Shin Kyong-suk (oder auch Shin Kyoung-sook) wuchs als vierte Tochter von sechs Geschwistern in Chŏngŭp, Provinz Nord-Chŏlla auf. Bis zum Abschluss der Mittelschule legte sie täglich 4 Kilometer Schulweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück. Die Eindrücke der Umgebung hatten eine nachhaltige Wirkung auf ihr späteres Schreiben. So ist Chŏngŭp nicht nur ihr Geburtsort, sondern auch ihre seelische Heimat, die den Nährboden für ihre literarische Welt bildet. Da sich die Familie ihre Schulbildung nicht leisten konnte,[2] ging sie 1978 mit ihrem Cousin mütterlicherseits nach Seoul. Dort arbeitete sie in einer Elektronikfabrik in der Fabrikgegend Kuro. Im folgenden Jahr wurde sie als besonders begabte Schülerin ausgewählt, wodurch es ihr möglich war die Yŏngdŭngp'o-Mädchenschule zu besuchen. Tagsüber drehte sie Schrauben in Elektronikprodukte ein, abends schrieb sie das Buch Der Zwerg von Cho Se-hui in ihr Heft ab, statt dem langweiligen Unterricht zuzuhören. Während des Abschreibens wurde ihr klar, dass sie eine schriftstellerische Laufbahn einschlagen wollte.[3] 1982 begann sie ihr Studium im Fach Kreatives Schreiben an der Kunstakademie in Seoul. Zwei Jahre später erhielt sie mit dem Roman Winterparabel den Preis für den besten Nachwuchsautor der Zeitschrift "Literatur und Kunst" (Munye chungang). Somit begann ihre schriftstellerische Karriere. Währenddessen arbeitete sie bei einem Verlag und beim Radio. Dank des Erfolgs ihres Erzählbandes Die Stelle, wo sich ein Harmonium befand war es ihr möglich als freie Schriftstellerin zu arbeiten. Bis jetzt erhielt sie für ihre fünf Erzählbände und vier Romane zahlreiche renommierte Literaturpreise, darunter den Hankook Ilbo Literaturpreis und den Preis für junge Künstler von heute. Diese Auszeichnungen spiegeln ihre Beliebtheit sowohl bei den Lesern als auch bei den Kritikern wider.
Shin Kyong-suk glaubt, dass sie nur in diesem Leben Romane schreiben wird. „Würde mir noch ein weiteres Leben gegeben, würde ich keine Schriftstellerin.“ lautet ihr paradox anmutendes Liebesgeständnis an die Literatur.[4]
Am 16. Juni 2015 veröffentlichte der Autor Lee Eung-jun einen Artikel in der Huffington Post Korea, dass Sin für ihr Werk Legend eine Passage aus Yukio Mishimas Kurzgeschichte Yūkoku (1961) plagiiert haben soll.[5][6] Sin entschuldigte sich und ihr Verleger stellte den Verkauf der Kurzgeschichtensammlung ein.[7]
Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Vornamen der Person gesetzt. Dies ist die übliche Reihenfolge im Koreanischen. Sin ist hier somit der Familienname, Kyong-suk ist der Vorname.