Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 36′ N, 6° 18′ O | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen | |
Regierungsbezirk: | Köln | |
Kreis: | Städteregion Aachen | |
Höhe: | 543 m ü. NHN | |
Fläche: | 110,92 km2 | |
Einwohner: | 15.955 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 144 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 52152 | |
Vorwahlen: | 02473, 02485 | |
Kfz-Kennzeichen: | AC, MON | |
Gemeindeschlüssel: | 05 3 34 028 | |
LOCODE: | DE SRH | |
Gemeindegliederung: | 17 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathaus 1 52152 Simmerath | |
Website: | www.simmerath.de | |
Bürgermeister: | Bernd Goffart (CDU) | |
Lage der Gemeinde Simmerath in der Städteregion Aachen | ||
Simmerath ist eine Gemeinde in Nordrhein-Westfalen; sie gehört zur Städteregion Aachen (Regierungsbezirk Köln).
Das 1972 entstandene, heutige Gemeindegebiet von Simmerath erstreckt sich in einem Radius von etwa 10 km rund um den Kernort. Seine Peripherie berührt im Osten die als touristische Attraktion relevante Rurtalsperre, im Süden den Raum Monschau, im Westen die belgische Grenze mit immer noch gut erkennbaren Teilen des durch einen Wanderweg erschlossenen Westwalles und im Norden den Raum Roetgen/Aachen. Höchster Punkt in der Gemeinde ist die Erhebung Langschoß mit 583 m ü. NHN im Ortsteil Lammersdorf. Teile des Gemeindegebiets liegen seit dem 1. Januar 2004 auf dem Territorium des Nationalparks Eifel.
Simmeraths Nachbargemeinden sind die Stadt Eupen (B), die Gemeinde Roetgen, die Stadt Stolberg (Rheinland), die Stadt Monschau, die Gemeinde Hürtgenwald, die Stadt Nideggen, die Stadt Heimbach (Eifel) und die Stadt Schleiden.
Die Einwohnerzahlen beziehen sich auf Haupt- und Nebenwohnungen, Stand: 30. Juni 2022.[2]
Die Gegend um Simmerath war schon zur römischen Kaiserzeit besiedelt. Die antike Verbindungsstraße führte aus Konzen über Simmerath und Kesternich nach Einruhr. Die Besiedlung ist durch Bodenfunde aus dem 2. und 3. Jahrhundert, nicht jedoch durch schriftliche Quellen belegt. Eine Siedlungskontinuität in die fränkische Zeit hinein ist nicht dokumentiert. Ein „Hof zo Semmenrode“ findet sich erst wieder in einer mittelalterlichen Quelle von 1342.[3] 1346 beginnen die kirchenrechtlichen Belege; zuvor gehörte die Pfarrei zu Konzen.
Territorial gehörte die Ansiedlung zur Herrschaft der Grafen von Monschau (Montjoie); diese ging nach dem Tode Johann III. von Schönforst-Montjoie 1433 an das Herzogtum Jülich über, in dessen Besitz Simmerath wie das gesamte Monschauer Land bis zum Ende des 18. Jahrhunderts verblieb. Nachdem 1794 das gesamte Linke Rheinufer während des Ersten Koalitionskrieges besetzt worden war, gehörte das Gebiet von 1798 bis 1814 zu Frankreich. Simmerath und Umgebung gehörten zum Kanton Montjoie im Arrondissement Aachen im Rur-Département. Aufgrund der 1815 auf dem Wiener Kongress getroffenen Vereinbarungen kam die Region zum Königreich Preußen und Simmerath war ab 1816 eine Gemeinde im Kreis Monschau im Regierungsbezirk Aachen in der Provinz Großherzogtum Niederrhein, welche 1822 in der Rheinprovinz aufging, die bis zur Auflösung nach dem Zweiten Weltkrieg bestand. Im Zweiten Weltkrieg brachte die Ardennenoffensive im Winter 1944/45 beim Vormarsch der Alliierten schwere Zerstörungen mit sich. 1962 erkrankten im Ortsteil Lammersdorf mehrere Personen an den Pocken.[4]
Im Rahmen der Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen wurden mit dem so genannten Aachen-Gesetz vom 14. Dezember 1971 mit Wirkung vom 1. Januar 1972 der Gemeinde Simmerath die bisher selbständigen Gemeinden Eicherscheid, Kesternich, Lammersdorf, Rurberg, Steckenborn und Strauch eingegliedert;[5] der Kreis Monschau wurde aufgelöst. Dieses erweiterte Simmerath ist seither eine von neun Gemeinden (neben Herzogenrath, Alsdorf, Würselen, Baesweiler, Eschweiler, Stolberg, Roetgen und Monschau), die nach der Neugliederung zum ehemaligen Kreis Aachen, der heutigen Städteregion Aachen, gehören.
