Steesow

Steesow
Stadt Grabow
Koordinaten: 53° 9′ N, 11° 33′ OKoordinaten: 53° 9′ 25″ N, 11° 32′ 39″ O
Höhe: 36 m
Eingemeindung: 1. Januar 2016
Postleitzahl: 19300
Vorwahlen: 038781, 038792
Steesow (Mecklenburg-Vorpommern)
Steesow (Mecklenburg-Vorpommern)
Lage in Mecklenburg-Vorpommern

Steesow ist ein Ortsteil der Stadt Grabow im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland).

Der Ort im Südwesten Mecklenburg-Vorpommerns an der Grenze zu Brandenburg liegt nordwestlich des Rambower Moores, eines Bestandteils des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe-Brandenburg. Die nächstgelegene Stadt ist Lenzen (Elbe). Im Ortsgebiet fließt der Göbengraben westlich in Richtung Alte Elde.

Die erste urkundliche Erwähnung stammt von 1255 im Zusammenhang mit dem Ratzeburger Zehntregister, als Steesow ein Gut war.[1] Ab 1496 gehörte das Gut dem märkischen Adelsgeschlecht der Quitzow.[2] Der Geometer, Landwirt und Zuckerindustrielle Anton Ludwig Sombart (1816–1898), Vater des Nationalökonomen Werner Sombart und entschiedener Kritiker des preußischen Parzellierungsverfahrens, führte eine private „Kolonisation“[3] auf dem eigens dafür von ihm durch eine Zwangsversteigerung[4][5] erworbenen Rittergut Steesow durch. Nach dem Kauf zerlegte er das Gut in mehrere größere und kleinere Grundstücke, ließ neben vier bereits vorhandenen Kolonisten noch 20 weitere Bauern[6] das Gebiet kolonisieren und konnte das ehemalige Gut vom Status eines Gutsbezirks ab 1886 in den Status eines Gemeindebezirks überführen.[5] Diesen Prozess der Aufteilung eines landwirtschaftlichen Großbetriebes zur Schaffung von Klein- und Mittelbesitz nutzte er als praktisches gelungenes Beispiel, um dafür mit Referaten zu werben.[7]

Die zur Gemeinde Steesow gehörigen Ortsteile Bochin und Zuggelrade[8] wurden 1358 und 1542 erstmals urkundlich erwähnt. Bochin war lange ein Gutsdorf und gehörte über mindestens drei Generationen der Familie von Arenstorff-Krümmel (kath.). Der immerhin 533 ha umfangreiche Besitz war ein kreistagsfähiges Rittergut und somit stand dem Eigentümer ein Sitz im regionalen Kreistag zu.[9] 1907 gehörte den von Arensdorff`schen Erben konkret 534 ha.[10] Der landwirtschaftliche Großbetrieb behielt seine Größe, einer der letzten Besitzerin war die Witwe des Georg Asselborn, geborene Müller-Pyrmont, die Verwaltung führte der Förster Kiehm.

Bis 1952 gehörten die drei Ortsteile zum Landkreis Westprignitz (Land Brandenburg). Mit der Auflösung der Länder, der Schaffung von Bezirken und der grundlegenden Kreisreform in der DDR kamen die drei Gemeinden zum Kreis Ludwigslust und damit zum Bezirk Schwerin.

Die Kommunalwahl am 7. Juni 2009 fiel in Steesow mangels Kandidaten aus.[11] Am 1. Januar 2016 wurde die Gemeinde Steesow nach Grabow eingemeindet[12], obwohl keine gemeinsame Grenze existiert hat. Steesow, Bochin und Zuggelrade bilden damit eine Exklave von Grabow, die rund sechs Kilometer vom übrigen Gemeindegebiet entfernt liegt. Zwei weitere Gemeinden befinden sich zwischen Grabow und der Exklave Steesow.

In der Gemeinde Steesow mit ihren Ortsteilen lebten auf 24,4 km² 197 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2014). Letzte Bürgermeisterin war Evelin Gernke.

Rittergut Holdseelen

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Das Rittergut Holdseelen befand sich zwischen Steesow und Zuggelrade. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts befand es sich, gemeinsam mit dem Rittergut Pröttlin, im Besitz des märkischen Adelsgeschlechts Blumenthal.[13] Zuletzt war das 210 ha Gut[14] im Besitz der Familie Otto Heike.[15] Nachdem das Gut jahrelang leer stand, wurde die Ruine komplett abgerissen.

Archäologische Funde

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Zeichnung des Kruges

In den frühen 1830er Jahren wurden bei Feldarbeiten des Gutsackers ein zweischneidiges zur Spitze hin verjüngendes Schwert, dessen Griffzunge ohne Nietlöcher war, gefunden. Dazugehörig wurde ein fast 100 Pfund schweres unförmiges, aus freier Hand geformtes Mörserähnliches Gefäß geborgen. Weil es aus gebrannter, grobkörniger roter Ziegelerde bestand und handwerkliche Mängel aufwies wurde es von den Zeitgenossen nicht dem Mittelalter, sondern heidnischer Zeit zugeordnet. Beides wurde anschließend vom Oberamtmann Meyer zu Chorin dem Professor Danneil zu Salzwedel geschenkt.[16][17] Zusammen mit mehreren weiteren Urnen die im Umkreis, darunter auch in Deibow, gefunden wurden, gelangten diese Stücke nach Berlin, wo sie im Museum zu Berlin ausgestellt wurden.[18] Das Schwert gilt heute als verschollen.[19]

