Short Bomber

Short Bomber
Typ Bomber
Entwurfsland

Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich

Hersteller Short Brothers
Erstflug 1915
Indienststellung 1916
Produktionszeit

1915–16

Stückzahl 83

Der Short Bomber war die Landversion der britischen Short Type 184 des englischen Herstellers Short Brothers in Rochester, der als Langstreckenbomber im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurde.

Unter dem Titel „Britain’s Sure Shield“ hatte Commander Murray Sueter, der seit 1912 im Air Department der Royal Navy den Aufbau des RNAS verantwortete, sich bereits vor Kriegsausbruch dafür eingesetzt, mit Torpedo-Wasserflugzeugen und landgestützten Langstreckenbomber ein Verteidigungsmittel gegen die deutsche Hochseeflotte und deren Kriegshäfen zu schaffen. Da der fehlgeschlagene Luftangriff auf Cuxhaven im Dezember 1914 die Schwächen der verfügbaren Marineflugzeuge offenbart hatte, suchte Sueter mittels eines Ausschreibungswettbewerbs eine rasch verfügbare Zwischenlösung bis zur Lieferung des von ihm mittelfristig projektierten zweimotorigen Handley-Page Bombers, dessen Produktionsreife noch nicht abzusehen war. Die Wahl des Air Department fiel auf eine Landversion des bereits als Prototyp vorhandenen Short 184-Torpedobombers mit 225 PS (165 kW) Sunbeam-Motor. Dieses mit der Bezeichnung „Short-Bomber“ unter äußerster Geheimhaltung entwickelte Großflugzeug erhielt statt der Schwimmer ein vierrädriges Fahrgestell, das unter dem Bug und dem Ansatz der unteren Tragfläche angebracht war, sowie einen gummigefederten Hecksporn. Dessen Rumpf und dessen Heckleitwerk mit geteilten Höhenrudern und vertikaler Heckflosse mit Seitenruder konnten vom Type 184 übernommen werden, ergänzt durch eine neue, zweistielig ausgeführte Tragflächenkonstruktion mit Querrudern und kürzeren unteren Tragflächen, ähnlich der des späteren Short Admiralty Type 166 Seeflugzeugs. Das Flugzeug war für eine Flugzeit von sechs Stunden ausgelegt und sollte einen 35,5 m Whitehead-Torpedo oder acht 51 kg-Bomben tragen.

Beobachter und Pilot waren in hintereinander angeordneten Cockpits untergebracht. Der ins vordere Cockpit versetzte Beobachter erhielt ein bewegliches Lewis-MG, das er auf den Rumpf stehend durch eine Öffnung der oberen Tragfläche bediente, um von dort oben freies Schussfeld nach oben und zu den Seiten zu haben.

Angesichts der deutschen Luftschiffangriffe auf London und Südengland stieg im britischen Parlament der politische Druck auf die Lieferung eines Fernbombers für Vergeltungsschläge, und Sueter sah sich trotz der Geheimhaltung gezwungen, vier Fotos des Mitte 1915 gebauten Prototyps (S. 248, später 3706) zu veröffentlichen.

Die Serienmaschinen erhielten wassergekühlte 250 PS (184 kW) 12 Zylinder V-Motoren des Typs Rolls-Royce (Eagle) I mit Vierblatt-, die von Sunbeam gebauten Flugzeuge den 225 PS (165 kW) Sunbeam Mohawk mit Zweiblattpropeller.[1] Die Hauptkraftstofftanks, die über Handpumpe einen auf die Motorhaube gesetzten Falltank versorgten, wurden durch eine Panzerplatte geschützt. Die Kühler wurden seitlich neben dem Rolls-Royce, bzw. etwas weiter hinten für den Sunbeam-Motor montiert, um den Zugang zu Magnetzündern und Vergaser zu ermöglichen. Der Platz des Beobachters wurde in das das hintere Cockpit verlegt und dessen Lewis-MG auf eine bewegliche Scarff-Lafette gesetzt; außerdem wurde im zweiten Cockpit ein Doppelsteuer eingebaut, damit der Beobachter bei Ausfall des Piloten die Kontrolle übernehmen konnte. Die Bomben wurden unter den Streben der unteren Flügel aufgehängt. Die maximale Bombenlast bestand aus acht 51 kg-Bomben betrug, konnten aber auch durch 28 kg-Bomben ersetzt werden, um so die Reichweite zu erhöhen.

