Die Seldingertechnik oder Seldinger-Methode ist eine Methode zur Punktion von Blutgefäßen zum Zweck der Katheterisierung. Sie wurde 1953 von dem schwedischen Radiologen Sven-Ivar Seldinger entwickelt, um Angiographie-Katheter in Blutgefäße einzubringen. Sie wird unter anderem bei der Arteriografie und der Koronarangiographie verwendet, aber auch beim Legen von arteriellen und zentralvenösen Zugängen.
Der Seldinger-Draht besteht aus einem sehr eng schraubig gewundenen Stahldraht. Durch die Windungen ist er sehr flexibel. Oft ist die Spitze halbkreisförmig zurückgebogen (J-Form), um eine Perforation der Gefäßwand von innen zu vermeiden. Längere Seldinger-Drähte sind zur besseren Handhabung in einen kreisförmig gebogenen Kunststoffschlauch eingescheidet.
Die Patientenlagerung erfolgt in Abhängigkeit vom zu punktierenden Gefäß, in den allermeisten Fällen in Rückenlage. Die Einstichregion wird zunächst mit einem Hautantiseptikum behandelt, dann mittels Lochtuch abgedeckt. Sodann erfolgt die Infiltration mittels Lokalanästhetikum. Das Gefäß wird an der entsprechenden Stelle (z. B. am Hals oder am Arm) mit einer Punktionskanüle punktiert. Die Lage im Blutgefäß (intravasale Lage) wird durch Blutfüllung im hinteren Teil der Kanüle erkennbar. Nach Entfernen des Mandrin wird über die nun im Blutgefäß liegende Kanüle ein Führungsdraht vorgeschoben. Dies erfolgt in vielen Fällen unter Durchleuchtung, um die Lage des Drahtes verfolgen zu können. Anschließend wird unter Fixierung des Führungsdrahtes die Punktionskanüle entfernt. Dabei ist das Gefäß an der Einstichstelle zu komprimieren und streng darauf zu achten, dass die Position des Drahtes unverändert bleibt. Je nach Kaliber des einzubringenden Katheters (bzw. Drains oder der Schleuse) muss zuvor mittels Dilatator der Stichkanal aufgedehnt werden, um die Einführung zu erleichtern. Danach wird die Schleuse oder der Katheter (z. B. ZVK) über den Draht an seine Zielposition vorgeschoben. Anschließend wird der Führungsdraht entfernt und die Schleuse (bzw. Katheter oder Drain) nochmals durchgespült.
Die Seldinger-Technik wird bis heute zur Anlage von arteriellen Gefäßzugängen und zentralen Venenkathetern verwendet. Die Technik kommt aber auch bei der Punktion anderer anatomischer Strukturen zum Einsatz (z. B. Darstellung der Gallenwege, Abszessdrainage u. a.).