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
↑Chronik des Dorfes Seeben von Werner Mehldau, Salzwedel, 1956
↑Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S.401 (uni-potsdam.de (Memento vom 20. April 2019 im Internet Archive)).
↑Johann Friedrich Danneil, von Münchhausen: Generalbericht für 1844. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1845, S.11, Aus der Periode der Kegelgräber (altmark-geschichte.de [PDF]).
↑Horst Konietzko: Der Münzfund von Seeben – heute Ortsteil von Seebenau, Altmarkkreis Salzwedel. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 71. Jahresbericht, 1996, S.125–131 (altmark-geschichte.de [PDF]).
↑Hanns H. F. Schmidt: Das große Sagenbuch der Altmark. Teil 2 von K wie Kleinau bis Z wie Zichtau. dr. ziethen verlag, Oschersleben 1994, ISBN 3-928703-42-0, S.206.
↑Johannes Schultze: Forschungen zur brandenburgischen und preussischen Geschichte. Ausgewählte Aufsätze (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin. Band13). 1964, ISBN 978-3-11-083528-1, S.24–25, Nordmark und Altmark.
↑Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1938, ZDB-ID 3766-7, S.139, 475.
↑ abcdAltmarkkreis Salzwedel: Vereinbarung über die Eingemeindung der Gemeinde Seebenau in die Hansestadt Salzwedel (Gebietsänderungsvereinbarung) mit Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 16. März 2009. In: Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr.4, 22. April 2009, S.84–86 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; 819kB; abgerufen am 19. Februar 2022]).
↑Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S.96 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
↑Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S.13 (genealogy.net [Volltext und Scan]).