Technologietransfer ist in der Volkswirtschaftslehre die externe Verwertung technologischen Wissens. Durch den Austausch wird die Nutzbarmachung dieses Wissens für Dritte ermöglicht.
Als Technologietransfer wird zum einen die Weitergabe industrieller Fertigungsverfahren oder Verfahrenstechniken an Entwicklungs- oder Schwellenländer einschließlich der finanziell unterstützten Weiterbildung von Ingenieuren und Wissenschaftlern an westlichen Hochschulen und Forschungsstätten, zum anderen die Übertragung und wirtschaftliche Verwertung wissenschaftlicher Erkenntnisse aus der Wissenschaft in die Wirtschaft bezeichnet. Gegenstand eines Technologietransfers ist meist Know-how.
In der Literatur findet man unterschiedliche Definitionen vor, die jedoch im Großen und Ganzen dieselben Merkmale aufweisen:
Technologietransfer dient nicht als Ziel, sondern als Mittel zur Steigerung des Wirtschaftswachstums, der Wirtschaftlichkeit und somit auch des Wohlstands. Grund hierfür ist die Steigerung des Nutzungsgrades der Technologie. Daran sind unter anderem Hochschulen, Wirtschaft und die Politik beteiligt.
Unter Technologietransfer versteht man im internationalen Zusammenhang den Übergang wirtschaftlich verwertbarer Fähigkeiten von einem Land in ein anderes. Man unterscheidet dabei zwischen verschiedenen Arten des Technologietransfers.
Beim gütergebundenen Technologietransfer findet ein Export von Investitionsgütern statt, welche vorher im Empfängerland nicht vorhanden waren. Dagegen spricht man vom personengebundenen Technologietransfer, wenn inländische Arbeitskräfte von Ausländern, mittels Beratung und Aus- und Weiterbildung, angelernt werden. Weiterhin bezeichnet man den Verkauf von Patenten, Lizenz- und Know-how-Verträgen und durch internationale Unternehmenskooperationen im Bereich Forschung und Entwicklung stattfindenden Austausch, als nicht-faktorgebundenen Technologietransfer. Ziel dieser Zusammenarbeit ist der Erwerb von technologischen Vorsprüngen des Partners. Ein Großteil (70–80 %) dieser Form des technologischen Austauschs findet zwischen verbundenen Unternehmen wie Mutter- und Tochtergesellschaften statt. Eine Umwandlung über Medien wie Bücher, Zeitschriften usw. bezeichnet man als nicht kommerziell betriebenen Technologietransfer. Neben diesen Arten gibt es auch illegale Formen des Technologietransfers, welche sich in Industriespionage und der Verletzung gewerblicher Schutzrechte wie Patente etwa durch Nachahmerprodukte niederschlagen.[4]
Technologie wird im weitesten Sinn als Gesamtheit der Fähigkeiten zur Kontrolle und Nutzung der Umwelt verstanden. Dabei ist technologisches Wissen bei ausgebildeten Personen, in Maschinen und Anlagen und in anderen Einrichtungen des Produktionsapparates vorhanden. Ein wichtiger Punkt bei der Transferierung technologischen Wissens liegt in dessen Speicherung. Schließlich kann bei Missachtung der Wissensspeicherung kein Austausch mehr stattfinden. Man unterscheidet bei der Anhäufung des Wissens zwischen künstlichen und natürlichen Wissensträgern. Wobei künstliche Wissensträger vor allem als elektronische Speichermedien (z. B. Disketten, CD-Rom) verstanden werden. Dem gegenüber steht das menschliche Gehirn als natürlicher Wissensträger.[5]
Bei der Verbreitung fortschrittlicher Technologien stehen multinationale Unternehmen im Rahmen internationaler Produktion an erster Stelle. Bei einer im Ausland gegründeten Tochtergesellschaft wird man nicht nur mit modernen Produktionstechnologien, sondern auch mit modernen Managementtechniken konfrontiert. Folglich kommt es beim Informationsaustausch innerhalb des Unternehmens zu einem permanenten Technologietransfer. Der Großteil der Ausgaben im globalen Patent- und Lizenzverkehr besteht aus konzerninternen Zahlungen, da multinationale Unternehmen weltwirtschaftlich immer mehr an Bedeutung zunehmen.[6]
Die Förderung des Wissens- und Technologietransfers ist auch gesetzliche Aufgabe der deutschen Hochschulen (§ 2 Abs. 7 HRG). Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Mittlerorganisationen spielen eine zunehmend wichtige Rolle.[7] In der wirtschaftlichen Zusammenarbeit stellen der nachhaltige Technologietransfer und die Qualifizierung der internationalen Partner entscheidende Elemente dar.[8]
Betrachtet man den Technologietransfer in Entwicklungsländern, steht der industrielle Aufholprozess sowie die Entwicklung und Übertragung der Technologie an die besonderen Bedingungen im Vordergrund. Dabei zielt man besonders auf die Anpassung an klimatische Bedingungen und die Beherrschbarkeit durch die Inländer ab. Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit durch die Bundesregierung findet der Technologietransfer durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (giz) GmbH statt.
