Ferula wird volksetymologisch von lateinisch: ferire für „schlagen“ hergeleitet, denn es ist verbürgt, dass der leichte, trockene Stecken zum Schlagen verwendet wurde; die wahre Herkunft des Namens ist jedoch nicht bekannt.[1]
Steckenkraut-Arten sind mehrjährige bis ausdauernde krautige Pflanzen, es finden sich sowohl hapaxanthe Arten, die nur einmal in ihrem Leben blühen, wie auch pollakanthe Arten, die jährlich Blüten tragen. Einige Arten erreichen Wuchshöhen von bis zu 4 Metern. Auffällig ist der knoblauchähnliche Geruch der meisten Arten. Alle Steckenkraut-Arten haben Pfahlwurzeln, die zumeist verholzt sind. Der Stängel ist verzweigt und an der Basis häufig mit alten Fasern aus den Blattscheiden umhüllt.
Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattscheide, Blattstiel und Blattspreite gegliedert.[2] Die oft breite Blattscheide umhüllt oft den Stängel; bei manchen Arten sind die Blattscheiden sehr haltbar und zerfasern. Die zusammengesetzten Blattspreiten sind zwei- bis vierfach gefiedert oder zwei- bis vierfach eingeschnitten.[2]
Bei einigen Arten gibt es an einem Exemplar eingeschlechtige (rein männliche) und zwittrige Blüten. Die Blüten sind fünfzählig und radiärsymmetrisch.[2] Die fünf Kronblätter sind gelb oder blassgelb (selten grünlich-gelb) und oval bis lanzettförmig mit einer angeschärften Spitze. Der Griffel ist konisch, zur Basis hin manchmal erweitert oder gelappt. Der unterständige Fruchtknoten ist zweikammerig.
Es werden zweiteilige Zerfallfrüchte (Doppelachänen) von elliptischer Form gebildet, bei denen die lateralen Rippen geflügelt sind. Die Samen sind abgeflacht oder leicht konkav.
Die Gattung Ferula wurde durch Carl von Linné aufgestellt. Synonyme für FerulaL. sind BuniotriniaStapf & Wettst., LeuteaPimenov, MerwiaB.Fedtsch., NarthexFalc., Schumannia Kuntze, ScorodosmaBunge, SoranthusLedeb., EuryangiumKauffm., SumbulusH.Reinsch, TalassiaKorovin.[2][3][4]
Steckenkraut-Arten sind in Nordafrika, Zentral- und Südwestasien sowie im Mittelmeerraum verbreitet. Es gibt auch Arten im nördlichen Indien. In der Volksrepublik China kommen 26 Arten vor, sieben davon nur dort.[2] In der Türkei kommen 20 Arten vor, elf davon nur dort. Das Zentrum der Artenvielfalt ist Zentral- sowie Südwestasien.
Es gibt etwa 150 bis etwa 200 Ferula-Arten:[2][3][4]
Ferula conocaulaKorovin: Sie kommt nur in Kirgisistan und in Wuqia im südwestlichen Xinjiang vor. Sie wird als Substitut der Heilpflanze Ferula assa-foetida verwendet.[2]
Ferula dissecta(Ledeb.) Ledeb.: Sie kommt in Kasachstan, im westlichen Sibirien und im nördlichen Xinjiang nur in Altay sowie Tacheng vor.[2]
Ferula diversivittataRegel & Schmalh.: Sie kommt im nordöstlichen Iran, in Afghanistan, Tadschikistan, Kirgisistan, Turkmenistan und Usbekistan vor.[3]
Ferula dubjanskyiKorovin (Syn.: Ferula dshaudshamyrKorovin): Sie kommt in Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan, in der westlichen Mongolei und in Altay im nördlichen Xinjiang vor.[2]
Ferula ferulaeoides(Steud.) Korovin: Sie kommt im westlichen Sibirien, in Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, in der Mongolei und im nördlich-zentralen Xinjiang vor. Sie wird als Substitut der Heilpflanze Ferula assa-foetida verwendet.[2]
Ferula fukanensisK.M.Shen: Dieser Endemit gedeiht in Tälern an der Grenze der Wüste in Höhenlagen von etwa 700 Metern nur in Fukang im nördlichen-zentralen Xinjiang. Sie wird als Substitut der Heilpflanze Ferula assa-foetida verwendet.[2]
Ferula karataviensis(Regel & Schmalh.) Korovin ex Pavlov: sie kommt in Zentralasien im Altai, Pamir, Tian Shan und im Xinyuan im westlichen Xinjiang vor.[2]
Ferula kareliniiBunge (Syn.: Schumannia karelinii(Bunge) Korovin, bei FOC 2005 ist dies die einzige Art der Gattung SchumanniaKuntze[2]): Sie kommt im Iran, in Afghanistan, Pakistan, Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan und in Xinjiang vor.[3]
Ferula kingdon-wardiiH.Wolff: Dieser Endemit gedeiht in Lücken zwischen Steinen an Grashängen in Höhenlagen von 2700 bis 3300 Metern nur im nordwestlichen Yunnan.[2]
Ferula kirialoviiPimenov: Sie gedeiht nur im Tian Shan in Xinjiang, in Kasachstan sowie Kirgisistan[3].[2]
Ferula lehmanniiBoiss.: Sie kommt im Iran, in Zentralasien in Kasachstan, Kirgisistan sowie Usbekistan, Afghanistan, im westlichen Pakistan und in Manas im nördlichen-zentralen Xinjiang vor.[2]
Ferula licentianaHand.-Mazz.: Die zwei Unterarten kommen in den chinesischen Provinzen östliches-zentrales Anhui, nördliches Henan, nordwestliches Jiangsu, südliches Shaanxi, westliches Shandong sowie östliches Shanxi vor.[2]
Ferula moschata(H.Reinsch) Koso-Pol. (Syn.: Euryangium sumbulKauffm.Ferula sumbul(Kauffm.) Hook. f., Ferula urceolataKorovin, Peucedanum sumbul(Kauffm.) Baill., Sumbulus moschatusH.Reinsch): Sie kommt in Kirgisistan, Tadschikistan und in Zhaosu im westlichen Xinjiang vor.[2] Beispielsweise aus dieser Art wird Sumbulwurzel oder Moschuswurzel gewonnen.
