Die Sissle ist ein rund 18 Kilometer langer Bach im Kanton Aargau in der Schweiz. Er ist ein linker Zufluss des Hochrheins und entwässert den östlichen Teil des Fricktals. Die grösste Ortschaft am Bachlauf ist Frick.
Der Name könnte etymologisch mit dem indogermanischen Wort *sisku- für „trocken“ (urkeltisch*siskʷo-) in Verbindung stehen und möglicherweise auf den Unterlauf Bezug nehmen.[3]
Die Sissle entspringt auf dem Gemeindegebiet von Schinznach auf einer Höhe von 650 m ü. M. am Südhang des Dreierbergs und am Nordhang des Zeiher Hombergs, am Nordrand des Faltenjuras. Kurz nach der Quelle durchbricht der Bach eine Klus zwischen dem Dreierberg und dem Zeiher Homberg und fällt danach rasch ab. Er passiert die Talmatt und grenzt den Zeiher Ortsteil Iberg ab. Nach etwa zweieinhalb Kilometern passiert die Sissle auf einer Höhe von 450 Metern das Westportal des Bözbergtunnels mit dem heute stillgelegten Bahnhof Effingen. Dort musste sie infolge des Baus der Eisenbahnlinie kanalisiert werden.
Von Effingen an hat das Bachbett nur noch ein geringes Sohlgefälle. Der Bach folgt der Autobahn A3 zunächst frei fliessend, ist nach Hornussen jedoch kanalisiert. Der verbaute Abschnitt reicht bis Eiken, wo der Bach seine Fliessrichtung von Nordwest auf Nord ändert und in die Rheinebene eintritt. Er nimmt in Frick, auf der linken Seite, den von Wittnau kommenden Bruggbach auf. Auf den letzten zweieinhalb Kilometern mäandriert die Sissle stark und mündet dann auf einer Höhe von 290 m ü. M. beim Dorf Sisseln von links in den Hochrhein.
An der Mündung der Sissle in den Rhein soll es im Jahre 926 zu einem Gefecht zwischen im Zuge der Ungarneinfälle brandschatzenden Ungarn und Verbänden lokaler Bauernkrieger gekommen sein. Dazu berichtet Ekkehard IV. in seiner Chronik[9] über einen gewissen Hirminger aus dem Frickgau, der diesen Angriff angeführt haben soll, während die ungarischen Reiterkrieger (Magyaren) gerade den Rhein für die Plünderung des Klosters Säckingen überqueren wollten. Diese chronikale Erwähnung der Sissle hat inzwischen Aufnahme in die Forschung[10] gefunden und wurde jüngst im historischen Roman Flucht durch Schwaben[11] von Rafael Wagner rezipiert.
Bei Hornussen und Oeschgen nutzten früher Mühlen und bei Eiken ein Sägewerk die Wasserkraft der Sissle. Die ehemalige Mühle von Frick bezog das Triebwasser hingegen über einen Kanal, genannt Mühlewuhr, aus dem Bruggbach; der Unterwasserkanal mündete unterhalb des Dorfes in die Sissle. Im 19. Jahrhundert entstand bei Frick eine Gipsmühle, die mit Wasser aus dem Neumattwuhr, einem Wässerungskanal, angetrieben wurde.[12]
Bei Frick, Oeschgen und Sisseln diente das Wasser aus dem Fluss bis im 19. Jahrhundert für die Bewässerung der Wiesen. Trümmer eines Wehrs im Flussbett bei Sisseln stammen noch vom ehemaligen Kanalsystem.[13]
Seit dem 17. Jahrhundert sind Hochwasser der Sissle und Überschwemmungen bei Frick überliefert. In den 1850er und 1890er Jahren wurde der Fluss im Tal bei Frick kanalisiert.[14] In einer niederschlagsarmen Periode im Sommer 2022 führte der Fluss im Unterlauf kein Wasser mehr.[15]
↑Die Extremwerte zufolge dem BAFU stimmen nicht mit den von Swisstopo angegebenen überein, wo südlich von Kienberg am Südwesteck der Gesamtwasserscheide ein Höhenwert von 908 m ü. M. notiert ist und an der Mündung in den Rhein einer von 289,5 m ü. M. abzufragen ist.
↑Martin Pfaundler, Rolf Weingartner, Robert Diezig: „Versteckt hinter den Mittelwerten“ – die Variabilität des Abflussregimes. In: Hydrologie und Wasserbewirtschaftung (HyWa). Jg. 50, Heft 3, 2006, S.116–123, hier Tabelle auf S. 119 (Download [PDF; 3,2MB; abgerufen am 31. August 2020]). Abrufbar unter Gesamtes HyWa Heft 3, 2006. Abgerufen am 30. August 2020.
↑Die Abflussvariabilität beschreibt das Ausmass der Schwankungen des mittleren Abflusses einzelner Jahre um den langjährigen mittleren Abflusswert.
↑Ekkehard IV.: Casus sancti Galli. St. Galler Klostergeschichten. Hrsg.: Hans Friedel Haefele. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2013, ISBN 978-3-534-26033-1, S.137.
↑Rafael Wagner: Schwertträger und Gotteskrieger. Untersuchungen zur frühmittelalterlichen Kriegergesellschaft Alemanniens. Chronos Verlag, Zürich 2019, ISBN 978-3-0340-1551-6, S.60 (chronos-verlag.ch).
↑Rafael Wagner: Flucht durch Schwaben. Gmeiner Verlag, Meßkirch 2021, ISBN 978-3-8392-0026-1, S.20, 158–206.
↑Linus Hüsser: Von natürlichen und künstlichen Gewässern. In: Frick – Gestern und Heute, 10. Jg., 2007, S. 7–18.
↑Eiken – Unsere Heimat. Erinnerungsschrift zum Bau von Schulhaus und Turnhalle 1953/1954. Eiken 1954, S. 11–13.
↑Linus Hüsser: Von natürlichen und künstlichen Gewässern. In: Frick – Gestern und Heute, 10. Jg., 2007, S. 7–18.