Sitzendorf liegt an der Schmida. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 61,85 Quadratkilometer. Davon sind 81 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche, 4 Prozent Weingärten und 7 Prozent der Fläche sind bewaldet.[1]
Hauptort und größter Ort der Gemeinde ist die Ortschaft Sitzendorf. Die größten Teilflächen sind allerdings Frauendorf und Roseldorf. Die Großgemeinde besteht aus neun Katastralgemeinden und gleichnamigen Ortschaften (in Klammern: Fläche Stand 31. Dezember 2019[2] bzw. Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[3]):
Auf dem Gemeindegebiet liegt mit der Keltensiedlung Sandberg die größte Fundstätte Österreichs aus der Keltenzeit. Diese mindestens 40 ha große Siedlung an der Grenze zur nördlichen Nachbargemeinde Zellerndorf bestand vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis fast zur Zeitenwende. Sie lag auf dem 340 m hohen Sandberg zwischen Roseldorf und Platt, der durch seine Aussichtswarte "Keltenturm" weithin sichtbar ist.
Noch ältere Siedlungsspuren reichen etwa 7000 Jahre zurück.
Über die Zeit bis zum Jahre 1794 gibt es in der Gemeinde selbst keine Dokumente, weil bei einem Großbrand am 20. März 1790 alle Unterlagen der Pfarre und der Gemeinde vernichtet wurden.[4] Die Geschichte bis zu diesem Zeitpunkt kann daher nur aus Unterlagen rekonstruiert werden, die außerhalb der Gemeinde aufbewahrt werden. Das älteste vorhandene Protokoll im Gemeindearchiv ist mit 11. November 1793 datiert. Seither existieren Protokolle und Dokumente lückenlos und wurden im Beitrag zur Ortsgeschichte von Leo Maria Trapp, in der Ortsgeschichte von Ferdinand Mayer und zuletzt im Heimatbuch von Peter Aichinger-Rosenberger aufgearbeitet.
In dem von den deutschen Herrschern gemeinsam mit den österreichischen Markgrafen im 11. Jahrhundert gegen die Mährer und Ungarn eroberten niederösterreichischen Landesviertel wurden Schenkungen an verschiedene Grafengeschlechter gemacht. Darunter waren auch die aus dem bayrischen Chiemgau stammenden Sieghardinger, die vor allem den Raum von Sitzendorf, Frauendorf und Pillichsdorf wirtschaftlich erschlossen.
Etwa um 1020 wurde von Graf Sieghard V. vom Chiemgau (auch Sicco oder Sizzo genannt) der Ort Sitzendorf als Angerdorf oder Kirchweiler gegründet. Von diesem Sicco oder Sizzo leitet sich auch der Name des Ortes, zuerst Sicindorf, dann Sizendorff und schließlich Sitzendorf ab. Von den weit gespannten Besitz- und Herrschaftsrechten der Sieghardinger zeugen auch Ortsnamen wie Siezenheim (bei Salzburg), Sitzenhart (Katastralgemeinde von Sitzendorf), Sitzenberg oder Sieghartskirchen.
Die erste urkundliche Nennung Sitzendorfs als Ort und auch als Pfarre stammt aus dem Jahre 1141, als am 24. September Bischof Reginbert von Passau die Pfarrkirche Groß in der heutigen Stadtgemeinde Hollabrunn weihte und ihr den Zehent zu Großnondorf der Gemeinde Guntersdorf verlieh, das zur Pfarre von Sitzendorf gehörte.
1241 gelangte das Patronat und die Vogtei der Kirche von Sitzendorf durch Pfalzgraf Rapoto III. von Bayern, aus dem Hause der Grafen von Ortenberg, an das bayerische Kloster Baumburg und war seither Zentrum der klösterlichen Besitzungen in der Gegend.[5][6] Die Tatsache, dass in Sitzendorf – etwa im Wappen der Gemeinde – immer wieder der „Passauer Wolf“ zu finden ist, hat hier wohl ihren Ursprung.
Nun begann eine sehr bewegte Geschichte, und viele bekannte Geschlechter wechselten als Besitzer der grundherrschaftlichen Rechte.