Lammersdorf gehörte schon vorher zum Amt Simmerath, Kesternich, Rurberg/Woffelsbach, Steckenborn und Strauch waren selbstständig, Eicherscheid war vorher bei Imgenbroich und Einruhr/Erkensruhr bei Dreiborn. Durch die Eingemeindung wurden einige derjenigen Ortschaften, die (neben anderen) schon im Mittelalter kirchenrechtlich zu Simmerath gehört hatten, kommunalpolitisch wieder zu Simmerath „zurückgeholt“, nämlich Dedenborn, Kesternich, Strauch, Rollesbroich, Witzerath, Lammersdorf und Paustenbach. In der Zwischenzeit hat jedoch jeder dieser Ortsteile seine eigene Identität und seine eigenen Wirtschaftsfaktoren entwickelt, so dass die Gemeinde Simmerath sich heute als ein Zusammenschluss von heterogenen Strukturen darstellt.
Bei der Gemeinderatswahl am 13. September 2020 ergab sich folgende Sitzverteilung:[6]
Der Gemeinde Simmerath ist mit Urkunde des Regierungspräsidenten in Köln vom 9. Dezember 1975 das Recht zur Führung eines Wappens, eines Siegels und einer Flagge sowie eines Banners verliehen worden.
Blasonierung: „In Blau ein goldenes (gelbes) S.“[13] | |
Wappenbegründung: Das Gemeindewappen stellt ein blaues S auf goldenem Grund dar. Das S symbolisiert die nach der kommunalen Neugliederung 1972 entstandene neue Gemeinde Simmerath und ihre Lage am Rursee. Der goldene Wappengrund soll auf die frühere Zugehörigkeit zur Landesherrschaft Jülich hinweisen. |
Beschreibung des Banners: „Das Banner der Gemeinde ist Gelb-blau-gelb im Verhältnis 1:4:1 längsgestreift mit dem etwas über der Mitte nach oben verschobenen Wappen ohne Schild.“
Beschreibung der Flagge: „Die Hissflagge der Gemeinde ist Gelb-blau-gelb im Verhältnis 1:4:1 quergestreift mit dem zur Stange hin verschobenen Wappen ohne Schild.“
2014 neu in die Denkmalliste der Gemeinde Simmerath aufgenommen, wurde das Bodendenkmal unter der falschen Bezeichnung Befestigung Meyssenburg eingetragen, aus dem 14. Jahrhundert, am Rande von Huppenbroich.
Eine geplante Erweiterung des Gewerbegebietes wird durch eine biologische Seltenheit fraglich gemacht. In diesem Feuchtgebiet bei Kesternich befindet sich eine Inselpopulation des überaus seltenen Blauschillernde Feuerfalters (Lycaena helle), einer stark vom Aussterben bedrohten, etwa fingernagelgroßen Falterart.[14] Der Standort ist bemerkenswert, da die Population hier zu den größten europaweit zählt.
Südlich von Erkensruhr lag auf der Dreiborner Hochfläche bis zum Jahr 2008 eines der letzten bewohnten Gebäude im Nationalpark Eifel. Eine Besiedlung ist bereits aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert überliefert. Es handelte sich um Franzosen aus dem Ort Fumay aus dem Département Ardennes, die in ihrer Heimat bereits in Steinbrüchen zum Abbau von Schiefer arbeiteten, ihre Region jedoch aus wirtschaftlicher Not verlassen mussten. Auch in der Region um Nettersheim wurde in dieser Zeit Schiefer zu Platten gebrochen. Diese Platten werden im Rheinland als Leyen bezeichnet, während das Wort Kaul auf einen Steinbruch hindeutet.[15] Neben der Tätigkeit im Bergbau bewirtschafteten die Bewohner, eine Familie Dartenne, die Flächen im Umfeld der Leykaul. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde ein Bauernhof errichtet, der im Zweiten Weltkrieg durch den Einschlag einer Granate zerstört wurde. Dort lebte zu dieser Zeit Johann Hubert Dartenne mit seinen drei Kindern Karl Ludwig, Maria Hubertine und Antonio Maria. Seine Frau Maria Rosa (geborene Berners) war bereits im Jahr 1934 gestorben. Dem Vater mit seinen drei Kindern war im Zweiten Weltkrieg der Ukrainer[16] Pawel „Paul“ S(t)luza(l)la als Zwangsarbeiter zugewiesen, der nach dem Ende der Kriegshandlungen auf dem Hof blieb.[17] Gemeinsam errichteten sie einen neuen Hof, der nun im Umfeld des Truppenübungsplatzes Vogelsang lag. Überlieferungen zufolge war das Verhältnis der Familie Dartenne zu den Briten so gut, dass sie geduldet wurden. Allerdings waren die Bewohner gelegentlich von fehlgeleiteten Übungsgranaten betroffen.[16] Johann Hubert Dartenne starb in den 1950er Jahren. Sein ältester Sohn Karl Ludwig übernahm einen anderen Hof, so dass die beiden Schwestern gemeinsam mit Paul den Hof alleine bewirtschafteten. Neben der Landwirtschaft führten die drei eine bescheidene Gastwirtschaft für Wanderer.[18] Die Schwestern verstarben im Jahr 1986 (Maria) bzw. 1998 (Antonia), so dass Paul als letzter Bewohner den Hof bis in das Jahr 2008 führte. Ein Sturz führte zu seiner Einlieferung ins Krankenhaus; kurze Zeit später verstarb er. Die Nationalparkverwaltung ließ das Gebäude abreißen und die rund elf Hektar großen Flächen in den Nationalpark arrondieren. Gegen eine Folgenutzung, so die Verwaltung, sprach die Lage „inmitten des Nationalparks und der damit verbundenen Beunruhigung sowie den gefundenen Giftstoffen“[19] im ehemaligen Gebäude. An die Grundmauern des Hofes grenzt eine Schutzhütte an, in der an die Geschichte des Hofes erinnert wird.