Nach Anlaufen der Produktion reklamierte Testpilot Ronald Kemp jedoch, dass das Flugzeug die geforderte Last von sechs 51 kg Bomben nicht tragen konnte. Um für genügend Auftrieb zu sorgen, wurden daraufhin die Spannweite der oberen Tragfläche, gestützt durch ein drittes Strebenpaar, von 21,95 m auf 25,60 m verlängert. Nachdem das geschehen war und die ersten Serienmaschinen bereits abnahmebereit waren, stellte sich jedoch heraus, dass bei verlängerten Tragflächen und gleicher Rumpflänge die Fluglage nicht mehr stabil zu halten war und, um die Proportionen zwischen Flügeln und Rumpf konstant zu halten, zwangsläufig auch der Rumpf entsprechend um 1,35 m verlängert werden musste. Einhergehend mit kleineren Modifikationen bedeutete das einen zweiten, aufwändigen Eingriff in die laufende Produktion einschließlich des Umbaus bereits fertiggestellter, aber noch nicht abgenommener Flugzeuge. Da sich die Auslieferung an den RNAS dadurch verteuern und verzögern würde, stieß das auf den entschiedenem Widerstand von Chefingenieur Horace Short. Werkspilot Ronald Kemp und RNAS Wing-Commander Arthur Longmore inszenierten daraufhin Shorts Einladung zum offiziellen Besuch der RNAS-Seeflugstation in Dunkerque, um in dessen Abwesenheit die notwendigen Änderungen durchzusetzen.

Insgesamt wurden verteilt auf fünf Hersteller 110 Flugzeuge bestellt, von denen jedoch nur 83 Serienflugzeuge geliefert wurden, nachdem mit Erscheinen der zweimotorigen Handley-Page O/100 im Oktober 1916 die noch unbelieferten Bestellungen gestrichen wurden:

Hersteller Ort RNAS-Nummer bestellt storniert geliefert Motor
Short Brothers Rochester 9306–9355 50 15 35 Rolls-Royce
Mann, Egerton & Company Ltd. Norwich 9476–9495 20 0 20 Rolls-Royce
Sunbeam Motor Car Company 9356–9375 Wolverhampton 20 5 15 Sunbeam
George Parnall & Co. Ltd. Bristol/Eastville 9771–9780 10 4 6 Rolls-Royce
Phoenix Dynamo Aircraft Ltd. Bradford 9831–9840 10 4 6 Rolls-Royce

Der Einsatzweg der Short-Bomber lässt sich nur teilweise nachverfolgen:

  • Die ersten 15 Short Bomber sollten ab Anfang Frühjahr 1916 an das RNAS in Coudekerque gehen, um dort eine Bombereinheit für die Durchführung strategischer Fernangriffe aufzubauen. Diese Maschinen wurden jedoch aufgrund der Produktionsverzögerungen verspätet geliefert und zum Ausgleich zur Schlacht an der Somme an das Royal Flying Corps abgegeben. Es ist jedoch unklar, was aus diesen Flugzeugen wurde.
  • Der RNAS begann erst im Herbst 1916 Operationen mit den Short-Bombern. Der erste Einsatz erfolgte durch die No. 7 Squadron beim 5th Wing des RNAS, welche in der Nacht des 15. November 1916 mit vier Short-Bombern, jeder mit acht 30 kg-Bomben beladen, und 18 Caudron G.IV der Wings 4 und 5 einen Angriff auf die Werftanlagen und das Kraftwerk Slijkens bei Ostende an der belgischen Küste durchführte.[2]
  • Zusammen mit 20 Sopwith 1½ Struttern wurden 15 weitere Short Bomber dem neu gebildeten 3rd Wing des RNAS unter Captain W.L. Elder in Luxeuil für Angriffe auf das deutsche Industriegebiet in Lothringen und an der Saar zugeteilt; aus diesem Geschwader ging 1918 die Independent Force der RAF hervor, ein direkter Vorläufer des späteren RAF Bomber Command.
  • Ab Januar 1917 kamen weitere Short-Bomber zum 5th Wing in Dunkerque; diese nahmen im April 1917 an vier aufeinanderfolgenden Nächten an den Angriffen auf die U-Boot-Mole von Zeebrügge teil, um einen Angriff der britischen Seestreitkräfte vorzubereiten.
  • Das Flugzeug Nr. 9311 wurde der französischen Aeronautique militaire zum Leistungsvergleich mit ihren Caudron- und Breguet-Bombern zur Verfügung gestellt.
  • Eines der letzten Serienflugzeuge wurde am 9. November 1917 von Martlesham Heath zur Isle of Grain geflogen und an der dortigen Erprobungsstelle verwendet, wo vermutlich bereits seit 1916 der Prototyp mit verschiedenen Modifikationen erprobt wurde.

