Tamaské

Landgemeinde Tamaské
Landgemeinde Tamaské (Niger)
Landgemeinde Tamaské (Niger)
Landgemeinde Tamaské
Koordinaten 14° 49′ N, 5° 39′ OKoordinaten: 14° 49′ N, 5° 39′ O
Basisdaten
Staat Niger
Region Tahoua
Departement Keita
Einwohner 111.358 (2012)

Tamaské ist eine Landgemeinde im Departement Keita in Niger.

Tamaské liegt in der Sahelzone. Die Nachbargemeinden sind Kalfou im Nordwesten, Keita im Nordosten, Garhanga im Südosten und Badaguichiri im Süden. Im Gemeindegebiet von Tamaské gibt es 44 Dörfer und 30 Weiler.[1] Der Hauptort der Landgemeinde ist das Dorf Tamaské.[2] Es liegt auf einer Höhe von 410 m.[3] Ein weiteres großes Dorf im Gemeindegebiet ist Sakolé.[1]

Weite Teile der Gemeinde einschließlich des Hauptorts befinden sich in der Gebirgslandschaft Ader Doutchi.[4] Die Haupttäler in Tamaské sind das Tamaské-Tal, in dem der Gemeindehauptort liegt, sowie das Keita-Tal, das Laba-Tal und das Doudoubey-Tal, die sich alle in den östlichen Nachbargemeinden fortsetzen.[5]

Tamaské lag im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts am südöstlichen Rand des Herrschaftsgebiets der Tuareg-Untergruppe Ullemmeden.[6]

Bei der Ankunft der ersten französischen Militärexpedition im Jahr 1900 war Tamaské bereits eine große Hausa-Siedlung. Frankreich richtete 1901 einen Militärposten im Ort ein.[7] Im Frieden von Tamaské unterwarf sich die Tuareg-Untergruppe Kel Gress im selben Jahr den Franzosen, nachdem sie zuvor in den Schlachten von Zanguébé und Galma besiegt worden war.[8] Der Markt von Tamaské war einer der bedeutendsten Märkte in der Region, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der französischen Verwaltung zugelassen wurden.[9] Der britische Reiseschriftsteller A. Henry Savage Landor besuchte Tamaské 1906 im Rahmen seiner zwölfmonatigen Afrika-Durchquerung und pries die reizvolle Lage des Orts und die Bauweise der Häuser in dieser Gegend.[10] Im Jahr 1913 wurde Tamaské als eigener Kanton aus dem Kanton Keita herausgelöst.[7] Die 227 Kilometer lange Piste für Reiter zwischen den Orten Tahoua und Kornaka, die durch Tamaské führte, galt in den 1920er Jahren als einer der Hauptverkehrswege in der damaligen französischen Kolonie Niger.[11]

Tamaské erhielt 1988 gemeinsam mit neun weiteren nigrischen Orten den Status einer Gemeinde (französisch: commune). Zuvor hatte es landesweit zwölf Gemeinden gegeben.[12] Das Territorium der 2002 im Zuge einer landesweiten Verwaltungsreform geschaffenen Landgemeinde Tamaské entspricht dem des Kantons Tamaské.

Bei der Volkszählung 2012 hatte die Landgemeinde 111.358 Einwohner, die in 15.713 Haushalten lebten.[1] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 67.486 in 10.221 Haushalten.[13]

Im Hauptort lebten bei der Volkszählung 2012 21.387 Einwohner in 2868 Haushalten,[1] bei der Volkszählung 2001 12.929 in 1953 Haushalten[13] und bei der Volkszählung 1988 10.531 in 1539 Haushalten.[14]

Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 25 gewählte Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 21 PNDS-Tarayya, 2 ADN-Fusaha, 1 ADEN-Karkara und 1 MPR-Jamhuriya.[15]

Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 37 Dörfern in der Gemeinde, darunter dem Hauptort.[1]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Im Jahr 1979 wurde im Hauptort eine große Moschee im irakischen Stil errichtet. Finanziert wurde der Bau von Hausa-Händlern aus Tamaské, die nach Nigeria ausgewandert waren.[16] Im Dorf Zangarata steht eine in traditioneller Lehmbauweise errichtete Moschee.[17]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Im Hauptort wird ein Viehmarkt abgehalten. Der Markttag ist Sonntag.[18] Im Jahr 2010 wurde in Tamaské ein Handelszentrum für Zwiebeln eröffnet, nachdem 2007 in Tsernaoua die landesweit erste derartige Einrichtung geschaffen worden war. Die Region Tahoua ist für den Zwiebelanbau bekannt.[19] Das staatliche Versorgungszentrum für landwirtschaftliche Betriebsmittel und Materialien (CAIMA) unterhält Verkaufsstellen im Hauptort sowie in den Dörfern Darèye und Hiro.[20] In der Gemeinde befindet sich eine von drei Gerbereien in der Region Tahoua. Die beiden anderen sind in der Regionalhauptstadt Tahoua und im zur Landgemeinde Galma Koudawatché gehörenden Dorf Magaria Makéra Bakalé.[21] Die Niederschlagsmessstation im Hauptort liegt auf 370 m Höhe und wurde 1959 in Betrieb genommen.[22]

Gesundheitszentren des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) sind im Hauptort sowie in den Siedlungen Doudoubeye Tchédia, Goarome, Hiro und Sakolé vorhanden. Die Gesundheitszentren im Hauptort, in Doudoubeye Tchédia und in Goarome verfügen jeweils über ein eigenes Labor und eine Entbindungsstation.[23] In weiteren Dörfern gibt es einfache Krankenstationen vom Typ Case de Santé (SC). Das einzige Krankenhaus und die einzige Apotheke im Departement befinden sich in der Hauptstadt Keita.[24] Der CEG Tamaské und der CEG Sakolé sind allgemein bildende Schulen der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général (CEG).[25] Das Berufsausbildungszentrum Centre de Formation aux Métiers de Tamaské (CFM Tamaské) bietet Lehrgänge in familiärer Wirtschaft, Tischlerei und Schneiderei an.[26]

Tamaské liegt an der Nationalstraße 16.

