Thomas Berry Brazelton (* 10. Mai 1918 in Waco, Texas; † 13. März 2018 in Barnstable, Massachusetts) war ein amerikanischer Pädiater. Er war ein Pionier auf dem Gebiet der Erforschung des Verhaltens Neugeborener und hat viele Bücher über kindliche Entwicklung und Erziehung im Elternhaus veröffentlicht. Nach Benjamin Spock gilt Brazelton als einer der einflussreichsten Experten für Säuglingspflege und -erziehung in den Vereinigten Staaten.
Brazelton war der Sohn von Thomas Berry Brazelton und Pauline Brazelton, geb. Battle. Nach dem Besuch der Episcopal High School, einer hochschulvorbereitenden Highschool in Alexandria, Virginia ging er zur Princeton University, um ein Medizin-Vorbereitungsstudium zu absolvieren, das er 1940 mit dem Bachelor-Grad abschloss. Anschließend ging er nach New York City, um am College of Physicians and Surgeons der Columbia University Medizin zu studieren. Seinen Doktorgrad erwarb er 1943. Es folgte ein Berufspraktikum am Roosevelt Hospital. Anschließend wurde er zu einem einjährigen Militärdienst in die United States Navy Reserve eingezogen.[1][2]
Die berufspraktische Ausbildung (residency) absolvierte Brazelton 1945 am Massachusetts General Hospital in Boston und wechselte 1947 zum Boston Children’s Hospital, wo er sich weiter auf Pädiatrie spezialisierte. In dieser Zeit entdeckte er, dass sein Interesse nicht den Krankheiten, sondern der ganz normalen Entwicklung des Kindes galt. Um diesem Interesse weiter zu folgen, wechselte er als Psychiater zum Putnam Children’s Center in Roxbury, Massachusetts.[1][2]
1950 ließ Brazelton sich in Cambridge, Massachusetts mit einer eigenen Kinderarztpraxis nieder. 1951 wurde er als Dozent an die Harvard Medical School berufen. Zur selben Zeit begann seine Forschungstätigkeit, in deren Mittelpunkt die Entwicklung der frühkindlichen Wahrnehmung stand.[1][2]
1973 entwickelte Brazelton, gemeinsam mit einem Team von Kollegen, die Neonatal Behavioral Assessment Scale (NBAS), ein Messinstrument zur neurologischen Beurteilung Neugeborener (1984 überarbeitet). Die Skala erlaubte es Neonatologen und Kinderärzten, Hinweise auf mögliche spätere Entwicklungsprobleme bereits in den ersten Lebenstagen eines Kindes zu erkennen.[1][2]
Aus der Zusammenarbeit mit Edward Tronick entstanden die berühmten Still-face-Experimente (Experimente mit ausdruckslosem Gesicht). Untersucht wurden dabei die Reaktionen kleiner Kinder auf das Unterbrechen und die Wiederaufnahme einer liebevollen Situation von Angesicht zu Angesicht zwischen Bezugsperson und Kind.[3]
Als Experte leistete Brazelton politische Lobbyarbeit, um für familienfreundliche Gesetzgebung (Family and Medical Leave Act of 1993) und für Unterstützung für Kinder zu werben, die in Armut aufwachsen. Er schrieb zahlreiche Bücher und hatte von 1983 bis 1995 eine eigene Fernsehsendung, What Every Baby Knows, die 1994 einen Daytime Emmy Award gewann. Sein Anliegen als Medienperson und als Verfasser von Ratgeberliteratur bestand vor allem darin, Eltern zu helfen, ihre Kinder als Individuen über die gesamte Bandbreite unterschiedlicher Kindespersönlichkeiten und unterschiedlichen Kindesverhaltens hinweg zu verstehen.[1] Im Gegensatz zu vielen anderen Erziehungsratgebern der Zeit waren Brazeltons Bücher nicht evangelikal geprägt, sondern vernunftorientiert.[4]
Brazelton heiratete 1949 Christina Lowell, mit der er vier Kinder bekam und die 2015 starb. Er lebte in Massachusetts. Im März 2018 starb Brazelton zwei Monate vor Vollendung seines 100. Lebensjahres in seinem Haus in Barnstable (Massachusetts).[5]
Personendaten | |
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NAME | Brazelton, T. Berry |
ALTERNATIVNAMEN | Brazelton, Thomas Berry Brazelton (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | amerikanischer Kinderarzt |
GEBURTSDATUM | 10. Mai 1918 |
GEBURTSORT | Waco, Texas |
STERBEDATUM | 13. März 2018 |
STERBEORT | Barnstable, Massachusetts |