Als Swahili oder Suaheli bezeichnet man eine kosmopolitische, aus einer Vielzahl von Städten zusammengesetzte Gesellschaft, deren Handelsaktivitäten die gesamte Küste Ostafrikas jahrhundertelang prägten. Der Begriff Swahili leitet sich von dem arabischen Wort sawāḥilī („Küstenbewohner“) ab und wurde erst im 19. Jahrhundert ein Ethnonym. Bewohner der Küstenregionen bezeichneten sich ursprünglich selbst als Araber oder Omani, eine andere Bezeichnung war der Terminus Zandsch oder Zenj (arabisch für ‚schwarz‘). Die Swahiligesellschaft war pluralistisch, allerdings gab es Hierarchisierung aufgrund ethnischer Herkunft. Die Gesellschaft definierte sich selbst durch den Islam, die Sprache sowie die städtische Kultur. Es kam jedoch niemals zu einer Staatenbildung. Sie besaß einen händlerischen Charakter, vermutlich aufgrund ihrer geographischen Lage am Horn von Afrika und am Indischen Ozean und unterhielt Beziehungen zu verschiedenen anderen Kulturen wie den Somali, den Indern und den Europäern.
Die frühesten Siedlungen der Swahili werden auf 100 v. Chr. bis 400 n. Chr. datiert. Sie lebten als Hirten, Räuber/Piraten oder Landwirte. Sie wussten schon früh, Eisen zu bearbeiten. Die Swahili nutzten Daus, kleine Boote, mit denen sie Wasserstraßen in den Monsunzeiten nutzten, um transkontinentalen Handel zu betreiben. Durch sie gelangten asiatischer Reis, die Kokosnuss, Bananen, Hirse, das Haushuhn und Ziegen nach Afrika. Die Existenz der Swahiligesellschaft ist etwa seit dem 1. Jahrtausend durch historische, schriftliche Quellen belegt. Es findet sich beispielsweise eine Erwähnung im Periplus Maris Erythraei als Azanische Küste, einem in Griechisch verfassten navigatorischen Reiseführer für Seefahrer. So gab es Einwanderer in die Swahiligesellschaft zum Beispiel aus Indonesien (via Madagaskar), aus Arabien und Persien und die Swahili waren auch die erste Gesellschaft, die ausführlicheren Kontakt mit Europäern, nämlich den Portugiesen, hatte. Innerhalb der Swahiligesellschaft lebt seit über 1000 Jahren eine indische Diaspora, deren Mitglieder sich niemals als Swahili verstanden. Auf der Insel Lamu lebten viele gestrandete Seeleute aus Ländern wie Persien und China.
Der Wohlstand der Swahili gründete auf dem Handel. Sie fungierten einerseits als Zwischenhändler für Waren aus dem afrikanischen Binnenland wie Gold, Schildpatt und Bergkristall, ab dem 18. Jahrhundert ganz besonders für Elfenbein und Sklaven. Andererseits waren sie fest in den internationalen Handel auf dem Indischen Ozean bis in den Mittelmeerraum hinein eingebunden. Die Impulse aus dem Handel förderten aber auch die lokale Wirtschaft. So war Mogadischu für die Herstellung von wertvollen Baumwollstoffen berühmt, Schiffswerften entstanden in vielen Städten, Sansibar und Kilwa unterhielten Münzprägestätten. Daneben betrieben die Swahili Gartenbau, Getreideplantagen, Viehhaltung, einige Goldminen und verschiedene Handwerke. Im 19. Jahrhundert wurde Sansibar vor allem durch seine ausgedehnten Nelkenplantagen reich, aber auch als Umschlagplatz für den intensiven Karawanenhandel bis in den Kongo hinein. Die Karawanen von der Küste wurden wegen ihres Sklavenraubs gefürchtet, Swahili war über Jahrhunderte unter Afrikanern als Sprache der Sklavenhändler bekannt und hatte damit einen schlechten Ruf.
Die Städte der Swahili waren im gesamten Indischen Ozean für ihren Reichtum und ihre blühende Kultur berühmt. Mombasa, Lamu, Sansibar-Stadt oder Bagamoyo zeugen noch heute von dieser Vergangenheit. Typisch für Swahilistädte war die Trennung in Teile und der kämpferische Wettstreit zwischen diesen Stadtteilen, zum Beispiel durch Tanzgruppen.
Der tansanische Lyriker, Autor und Essayist Shaaban Bin Robert, der vor allem in der Stadt Tanga wirkte, gilt als „Poet Laureate des Swahili“.