Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 52° 8′ N, 7° 21′ O | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen | |
Regierungsbezirk: | Münster | |
Kreis: | Steinfurt | |
Höhe: | 60 m ü. NHN | |
Fläche: | 111,67 km2 | |
Einwohner: | 35.456 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 318 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 48565 | |
Vorwahlen: | 02551, 02552 | |
Kfz-Kennzeichen: | ST, BF, TE | |
Gemeindeschlüssel: | 05 5 66 084 | |
LOCODE: | DE STT | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Emsdettener Straße 40 48565 Steinfurt | |
Website: | www.steinfurt.de | |
Bürgermeisterin: | Claudia Bögel-Hoyer (FDP) | |
Lage der Stadt Steinfurt im Kreis Steinfurt | ||
Steinfurt (plattdeutsch Stemmert) ist die Kreisstadt des Kreises Steinfurt in Nordrhein-Westfalen und gehört zum Regierungsbezirk Münster.
Die Kreisstadt Steinfurt liegt am Münsterländer Kiessandzug, 29 km nordwestlich von Münster (Westfalen).
Steinfurt grenzt an Ochtrup, Wettringen, Neuenkirchen, Emsdetten, Nordwalde, Altenberge, Laer, Horstmar und Metelen.
Die Stadt besteht aus den beiden Ortsteilen Burgsteinfurt und Borghorst (plattdeutsch Buorghorst) mit jeweils drei Bauerschaften.
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Am 1. Januar 1975 wurden die Städte Borghorst und Burgsteinfurt zur Stadt Steinfurt zusammengeschlossen.[2] Der Stadtname Steinfurt wurde bis etwa 1850 für das heutige Burgsteinfurt benutzt und dann 1975 als Name der Gesamtstadt in veränderter Bedeutung wiedereingeführt.
Stark evangelisch geprägt, mit der ältesten Hochschule Westfalens, mit Bürgerhäusern aus allen Epochen und einem Wasserschloss unterscheidet sich „Stemmert“ (siehe oben) von seiner Umgebung. Hinzu kommt die reizvolle Landschaft, voran das Bagno, ein grüner Vergnügungspark aus dem 18. Jahrhundert mit einer der ältesten freistehenden Konzerthallen Europas.
Zur Gründung der Stadt haben wohl mehrere Faktoren beigetragen: die vorangegangene bäuerliche Besiedlung des Umlandes, die Burg als Herrschaftszentrum, eine verkehrsgünstige Furt im Fluss und die Lage an einem Knotenpunkt mehrerer Fern- und Handelswege. Die Bauerschaften im Umland Hollich, Sellen und Veltrup sind wesentlich älter als Burgsteinfurt. Die um 890 erwähnte „Villa Seliun“ (Werdener Urbar A Teil 3; Kötzschke 1906, Bd. 2, CXI, 39) ist das erste schriftliche Zeugnis einer Besiedlung des Steinfurter Stadtgebiets. Sie war vermutlich ein größerer Hof in der heutigen Bauerschaft Sellen. Bei Ausgrabungen in diesem Bereich, in der Steintorfeldmark, fand sich eine frühe Gehöftsiedlung des 9. bis 12. Jahrhunderts. Die alten Bauerschaften wurden 1939 eingemeindet.
Am Zugang zur Burg lag der frühere Marktplatz. Um diesem Kern entwickelte sich die heutige Altstadt.
