Serra-do-Mar-Reisratte | ||||||||||||
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Serra-do-Mar-Reisratte (Drymoreomys albimaculatus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Drymoreomys | ||||||||||||
Percequillo, Weksler & Costa, 2011 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Drymoreomys albimaculatus | ||||||||||||
Percequillo, Weksler & Costa, 2011 |
Die Serra-do-Mar-Reisratte (Drymoreomys albimaculatus) ist eine Nagetierart aus der Familie der Wühler (Cricetidae) und der einzige bekannte Vertreter der monotypischen Gattung Drymoreomys.
Der Gattungsname Drymoreomys setzt sich zusammen aus dem altgriechischen δρῡμός (drӯmós = „Wald“), ὄρεος (óreos; Genitiv von ὄρος; óros = „Berg“)[Anm. 1] sowie μυς (mys = „Maus“) und nimmt Bezug auf den bevorzugten Lebensraum der Gattung. Der Artzusatz „albimaculatus“ besteht aus den lateinischen Begriffen „albus“ („weiß“) sowie „maculatus“ („befleckt“, „gefleckt“) und nimmt Bezug auf die Fellzeichnung.[1] Sinngemäß lässt sich die wissenschaftliche Bezeichnung der Art als „Weißgefleckte Bergwaldmaus“ übersetzen.
Erste Exemplare der Serra-do-Mar-Reisratte wurden bereits 1992, unabhängig voneinander, in den brasilianischen Bundesstaaten São Paulo und Santa Catarina gefangen. Weitere Funde aus den beiden Bundesstaaten folgten 2006 und 2008. Alle diese Exemplare wurden für die zoologischen Sammlungen verschiedener Museen präpariert, blieben zunächst aber ohne detailliertere Analyse. Die Erstbeschreibung der neuen Gattung und Art erfolgte erst 2011 durch Alexandre Reis Percequillo, Marcelo Weksler und Leonora Pires Costa.[1]
Zwei Jahre später wurde der Karyotyp der neuen Art beschrieben.[2] 2015 wurde die Serra-do-Mar-Reisratte erstmals auch im Südwesten des Bundesstaates Rio de Janeiro nachgewiesen[3] und 2018 konnte, wie bereits von den Erstbeschreibern vermutet,[1] durch einen Fund im Bundesstaat Paraná die Lücke im Verbreitungsgebiet zwischen São Paulo und Santa Catarina geschlossen werden.[4]
Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 12,2–13,9 cm, einer Schwanzlänge von 14,0–17,5 cm und einer Körpermasse von 44–64 g zählt die Serra-do-Mar-Reisratte zu den mittelgroßen Vertretern der Wühler (Cricetidae). Die Fellfärbung am Rücken variiert von Orange bis Beige. Die Bauchseite ist bräunlich-grau mit einem deutlichen, namensgebenden, weißen Fleck im Bereich von Brust und Kehle.[4] Bei etwa 20 % aller Individuen lassen sich auch weiße Fellflecken im Bereich der Leistengegend beobachten.[1] Der lange Schwanz ist einheitlich gefärbt.[1][4]
Die Serra-do-Mar-Reisratte verfügt über einen diploiden Chromosomensatz von 2n=62 bei einer Anzahl von FN=62 Chromosomenarmen. Die Kombination scheint artspezifisch zu sein. Innerhalb der Oryzomyini weisen nur drei Arten der Gattung Oligoryzomys einen diploiden Chromosomensatz von 2n=62, aber eine jeweils abweichende Anzahl von Chromosomenarmen auf.[2]
Die Serra-do-Mar-Reisratte ist ein Endemit der Mata Atlântica.[4] Die meisten Funde der Art stammen aus den dichten Bergregenwäldern der Serra do Mar im Südosten Brasiliens aus Höhen zwischen 650 und 1.200 m über dem Meeresspiegel.[1][3] Daneben liegen auch Nachweise aus den Araukarien-Mischwäldern (Floresta ombrófila mista) der Mata Atlântica vor und hier insbesondere aus den Übergangsregionen zu den Feuchtsavannen des Cerrado und den nördlichsten Ausläufern der Pampa.[4]
Über die Lebensweise der Serra-do-Mar-Reisratte ist bislang nur sehr wenig bekannt. Einige morphologische Merkmale, wie etwa die überaus stark entwickelten Ballen an den Fußsohlen, werden als Hinweis auf eine baumbewohnende Lebensweise gedeutet.[1][3] Diesem Befund steht die Tatsache gegenüber, dass nahezu alle bisher bekannten Belegexemplare in Bodenfallen gefangen wurden.[1][3][4] Ähnliche, scheinbar widersprüchliche, Befunde liegen allerdings auch für andere baumbewohnende Vertreter der Sigmodontinae, wie etwa der Rötlichen Baummaus (Rhagomys rufescens), der Rio-de-Janeiro-Ratte (Phaenomys ferrugineus) oder Juliomys rimofrons, vor.[3]
In einigen Arbeiten wird die Serra-do-Mar-Reisratte eine insektivore bis omnivore Ernährungsweise zugeschrieben,[5][6] allerdings ohne diese Zuordnung durch eigene Daten oder entsprechende Quellen zu belegen.