Im Hinblick auf die Genehmigung, Möglichkeiten der Vertragsgestaltung und die Besteuerung existieren verschiedene staatliche Regelungen die von Land zu Land unterschiedlich sind.[9]
Der Umgang mit Technologie und Innovation hat hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in der heutigen Zeit einen hohen Stellenwert. Dabei stellt technologisches Wissen aufgrund zunehmender technologischer Abhängigkeit eine vorwiegende Größe dar.[10]
Historisch betrachtet kam Technologietransfer hauptsächlich zwischen Industrie- und Entwicklungsländern vor. Durch die zwei Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 war die Weltwirtschaft geschwächt. Aufgrund dessen erfolgte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein allmählicher Wiederaufbau. Durch die daraus entstehende erneute Globalisierung wurde der Wettbewerb zwischen den Industriestandorten entzündet.[11]
Man schenkte insbesondere dem Transfer aus Raumfahrt und Militärtechnik in Industrieländern eine größere Beachtung. Der Schwerpunkt des Transfers in Entwicklungsländer war eine Art technologische Entwicklungshilfe in Form gesellschaftsüberschreitender Beratung. Die erste Ölkrise 1973/74 und die allgemeine wirtschaftliche Rezession der 1970er Jahre[12] ließen es notwendig erscheinen, „schneller als bisher wissenschaftlich-technische Ergebnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten aus der Forschung in die Wirtschaft und in den öffentlichen Sektor zu übertragen, um Produkte, Verfahren und qualifizierte Dienstleistungen zu verbessern und damit günstige Bedingungen für Innovationen zu schaffen“.[13] Die heutige Sichtweise von Technologietransfer wird durch die abnehmende Halbwertszeit von Technologie und dem zugehörigen Know-how (z. B. immer kürzere Produktlebenszyklen) immer mehr an Bedeutung gewinnen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Zudem wird bisher nur ein geringer Prozentsatz neuer wissenschaftlicher Konzepte in technische Anwendungen überführt.[14]
2002 wurde das sog. Hochschullehrerprivileg abgeschafft, um den Universitäten die Möglichkeit zu eröffnen, alle wirtschaftlich nutzbaren Erfindungen in ihrem Bereich schützen zu lassen und auf dieser Basis stärker und effektiver als bisher einer industriellen Verwertung zuzuführen.
Mit dem Förderprogramm Horizont 2020 trägt die Europäische Union zu Forschung und Innovation von der Grundlagenforschung bis zur Marktreife neuer Produkte bei.
Technologietransfer wird als planvoller, zeitlich begrenzter, privatwirtschaftlich oder staatlich unterstützter Prozess verstanden, dem in der Regel eine vertragliche Vereinbarung (z. B. Lizenzvertrag) zugrunde liegt. Dabei werden freie Technologien (z. B. Patente, Lizenzen) und gütergebundene Technologien (z. B. Spezialmaschinen, vollständige Fabrikanlagen) unterschieden. In der Entwicklungspolitik stellt Technologietransfer darüber hinaus ein wichtiges Instrument dar.[3]
Technologietransfer findet zwischen Hochschulen, Erfindern, Forschungseinrichtungen und Unternehmen, innerhalb multinationaler Unternehmen, zwischen verschiedenen Unternehmen, zwischen Industrieländern sowie zwischen Industrie- und Entwicklungsländern statt.
Es gibt zwei Transferrichtungen, „technology push“ und „demand pull“. Zum ersten ist zu sagen, dass Technologie aus der Wissenschaft in die Wirtschaft transferiert wird. Das heißt, dass erst eine neue technische Entwicklung entsteht und erst dann mögliche Anwendungen und Nutzer gesucht werden (Transferrichtung: Wissenschaft → Wirtschaft). Bei „demand pull“ erfolgt die technische Entwicklung erst nach den Bedürfnissen der Wirtschaft. Das bedeutet, dass sich die Unternehmen mit einem konkreten Auftrag einen Transferpartner suchen, welcher dann eine Lösung bereitstellt (Transferrichtung: Wirtschaft → Wissenschaft).