Der Name „Steinfurt“ leitet sich von einer steinernen Durchfahrt, einer Furt, durch den Fluss Aa ab. Die Furt war eine der wenigen Stellen, an denen man den Fluss mit Gespannen durchqueren konnte. Wer die Furt kontrollierte, hatte Macht und konnte Wegezoll einfordern. Flusspassagen waren auch Orte, an denen Handel betrieben wurde. Bereits vor 1129 übernahmen zwei Edelherren „de Steinvorde“, Ahnen der heutigen Adelsfamilie Bentheim-Steinfurt, die Kontrolle über die Furt und die dazugehörigen Wege.[3]
Das Geschlecht von Ascheberg hatte seine Burg in der Nähe der heutigen Verbindungsstraße Steinfurt-Emsdetten, der „Via regis“, dem Heer- und Handelsweg des 9. Jahrhunderts, in die germanischen Ostgebiete und nach Münster. Der Legende nach sollen die Ascheberger 1164 die Tatsache, dass die Steinfurter verreist waren, genutzt haben, um deren Burg zu zerstören. Nach ihrer Rückkehr rächten sich die Steinfurter, indem sie die Burg von Ascheberg dem Boden gleichmachten. Das Geschlecht der Ascheberger starb 1206 aus, die Steinfurter bestimmten von nun an die Geschicke der Region.
Der Erbauer des Schlosses Burgsteinfurt (Wasserburg) war der Edle Rudolf II. von Stenvorde. Er wurde im Jahr 1155 erstmals in einer Urkunde erwähnt. Die Edelherren von Steinfurt erweiterten ihren Besitz zur Herrschaft, später Grafschaft Steinfurt.
Nach Erlöschen des Geschlechts der Edlen von Steinfurt im Jahr 1421, verfiel die Burg, da die Erben, die Grafen von Bentheim, eigene Schlösser bewohnten. Der Sohn der Gräfin Walburg von Brederode, Arnold, setzte diese Burg 1558 wieder instand.
Die Edelherren von Steinfurt vertraten offensichtlich eine liberale Siedlungspolitik. Sie boten Kaufleuten, Handwerkern und anderen so genannte Ackerbürgern Häuser in verkehrsgünstiger Lage an der Furt an. Die Bewohner mussten im Gegenzug einen kleinen Obolus in Geld, Wachs oder Hühnern entrichten. Schnell entwickelte sich aus der alten Bauernsiedlung Villa Veliun eine Art Marktsiedlung. Die Siedlung wurde 1338 in einer Urkunde als „unse Stat to Stenvorde“ bezeichnet. Den Namen „Burgsteinfurt“, zur Unterscheidung von Drensteinfurt eingeführt, trug die Stadt von etwa 1850 bis zur Gebietsreform im Jahr 1975, seitdem wird der Stadtteil Burgsteinfurt von der Gesamtstadt Steinfurt durch den Namen unterschieden. Mit Inkrafttreten des Münster/Hamm-Gesetzes am 1. Januar 1975 entstand die neue Stadt Steinfurt mit den Stadtteilen Borghorst und Burgsteinfurt.
Eine besondere Bedeutung für Steinfurt hatte auch der Johanniterorden. Edelherr Rudolf II. hatte das Ritterheer des Bischofs Hermann II. von Münster im Dritten Kreuzzug angeführt[4], an dem auch einige Johanniter teilgenommen hatten. Seine Kriegskameraden siedelte er in Steinfurt an. Er machte zu ihren Gunsten 1230 eine erste Stiftung, die so genannte Dreizehn-Armenstiftung. Die Johanniter erhielten einige Güter in der Umgebung mit der Auflage, zum Seelenheil des Grafen und seiner Familie dreizehn Arme täglich zweimal mit Speise und Trank zu versorgen. Unmittelbar neben der Großen Kirche gründete der Orden 1244 eine Kommende genannte Niederlassung, deren alte Gebäude noch heute erhalten sind. In unmittelbarer Nachbarschaft der Kommende entstand ab dem 12. Jahrhundert eine Siedlung, der heutige Stadtteil Friedhof. Das Vermögen der Johanniter wuchs beständig. Die Edelherren übertrugen ihnen zum Beispiel das Aufsichtsrecht über die „Große Kirche“, einschließlich des Rechts zur Einsetzung der Geistlichen und Vermögensverwaltung der Kirche. Hinzu kamen im Laufe der Jahre Schenkungen von größeren Höfen sowie weitere Besitzungen in der Umgebung Steinfurts. Die Steinfurter Niederlassung, die erste des Ordens in Westfalen, wurde zur größten Ordensansiedlung in der Region. Auch in Münster gründeten sie eine Filiale. Johanniterorden und Friedhof bildeten eine wichtige Einheit. Der Friedhof war ein eigener Bezirk außerhalb Steinfurts mit eigenen Bürgerrechten.