Trächtige Weibchen wurden bislang in den Monaten Juni, November und Dezember gefangen. Bei einem der Weibchen wurden drei Embryonen festgestellt. Fortpflanzungsbereite Männchen mit vollzogenem (saisonalen) Hodenabstieg wurde ebenfalls im Dezember gefangen. Insgesamt ist die vorhandene Datenbasis aber noch zu lückenhaft, um etwa eine ganzjährige Fortpflanzungsperiode ausschließen zu können.[1]
Systematische Stellung von Drymoreomys innerhalb der Oryzomyini | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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stark vereinfacht nach Percequillo et al., 2021.[7] |
Die Tribus der Oryzomyini innerhalb der Wühler (Cricetidae) weist in phylogenetischen Analysen eine Gliederung in drei bis vier monophyletische Gruppen, jeweils im Rang einer Subtribus, auf. Diese Subtriben tragen keine eigenen wissenschaftlichen Namen, sondern werden in der Fachliteratur lediglich als „Klade A“, „Klade B“, „Klade C“ und „Klade D“ bezeichnet.[7]
Das nebenstehende Kladogramm zeigt das Ergebnis einer solchen Analyse nach Percequillo et al., 2021. Die Gattung Zygodontomys wurde in dieser Analyse ebenso wenig berücksichtigt,[7] wie eine 2016 erstbeschriebene zweite Art der Gattung Eremoryzomys.[8] In ähnlichen Analysen bildet die Gattung Zygodontomys entweder eine monophyletische Gruppe („Klade A“) mit der Gattung Scolomys oder beide Gattungen stehen als eigenständige, basale Abspaltungen einer Gruppe aus „Klade B“, „Klade C“ und „Klade D“ gegenüber.[1] Die Kladen „B“, „C“ und „D“ treten dagegen in mehreren Analysen als gut definierte monophyletische Gruppen in Erscheinung, wobei die „Klade B“ jeweils eine Position als Schwestergruppe zu den Kladen „C“ und „D“ einnimmt.[1][2][7][9]
Die Serra-do-Mar-Reisratte zeigt sich in diesen Analysen innerhalb der „Klade D“ als Schwestertaxon der Großen Marañón-Reisratte (Eremoryzomys polius). Die beiden Arten bilden eine gemeinsame Teilklade, die sich basal von den übrigen Gattungen der Klade abspaltete. Molekulargenetische Daten deuten darauf hin, dass sich die „Klade D“ im frühen Pliozän, vor etwa 3,12–4,09 Ma, als eigenständige Gruppe etablierte und die Abspaltung der Teilklade mit der Großen Marañón-Reisratte und der Serra-do-Mar-Reisratte kurz darauf erfolgte. Die Aufspaltung in die beiden rezenten Gattungen Eremoryzomys und Drymoreomys erfolgte demnach vor etwa 2,2 Ma, im späten Pliozän.[7]
Die nahe verwandtschaftliche Beziehung zwischen der Serra-do-Mar-Reisratte und der Großen Marañón-Reisratte ist insofern bemerkenswert, als beide Arten vollkommen unterschiedliche Habitate in weit voneinander entfernten biogeographischen Regionen bewohnen. Im Gegensatz zu der Serra-do-Mar-Reisratte findet sich die Großen Marañón-Reisratte in lokalen Gehölzen in weitgehend ariden Gebieten entlang des Oberlaufes des Río Marañón im Norden Perus. Die ungewöhnlich nahe Verwandtschaft der beiden Gattungen wird als weiterer Hinweis auf eine durchgehend bewaldete Region vom Gebiet der heutigen Mata Atlântica bis in die nördlichen Zentralanden noch im späten Pliozän gewertet.[1]
In einer ersten Bewertung wurde die Serra-do-Mar-Reisratte (Bewertungsjahr 2017) von der IUCN als „potentiell gefährdet“ („near threatened“) in die Rote Liste gefährdeter Arten aufgenommen.[10]