Schon früh traten als Lehnsherren die im benachbarten Waldviertel ansässigen, ursprünglich hochfreienKuenringer auf. In die Zeit ihrer Herrschaft fällt der Bau einer Wasserburg sowie die in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erfolgte Anlage des rechteckigen Hauptplatzes von Sitzendorf.[7]
Katholische Pfarrkirche Sitzendorf an der Schmida hl. Martin: Die im Kern spätgotische Kirche mit weitem dreischiffigem dreichorigem Kirchenbau hat bemerkenswerte Netzrippengewölbe. In der Pfarrkirche befindet sich die Grabplatte des Hanns von Wulfestorff aus dem Jahre 1504.
Am Patergraben 2: ehemaliger protestantischer Pfarrhof, 16. Jhdt.
Keltenausstellung: im Gemeindeamt von Sitzendorf befindet sich ein Schauraum zu den Ausgrabungen der Keltensiedlung am Sandberg (Dauerausstellung). Besichtigung vormittags während der Öffnungszeiten des Gemeindeamtes
Archäologische Ausgrabungen auf dem Sandberg nordöstlich von Roseldorf (größte bekannte Keltensiedlung)
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 69, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 233. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 935. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 44 Prozent.
Der Gemeinde wurde 1964 folgendes Wappen verliehen: Ein schrägrechts geteilter Schild, der in seinem oberen hinteren roten Feld zwei gegeneinandergestellte goldene Rebmesser, in seinem unteren vorderen goldenen Feld eine nach rechts laufenden roten Wolf zeigt.
Der Wolf weist auf die Missionierung durch das Bistum Passau hin, da dieses einen Wolf im Wappen führt. Die Rebmesser führten schon die Grafen Dietrichstein im Wappen. Diese waren einst Inhaber der Burg Sitzendorf.[17]
Martin Wölfl, später Rektor der Wiener Universität, war von 1482 bis 1492 Pfarrer in Sitzendorf
Ritter Hanns von Wulfestorff († 1504 in Sitzendorf), war um 1500 Lehnsherr in Sitzendorf, Feldhauptmann unter Kaiser Friedrich III.
Leonhard Colonna von Fels (* 1565; † 13. April 1620 in Sitzendorf), böhmischer Adeliger und Heerführer
Pater Arnold Janssen (1837–1909), deutscher Missionar, Gründer der Steyler Missionare, wurde 2003 heiliggesprochen, erhielt Ende des 19. Jhdts. von der Gemeinde das Heimatrecht
Ferdinand Mayer (* 20. Mai 1916 in Sitzendorf; † 8. Oktober 1991 ebenda), Politiker und Landwirt, Abgeordneter zum Österreichischen Nationalrat
Gerhard Schreiber (1939–2010), Hofrat, Forscher und Sammler von Volkskunst, insbesondere für Krippen und Krippendarstellungen
Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Manhartsberg. 7 von 34 Bänden. 6. Band: Ronthal bis Schönborn. Mechitaristen, Wien 1835, S. 172 (Sitzendorf – Internet Archive; mit einem Nachtrag zum 5. Band: Pellendorf; b) Riedenthal (Groß-)).
Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich nördlich der Donau. Bearbeitet von Evelyn Benesch, Bernd Euler-Rolle u. a. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1990, ISBN 3-7031-0652-2, S. 1093ff.
Markt Sitzendorf – Ein Beitrag zur Ortsgeschichte von Leo Maria Trapp, Kooperator. Mit kirchl. Druckgenehmigung Eggenburger Buchdruckerei, 1919
Handschriftliche Ortschronik von Ferdinand Mayer (Bürgermeister) im Archiv des Gemeindeamtes.
Band 1 aus dem Jahre 1964: Rückblick bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
Band 2 aus dem Jahre 1964: 1923 bis 1963
Band 3 aus dem Jahre 1980: 1964 bis 1980
Heimatbuch der Marktgemeinde Sitzendorf an der Schmida „Daheim in Sitzendorf“, ISBN 3-200-00577-7 herausgegeben von Mag. Peter Aichinger-Rosenberger 2006 im Auftrag der Marktgemeinde.
Baumburg an der Alz herausgegeben von Walter Brugger, Anton Landersdorfer und Christian Soika im Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2007, ISBN 978-3-7954-1710-9