1558 gründet Graf Arnold III. zu Bentheim und Steinfurt das Gymnasium Arnoldinum. Diese Schule stand als Universität einst, auch in Holland, in hohem Ansehen. 1591 bis 1593 lässt Arnold IV. die Hohe Schule Steinfurt bauen. Graf Arnold IV. von Bentheim (1564–1606), ein baufreudiger, humanistisch gebildeter Renaissancefürst, war überzeugt, im Besitz der „reinen unverfälschten Apostolischen Lehr“ zu sein, die er mit der calvinistischen Konfession, dem „reformierten Bekenntnis“, in seinen Herrschaftsgebieten (1587–1591) einführt. Ursprünglich eine Trivialschule (Trivium = Dreiweg), die mit den drei Fächern Grammatik, Rhetorik und Dialektik in etwa einem humanistischen Gymnasium entsprach, wurde sie 1591 zur akademischen Lehranstalt mit den Fakultäten Theologie, Jurisprudenz, Physik/Medizin und Philosophie aufgestockt. Illustre Hochschullehrer prägten das geistige Profil des sog. Gymnasium illustre, z. B. der reformierte Theologe Conrad Vorstius (1592–1610), der berühmte Jurist Johannes Althusius (1592–1594), der für Volkssouveränität und das Widerstandsrecht des Volkes gegen Tyrannei eintrat, sechs Professoren aus der berühmten Juristenfamilie Pagenstecher, der berühmte Mediziner Christoph Ludwig Hoffmann (1756–1764), der den optischen Telegraphen erfand und auf dem Buchenberg ausprobierte, der Philosoph und Verfasser zahlreicher naturphilosophischer und theologischer Schriften Otto Casmann und viele andere. Das repräsentative Gebäude der Hohen Schule Steinfurt wurde am Ende des 16. Jahrhunderts eigens als Lehrgebäude errichtet; sein heutiges imposantes Erscheinungsbild nähert sich dem ursprünglichen Bauentwurf an. Die mit Schiefer gedeckten welschen Hauben der Türme mit den offenen Laternen für die Schulglocken und den schmiedeeisernen Wetterfahren prägen auch heute noch weithin sichtbar das Stadtbild.
Die alten Wachtrollen für Steinfurt hielten die Namen der Bürger fest, deren Pflicht es war, „tho wake und to yse“, d. h. die Verteidigungsanlagen zu bewachen und eisfrei zu halten. Im Winter, wenn der Stadtgraben zugefroren war, musste das Eis aufgehackt werden, um die Sicherheit der Stadt zu gewährleisten. Dafür wurde die Bürgerschaft in drei Stadtbezirke, die sogenannten „Eise“ eingeteilt (Kirchsträßner Eis, Steinsträßner Eis, Wassersträßner Eis).
Das Gebiet der Stadt wurde im Dreißigjährigen Krieg wiederholt von den kriegsführenden Parteien heimgesucht. Um 1623 fand in der Nähe von Burgsteinfurt ein Gefecht zwischen Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel und der Vorhut von Tillys Heerscharen statt. 1634 wurde die Stadt und das Schloss von Truppen des Fürstbischofs von Münster besetzt, später folgten die Hessen. Um 1647 wurde die Stadt von den Kaiserlichen eingenommen. Burgsteinfurts Bürger litten in dieser Zeit schwer durch Pest und Hungersnot. Viele von ihnen flohen nach Holland. Am Ende des Krieges waren rund 320 Häuser verwüstet. Nach Angaben sollen nur 50 zum Teil verarmte Menschen in der Stadt übrig geblieben sein. Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 gab es nur ein kurzes Durchatmen, denn 1660 ließ der damalige Bischof Christoph Bernhard von Galen die Stadt widerrechtlich besetzen. Rund 60 Jahre unterhielt die Stadt nun eine Garnison, unter deren Abgaben sie leiden musste.