Ferula olivacea(Diels) H.Wolff: Dieser Endemit gedeiht nur in Höhenlagen von 3300 bis 3800 Metern in Lijiang im nordwestlichen Yunnan.[2]
Ferula oopoda(Boiss. & Buhse) Boiss.: Sie kommt im Iran, Afghanistan, im nördlichen Irak, in Pakistan, im südlichen Turkmenistan und in Armenien vor.[3]
Ferula orientalisL.: Sie kommt im südöstlichen Bulgarien, in der Ukraine, in der östlichen Türkei, im nördlichen Irak, im westlichen Iran und in Aserbaidschan vor.[3]
Ferula ovina(Boiss.) Boiss.: Sie kommt im Iran, Afghanistan, Pakistan, in Kasachstan, Turkmenistan, Tadschikistan, Kirgisistan und im nördlichen Xinjiang nur im Altay sowie Tacheng vor.[3][2]
Ferula penninervisRegel & Schmalh.: Sie kommt in Kirgisistan und in Turkmenistan vor.[3]
Ferula persicaWilld.[4] Vor allem von dieser Art wurde das serapinum (auch sagapenum[6] und seraphin) genannte Harz (Serapinharz) gewonnen.[7][8] Sie kommt in Iran, Aserbaidschan und Armenien vor.[3]
Ferula sinkiangensisK.M.Shen: Dieser Endemit gedeiht in steinigen Wüstengebieten in Höhenlagen von 800 bis 900 Metern nur in Yining im westlichen Xinjiang.[2]
Ferula persica liefert das Serapinharz.[9]
Aus Ferulastäben wurden auf Sizilien früher Bienenwohnungen hergestellt, Abbildung in: Walter Brinkmann, Bienenstock und Bienenstand in den romanischen Ländern; Hamburg 1938, Tafel VII,1.
Renata Kurzyna-Młynik, Alexei A. Oskolski, Stephen R. Downie, Rafał Kopacz, Aneta Wojewódzka, Krzysztof Spalik: Phylogenetic position of the genus Ferula (Apiaceae) and its placement in tribe Scandiceae as inferred from nrDNA ITS sequence variation. In: Plant Systematics and Evolution, Volume 274, 2008, S. 47–66. doi:10.1007/s00606-008-0022-2PDF. (Abschnitt Systematik)
She Menglan (佘孟兰 Sheh Meng-lan), Mark F. Watson: Ferula, S. 174 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China, Volume 14 – Apiaceae through Ericaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2005, ISBN 1-930723-41-5. (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
Zeynep Elibol, Yusuf Menemen, Mehmet Sağiroğlu, Hayri Duman, Fen Edebiyat: A molecular phylogenetic study on some Turkish Ferula L. (Apiaceae) species using nrDNA ITS sequences. In: Pakistan Journal of Botany, Volume 44, Issue 2, 2012, S. 589–594: Volltext-PDF. (Abschnitt Systematik)
↑
Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1996, ISBN 3-7643-2390-6, S. 247.
↑ abcdefghijklmnopqrstuvwxyzaaabacFerula im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 25. Mai 2014.
↑
Mehrnoush Panahi, Łukasz Banasiak, Marcin Piwczyński, Radosław Puchałka, Alexei A. Oskolski, Krzysztof Spalik: Phylogenetic relationships among Dorema, Ferula and Leutea (Apiaceae: Scandiceae: Ferulinae) inferred from nrDNA ITS and cpDNA noncoding sequences. In: Taxon, Volume 64, Issue 4, August 2015. doi:10.12705/644.8
↑Wilhelm Hassenstein, Hermann Virl: Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 110 f. (Sagapenum serapinum).
↑Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 154 (Sagapenum: Gummiharz von Ferula-Artem).
↑Eva Shenia Shemyakova: ‘Des Juden buch von kreuczenach’. Untersuchung und Edition des Rezeptteils des Heidelberger Cpg 786. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/13, S. 207–265, hier: S. 2230; Jürgen Martin: Die ‚Ulmer Wundarznei‘. Einleitung – Text – Glossar zu einem Denkmal deutscher Fachprosa des 15. Jahrhunderts. Königshausen & Neumann, Würzburg 1991 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 52), ISBN 3-88479-801-4 (zugleich Medizinische Dissertation Würzburg 1990), S. 170.
↑
Dieter Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des 15. Jahrhunderts vom Oberrhein. Teil I: Text und Glossar. Horst Wellm, Pattensen/Han. 1985, jetzt bei Königshausen & Neumann, Würzburg (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 34), ISBN 3-921456-63-0, S. 254.
Marcin Piwczyński, Dominika WyborskaJoanna Gołębiewska, Radosław Puchałka: Phylogenetic positions of seven poorly known species of Ferula (Apiaceae) with remarks on the phylogenetic utility of the plastid trnH-psbA , trnS-trnG , and atpB-rbcL intergenic spacers. In: Systematics and Biodiversity, März 2018. doi:10.1080/14772000.2018.1442374