  • Ousmane Kahidou Sidi: Insécurité alimentaire, stratégies paysannes et résilience dans la commune rurale de Tamaské. Mémoire. Faculté des Lettres et Sciences Humaines, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2017.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, Juli 2014, S. 353–355, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 27. März 2022 (französisch).
  2. Loi n° 2002-014 du 11 JUIN 2002 portant création des communes et fixant le nom de leurs chefs-lieux. République du Niger, 11. Juni 2002.
  3. Abdel Kader Hassane Saley: Évaluation des ressources en eau de l’aquifère du Continental Intercalaire/Hamadien de la Région de Tahoua (bassin des Iullemeden, Niger). Impacts climatiques et anthropiques. Thèse de doctorat. Université Paris-Saclay/Université Abdou Moumouni de Niamey, Saclay/Niamey 2018, S. 213 (tel.archives-ouvertes.fr [PDF; abgerufen am 9. April 2021]).
  4. M. Bocquier, M. Gavaud: République du Niger. Carte Pédologique de la Région de l’Ader Doutchi. Localisation des observations Pédologiques. ORSTOM, Paris (esdac.jrc.ec.europa.eu [abgerufen am 30. September 2018]).
  5. Maurizio Tiepolo: Schéma de Développement et d’Aménagement du Département de Keita – Bilan Diagnostic (11 juin 2008). (PDF) Projet de Développement Local dans l’Ader Doutchi Maggia, 11. Juni 2008, S. 28, abgerufen am 8. Oktober 2018 (französisch).
  6. Benedetta Rossi: The Keita Project: An Anthropological Study of International Development Discourses and Practices In Niger. Dissertation. London School of Economics and Political Science, University of London, London 2002, S. 297 (etheses.lse.ac.uk [PDF; abgerufen am 15. Oktober 2020]).
  7. a b Frédéric Giraut: La petite ville. Un milieu adapté aux paradoxes de l’Afrique de l’Ouest. Etudes sur le semis et comparaison du système social et-spatial de sept localités : Badou et Anié (Togo), Jasikan et Kadjebi (Ghana), Torodi, Tamaské et Keïta (Niger). Dissertation. Universität Paris 1 Panthéon-Sorbonne, Paris 1994, S. 166–167 (PDF-Datei; 2,3 MB [abgerufen am 12. Mai 2022]).
  8. André Salifou: La question touarègue au Niger. Karthala, Paris 1993, ISBN 2-86537-434-3, S. 122.
  9. Hassane Gandah Nabi: Commerçants et entrepreneurs du Niger (1922–2006). L’Harmattan, Paris 2013, ISBN 978-2-336-29136-9, S. 38.
  10. A. Henry Savage Landor: Across Widest Africa. An Account of the Country and People of Eastern, Central and Western Africa As Seen During a Twelve Months' Journey From Djibuti To Cape Verde. Volume II. Hurst and Blackett, London 1907, S. 363 (archive.org [abgerufen am 13. März 2021]).
  11. Maurice Abadié: La Colonie du Niger. Mit einem Vorwort von Maurice Delafosse. Société d’Editions Géographiques, Maritimes et Coloniales, Paris 1927, S. 428.
  12. Maman Salifou: Historique de la décentralisation au Niger. (PDF) Direction Générale de l’Administration Territoriales et des Collectivités Locales, Ministère de l’Intérieur, de la Sécurité Publique et de la Décentralisation, République du Niger, Mai 2008, S. 11, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Juli 2018; abgerufen am 8. Mai 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cfgct.ne
  13. a b Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
  14. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 314 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  15. Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org
  16. Frédéric Giraut: La petite ville. Un milieu adapté aux paradoxes de l’Afrique de l’Ouest. Etudes sur le semis et comparaison du système social et-spatial de sept localités : Badou et Anié (Togo), Jasikan et Kadjebi (Ghana), Torodi, Tamaské et Keïta (Niger). Dissertation. Universität Paris 1 Panthéon-Sorbonne, Paris 1994, S. 170 (PDF-Datei; 2,3 MB [abgerufen am 12. Mai 2022]).
  17. Dorothee Gruner: Die Lehmmoschee am Niger. Dokumentation eines traditionellen Bautyps. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1990, S. 356.
  18. Mahamadou Saley, Yatta Paul Maurice Mohamed: Projet Régional d’Appui au Pastoralisme au Sahel (PRAPS). Etude diagnostique des Systèmes d’Information sur les marchés à bétail du Burkina Faso, du Mali, de la Mauritanie, du Niger, du Sénégal et du Tchad. Rapport Définitif. (PDF) CILSS, November 2016, archiviert vom Original am 17. Mai 2017; abgerufen am 10. Januar 2022 (französisch).
  19. RECA Info. Bulletin trimestriel d’information du Réseau National des Chambres d’Agriculture du Niger. Nr. 8, Juni 2010, S. 2 (reca-niger.org [PDF; 257 kB; abgerufen am 18. Oktober 2020]).
  20. CAIMA. In: Béret Vert. Bulletin de Liaison et d’Information des Forces Armées Nigériennes. Nr. 17, Mai 2013, S. 28.
  21. Présentation de Tahoua, région phare de la sixième édition du SAFEM 2009. (PDF; 887 kB) SAFEM, S. 8, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Juli 2014; abgerufen am 5. März 2012 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.safem.info
  22. Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S. 10 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 19. März 2022]).
  23. Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Januar 2023; abgerufen am 10. November 2020 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/snisnet.net
  24. Maurizio Tiepolo: Schéma de Développement et d’Aménagement du Département de Keita – Bilan Diagnostic (11 juin 2008). (PDF) Projet de Développement Local dans l’Ader Doutchi Maggia, 11. Juni 2008, S. 49 und 55, abgerufen am 8. Oktober 2018 (französisch).
  25. Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des données. Institut National de la Statistique, République du Niger, 28. November 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. November 2020 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/anado.ins.ne (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  26. CFM (Centre de Formation aux Métiers) de Tamaské. Ministère des Enseignements Professionnels et Techniques, République du Niger, abgerufen am 18. November 2020 (französisch).