Der Bischof erzwang auch die Mitbenutzung der Großen Kirche für Katholiken. Erst durch einen Vergleich im Jahre 1716 wurde die Besatzung beendet. Kurze Zeit später ist in Steinfurt die katholische Pfarrkirche im Stil des Barocks errichtet worden. Auch im Verhältnis zum jüdischen Glauben erwies sich die Grafschaft Steinfurt als liberal. 1662 erteilte der Graf einem Juden einen Schutzbrief, der ihm und seiner Familie das Recht zur Niederlassung in Steinfurt, zur Durchführung seiner Geschäfte und zur religiösen Betätigung gab. Auch wenn sich in Steinfurt anfänglich Widerstand gegen die Ansiedlung von Juden fand, konnten im Laufe der nächsten Jahrzehnte immer mehr Juden in Steinfurt Fuß fassen.
Es begannen ruhigere Zeiten. Die Stadtgräben und Wälle wurden planiert und das neu entstandene Land den Bürgern zur Bewirtschaftung überlassen. Graf Karl Paul Ernst von Bentheim-Steinfurt machte sich Gedanken über die Erhöhung der Wirtschaftskraft. Bedingt durch Reisen ins Ausland kam er auf die Idee, östlich vom Schloss einen Vergnügungspark nach französischem Vorbild anzulegen, das so genannte Steinfurter Bagno (nach ital. il bagno = das Bad). Sein Sohn Graf Ludwig vergrößerte den anfänglich sehr kleinen See und baute den Garten in englischem Stil um. In der Folge entstanden viele exotische Bauten, darunter ein chinesisches Palais, ein Arionschiff, ein gotisches Haus und eine künstliche Ruine. Von diesen Gebäuden existieren nur noch die Konzertgalerie, die Ruineninsel und die Neue Wache. Das Steinfurter Bagno aber wurde zu einem Publikumsmagneten.
Die nationalsozialistische Ideologie machte auch vor den Toren Steinfurts nicht halt. Während der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge, die in der Nähe des Gymnasiums Arnoldinum, der Hohen Schule, stand, zerstört. 42 jüdische Einwohner wurden aus Steinfurt deportiert; nur vier überlebten. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde fast die Hälfte der Altstadt durch zwei Bombenangriffe zerstört. Britische Truppen besetzten Steinfurt im April 1945; Steinfurt wurde Sitz der britischen Militärregierung.
Am 1. April 1939 wurden Hollich, Sellen und Veltrup eingemeindet.[5]
Das Borghorster Gebiet war schon im 8. Jahrhundert besiedelt, das belegen Baumsargfunde in der Nähe der Pfarrkirche. Die Grafen, welche hier wohnten, führten urkundlich den Namen Grafen von Borchorst oder Edle von Borchorst.
Der Ort wurde am 23. Oktober 968 erstmals in einer Urkunde erwähnt. In dieser Urkunde wurde der Gräfin Bertha und ihrer Tochter Hathewig von Kaiser Otto I. gestattet, ihre befestigte Burg in eine klösterliche Lebensgemeinschaft (Kanonissen), das spätere, freiweltlich-adelige Damenstift Borghorst, umzuwandeln. Auch der Bau der ersten Kirche wurde durch drei Kaiserurkunden bestätigt. Es sind dies die Urkunden der sächsischen Kaiser Otto I., Otto II. und Otto III. aus den Jahren 968, 974 und 989. 1811 wurde das Stift nach 843 Jahren aufgehoben.
Der kostbarste Gegenstand aus der Stiftszeit ist das fast 1000 Jahre alte Stiftskreuz, ein Reliquienkreuz aus goldumkleidetem, mit echten Bergkristallen geschmücktem Eichenholz. Auf der Vorderseite des Kreuzes ist ein Kaiser Heinrich als Stifter bezeichnet, bei dem es sich vermutlich um Heinrich III. handelt. Das ikonographische Programm der Vorderseite, auf der die Essener Stadtheiligen Cosmas und Damian wie auch Petrus und Paulus in derselben Anordnung wie beim Essener Theophanu-Evangeliar abgebildet sind, verweist darauf, dass das Stift Borghorst als Tochtergründung des Stifts Essen entstand. Das Kreuz wurde in der Pfarrkirche St. Nikomedes in Borghorst gezeigt.