Da die mit nur einem Abwehr-MG versehenen, für ihren Motor überdimensionierten Short-Bomber zu langsam und leistungsschwach und ohnehin nur als Zwischenlösung vorgesehen waren, wurden sie ab April 1917 vom Fronteinsatz zurückgezogen. Überlegungen, einen neuen Prototyp des Short-Bombers zur Erprobung des am Hispano-Suiza Motors orientierten Sunbeam Arab Motors zu verwenden, wurden nach dem Tod von Chefingenieur Horace Short nicht fortgesetzt.

Technische Daten

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Dreiseitenansicht
Kenngröße Daten[3]
Besatzung 2
Länge 13,72 m
Spannweite 25,60 m
Höhe 4,57 m
Flügelfläche 80,83 m²
Leermasse 2268 kg
Startmasse 3084 kg
Höchstgeschwindigkeit in 2000 m Höhe 124 km/h
steigt auf 2000 m Höhe in 21:25 min
steigt auf 3045 m Höhe in 45:00 min
Dienstgipfelhöhe 2900 m
Flugdauer 6:00 h
Triebwerk ein wassergekühlter 12 Zylinder 250 PS (184 kW) Rolls-Royce Eagle-I-V-Motor
Bewaffnung 1×7,7 mm Lewis-MG auf Scarff-Lafette, 8×51 kg Bomben
  • Enzo Angelucci (Hrsg.): World Encyclopedia of Military Aircraft. * Jane’s, London 1991, ISBN 0-7106-0148-4.
  • C.H. Barnes; D.N. James: Shorts Aircraft since 1900. London, Putnam 1989. ISBN 0-85177-819-4.
  • J. M. Bruce: British Aeroplanes 1914–18. Putnam London 1957
  • Peter Lewis: The British Bomber since 1914. (Second ed.). Putnam, London 1974, ISBN 0-370-10040-9.
  • Horace Frederick King: Armament of British Aircraft 1909–1939. Putnam Aeronautical Books, London 1971. ISBN 0-370-00057-9.
  • Francis K. Mason: The British Bomber since 1914. London: Putnam Aeronautical Books, 1994. ISBN 0-85177-861-5.
  • Kenneth Munson: Bomber 1914–19. Orell-Füssli, Zürich 1968.
  • Heinz Nowarra: Die Entwicklung der Flugzeuge 1914–1918. München 1959.
  • Owen Thetford: British Naval Aircraft since 1912. London, Putnam, 4. Auflage 1978. ISBN 0-370-30021-1.
  • Kenneth E. Wixey: Parnall Aircraft since 1914. London, Putnam, 4. Auflage 1990. ISBN 978-0-85177-841-9.
  • The Bomber spreads its Wings, aus: Bombers 1914–1939, Purnell, Phoebus Publishing, London 1973. S. 31ff, S. 48
Commons: Short Bomber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Short Bomber – fliegerweb.de – aufgerufen am 24. April 2024
  • Short Bomber – miltaerwissen.de – aufgerufen am 24. April 2024
  • Short Bomber – aviastar.org – aufgerufen am 24. April 2024
  • Short Bomber – Their Flying Machines – aufgerufen am 25. April 2024

Einzelnachweise

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  1. Kenneth Munson: Bomber 1914–19. Orell-Füssli, Zürich 1968, S. 150
  2. Owen Thetford: British Naval Aircraft since 1912. London, Putnam, 4. Auflage 1978. ISBN 0-370-30021-1, S. 278
  3. vgl. Francis K. Mason: The British Bomber since 1914. London: Putnam Aeronautical Books, 1994. ISBN 0-85177-861-5, S. 40. sowie Kenneth Munson: Bomber 1914–19. Orell-Füssli, Zürich 1968, S. 48