Spinosauridae | ||||||||||||
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Skelettrekonstruktion von Spinosaurus | ||||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
Unter- bis Oberkreide (Barremium bis Cenomanium)[1] | ||||||||||||
130,7 bis 93,9 Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Spinosauridae | ||||||||||||
Stromer, 1915 |
Die Spinosauridae („Stachelechsen“) sind eine Gruppe großer fleischfressender Dinosaurier. Gefunden wurden die verschiedenen Arten in Australien[2], Europa, Nordafrika und Nordamerika. Die Typusart, der 1915 beschriebene Spinosaurus, zeichnet sich durch lange Stacheln auf dem Rücken aus, die Fortsätze der Wirbel sind und wahrscheinlich ein Rückensegel zu tragen hatten; diesem Merkmal verdankt die gesamte Familie ihren Namen. Heute werden verschiedene Fossilien aus Afrika, Asien, Europa und Südamerika den Spinosauridae zugeordnet.
Ein besonderes Merkmal dieser Gruppe sind die stachelartigen Fortsätze der Rückenwirbel, die wahrscheinlich mit Haut umgeben waren, wie etwa bei Dimetrodon.[3] Diese Hautsegel wurden bis zu 1,5 Meter hoch. Des Weiteren wiesen diese Dinosaurier einen krokodilähnlichen Kopf und einen länglichen Körperbau auf. Die Zähne waren schmal, spitz und wenig gezackt und die Schnauze lang und flach.[4]
Bezüglich der Funktion der Rückenwirbelfortsätze gibt es verschiedene Meinungen. Häufig wird ein Zusammenhang mit der Wärmeregulation angenommen. Man geht davon aus, dass die Fortsätze von einem mit Blutgefäßen durchzogenen Hautsegel umgeben waren. Mit dessen Hilfe konnten die Spinosauridae möglicherweise ihre Körpertemperatur regulieren und wären damit Kaltblüter gewesen. Die Spinosauridae könnten jedoch auch zu den Warmblütern zählen; in diesem Falle hätte das Segel vor einer Überhitzung geschützt. Ähnlich wie Afrikanische Elefanten über ihre Ohren könnten die Spinosauridae über das Segel überschüssige Wärme abgegeben haben.
Als weitere mögliche Funktion des Segels hätten sie es vor Feinden, Nebenbuhlern oder potentiellen Sexualpartnern präsentieren können und somit eine abschreckende bzw. stimulierende Wirkung auf diese haben können.[3]
Eine 2022 veröffentlichte Studie stützt die Vermutung, dass die Spinosauridae gut an eine semiaquatische Lebensweise angepasst waren. Eine Untersuchung der Knochendichte ergab, dass diese deutlich höher war als bei anderen Theropoden. Rezente Wirbeltiere mit aquatischer Ökologie weisen ebenfalls eine hohe Knochendichte auf, die für einen verringerten Auftrieb sorgt. Die Knochendichte einiger Spinosauridae wie Spinosaurus und Baryonix entspricht der heutiger Pinguine, was darauf hindeutet, dass sie gut tauchen und mit dem Kopf unter Wasser jagen konnten. Andere Gattungen wie Suchomimus hatten dagegen hohlere Knochen, was zeigt, dass sie vermutlich im seichteren Wasser jagten und die ökologische Vielfalt der Spinosauridae höher ist als bisher angenommen. Verschiedene anatomische Merkmale bei unterschiedlichen Gattungen wie die krokodilartige Kopfform, verlängerte Daumenkrallen bei Baryonix oder der paddelartige Schwanz bei Spinosaurus sowie fossile Mageninhalte von Fischen, beispielsweise bei Baryonix, deuten ebenfalls auf eine an Gewässer angepasste Lebensweise hin.[5]
Sereno et al. stellten 1998 bei der Erstbeschreibung des Suchomimus tenerensis einen phylogenetischen Stammbaum der Spinosauridae vor, der diese in die zwei Unterfamilien Spinosaurinae und Baryonychinae aufteilte. Demnach stellen Irritator und Spinosaurus Schwestertaxa dar.[6] Bestätigt wurde diese Darstellung von dal Sasso et al. 2006.[7]
Demnach stellen Suchomimus und Baryonyx, dessen einziger Vertreter Baronyx walkeri 1986 in England beschrieben wurde,[8] die Barynoychinae dar, während Irritator und Spinosaurus als Spinosaurinae diesen gegenübergestellt wurden. Sasso et al. fügen den Baryonychinae zudem den 1998 beschriebenen Cristatusaurus lapparenti[9] hinzu, der in der ursprünglichen Darstellung von Sereno et al. noch nicht beschrieben war. Als Schwestergruppe der gesamten Spinosauridae werden die Torvosauridae mit den Gattungen Torvosaurus und Eustreptospondylus benannt, die jedoch heute den Megalosauridae zugerechnet werden.[10]
Spinosauroidea |
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Begründet wird dieser Stammbaum vor allem durch Merkmale der Schädelmorphologie, da dieser Teil des Skeletts bei den meisten Arten zumindest teilweise vorhanden ist. Die Spinosauroidea werden primär durch die Ausbildung der kräftigen Vordergliedmaßen mit einer sichelartigen Daumenkralle begründet. Die zur Spezialisierung auf den Fischfang erfolgte Verlängerung der Schnauzenregion durch eine parallele Verlängerung sowohl des Maxillare wie auch des Prämaxillare, die spezifische Ausgestaltung der äußeren Nasenhöhle, sowie die Bildung eines sekundären Munddaches sind sehr gewichtige Apomorphien, die die Monophylie der Spinosauridae absichern. Bei den Spinosaurinae kam es zu einer Reduktion der Anzahl der Zähne auf Prämaxillaria und Maxillaria mit einer damit einhergehenden Vergrößerung der Zahnabstände sowie die fast gerade Ausrichtung der Zähne, die sowohl bei Irritator als auch bei Spinosaurus vorhanden waren. Spinosaurus wird gegenüber Irritator hauptsächlich über die starke Vergrößerung der Rückenfortsätze der Wirbelsäule und des dadurch gebildeten Rückensegels begründet[6] – wie diese beim Irritator ausgesehen hat, ist allerdings nicht bekannt.
Der nur auf der Basis eines Zahnes beschriebene Altispinax wird heute als Nomen dubium angesehen, zum Siamosaurus liegen keine detaillierteren systematischen Daten vor. Ebenso angezweifelt wird die Gültigkeit von Cristatusaurus.[6]
Die Gattung Iberospinus ist vermutlich ein Schwestertaxon der Baryonychinae.[13]