Während des Achtzigjährigen Kriegs, in dem die Niederlande um ihre Unabhängigkeit von Spanien kämpften, besonders in der Zeit von 1578 bis 1603, hatte das Borghorster Damenstift schwer unter den wilden Kriegshorden zu leiden. Ein Bruder oder naher Verwandter der zu dieser Zeit amtierenden Äbtissin Anna von Daun-Falkenstein durchzog 1590 verwüstend das Hochstift Münster. Der Graf von Falkenstein-Oberstein quartierte sich mit dem Grafen von Hollach in Metelen und Borghorst ein. Die damalige Pröbstin von Borghorst, Anna von Stricks, wurde ermordet. In einer Urkunde aus dem Schlossarchiv in Burgsteinfurt wird berichtet, dass über 100 spanische Reiter in die Grafschaft Steinfurt, besonders in das Kirchspiel und Dorf Borghorst, feindlich, bewaffnet und unerwartet eingefallen sind. Unglaubliche Verwüstungen fanden statt, alles Brauchbare und Wertvolle nahmen sie mit. Die Bevölkerung wurde um 250 Stück Vieh und Pferde beraubt.
Borghorst gehörte seit 1816 zum Kreis Steinfurt. Von 1844 bis zur Aufhebung aller preußischen Einzelgemeindeämter im Jahre 1934 bildete die Gemeinde ein eigenes Amt.[6]
Eine schnelle Entwicklung setzte nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 mit der verkehrstechnischen Erschließung und fortschreitenden Industrialisierung des Landes ein. In Borghorst hatten zuvor viele Generationen neben dem Ackerbau die Hausweberei betrieben. Ein großer Teil der Erzeugnisse wurde nach Holland, Spanien und England, sogar bis in deren fernste Kolonien verkauft. Nun entstand eine Vielzahl von Fabriken: Webereien, Spinnereien, Veredlungsbetriebe, Nähereien und Strickereien. Die Entwicklung der Textilindustrie war vor allem mit den Namen Arnold Kock, Lanvers & Brinkhaus, Brinkhaus & Wieschebrink, A. Wattendorff verbunden.
Mit dem fortschreitenden Wachstum wurde 1885 die alte Stiftskirche abgebrochen, um eine neue, erheblich größere Kirche errichten zu können. Diese neue Pfarrkirche St. Nikomedes entstand 1885–1889; ihr Architekt war der in Köln geborene Hilger Hertel der Ältere (1831–1890), der an der Kölner Dombauhütte ausgebildet worden war. Der Kirchenraum hat eine Gesamtlänge von 66 m, ist 26 m breit und 21 m hoch; damit ist die Kirche eine der größten Hallenkirchen in Nordrhein-Westfalen. Die Turmhöhe der Kirche beträgt 99 m. Während der Bauzeit ereigneten sich drei tragische Unfälle, bei denen ein Bauarbeiter schwer und zwei tödlich verletzt wurden.
Um 1950 liefen im Stadtgebiet noch rund 100.000 Spindeln und 2.600 Webstühle. Von dieser blühenden Textilindustrie ist nichts geblieben, nur vereinzelt sind heute noch Betriebe in der Textilproduktion tätig. Viele ehemalige Produktionsstätten namhafter Unternehmen wurden abgerissen, stehen leer oder werden heute anderweitig genutzt. Eine Ausnahme bildet die 1875 gegründete Arnold Kock Textil, die 2014 vom Borkener Textilbetrieb Wilh. Wülfing GmbH & Co. KG übernommen wurde und in Borghorst fortgeführt wird.