Bevölkerungsentwicklung

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Datum Einwohner
31. Dezember 2003 213
31. Dezember 2004 208
31. Dezember 2005 216
31. Dezember 2006 214
31. Dezember 2007 209
31. Dezember 2009 198
31. Dezember 2010 196
31. Dezember 2014 197

Sehenswürdigkeiten

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  • Kirche in Bochin

Siehe auch Liste der Baudenkmale in Grabow (Elde)

Verkehrsanbindung

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Steesow befindet sich im Städtedreieck zwischen Ludwigslust, Perleberg und Dannenberg (Elbe). Durch diese Städte verlaufen jeweils die Bundesstraße 5, Bundesstraße 191 und die Bundesstraße 195. Keine dieser Städte ist direkt zu erreichen und lediglich die Landesstraße 135, die an der mecklenburgischen Grenze zur L 8 wird, verbindet Steesow mit Lenzen (Elbe) und Grabow. Über eine Wirtschaftsstraße ist Steesow ebenfalls mit Rambow, einem Ortsteil von Lenzen, verbunden. Durch Rambow verläuft die L 13, die in die B 5 mündet und die Lenzen mit Karstädt (Prignitz) verbindet.

Parallel zur B 5 verläuft die Bahnstrecke Berlin–Hamburg, die jeweils vom 20 Kilometer entfernten Ludwigslust, zeitweise vom 13 Kilometer entfernten Grabow oder vom 13 Kilometer entfernten Karstädt aus benutzt werden kann.

  • Anton Ludwig Sombart: Steesow, ein neues Bauerndorf in der Priegnitz, Provinz Brandenburg. In: Landwirthschaftliche Jahrbücher. 18. Band, 1889, S. 157–202.
  • Historisches Ortslexikon für Brandenburg – Teil 1 – Prignitz – N–Z. Bearbeitet von Lieselott Enders. In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (Staatsarchiv Potsdam) – Band 3. Begründet von Friedrich Beck. Verlag Klaus-D. Becker, Potsdam 2012, ISBN 978-3-88372-033-3, S. 844 ff.
Commons: Steesow – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Lieselott Enders: Die Prignitz: Geschichte einer kurmärkischen Landschaft vom 12. bis zum 18. Jahrhundert. Verlag für Berlin-Brandenburg, 2000, S. 99.
  2. Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preußischen Monarchie. Band 2, 1854, S. 244.
  3. Zeitschrift für Vermessungswesen. Band 19, 1890, S. 548.
  4. Verhandlungen der am 24. und 25. September 1886 in Frankfurt a. M. abgehaltenen Generalversammlung des Vereins für Socialpolitik über die Wohnungsverhältnisse der ärmeren Klassen in deutschen Grossstädten und über innere Kolonisation mit Rücksicht auf die Erhaltung und Vermehrung des mittleren und kleineren ländlichen Grundbesitzes. Duncker & Humblot, 1887, S. 81.
  5. a b Niederschriften der Kundgebung der Vereinigung Deutscher Wirtschafts-Kongress, Bände 11–13, 1886, S. 12.
  6. Werner Sombart: Volk und Raum. Hanseatische Verl.-Anst., 1928, S. 133.
  7. Schriften des Vereins für Socialpolitik. Band 188, Duncker & Humblot, 1939, S. 53.
  8. § 2 der Hauptsatzung der ehemaligen Gemeinde
  9. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 268–269, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 20. September 2021]).
  10. Niekammer`s Güter-Adressbuch der Provinz Brandenburg. 1907. Verzeichnis sämtlicher Güter mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. Handbuch der Königlichen Behörden der Provinz. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. In: GAB Reihe Paul Niekammer. 1. Auflage. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis West-Prignitz. Zapel. Paul Niekammer, Stettin August 1907, S. 108–109 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 27. Januar 2022]).
  11. Annett Meiritz: Ratlos in Steesow auf Spiegel Online vom 6. Juni 2009, abgerufen am 9. März 2011.
  12. Vertrag über die Eingemeindung der Gemeinde Steesow zur Stadt Grabow (Memento des Originals vom 21. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.grabow.de, abgerufen am 31. Dezember 2015
  13. Holdseelen auff schlossarchiv.de, abgerufen am 6. August 2012.
  14. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer`s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, VII. 1929. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg, Verzeichnis. Nach amtlichen Angaben. In: Mit Unterstützung von Staats-und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin sowie der Kreislandbünde (Hrsg.): Niekammer-Reihe-Letztausgabe. 4. Auflage. Verlag von Niekammer`s Adressbüchern G.m.b.H., Leipzig 1929, S. 152 f. (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 20. September 2021]).
  15. Enno Niehmus: Gutsbesitz in Brandenburg. Abgerufen am 5. Januar 2019.
  16. Leopold von Ledebur: Das königliche museum vaterländischer alterthümer im schlosse Monbijou zu Berlin. 1838, S. 101.
  17. Samuel Christoph Wagener: Handbuch der vorzüglichsten, in Deutschland entdeckten Alterthümer aus heidnischer Zeit. Beschrieben und versinnlicht durch 1390 lithographirte Abbildungen. 1842, S. 638.
  18. Leopold von Ledebur: Die heidnischen Alterthümer des Regierungsbezirks Potsdam. 1852, S. 3.
  19. Harry Wüstemann, Josef Riederer: Die Schwerter in Ostdeutschland. 1. Auflage. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08441-X, S. 3.