Durch die Ortsmitte führen die Bundesstraßen 399 (Düren – belgische Grenze) und 266 (Simmerath – Linz am Rhein). Nächste Autobahnanschlüsse bestehen bei Aachen an die A 44 und die A 4 sowie bei Mechernich an die A 1.
Die ehemals bedeutende Vennbahn, noch bis 2001 als Museumsbahn genutzt, welche einen Bahnhof in Lammersdorf besaß, ist stillgelegt und wurde 2010 zur Errichtung des internationalen Vennbahnradweges abgebaut.
Am Busbahnhof in Simmerath (Simmerath Bushof) treffen die AVV-Linien 63, 68, 82, 83, 86 und 88 sowie die Schnellbuslinien SB63, SB 86 und SB 88 zusammen. Es bestehen Verbindungen u. a. nach Aachen, Monschau und Düren. In den Nächten vor Samstagen sowie Sonn- und Feiertagen sorgt eine Nachtbuslinie der ASEAG für Verbindungen aus Richtung Aachen. Seit Februar 2022 verkehrt zudem ein NetLiner in Simmerath. Er kann für folgende Orte gebucht werden: Simmerath, Eicherscheid, Huppenbroich, Dedenborn, Hammer, Seifenauel, Einruhr und Erkensruhr.
Auf sämtlichen Linien gilt der Tarif des Aachener Verkehrsverbundes (AVV) und das Euregio-Ticket.
Die heterogene Wirtschaftsstruktur der Gemeinde Simmerath erklärt sich durch die unterschiedliche geografische Lage und Geschichte der einzelnen Ortsteile. Der Kernort und sein Umland sind industriell geprägt und es dominieren Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe mit dem zentralen Berufsbildungs- und Gewerbeförderungszentrum (BGZ), gegründet 1969 und eröffnet 1972 als Kooperationsmaßnahme der Handwerkskammer Aachen mit der Gewerkschaft IG Bau-Steine-Erden und der Stiftergemeinschaft zur Förderung des Handwerks in der Region Aachen e. V. Hier konzentriert sich die überbetriebliche Ausbildung für alle Bau- und Ausbauberufe, für das Dachdecker- sowie für das Tischler- und das Bäckerhandwerk. Im Jahr 2011 wurde das BGZ zusätzlich und als das erste und einzige im Kammerbezirk Aachen mit einer innovativen Tiefenrettungsanlage ausgestattet, womit die Bergung aus großen Tiefen für spezielle Rettungsteams trainiert werden kann. Dagegen haben Dedenborn, Steckenborn und Strauch einen agrarischen Charakter und der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle der am Rursee und im Umfeld des Nationalparks gelegenen Ortsteile, d. h. Rurberg, Woffelsbach, Einruhr und Erkensruhr/Hirschrott.
Das größte ansässige Unternehmen ist die Otto Junker GmbH in Lammersdorf: Herstellung von Industrieöfen und Edelstahlgießerei.
Die Eifelklinik St. Brigida ist ein Krankenhaus mit 99 Betten in privater Trägerschaft. Das Krankenhaus wurde im August 2010 aufgrund finanzieller Schwierigkeiten der damaligen Malteser Trägergesellschaft an die Artemed Kliniken verkauft[20] und in Eifelklinik St. Brigida umbenannt.
Die Gemeinde Simmerath verfügt über drei Grundschulen in Simmerath, Lammersdorf und Steckenborn. Schülern mit Gymnasial-, Real- und Hauptschulempfehlung steht die Sekundarschule Nordeifel mit ihren beiden Standorten in Simmerath und Kleinhau zur Verfügung. Im Ortsteil Eicherscheid befindet sich eine Förderschule.
Für die berufliche Fortbildung stehen das Berufskolleg Simmerath-Stolberg und das Berufsbildungs- und Gewerbeförderungszentrum (BGZ) in Simmerath zur Verfügung. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit zum Besuch der Volkshochschule in Monschau und der Naturkundlichen Bildungsstätte Nordeifel in Lammersdorf.