Am 21. Mai 1950 wurde Borghorst zur Stadt ernannt.[5]
Im Ortskern schließt das neue BWS-Zentrum unmittelbar an die Fußgängerzone an. Der unter Denkmalschutz stehende Schornstein (einer von zwei Schornsteinen mit eisernem Löschwasserbehälter) der ehemaligen Borghorster Warps-Spinnerei (BWS) blieb bei Errichtung des Einkaufszentrum als Erinnerung an die Epoche der Textilindustrie in Borghorst stehen.
In den Jahren 1939 bis 1945 fanden zahlreiche Bombardierungen im Stadtgebiet statt. Borghorst ergab sich am 31. März 1945 kampflos den einrückenden britischen Truppen. Die Aktion Stolpersteine protestierte 2014 gegen den Abriss der Villa Heimann.[7]
Jahr | Borghorst | Burgsteinfurt |
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1793 | 2200 | |
1810 | 2181 | |
1820 | 2530 | |
1871[8] | 3677 | 3261 |
1910 | 8572 | 5708 |
1951 | 14650 | 11798 |
1961 | 15527 | 12241 |
1970 | 17238 | 12349 |
1974 | 17619 | 13272 |
2002[9] | 19541 | 14812 |
2003 | 19721 | 14844 |
2004 | 19808 | 14963 |
2005 | 19772 | 15069 |
2006 | 19789 | 14999 |
2007 | 19691 | 15038 |
2008 | 19619 | 14883 |
2009 | 19531 | 14794 |
2010 | 19490 | 14640 |
2011 | 19326 | 14597 |
2012 | 19222 | 14648 |
2013 | 19097 | 14625 |
2014 | 19146 | 14659 |
2016 | Steinfurt gesamt: 33.633 |
Burgsteinfurt
Borghorst
Stenvorde, Burgsteinfurt
Burhurst, Bornhorst, Burchorst, Burchurst, Borchorsth, Borchorst, Borghorst
Dume, Dumethe (1283), Dummete (1439), Dumete (1090)
Der Name wird von einem Hof gleichen Namens (14. Jahrhundert) abgeleitet.
Wilmesberghe, seit 1203 Wilmsberg
Der Ortsteil Burgsteinfurt ist Sitz einer evangelischen Enklave im katholischen Münsterland.
In den Grafschaften Bentheim-Steinfurt führt Graf Arnold II. 1544 die lutherische Lehre ein. Ab 1588 setzt sich ein allmählicher Wechsel von der lutherischen hin zur calvinistischen Richtung durch. Dieser ist etwa 1598 abgeschlossen.
Der Ortsteil Borghorst ist überwiegend römisch-katholisch.
Kirchengemeinden:
Der Rat der Stadt Steinfurt besteht aus 54 Ratsmitgliedern (2014: 46) und dem Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 13. September 2020 führte zu folgendem Ergebnis:[10]
Partei / Liste | Stimmenanteil | +/− %p | Sitze | +/− |
CDU | 36,2 % | − 1,8 | 20 | + 3 |
GRÜNE | 19,3 % | + 8,8 | 10 | + 5 |
SPD | 18,3 % | − 7,1 | 10 | − 2 |
FDP | 9,1 % | + 2,1 | 5 | + 2 |
Freie Wähler Steinfurt (FWS) | 9,1 % | − 0,3 | 5 | + 1 |
Grün-Alternative Liste Steinfurt (GAL) | 8,1 % | + 1,4 | 4 | + 1 |
Wahlbeteiligung: 56,85 % |
Bei der Bürgermeisterwahl am 13. September 2015 wurde die ehemalige FDP-Bundestagsabgeordnete Claudia Bögel-Hoyer gegen den mit Unterstützung von SPD und CDU erneut angetretenen Amtsinhaber Hoge zur neuen Bürgermeisterin gewählt. Bei der Kommunal am 13. September 2020 wurde sie als Einzelbewerberin mit 61,1 % der gültigen Stimmen im Amt bestätigt.[11]
Burgsteinfurt erhielt das Stadtrecht bereits 1347 von den Edelherren. Nach dem Aussterben der Edelherren erwarb die Stadt von deren Nachfolgern, den Grafen von Bentheim aus dem Hause Götterswick bei Dinslaken, durch Schenkung und Kauf weitere Stadtrechte wie Wegegeld und das Recht zur Erhebung der Biersteuer. Seit 1536 verfügte die Stadt Burgsteinfurt aufgrund dessen über die volle Selbstverwaltung durch gewählte Bürgermeister, Schöffen und Ratsherren. Das besondere Selbstbewusstsein der Bürgerschaft zeigte sich im 1561 erbauten Rathaus, das zu den bau- und kunsthistorischen Kleinoden der Kreisstadt zählt.