Wird Wissen (bzw. Technologie) innerhalb einer Organisation von einem Subsystem in ein anderes übertragen, so spricht man von intraorganisatorischem Transfer. Der interorganisatorische Transfer erfolgt zwischen zwei wirtschaftlich und rechtlich selbstständigen Organisationen.[15]
Direkte Transfermaßnahmen erkennt man an einer unmittelbaren Beziehung zwischen dem Transfergeber und dem Transfernehmer. Das bedeutet, dass in keiner Phase des Transfers ein Transfervermittler (Transferstelle) beteiligt ist. Indirekte Transfermaßnahmen umfassen alle Formen des Transfers, bei denen die Übertragung von Technologie zwischen den beiden Transferpartnern über Transfervermittler erfolgt. Eine mittelbare Beziehung der Transferpartner ist die Folge.[16]
Unter vertikalem Transfer versteht man den Übertragungsvorgang zwischen Institutionen unterschiedlicher Ebenen, also zwischen Anbietern von Wissen (Universitäten, Forschungseinrichtungen) und Nachfragern von Wissen (Unternehmen, Verwaltungen). Unter horizontalem Transfer wird der Transfer zwischen Institutionen der gleichen Ebene (Forschungseinrichtungen, Unternehmen) verstanden.[17]
Beim passivierten Transfer wird Wissen nur zur Verfügung gestellt, während beim aktivierten Transfer zwischen Transfergebern und Transfernehmern über den ganzen Transferprozess hinweg auch intensive Kontakte stattfinden. Transfer bedeutet bei der aktivierten Form Einbringen von Sachverstand und gemeinsames Entwickeln einer Problemlösung in einem intensiven interaktiven Prozess.
Bei Reverse-Innovation-Prozessen handelt es sich um den Transfer von radikal einfachen, preisgünstigen, in Entwicklungs- oder Schwellenländern entwickelten Technologien in Industrienationen.
Beim Vollzug des Technologietransfers unterscheidet man zwischen internationalem Warenhandel, insbesondere dem Import von Kapitalgütern durch die Entwicklungsländer, und der Weitergabe von Produktions-Know-how. Dabei lehnt der internationale Warenhandel auf die gütergebundene Technologie und die mit einem Produkt verkörperte Funktions- und Arbeitsweise. Wohingegen die Weitergabe des Produktions-Know-hows auf die freie (nicht gütergebundene) Technologie zielt. Diese kann als Plan verstanden werden, der alle Informationen zur Herstellung eines Produktes bestimmter Qualifikation mit bestimmten Produktionsverfahren enthält. Eine generelle Abgrenzung des Technologietransfers zum Know-how-Transfers ist jedoch nur bedingt möglich, da diese häufig in Verbindung stehen.[18]
Zivilgesellschaftliche Gruppen argumentieren seit geraumer Zeit, dass im Rahmen der digitalen Revolution insbesondere öffentlich finanzierte Forschungseinrichtungen und Universitäten ihren Technologietransfer durch offene Bereitstellung ihrer technischen Dokumentation optimieren können, beispielsweise im Bereich Open-Source-Hardware.[19]
Es existiert eine Vielzahl an verschiedenen Formen von Technologietransfer. Jedoch ist keines dieser Instrumente so optimal, dass es andere überflüssig macht. Vielmehr laufen diese Transfermechanismen parallel und greifen ineinander.[20]
Transferart | Merkmale |
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Auftragsforschung | Unternehmen beauftragen bestimmte Forschungseinrichtungen mit einem konkreten Forschungsauftrag, zu festgelegten Bedingungen. Die Forschungsergebnisse sind exklusives Eigentum des Unternehmens. |
Beratung | Experten, Spezialisten, Erfinder beraten wirtschaftliche Institutionen. Die Beratung wird in der Regel nach festen Tagessätzen abgerechnet und erstreckt sich über wenige Tage. |
Lizenzierung | Bei der Lizenzierung wird ein Recht von einer Forschungseinrichtungen erworben, ein bestimmtes Forschungsergebnis zu nutzen. |
Förderprojekte | Im Rahmen öffentlich geförderter Forschungsprojekte arbeiten mehrere Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft an einer gemeinsamen Problemstellung, z. B. Handwerksbetriebe und Fachhochschulen. Die Ergebnisse des Projektes werden öffentlich zugänglich gemacht. |
Diplom- und Studienarbeiten | Forschungs- und Entwicklungsfragestellungen können über Diplom- oder längere Studienarbeiten wissenschaftlich bearbeitet werden. Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Studenten kann das Unternehmen erste Kontakte zu Wissenschaftlern aufbauen. |
Firmenpraktika | In längeren Betriebspraktika können von Studenten Forschungsfragen bearbeitet werden. Hier ist eine sehr intensive Betreuung durch das Unternehmen besonders bei Studenten jüngerer Semester notwendig. |
Weitere wichtige Formen: Kooperationsforschung, Gutachten, Publikationen, informelle Treffen, Konferenzen, Seminare, Vermittlung von Hochschulabsolventen, Patente, Open-Source-Dokumentation, Vor-Ort-Demonstrationen etc.
Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Forschungseinrichtungen aus Wissenschaft und Wirtschaft. Diese Auswahl ist nur ein Bruchteil der in Deutschland vorhandenen Transferstellen.