Borghorst erhielt 1930 das Recht, ein Gemeindewappen zu führen. Das Stadtrecht erhielt Borghorst am 21. Mai 1950.
Im silbernen Schild zeigt das Borghorster Wappen neun blaue Rauten. Es ist das abgewandelte Wappen der Burgmänner von Borghorst zu Horstmar. Diese Burgmänner gehörten zu den Ministerialen oder Dienstmannen des Bischofs von Münster.
Das Wappen von Burgsteinfurt wurde dem Stadtsiegel aus dem Jahre 1635 entnommen. Es handelt sich um einen roten Torbau, auf goldenem Grund. Die Darstellungen der Türme symbolisieren die beiden Türme der Hohen Schule und den Turm des Rathauses, aus dem Jahr 1561.
Nicht nur die plattdeutsche Sprache wird im gesamten Steinfurter Bereich gepflegt, auch das Schützenwesen ist eine alte Tradition der Steinfurter. Zudem arbeiten die Heimatvereine der beiden Ortsteile die Heimatgeschichte auf. So werden auch denkmalgeschützte Häuser gepflegt.
Das Domizil des Borghorster Heimatvereins ist das ehemalige Borghorster Rathaus, in dem auch das örtliche Heimatmuseum untergebracht ist. Dort befinden sich neben Zeugnissen bäuerlichen Lebens und Arbeitens, des Handwerks und der Textilindustrie, der Kirche und des Stifts noch sogenannte Torsten aus der St.-Nikomedes-Pfarrei. Der Burgsteinfurter Heimatverein hat seinen Sitz in der Niedermühle, an der Aa.
Während Borghorst durch die aufblühende Textilindustrie im 19. Jahrhundert zu Wohlstand kam, war Burgsteinfurt nie eine echte Industriestadt, sondern eine Stadt der Kultur und der Verwaltung.
Die Bundesautobahnen A 1 und A 31 sind von Steinfurt über die Bundesstraße 54 erreichbar. Im Stadtgebiet befinden sich des Weiteren folgende sechs Landesstraßen: L 510 (Gronau–Burgsteinfurt–Borghorst–Münster), L 559 (Burgsteinfurt–Nordwalde), L 567 (Burgsteinfurt–Wettringen), L 578 (Burgsteinfurt–Rheine-Elte), L 580 (Neuenkirchen–Burgsteinfurt–Dülmen) und L 590 (Borghorst–Hörstel-Riesenbeck).
Die Stationen Steinfurt-Burgsteinfurt, Steinfurt-Borghorst[13] und Steinfurt-Grottenkamp[14] werden im Stundentakt von der RB 64 „Euregio-Bahn“ Münster Hbf–Gronau–Enschede (NL) bedient. Zu den Hauptverkehrszeiten verkehren die Züge im Halbstundentakt. Der Bahnhof Steinfurt-Burgsteinfurt war zudem Umstiegsbahnhof für die Eisenbahnstrecke von Rheine nach Coesfeld und Anfangspunkt der Strecke über Ahaus nach Borken, die jedoch beide weitgehend zurückgebaut wurden.
Regionalbusse fahren im regelmäßigen Taktverkehr in die umliegenden Städte. Steinfurt gehört zur Verkehrsgemeinschaft Münsterland (VGM); die Fahrpreise werden nach dem Westfalentarif berechnet.
In etwa 25 km Entfernung befindet sich der Flughafen Münster/Osnabrück. In Borghorst-Füchten gibt es einen Segelflugplatz.
Der Dortmund-Ems-Kanal befindet sich rund 25 km von Steinfurt entfernt.
Im Stadtgebiet befinden sich der Bürgerwindpark Hollich und der Bürgerwindpark Hollich Sellen. Diese Windparks haben erheblich dazu beigetragen, dass die Kreisstadt Steinfurt seit 2016 ihren Energiebedarf bilanziell durch die Produktion von regenerativen Energien decken kann. Damit wurde eines der sechs Klimaschutzziele der Stadt Steinfurt 9 Jahre vor der Frist erreicht.[15]
In Steinfurt finden sich alle Schulformen, einschließlich des traditionsreichen Gymnasiums Arnoldinum, einem Nachfahren der Hohen Schule. Die Fachhochschule Münster unterhält in Steinfurt fünf Fachbereiche für Chemieingenieurwesen, Elektrotechnik und Informatik, Maschinenbau, Energie, Gebäude, Umwelt und Physikalische Technik.
In Steinfurt liegt der 3 ha großen Kreislehrgarten, mit einer Vielfalt unterschiedlichster Mustergärten (Steingarten, Kräutergarten und Bauerngarten). Besucher finden hier Tipps und Anregungen für die Pflege und Gestaltung ihrer eigenen Gärten, Kurse vermitteln alles Wissenswerte über umweltbewusstes Gärtnern. Mehr als 300 alte und neue Obstsorten werden hier auf ihre Eignung für das Münsterland geprüft. Der Kreislehrgarten enthält auch einen Garten-Erlebnis-Pfad.
In Steinfurt erscheinen Lokalausgaben der Tageszeitungen Westfälische Nachrichten und Münstersche Zeitung (jeweils für Burgsteinfurt und Borghorst). Ferner erscheinen jeweils wöchentlich mittwochs die Wochenzeitungen „Wir in Steinfurt“ und „Hallo“. Für die Stadt und den gesamten Kreis zuständig ist das Lokalradio Radio RST mit seiner Zentralredaktion in Rheine. Der WDR berichtet regional in seinen Fenstern auf WDR 2 und im WDR-Fernsehen. „Radio Q“ ist der neueste Radiosender für Steinfurt und richtet sich vor allem an die Studierenden der FH. Die Hauptredaktion sitzt in Münster. „Steinfurt.tv“ ist ein Informationsportal für Steinfurt und Umgebung. In dem Portal werden viele 360°-Ansichten der Stadt als virtuelle Touren angeboten.
Über 40 Sportvereine bieten mehr als 11.000 Mitgliedern in über 40 Sportarten aktive Betätigungsfelder. Das Sport- und Sportstättenangebot ist vielfältig und verbindet sich mit regelmäßig stattfindenden überregionale Sportveranstaltungen, wie zum Beispiel der Montgolfiade, dem Junioren-Weltcup im Fechten Steinfurter Schloss, dem internationalen Marathonlauf, Fahrradstraßenrennen oder Jugendfußballturnieren. Koordiniert werden die Sportaktivitäten über den Steinfurter Stadtsportverband. Der Kreissportbund Steinfurt hat seinen Sitz im Ortsteil Burgsteinfurt.[17]
UKM Marienhospital
1857 entschloss sich die Kirchengemeinde St. Nikomedes in Borghorst, „eine Krankenanstalt unter Leitung barmherziger Schwestern zu errichten“. Im Jahre 1863 nahm das Krankenhaus mit 20 Betten seinen Betrieb auf, nachdem die Mauritzer Franziskanerinnen aus Münster einen Konvent nach Borghorst entsendet hatten. Im Jahr 2015 schloss der Kreißsaal. Im Jahr 2016 wurde das Marienhospital Teil des Universitätsklinikums Münster. Das Krankenhaus hat rund 500 Mitarbeiter.[18]
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